Füllung oder Krone bei 22? Dringender (Be-)Handlungsbedarf?

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Ich stehe zur Zeit vor der Frage, wie ich Zahn 21 und Zahn 22 behandeln lassen soll. Beide Zähne sind kariös, meint der Zahnarzt (Fotos hier). Eine Überlegung ist auch, für eine gewisse Zeit lang keine zahnärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen und (weiter) durch gesunde Ernährung und eine sinnvolle Zahnpflege warten bis die Karies zurück gehen. Falls baldige zahnärztliche Behandlung: Soll ich bei Zahn 22 eine Füllung einsetzen oder eine Krone anfertigen lassen? Im Vordergrund stehen für mich der Erhalt von lebender Zahnsubstanz, die Stabilität der Zähne, ihre Funktionstüchtigkeit und die Materialverträglichkeit. Ästhetische Gesichtspunkte und der Preis sind mir eher weniger wichtig, wenngleich ich natürlich nicht so ohne weiteres eine teure Krone finanzieren kann. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir Hinweise geben könntet, wie ich im Hinblick auf die oben genannten Kriterien Zahn 21 und 22 behandeln lassen könnte.

Ich lebe in einem asiatischen Land, bin über den Jahreswechsel in Deutschland gewesen. Morgen geht es wieder zurück. Im Februar 2017 meinte der dortige Zahnarzt, ich hätte an Zahn 22 eine kariöse Stelle, die er behandeln wolle. Ich ließ zunächst nichts an diesem Zahn machen. Nun verlor ich vor etwa fünf bis sechs Wochen einen Teil dieses Zahnes, der schon über Jahre mit einer winzigen Schraube an den Rest des Zahnes geheftet war. Rückblickend ist es klar, dass in die Spalte zwischen diesem, mit der Schraube befestigten Randteil, und dem Rest des Zahnes Bakterien gelangten und über kurz oder lange die Verbindung morsch werden musste. Schon seit Jahren wurde die Verbindungsstelle immer dunkler obwohl ich dort keine Schmerzen spürte.

Der Zahnarzt meinte nun im Dezember 2017 nach dem Herausfall des unteren Teiles von 22, dass er diesen Zahn reinigen wolle. Er könne aber nicht garantieren, eine Wurzelfüllung zu vermeiden. Er sieht in einer Wurzelfüllung kein Problem, und ich befürchte, dass er deswegen vielleicht auch nicht sehr vorsichtig bei der "Reinigung" des Zahnes ans Werk gehen würde. Ich habe ihm erklärt, dass ich in einer Wurzelfüllung tatsächlich ein Problem sehe und dass ich eine solche Behandlung, wenn auch nur irgendwie möglich, nicht diesem Zahn angedeihen lassen möchte.

Ein Kältetest vor etwa fünf Wochen bei einer Zahnärztin ergab, dass der Zahn noch lebt. Nun stehe ich vor der Frage, ob ich Zahn 22 überkronen lassen soll oder ob eine Füllung ausreichend ist.

Welche Materialien kämen für eine solche Füllung in Frage? Wäre eine Kunststoff-Füllung nicht ziemlich instabil? Ich mache öfter Mundspülungen mit Öl oder Xylit und befürchte, bei einer solchen Spülung schnell die Kunststoff-Füllung zu verlieren. Ein Herausfallen einer Füllung würde dann wohl bedeuten, dass das Risiko den Zahnnerv zu zerstören mit wiederholten Einsetzen einer neuen Füllung stiege. Auf der anderen Seite möchte ich nicht viel Zahnsubstanz verlieren, was ja zwangsläufig die Folge wäre, wenn der Zahn für eine Krone beschliffen würde. Eine Krone wäre natürlich auch teurer als eine Kunststoff-Füllung. Gibt es eine bestimmte Art von Krone, die für einen vorderen Zahn besonders gut geeignet ist?

Über Hinweise wäre ich dankbar!

Viele Grüße

Zeitgenosse
 
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Hallo Zeitgenosse,

ich hatte auch einmal das Problem an einem vorderen Zahn: Es fehlte ein Teil und es wurde dann eine Füllung aus Kunststoff gefertigt. Die Füllung ist mehrmals herausgefallen, und der Zahn musste schließlich doch überkront werden.

