Konfessionen - Kurzbeschreibungen

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Hier soll es um die unterschiedlichen christlichen Konfessionen gehen. Und zwar um eine, jeweils möglichst knapp gefasste, Beschreibung der wesentlichen Merkmale.
Es geht darum, für Interessierte, einen kurzen Einblick in die jeweilige Konfession zu erlangen. Ein respektvoller Umgang ist selbstverständlich.
Eine Diskussion ist hier nicht erwünscht, die kann gegebenenfalls an anderer Stelle in dieser Subrubrik erfolgen.

Was sind Konfessionen?

Der Begriff Konfession (v. lateinisch.: confessio = „Geständnis, Bekenntnis“) bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch eine dauerhafte Untergruppe innerhalb einer Religion (ursprünglich nur der christlichen), die sich in Lehre, Organisation oder Praxis von anderen Untergruppen unterscheidet. In anderen Religionen werden entsprechende Untergruppierungen auch als Sekten bezeichnet.

Der Ausdruck Konfession (v. lat.: confiteri = bekennen, gestehen; PPP confessus, Substantiv confessio) bezeichnet ursprünglich ein Bekenntnis im religiösen oder strafrechtlichen Sinn.

Im Zuge der Reformation bildete die Konfession das Glaubensbekenntnis einer protestantischen Partei. (z.B. Augsburger Konfession). Dieses wurde gleichsam zur identitätsstiftenden Gründungsurkunde der jeweiligen Religionspartei.

Durch den inneren Zusammenhang von religiöser Orientierung und politischer Kirchenhoheit (cuius regio, eius religio) wandelte sich die Bedeutung vom speziellen Konfessionsbegriff als formuliertes Bekenntnis zur jeweils zugehörigen christlichen Kirche. Neben evangelischen Kirchen mit lutherischem und reformiertem Bekenntnisstand bildeten sich – teils nach Überwinden der theologischen Unterschiede, teils durch ökonomische Zwänge bedingt – nach der Aufklärung unierte Kirchen, die sich entweder sowohl auf die lutherischen als auch auf die reformierten Bekenntnistexte gründen oder diese Unterschiede überwinden wollten. In der Praxis spielen die Unterschiede heute innerhalb der evangelischen Konfessionen keine große Rolle mehr. In Deutschland wechseln Angehörige einer evangelischen Landeskirche ihre Konfession schon alleine durch den Umzug in den Bereich einer Landeskirche anderer Konfession.

Die orthodoxe und die katholische Kirche verstehen sich selbst nicht in diesem Sinn als Konfession, da sie sich nicht durch die Vereinbarung einer gemeinsamen Bekenntnisformulierung konstituiert haben. Sie werden jedoch gewöhnlich unter dem Begriff mit eingeschlossen.

Der Begriff erfuhr eine Bedeutungserweiterung, als im 19. Jahrhundert zahlreiche Gruppen in den deutschsprachigen Raum eindrangen, die sich nach angelsächsischem Sprachgebrauch nicht durch ihr spezifisches Bekenntnis, sondern durch ihre spezifische Bezeichnung (englisch: denomination) unterschieden. Das englische Wort denomination fand jedoch kaum Eingang in den deutschen Sprachgebrauch, statt dessen nannte man alsbald alle etablierten unterschiedlichen christlichen Strömungen Konfessionen, sofern sie nicht als Sekte marginalisiert wurden.
Konfession - Wikipedia

Eine, wohl umfassende, Liste der Konfessionen, findet man hier:

Liste der christlichen Konfessionen - Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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Hallo Beat,

ich danke Dir! Welche Konfession magst du als erste beschreiben?
Herzliche Grüße von
Leòn

P.S.: Für die beiden verschobenen Beiträge wurde, zwecks Diskussion, ein neuer Thread eröffnet Diskussion über verschiedene Konfessionen
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, dann fange ich mal an und zwar mit der

Alt - Katholischen - Kirche
, den Alt - Katholiken

Bis zu einem Fernsehbericht, den ich vor einigen Jahren gesehen habe, habe ich von dieser Kirche überhaupt nichts gewusst.

Wie mir ergeht es wohl manchen, die bei der Bezeichnung Alt - katholisch an etwas "rückwärtsgewandtes", "konservatives" oder "veraltetes" Denken. Die Ansichten der Alt - katholischen Kirche scheinen aber alles andere als das zu sein!

