Urbakterien=Archaeen; Methanosphaera stadtmanae.Darmerkrankungen

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... Der Körper jedes Menschen beherbergt Billionen unterschiedlichster Mikroorganismen. Immer mehr wissenschaftliche Studien konnten in den letzten Jahren belegen, dass diese körpereigene Mikrobiota ganz wesentlich unsere Gesundheit beeinflusst und viele immunologische Prozesse durch diese Mikroben moduliert werden.

Die Mikrobiota wird zwar von Bakterien dominiert, besteht aber auch aus anderen Organismen wie Viren, tierischen Einzellern und Archaeen, die auch als Urbakterien bezeichnet werden.
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Archaeen bilden neben den Bakterien und den Eukaryoten – Organismen, die Zellen mit Zellkern besitzen und zu denen auch die Menschen gehören – die dritte sogenannte Domäne des Lebens. Ebenso wie Bakterien sind Archaeen einzellig und haben keinen Zellkern. Viele ihrer wesentlichen zellulären Prozesse ähneln im Gegensatz dazu aber eher denen der Eukaryoten. Heute ist bekannt, dass Archaeen nicht nur unter extremen Umweltbedingungen wie zum Beispiel in Hydrothermalquellen der Tiefsee zu finden sind, sondern auch in kalten Umgebungen wie im und auf dem menschlichen Körper leben. Dort besiedeln sie unter anderem die Haut und den Darm, werden aber auch in der Lunge vermutet.
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Insbesondere der Stamm Methanosphaera stadtmanae, der mit verschiedenen entzündlichen Darmerkrankungen aber auch mit Atemwegsentzündungen in Verbindung gebracht wird, führte dabei zu starken entzündlichen Reaktionen.

Das Immunsystem reagiert auf einen Fremdorganismus mit einer Entzündungsreaktion, wenn es diesen als schädlich erkannt hat. Die Mechanismen dieser immunologischen Erkennung sind im Falle von Bakterien und Viren in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht und aufgeklärt worden. Bis jetzt völlig unbekannt war hingegen, wie Archaeen des Stamms Methanosphaera stadtmanae durch das menschliche Immunsystem erkannt werden können.
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„Wir möchten in Zukunft klären, ob der neu beschriebene Mechanismus der Immunerkennung auch auf weitere Methanoarchaeen-Stämme übertragbar ist oder möglicherweise sogar allgemein für alle Urbakterien gilt oder ganz spezifisch ist für M. stadtmanae“, ... So könne es künftig gelingen, die Rolle der durch (Methano-)Archaeen ausgelösten Entzündungsreaktionen bei der Entstehung gravierender Entzündungskrankheiten des Menschen zu klären, so Schmitz-Streit weiter.
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https://idw-online.de/de/news685180

Hier wird die Einteilung der Archaeen beschrieben. Allerdings ist von den Archaeen stadtmanae, die ja die Entzündungsreaktionen beim Menschen hervorrufen können, keine Rede:
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/biologie-abitur/artikel/archaea-urbakterien

... Prokaryoten sind Lebewesen ohne Zellkern. Die größte Gruppe unter ihnen stellen die Bakterien.
Archaeen sind Urbakterien, die stammesgeschichtlich wesentlich älter als Bakterien sind. Sowohl Archaeen, als auch Bakterien sind sehr flexibel in Bezug auf ihre Erbinformationen: Sie geben ihre Gene gerne in die Umwelt ab und nehmen gleichzeitig bereitwillig auf, was sie an Genmaterial in ihrer Umgebung vorfinden. Einmal aufgesammeltes Genmaterial wird in den eigenen Genpool aufgenommen und, sofern es die natürliche Selektion erlaubt, an die Nachkommen weitergegeben. Dieser Vorgang wird als horizontaler Gentransfer bezeichnet.

Ein internationales Forscherteam untersuchte nun die Evolution der ursprünglichsten Mikroben — der Archaeen. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass der horizontaler Gentransfer bei den frühen Formen des Lebens entscheidend für ihre evolutionäre Entwicklung war. Während man davon ausgeht, dass die Evolution höherer Organismen – bis hin zum Menschen – über punktuelle Mutationen und damit über graduelle Veränderungen erfolgt, ermöglicht ein horizontaler Gentransfer, wie er bei Archaeen vorkommt wahre Entwicklungssprünge. Das ist möglich, indem die Archaeen nicht nur ein einzelnes Gen, sondern gleich ganze Genpakete aufnehmen, mit denen sie massive Verbesserungen ihrer Fähigkeiten erlangen. So können sie sich beispielsweise auf einen Schlag neue Lebensbereiche erschließen oder neue Nahrungsquellen zu Nutze machen. Viele dieser Genpakete übernehmen die Archaeen dabei von ihren höher entwickelten Verwandten, den Bakterien.

Beim evolutionsgeschichtlichen Vergleich des Genoms der Archeen mit der Erbsubstanz anderer Organismen machten die Forscher eine überraschende Entdeckung: Ein wesentlicher Anteil ihres Erbguts hatte sich durch Aufnahme von außen entwickelt und nicht durch eine graduelle Evolution. Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung für die Evolutionstheorie, da sie belegen, dass die darwinistische Sicht der Evolution alleine nicht bei allen Lebewesen maßgebend ist. Zumindest bei den Prokaryoten spielt der horizontale Gentransfer eine erhebliche Rolle und erlaubt ihnen enorme Evolutionssprünge. Nur dadurch können sich etwa Antibiotikaresistenzen schnell bei verschiedenen Bakterien ausbreiten. Dabei ist uns der Horizontale Gentransfer in Krankenhäusern näher, als uns lieb ist.
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Warum Urbakterien Gene klauen - Scimondo

... Die Mikrobiologin Christine Moissl-Eichinger hatte Spuren von Archaeen in Reinräumen gefunden, in denen Raumschiffe oder Raumsonden gebaut werden. Sie führte diese Verunreinigungen durch Mikroorganismen darauf zurück, dass Archaeen im direkten Kontakt mit Menschen stehen müssen. Diese Vermutung wurde später durch weitere Funde in Intensivstationen von Krankenhäusern untermauert.

Die Regensburger Forscher untersuchten daraufhin Wischproben menschlicher Haut und entdeckten viele Archaeen auf der Haut aller Versuchspersonen. „Bei einigen Probanden machten Archaeen sogar zehn Prozent sämtlicher auf der Haut befindlichen Mikroorganismen aus“, teilte die Uni mit.

Von den gewöhnlichen Bakterien unterscheiden sich die Archaeen durch eine Vielzahl chemischer Eigenschaften, unter beim Ablesen des Erbguts und im Aufbau der Zellwand.
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https://www.welt.de/gesundheit/article122738506/Urbakterien-auf-menschlicher-Haut-entdeckt.html

Nachdem inzwischen das Mikrobiom als Begriff angekommen ist, viel darüber geschrieben und geforscht wird, scheinen nun die Urbakterien interessant zu werden.

Nachdem diese ja unter sehr extremen Bedingungen leben können, scheinen das zähe Burschen zu sein.

Grüsse,
Oregano
 
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