Ob es Kronen gibt, wo wenig Zahnsubstanz weggenommen werden muss, weiß ich leider nicht. Ich besitze Zirkonkronen, wo ziemlich viel von der Zahnsubstanz weggeschliffen werden musste. Ich bin aber sehr zufrieden damit, sie fühlen sich gut an. Eine Wurzelbehandlung musste deshalb nicht gemacht werden.

Viele Grüße
Sonnenblume56
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sonnenblume56,

vielen Dank für deine Antwort. Gestern konnte ich nicht antworten, da ich im Flugzeug saß.

Vermutlich fallen Füllungen im Vorderzahnbereich oft heraus, dass am Ende der Weg zur Krone mehr oder weniger vorgepflastert ist. Welche Füllungen hat denn der Zahnarzt bei dir zuerst eingesetzt? Waren sie aus Kunststoff? Weißt du noch, wie sie befestigt waren (Lage, Kleber)? Mir fiel einmal eine Füllung im Backenzahnbereich heraus. Ich ging mehrmals zum Zahnarzt, der sie wieder einsetzte. Dann fiel sie wieder heraus. Das ganze Spiel wiederholte sich einige Male. Dann ging ich zu einem anderen Zahnarzt, der die Füllung dann mit einem Spezialzement befestigte (Soweit ich mich entsinne, war es Translit). Jedenfalls hielt die Füllung danach noch einige Jahre. Seltsam, dass verschiedene Zahnärzte davor nicht in der Lage waren, sie zu befestigen.

Die letzte Krone, die mein Zahnarzt einsetzte, habe ich mir mehr oder weniger "verpassen" lassen. Ich saß im Behandlungsstuhl, unfähig zu sprechen, und der Zahnarzt schilderte kurz die Alternativen. Ich habe ihm vertraut, daher habe ich durch ein Abnicken mein Einverständnis gegeben, dass er im September 2015 Zahn 45 mit einer Zirkondioxid-Krone behandelt. Bisher habe ich kaum Probleme mit diesem überkronten Zahn, ärgere mich aber nachträglich über meine naive, unkritische Haltung, einfach ohne Rückfragen seine Frage zu bestätigen.

Die Zahnärztin empfiehlt mir auch eine Zirkondioxid-Krone für Zahn 22. Ich würde nun gerne mehr wissen. Könntest du mir daher etwas mehr über deine Krone sagen? Mit welchem Kleber ist sie angeklebt? Welche Form hat sie (Teleskopkrone, Konuskrone)? Hast du vorher einmal einen Trage-Test mit provisorischen Kleber gemacht? Kannst du feste zubeißen? Ist der Zahn unter der Krone oft empfindlich?

Ich würde mich freuen, wenn du auf meine Fragen eingehen könntest!

Schöne Grüße

Zeitgenosse
 
Hallo Zeitgenosse,

leider ist das mit dem Zahn schon über 20 Jahre her, und ich kann nicht alle Deine Fragen beantworten.
Welcher Kleber das war, weiß ich nicht mehr, es wurde jedenfalls kein Tragetest mit provisorischem Kleber gemacht.
Der Zahn unter der Krone ist nicht empfindlich, und ich kann auch fest zubeißen.

Bei meinem jetzigen Zahnarzt - ich habe vor kurzer Zeit noch mehr Zirkonkronen bekommen - wird zuerst das Gerüst angepasst (wegen der Form), dann eine Woche später der Rohbrand (wegen Farbe und Ästhetik) - erst eine Woche später sind die Kronen dann fertig. So wird für guten Sitz und Aussehen gesorgt.

Früher habe ich oft Kunststofffüllungen verloren. Jetzt werden sie mit dentinadhäsivem Kleber befestigt. ich bekam solche im unteren Schneidezahnbereich. Das musste aber auch zweimal gemacht werden, bis es gehalten hat. Da bei Deinem 2.2er Zahn ein großes Stück fehlt, wäre die Prognose sicher auch nicht so gut.
Auch ist bekannt, dass diese Kleber - wenn jemand empfindlich ist - nicht immer vertragen werden.

Ich hoffe, mit meinem Ausführungen etwas weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße
Sonnenblume56
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sonnenblume56,

vielen Dank für deine weiteren Erläuterungen. Erfreulicherweise hat deine Vorderzahn-Krone nun 20 Jahre gute Dienste geleistet. Die Zahnärztin, von der ich mich hier beraten ließ, sprach auch von einem zeitlichen Rahmen von einer Woche Behandlungszeit, das Einsetzen der Krone mitinbegriffen.

