Billig-Medikamente-Einkauf in Südosteuropa: Vor- und Nachteil

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Medikamente in Süd- und Osteuropa kosten oft nur die Hälfte. Pharmahändler kaufen sie dort auf und bringen sie in deutsche Apotheken. Den Preis für diese Schnäppchen zahlen Patienten in den Herkunftsländern, weil dort Medikamente nicht mehr lieferbar sind. Recherchen von CORRECTIV und RTL-Nachtjournal zeigen, dass auch Branchenführer Kohlpharma Pillen exportiert, die in Rumänien auf einer Mangelliste standen. Wir haben die Folgen des EU-weiten Medikamentenhandels recherchiert und die Lobbyisten entdeckt.
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Deutschland ist mit Abstand der größte Abnehmer von Medikamenten-Parallelimporten der EU
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2016 wurden aus Rumänien Medikamente im Wert von mindestens 575 Millionen Euro exportiert, berichtet die Handelszeitung „Ziarul Financiar“. Dabei geht es lediglich um den hier beschriebenen Parallelhandel, also um Medikamente, die Pharmahändler in Rumänien einkaufen und sie an Händler oder Apotheker in reicheren Ländern wieder verkaufen.
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„Klar geht es hier um einen legalen Handel“, sagt Cezar Irimia von der Föderation der Patientenvereinigungen für Krebskranke in Rumänien, „gegenüber den Patienten ist es aber höchst unmoralisch. Die Moral spielt bei diesem Handel aber keine Rolle. Das ganze ist nichts anderes als ein Geschäft, auch das Leben der Patienten ist ein Geschäft.“
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Deutsche Apotheken sind seit 1989 verpflichtet, Importarzneimittel im Rahmen des Wirtschaftlichkeitsgebots abzugeben. 2002 wurde sogar eine Quote eingeführt: Seitdem muss jede Apotheke fünf Prozent Importarzneimittel abgeben. Bleibt ein Apotheker unter der Quote, droht ihm eine Strafe („Retaxation“). Die Importquote soll den Krankenkassen Geld sparen. Ein erfreulicher Nebeneffekt der Quote: Parallelhändler bekommen dadurch eine Umsatzgarantie.
2013 haben die Krankenkassen 91 Millionen Euro dadurch eingespart, dass Apotheken günstige Importarzneimittel an Patienten abgegeben haben. Hört sich viel an, ist angesichts von insgesamt mehr als 36 Milliarden Euro Ausgaben für Arzneimittel aber weniger als 0,3 Prozent Einsparung.
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https://correctiv.org/recherchen/wirtschaft/artikel/2017/07/27/die-medikamente-der-anderen/

Der, der wichtige Medikamente in Deutschland auf diesem Wege bekommt, kann sich freuen. Diese Freude dürfte aber etwas verdorben sein, wenn man weiß, daß dieser Parallelhandel es mit sich bringen kann, daß Kranke in den Herkunfsländern diese dort billigeren Medikamente nicht mehr bekommen können, weil diese nach Deutschland verkauft worden sind, wo sie dann zu einem immer noch höheren Preis verkauft werden.

Grüsse,
Oregnao
 
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