Schröpfen regt das Immunsystem an

Themenstarter
Beitritt
15.10.06
Beiträge
2.937
Auf dieser Seite findet man Infos zum Thema:
Immuntherapie

Schröpfen reguliert gestörte Körperfunktionen (Muskelverspannungen, Reizzustände) und unterstützt Selbstregulationsmechanismen (Durchblutung, Immunsystem). Die Fähigkeit des Körpers zur Abwehr und Bekämpfung von Erkrankungen wird angeregt. Hinzu kommt die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung.

Unblutiges Schröpfen nimmt Einfluß einerseits auf die diversen Segmentbereiche des Körpers, die über kutiviszerale Reflexbögen auch mit den inneren Organen korrespondieren. Andererseits wirken die daraus resultierenden Hämatome als Reiz zur Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte. Die Schröpfmassage ist eine Sonderform des unblutigen Schröpfens, bei der die Schröpfköpfe auf diversen Hautpartien verschoben werden. Sie wirkt stärker durchblutungsfödernd und immunsteigernd als eine normale Massage

Es gibt Schröpfgläser mit aufgesetztem Gummiball, der es ermöglicht, den Sog ganz einfach herzustellen und zu kontrollieren.
Die Gläser gibt es in verschiedenen Grössen für verschiedene Körperzonen.
Was mich bei der Methode überzeugt ist der Umstand, dass man nicht - wie bei einer Massage - Blut mittels Druck aus dem Gewebe vorerst entfernt, sondern dass man mit den durch das Vakuum angesogenen Säften das Unterhautgewebe quasi " impft ".
Schröpfmassagen auf dem Rücken im Lungenbereich können zum Beispiel im Winter eine tolle Immunstimulation sein.
Es gibt ein paar Regeln, die beachtet werden müssen wie zum Beispiel:
Nicht oberhalb der Schultern schröpfen, nicht auf Narben schröpfen, nicht auf der Wirbelsäule schröpfen, usw.

Liebe Grüsse, Sine
 
Hallo Sine :),

sorry, aber bei solch einem tollen Thema kann ich nicht anders :D!


(auf dem Bild links ist das Schröpfen dargestellt)


Mit der Gründung der ersten Universitäten zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert verlagerte sich der medizinische Unterricht an diese neuen Lehrstätten. Für die Medizinerausbildung erlangten die Universitäten von Paris, Bologna und Padua besondere Bedeutung. Die fortschrittlichen Ansätze der frühen Medizinschulen wichen hier jedoch einer zunehmenden Dogmatisierung und Autoritätsbefangenheit. Vor allem die Schriften Galens bildeten die wesentliche Grundlage des Lehrstoffs, Kritik oder Infragestellung dieses Klassikers kamen nicht in Frage. Dies galt auch für seine anatomischen und physiologischen Beschreibungen. Obwohl Sektionen zu dieser Zeit nicht untersagt waren, veränderten sie die anatomischen Kenntnisse kaum. Nach der Lehre Galens war die Humoralpathologie das vorherrschende Krankheitskonzept des Mittelalters. In der Diagnostik spielten Pulslehre und Harnschau eine wichtige Rolle, therapiert wurde vor allem mit ausscheidenden Methoden wie Aderlass, Schröpfen und Abführmitteln, außerdem war die umfassend verstandene Diätetik von großer Bedeutung.
Streifzüge durch die Medizingeschichte - Onmeda: Medizin und Gesundheit



Das Schröpfen:

Beim Schröpfen setzte der Bader eine erhitzte Glas- oder Metallglocke über eine Hautritzung um auf diese Weise Blut zu entziehen. Wie auch beim Aderlass sollte so das richtige Verhältnis der Flüssigkeiten im Körper wieder hergestellt werden. Die Lehre von der ausgewogenen Körperflüssigkeit geht auf den griechischen Arzt Galen zurück, der im 2. Jahrhundert in Rom praktizierte. Man glaubte das das Verhältnis der vier Körpersäfte, weißer Schleim, schwarze und gelbe Galle, sowie Blut, unmittelbar mit Krankheit und Gesundheit des Menschen zusammenhingen.

Ebenso wurde die Mischung der Säfte für das Temperament und die Gemütsverfassung des Kranken verantwortlich gemacht.
Medizin 2





In Hildegard von Bingens Schriften nimmt das Schröpfen, u. a. neben dem Aderlass, viel Raum ein.