Ich würde mich mit einer Füllung wohler fühlen, falls die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass diese gut verträglich ist, das Kauen unterstützt und wenn sie mindestens 3 Jahre hält. Ist dies unrealistisch? Vielleicht wäre das technisch möglich, aber weniger im Interesse der Zahnärzte.

Auch Zahnärzte sprechen oft von Zirkonkronen, meinen aber Zirkondioxid. Ich habe einmal einen Zahnarzt gefragt, ob er nicht Verblendkeramik benutze. Da reines Zirkondioxid zu hart sei und die Kauphysiologie beinträchtige (Graf 2010, Störfeld Zahn, S. 89f.). Meine Frage schien auf Unverständnis zu stoßen. Handelt es sich bei deiner Krone im Vorderzahnbereich um Verblendkeramik?

Vielleicht geht mittlerweile der Trend zu Zirkondioxid auch für den Frontzahnbereich. Nach Karlheinz Graf ist es jedenfalls dafür nicht die erste Wahl. Er unterscheidet den Einsatz von Silikat- und Oxidkeramik (ebd. S. 88):
Für Arbeiten im Frontzahnbereich mit höchstem ästhetischen Anspruch verwendet man üblicherweise die erste Keramikklasse (Silikatkeramiken), für alle anderen Indikationen, die höchste Festigkeit verlangen, die zweite Keramikklasse (Oxidkeramiken), die ästhetisch verblendet wird. Es ist jedoch durchaus möglich, auch im Frontzahnbereich ästhetisch anspruchsvolle Zirkonoxidarbeiten herzustellen, die insbesondere bei chronisch Kranken zur Anwendung kommen.

Schöne Grüße

Zeitgenosse
 
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Wenn ich es richtig sehe, käme für einen vorderen Zahn keine Zement-, sondern eine Kompositfüllung oder eine aufzuklebende Kompomer-Füllung in Betracht.
(Über die zur Zeit üblichen Füllungen, darunter daher auch Amalgam, informiert die Schweizer Seite optident m.E. relativ neutral und imfassend.)
Was tragen Füllungen im Vorderzahnbereich zur Stabilität des Zahnes bei? Vielleicht nichts, so dass durch solche Füllungen der Zahn im Grunde genommen nur noch instabiler würde?
Andererseits sind die Eigenschaften der Füll-Materialien bzw. die der Kleber, Primer oder Unterfüllungen teilweise toxisch - oder sie können Allergien auslösen. Karlheinz Graf (Buch s.o. insbesondere Seite 52ff.) und Johann Lechner (Gesunde Zähne - gesunder Mensch) haben über diese Materialien recht ausführlich berichtet. Nach dem Lesen dieser Ausführungen stellt sich Ratlosigkeit bei mir ein.

- Bei Kunststoff-Füllungen verbleiben Residualmonomere (= nicht polymerisierte Ausgangsstoffe)
- erhöhtes Risiko der Devitalisierung der Zahnpulpa durch gelöste Restmonomere
- Bakterien und Pilze nutzen Kompositkunststoffe als Kohlenstoffquelle
- Insbesondere leichte Komonomere besitzen hohe allergische Potenz
- Pereoxide potenzieren die toxische Wirkung
- östrogene und kanzerogene Wirkung von BisGMA
- Bestandteile von Acrylaten lösen sich im Mund durch Abrieb ab,
- dieser dringt in die feinen Bahnen des Zahnbeins und irritiert das Gesamtsystem

(Graf 2010, S. 52-55, Lechner 2009, S. 91ff.)

"Allergikern und stark belasteten Patienten empfehle ich Kunststoffe im Mund zu meiden." (Lechner 2009, S. 94)


Wie sieht es andererseits mit einer Krone aus? Ich hatte darauf hingewiesen, dass mir viel daran gelegen ist, möglichst wenig Zahnsubstanz zu verlieren. Wäre auch eine Teilkrone für Zahn 22 denkbar? Welches Material wäre am besten? Auch Gold? An anderer Stelle hier im Forum hatte zorro59 darauf hingewiesen, dass der Verlust an Zahnsubstanz bei Keramikkronen (also auch bei Zirkondioxidkronen) größer sei als bei Goldkronen.
Das zentrale Problem bei den Keramikkronen ist - wenn ich das richtig verstanden habe - daß die eine deutlich dickere Wandstärke haben, als z.B. Gold oder Goldkeramikkronen, die Du wahrscheinlich auch nicht haben willst. So was um 1,5 mm und mehr statt 0,5 - 1 mm.