In Deutschland gibt es ein Bistum und ungefähr 25. 000 Mitglieder, die in rund einhundert Gemeinden organisiert sind. www.alt-katholisch.de/gemeinden/gemeinden_a_z/index.html

Den Anlass für die Bildung der Alt - katholischen - Kirche, bildete 1870 das 1. Vatikanische Konzil.

Entstehung:

Das 1. Vatikanische Konzil beschloss im Jahre 1870, die Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen des Glaubens und des Lebens der Christen (Sittenlehren) und seine oberste, alleinige Rechtsgewalt in der Kirche (Jurisdiktionsprimat) seien als Glaubenssätze genau so anzunehmen wie die der alten Glaubensbekenntnisse. ... Nicht wenige katholische Christen konnten die Annahme dieser neuen Dogmen nicht mit ihrem Gewissen und mit ihrer Kenntnis der Kirchengeschichte vereinbaren....

....So bildeten nach 1870 die Alt-Katholiken, wie sie sich aus ihrer Berufung auf die alte Kirche nannten, eigene Gemeinden und Bistümer. Sie erweckten dabei Lebensformen der frühen Kirche wieder, die im Laufe der Zeit verloren gegangen waren, vor allem die Mitverantwortung aller Getauften, also auch der sogenannten Laien in der Kirche.

Zur Theologie:

Gemeinsamkeiten mit der römisch-katholischen Kirche

Gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche, aber auch mit anderen sich als katholisch verstehenden Kirchen (im wesentlichen die orthodoxen Kirchen und die Anglikanische Kirche, auch die altorientalischen Kirchen), sind:

* Die Siebenzahl der Sakramente
* Bewahrung der apostolischen Sukzession
* Das ganze Eucharistiegebet – bestehend im Wesentlichen aus der Epiklese, d.h. der Herabrufung des Hl.Geistes auf die Gaben von Brot und Wein, den Einsetzungsworten des Abendmahls, der Anamnese, d.h. dem Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi und der Doxologie (dem Lobpreis) – hat „wandelnden Charakter“, dies sind die entscheidenden Bestandteile jedes in der alt-katholischen Kirche approbierten Eucharistiegebets.

Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche

* Es werden nur Dogmen anerkannt, die vor dem morgenländischen Schisma auf Allgemeinen Konzilien verabschiedet wurden.
* Es gilt das Glaubensbekenntnis ohne filioque.
* Alle erwachsenen Kirchenmitglieder (Laien und Geistliche) haben – außer in Glaubensfragen – weitgehende Mitbestimmungsrechte, die vor allem auf Synoden wahrgenommen werden.
* Die Verpflichtung zur Ohrenbeichte und der Pflichtzölibat der Priester (Priesterzölibat) wurden nach 1873 aufgehoben, ebenso die Gebühren für geistliche Amtshandlungen und das Ablasswesen.
* Der Gottesdienst wird seit 1877 in der Regel in der Landessprache gefeiert.
* Die erst im Mittelalter und nur im Westen aufgekommene Transsubstantiationslehre wird nicht als verbindlich anerkannt. Wohl aber teilen die Alt-Katholiken mit den Orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche den Glauben an die bleibende Gegenwart Christi (Realpräsenz) im konsekrierten Brot und Wein der Eucharistiefeier.
* Die Eucharistie wird nicht als Wiederholung des Sühneopfers Jesu Christi angesehen, sondern als Vergegenwärtigung des geopferten und auferstandenen Christus.
* Kommunionempfang in beiden Gestalten (Brot und Wein) ist die Regel bei der Eucharistiefeier.
* Christen anderer Konfessionen, die den Glauben an die Gegenwart Christi in den eucharistischen Gaben teilen, sind grundsätzlich zur Teilnahme an der Eucharistie eingeladen.
* Die römisch-katholischen Mariendogmen des 19. und 20. Jahrhunderts (unbefleckte Empfängnis, leibliche Aufnahme) werden abgelehnt.
* Frauen werden in den meisten Kirchen zum Priesteramt zugelassen (Frauenordination).
* Wiederverheiratete Geschiedene werden nicht von den Sakramenten ausgeschlossen.
* die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist möglich.
* Die Bibel gilt als übergeordnete Autorität.
* Besonders bei der sonntäglichen Eucharistiefeier (= Messfeier) sind die Priester zur Predigt verpflichtet, damit die Ausgewogenheit zwischen Wortverkündigung und Sakrament gewahrt bleibt.