Hier eine gut lesbare Übersetzung:
Vom Schröpfen. Wem die Augen von bösen Säften dunkel werden oder schwären oder das Fleisch um die Augen anschwillt, der lasse hinter den Ohren und am Nacken durch Hörner oder Schröpfgläser (cornibus aut ventosis) mässig Blut ab, drei oder vier Mal im Jahr; wenn er sich aber nothgedrungen dort öfter schröpfen lässt, lasse er desto weniger Blut abnehmen ... Er lasse sich an dem schmerzenden Körpertheile das Blut entfernen. Hat einer an der Zunge Schmerzen, so dass sie schwillt oder schwärt, schneide man sie mit kleinem Schnepper oder der Bremse (cum flebotomo aut cum brema, vgl. mein Progr. S. 7; Dorn?) ein wenig ein, damit dort das eitrige Blut austritt, und es wird ihm besser gehen. Hat einer Zahnschmerzen, schneide er in gleicher Weise ins Zahnfleisch ... Wessen Herz traurig, wessen Geist niedergeschlagen ist, lasse in der Mediana Blut ab ..., wenn man Leber- oder Milzschmerzen hat, wenn man Athembeklemmung im Hals oder in der Kehle wahrnimmt, wessen Augen sich verdunkeln, der lasse von der Epatica Blut abnehmen; dann wird es ihm besser gehen. ... Der Einschnitt in die genannten Hauptadern muss in der Armbeuge erfolgen. ... Man soll aber, ob Mann oder Weib, während man in der Jugendzeit in Länge und Breite wächst, die Ader nicht zur Blutentleerung aufschneiden, wennschon es die Noth zu erheischen scheint, weil während des Wachsthums von Adern und Blut bei einem Einschnitt und Blutverlust der Mensch schwach wird an Körper und Wesen und in seinem Geist gleichsam leer. Sondern wenn es die Noth fordert, soll er Erhitzungen machen und durch Schröpfen Blut ablassen ... Wenn aber der Mensch über diese Zeit hinaus ist und er körperlich nicht mehr wächst, also nach dem 20. Jahr, so mag er, wenn Krankheiten es nöthig machen, einschneiden, aber nur wenig Blut ablassen. Wenn er aber körperlich gesund ist, lasse er nicht zur Ader, sondern lasse sich schröpfen und mache Erhitzungen. Wenn er aber das vollendete Lebensalter von 30 Jahren erreicht hat, kann er, ob gesund oder krank, mässig zur Ader lassen ... (Die Widersprüche in diesen Verordnungen lassen erkennen, dass die Heilkünstler des 12. Jhs. über den Werth des Aderlasses verschiedener Meinung waren und vielleicht Hildegard selbst während ihrer langen Praxis ihre Ansichten geändert hat.)...Wer zur Ader gelassen hat, muss sich 3 Tage lang vor dem Licht der Sonnenstrahlen und brennenden Feuers hüten ... Das Tageslicht aber ist milde und schadet dem Geschwächten nicht, wenn die Sonne nicht zu hell scheint. Aber stets und besonders in der Aderlasszeit kocht das die Augen umgebende Fleisch von Sonnen- und Feuersglut auf, und das Augenlid (pellicula, scilicet membrana quae oculos continet) wird träge, und so wird das Gesicht verdunkelt. Der Geschwächte aber darf verschiedenartige und gebratene Speisen und solche von verschiedenartigem Saft, rohes Obst und rohes Gemüse nicht geniessen, denn diese würden in seinen Adern nur den Eiter, nicht das Blut mehren. Auch starken Wein darf er nicht trinken ..., er esse vielmehr passende Speisen und ein oder zwei Gerichte, so dass er anständig satt wird (ita quod sibi honeste sufficiat), und trinke leichten, reinen Wein. Das thue er zwei Tage lang, weil dann noch das geschwächte Blut in Erregung ist. Am dritten Tage bekommt sein Blut wieder Kräfte und vertheilt sich an seine Stellen. Käse aber soll der Geschwächte vermeiden ... Wenn einer sich zur Ader lassen will, so thue er das nüchtern ... nur wenn einer sehr schwächlich und krank ist, nehme er