Dann wäre noch die Frage zu klären, falls eine Wahlmöglichkeit besteht, welcher Zement am verträglichsten und haltbarsten wäre. Könnte eine Zirkonoxidkrone oder eine Metallkrone auch mit Trans-Lit befestigt werden?

Über Antworten würde ich mich freuen!

Grüße Zeitgenosse
 
Irgendwie komme ich nur langsam weiter, vielleicht zu langsam. Noch laufe ich mit dem abgebrochenen Zahn herum. Das könnte wohl einen weiteren Unfall nach sich ziehen. Sonnenblume56 hat mir wichtige Hinweise gegeben, doch finde ich einfach nicht die Kraft, mich zu einer Entscheidung durchzuringen. Das liegt auch im mangelndem Vertrauen begründet. Vielen Aussagen im Thread über "Zahnarztlügen" hier im Forum kann ich nur zustimmen. Selbst Zahnärzte, die sich naturheilkundlich oder biologisch nennen, haben mir keine Hinweise gegeben, wie sich meine Parodontitis behandeln lässt.

https://www.symptome.ch/attachments/kstoff-krone_2018-02-png.38862/

Nach wie vor fehlen mir Informationen, die ich auch nach einigem Suchen nicht fand. "Entscheidung unter Unsicherheit" nennt man das in der Entscheidungstheorie. Vielleicht gehört zu jeder Entscheidung Unsicherheit, sonst wäre es keine. Doch ich habe einfach nicht das Gefühl der Evidenz: "Ja, so ist es, das mache ich." Leicht tendiere ich zu der Kunststoff-Füllung (im obigen Schaubild 59,4 %), bin aber im Grunde genommen nicht besonders überzeugt. Dann fällt es mir schwer, zu einem Zahnarzt Vertrauen zu finden.

Grundsätzlich würde ich sagen, können am Anfang einer zahnärztlichen Behandlung unterschiedliche Bedingungen / Einsichten stehen:
  1. Es ist ein Unfall passiert, der die Funktionalität und / oder Ästhetik beeinträchtigt, man erlebt Handlungsdruck kann aber trotzdem Ruhe bewahren. Durch das umsichtige Einholen von Informationen entsteht der Eindruck der Stimmigkeit / Evidenz. Man steht mit dem Verstand und seinen Gefühlen nun hinter einer bestimmten Behandlung und einem bestimmten Behandler.
  2. Es ist ein Unfall passiert, der die Funktionalität und / oder Ästhetik beeinträchtigt. (Vielleicht entsteht dieser nach langem "Auf-die-Bank-Schieben" eines Problems). Man erlebt Handlungsdruck, stellt seine Erwägungen zurück und geht möglichst schnell und wenig reflektiert zu einem Zahnarzt.
  3. Bohrende Zahnschmerzen erschweren eine reflektierte Entscheidung. Es geht nur noch darum, möglichst schnell die Schmerzen los zu werden.
  4. Jemand handelt aus der diffusen Angst heraus, späteren Schaden zu verhindern und erlebt daher auch einen gewissen Handlungsdruck. Schließlich beginnt diese Person eine Behandlung, von der sie nur halbwegs überzeugt ist.
Vermutlich gibt es noch mehr Möglichkeiten. Derzeit tendiere ich eher zu Nr. 4 als zu Nr. 1.

Nach wie vor stelle ich mir die Fragen:
- Könnte eine Krone mit Zement befestigt werden. Und was wäre verträglicher und sicherer Zement?
- Was ist in der Regel verträglicher für den Organismus: eine (Kunststoff-)Füllung oder eine (Zirkonoxid-)Krone?
- Ist in beiden Fällen etwa dasselbe Risiko gegeben, dass ein Zahn abstirbt?
- Wäre auch eine Teilkrone für Zahn 22 denkbar?
- Gibt es Füllungen und Klebstoffe, die im Vorderzahnbereich lange halten?
- Ließe sich auch eine Metallkrone im Vorderzahnbereich einbauen?

Eine Antwort auf eine dieser / diese Fragen würde ich begrüßen.

Gruß Zeitgenosse
 

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