Die Alt-Katholische Kirche sieht in diesen Standpunkten und Reformen keine Neuerungen, die den ursprünglichen, allgemeinen (= katholischen) Glauben der Kirche berühren oder gar verletzen. Vielmehr liegt nach alt-katholischer Auffassung diesen Reformen ein ursprünglicher Katholizismus zu Grunde, der dem Geist des Evangeliums von Jesus Christus und der Tradition der Kirche des ersten Jahrtausends entspricht.

Unterschiede zu den evangelischen Kirchen

Gelegentlich wurde den Alt-Katholiken wegen ihrer Reformen (z.B. Einführung der Landessprache, Freigabe des Pflichtzölibats, in jüngster Zeit auch wegen der Einführung der Frauenordination) von römisch-katholischer Seite vorgeworfen, sie seien in Wahrheit verdeckte Protestanten („Neuprotestanten“). Diese Behauptung wird jedoch bereits dadurch entkräftet, dass die Alt-Katholiken weder das katholische Sakramentenverständnis noch die apostolische Sukzession aufgegeben haben, und auch dadurch, dass die römisch-katholische Kirche hundert Jahre später die eine oder andere von ihr bis dahin verhinderte oder gar geächtete Reform selbst einführte (z.B. Landessprache im Gottesdienst, Relativierung des Pflichtzölibats für Ständige Diakone, Relativierung der Beichthäufigkeit usw.).

Trotz mancher Gemeinsamkeiten etwa in der Gewichtung der Schrift und der Wahrung des synodalen Prinzips unterscheidet sich die alt-katholische Kirche in ihrem Selbstverständnis jedoch auch deutlich von den protestantischen Kirchen. Ein wesentlicher Unterschied liegt – neben der Bewahrung der apostolischen Sukzession – im Festhalten an der Siebenzahl der Sakramente, wie sie entsprechend auch in der römisch-katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirche gefeiert werden:

* Taufe
* Herrenmahl (Eucharistie)
* Buße (Beichte)
* Firmung
* Krankensalbung
* Ehe
* Ordination (Weihe zum Diakon, Priester oder Bischof)

Besonderes Gewicht kommt hierbei der Eucharistie zu, die nach Möglichkeit in allen alt-katholischen Gemeinden an jedem Sonntag und an den hohen kirchlichen Festen wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten gefeiert werden soll.
Altkatholische Kirche - Wikipedia

Ökumenische Beziehungen:

Seit 1931 stehen die alt-katholischen und christkatholischen Kirchen in voller Kirchengemeinschaft mit der Anglikanischen Kirche. Sie sind Gründungsmitglieder des Ökumenischen Rates der Kirchen und wirken maßgeblich in der ökumenischen Bewegung mit. Unionsversuche mit der Orthodoxen Kirche kamen 1987 zu einer weitestgehenden Übereinkunft in allen wesentlichen Glaubensfragen (veröffentlicht als: Koinonia auf altkirchlicher Basis, hrg. von Urs von Arx, Bern 1989). Neue Schwierigkeiten kamen allerdings durch die Frauenordination auf, die für viele Orthodoxe aus Gründen der Tradition, aber auch der kulturellen Situation in den orthodoxen Ländern kaum nachvollziehbar ist. Immerhin aber wurde der Dialog – auch über diese Frage – 2004 neu aufgenommen.

Mit den evangelischen Kirchen in Deutschland besteht seit 1985 seitens der deutschen alt-katholischen Kirche eine Vereinbarung auf gegenseitige Einladung zur Teilnahme an der Eucharistiefeier. Allerdings wurde diese Vereinbarung in jüngster Zeit belastet durch evangelische Erklärungen aus den Jahren 2003 und 2004, wonach zur Leitung der Eucharistie kein ordiniertes Amt nötig ist. Dies widerspricht dem Text der Vereinbarung ebenso wie der alt-katholischen Auffassung wesentlich. Die beiden Kirchen haben sich darauf verständigt, über diese Frage weiter im Dialog zu bleiben. Mit der römisch-katholischen Kirche wurde 2004 erneut ein offizieller Dialog aufgenommen.
Altkatholische Kirche - Wikipedia

Weitere Informationen:

Deutschland und international:

Willkommen
Altkatholische Kirche - Wikipedia
Confessio: Altkatholische Kirche
Schweiz:

Christkatholische Kirche der Schweiz: Landeskirchen

Österreich:

Die Altkatholische Kirche St.Markus in Klagenfurt, Kärnten

Wer sich besser auskennt als ich, der möge es bitte sinnvoll ergänzen :)!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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