ein wenig Speise vor dem Aderlass, damit er nicht schwach werde. Auch das Schröpfen geschehe in der Nüchternheit. Damit er aber keine Herzschwäche bekommt, nehme der Mensch vor dem Schröpfen etwas Brot und Wein ... Das Schröpfen ist für Jünglinge zuträglicher als für Greise .. und geschieht besser im Sommer als im Winter ...Wer weiches und fettes Fleisch hat, lasse sich ein einem Monat zweimal durch Schröpfen Blut abziehen. Wer aber mager ist, kann es nöthigenfalls in jedem Monat einmal thun. Bei Augen-, Ohren- oder Kopfschmerzen setze man den Schröpfkopf zwischen Hals und Rücken, bei Brustschmerzen auf die Schulterblätter, bei Seitenschmerzen auf beide Arme an die Handwurzel, bei Schmerzen in den Beinen auf die Weichen, bei Unterleibsschmerzen zwischen Gesäss und Kniebeuge auf das Hüftgelenk. Auf die Stelle aber, auf die man den Schröpfkopf setzt, darf man ihn nicht öfter als drei oder viermal in einer Stunde, in der das Blut abgezogen wird, setzen. Auf den Waden und Schienbeinen darf nicht oder nur selten geschröpft werden ... Wer sich auf diese Art durch Schröpfen Blut und Säfte abzapfen lässt, braucht sich vor Sonnen- und Feuersglut und Speisen nicht so in Acht zu nehmen, als wenn er zur Ader gelassen hätte .... Die Erhitzung aber (ustio autem, scilicet coctura) ist stets gut und nützlich, weil sie, vorsichtig angewendet, Säfte und Schleim innerhalb der Haut vermindert und dem Körper Gesundheit bringt. Sie eignet sich für junge und alte Leute ... , doch ist sie für Greisen noch zuträglicher als Jünglingen ... Jungen Leuten ist sie im Winter zuträglicher als im Sommer, ... alten ist sie besonders im Sommer zuträglich ... Will man aber die Erhitzung vornehmen, so bewirke man die mit Gartenysop oder Spindelbaummark (isca aut medulla fusarii, vgl. Progr. S. 7 und 18) oder einem geknoteten Leinentuch, nicht aber mit Eisen ... noch mit Schwefel ... noch mit Harz, weil dies Flammen ausstrahlt und die Haut versengt ... Wenn man aber die Erhitzung längere Zeit haben will und mit einem Tuch umwickeln, so nehme man Mark von der Haselstaude und lege ein wenig Werg von Linnen darum und lege es auf. Wenn man sie ohne Verband und nur kurze Zeit haben will, lege man Werg von Linnen oder Hasenhaare auf ... Wer aber Augen-, Ohren- oder Kopfschmerzen hat, nehme die Erhitzung hinter den Ohren vor, ohne dass er einen Verband benutzt; bei Rückenschmerzen wende er sie zwischen den Schulterblättern an oder an den Armen, wo er einen Verband tragen kann; bei Schmerzen in den Weichen zwischen diesen und dem Rücken, und wenn man viel Säfte im ganzen Körper hat, lasse man sich zwischen Schienbein und Wade erhitzen und trage dort einen Verband. Und wie der, welcher sich zur Ader lässt, bissweilen eine Pause macht, so soll es auch der halten, der eine Erhitzung vornimmt. Wenn er sich eine Zeit lang am Tage ausgeruht hat, mag er sich wieder erhitzen. Wer aber eine Erhitzung anwendet, nehme ein Hanftuch, tauche es 3 oder 4 Mal in Wachs, lege es auf Rosmarinrinde, weil es mit dem Wachs auf der erhitzten Stelle fest aufliegt, und lege es auf, so dass das Tuch überall die Rinde überragt. So hält der Verband den Eiter der Erhitzung fest, dass er nicht hervortreten kann. Denn je mehr Eiter auf der erhitzten Stelle zurückgehalten wird, desto mehr Eiter scheidet aus ohne Blutverlust ... Cyprusrinde taugt nicht für eine Erhitzung ... Wenn der aufgelegte Verband voll Eiter ist, so dass er davon warm ist, nehme man ihn ab und lege einen neuen auf ...
www.kulmbach.net/~AnnWild/pkseptember.html



Herzliche Grüße von
Leòn
 
Danke für den opulenten Beitrag, Leòn! :D
Ich habe bewusst nicht übers blutige Schröpfen geschrieben, weil ich das für erste Selbstversuche nicht für geeignet halte.
Die Bader waren früher wohl nicht recht beliebt beim Volke, da manch einer zur Ader gelassen wurde, bis sein Lebenslichtlein endgültig zu schwach war um weiterzubrennen....
( Unabhängig davon bin ich ja selber Aderlasserfahren und finde diese Themen hochinteressant )
Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich vermute, dass trockenes Schröpfen eher immunstimulierende Eigenschaften hat als das blutige Pendant.

:idee: wenn ich mir das so überlege, könnte man ja wohlplatziert am Körper des Partners ein paar Knutschflecken anbringen, wenn Schröpfgläser gerade nicht zur Hand sind :D

Sine
 
... Schröpfgläser bleiben etwa 20-25 Minuten auf dem Rücken ....
smilie_love_171.gif
:D

Übrigens hat das blutige Schröpfen durchaus auch eine immunstimulierende Wirkung: es entgiftet.

Gruss,
Uta
 
hi,

Letztes jahr hätte ich ne weile akupunktur.
Das hat ein chinesische dame gemacht,und nach den nadeln kam dan das schröpfen.
Ich kan nicht sagen oder es wirkung hat,wenn dan nur weil ich froh war das die dinge abgingen.
Das nochmal lustige war diese rundungen vom gläschen di man noch ein woche sah.
Es war sommer und sah bei ein kleidchen witzig aus hihi.


Alles liebe Brigit
 
Gua Sha, eine TCM-Therapieform ist ähnlich wie Schröpfmassage:
Diese Methode eignet sich besonders gut für Beschwerden des Bewegungsapparates, Muskel- und Gelenkschmerzen, aber auch für grippale Infekte und ähnliches.

Das schmerzende Körperareal wird mit speziellen Ölen vorbehandelt, danach wird die Körperoberfläche in diesem Areal mit Hilfe eines Gegenstandes, dessen Kanten entsprechend abgerundet sind, gerieben. Dafür empfiehlt sich die Verwendung eines chinesischen Suppenlöffels, der mit seinen abgerundeten Kanten keine Schmerzen erzeugt und dessen Form sich an praktisch alle Körperareale anschmiegt. Verwendet werden können aber auch Deckel von Marmeladegläsern oder auch Münzen - letztere erzeugen aufgrund ihrer Kanten eine stärkere Reizung der Haut.

Gerieben wir solange bis die oberflächlichen Blutgefässe sich zu öffnen beginnen und die umliegende Haut entsprechend gerötet ist. Die betroffenen Schmerzareale können grosszügig bearbeitet werden. .

Die Methode mag zwar im Moment etwas unangenehm erscheinen, sie ist jedoch durchaus erträglich. In dem Moment, in dem sich die Kapillaren eröffen, sollte der Therapeut die Behandlung stoppen, damit der ausleitende und Stagnationen beseitigende Effekt einsetzen kann.

Sinnvollerweise sollte Gua Sha nicht eingesetzt werden, wenn Sie gleichentags oder einige Tage bis Wochen darauf ein Sonnenbad nehmen wollen. Ausserdem sollten die geöffneten Poren nicht gerade dem Wind und der Kälte ausgesetzt werden.

Die Methode eignet sich als therapeutische Technik in der Praxis ebenso wie zur Selbstbehandlung oder zur Behandlung des Partners oder der Kinder.
Gua Sha

Das traditionelle Schröpfen hinterlässt, diese lustigen runden Spuren, wie soullove erwähnt, nach Gua Sha sieht man dann je nach behandelter Fläche ziemlich grossflächig lustig aus ;).

Da es in unseren Gefilden nicht sonderlich erwünscht ist, nach einer medizinischen Behandlung tagelang Spuren auf der Haut zu sehen, ist es wichtig, dass die PatientInnen vorher gut informiert werden.
Hier wird dies sogar schriftlich festgehalten:
https://www.uni-essen.de/naturheilkunde/de/pdf/GuaSha_Aufklaerung.pdf

Liebe Grüsse
pita
 
Das traditionelle Schröpfen ist einfach göttlich wohltuend. Schade das es kaum mehr im Angebotskatalog der Praxen angepriesen wird.

LG NellyK :wave:
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich kenn das "traditionelle Schröpfen" von fast jedem Arztbesuch ... ;)

Mein Immunsystem bringt es auf 180 ... aber eine Wohltat empfinde ich dabei nicht ... :D

Lieben Gruß
 
Oben