Warum haben Frauen so weitverbreitet Minderwertigkeitsgefühle?

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Hallo :)

Ist es möglich, dass wir Frauen tatsächlich ein Minderwertigkeitsgefühl mit uns herum schleppen?
Ich bin der Frage nachgegangen und kam zu einem verblüffenden Ergebnis.
Ja, es scheint tatsächlich so zu sein!
Sehr, sehr viele Beispiele in nahezu allen Lebensbereichen zeigen das.
Im Neid auf erfolgreiche Frauen zeigt es sich.
Im Beruf, wenn wir uns mit unserem Arbeitsplatz arrangieren und nicht weiter nach oben streben.
Wenn sich Frauen auf einen Job nicht bewerben, weil sie 20 oder 30 Prozent der Anforderungen (noch) nicht erfüllen.
Oder wenn sie eine Aus- oder Fortbildung an die andere hängen. Aus dem Gefühl heraus, "nicht gut genug zu sein". Dieser Satz scheint sich oft durch ein ganzes Frauen-Leben zu ziehen.
Unser Aussehen :) :rolleyes: - wie sehr starren wir Frauen auf Mängel. Das ist ein übliches Beispiel dafür, wie wir Frauen unsere Schwachstellen vergrößern, sie geradezu suchen. Während wir erreichte Erfolge gerne auch mal dem Zufall zuschreiben.

Es gibt noch so viel mehr und es ist erstaunlich, wo sich weibliche Minderwertigkeitsgefühle überall auswirken und in wievielen Facetten sie sich mehr oder weniger deutlich zeigen. Erstaunlich ist auch, dass sie so hartnäckig in Frauen zu sitzen scheinen; selbst in jungen Frauen, die in eine doch recht freie und emanzipierte Zeit hinein geboren wurden.

Ich bin mir sicher, dass jede Frau selbst auf Anhieb viele Beispiele dafür findet und aufzeigen kann. Auf meiner Homepage gibt es eine Frauen-Seite und dort gehe ich auf dieses weibliche Minderwertigkeitsgefühl näher und im Detail ein. Meine Homepage findet ihr auf meinem Profil.
Ich würde mich gerne über diese Fragen mit Männern und Frauen austauschen. Undogmatisch und unideologisch, ohne dass Meinungen gleich im Ansatz in Grund und Boden gestampft werden, weil sie vielleicht nicht gerade dem derzeitigen Stand des feministischen Mainstreams entsprechen.

Einige Schreiber*Innen kennen mich vielleicht noch.
Früher war ich sehr aktiv im Forum. Es ging mir gesundheitlich nicht gut. Das Forum hat mir gut getan.
Ich lebte lange Jahre eine klassische Frauen-Rolle als Mutter und Ehefrau. Meine Ehe war keine glückliche mehr, die Kinder waren aus dem Haus, ich war unglücklich und sah mich ohne jede Perspektive. Mein Selbstbewusstsein war völlig im Keller.
Was ich wollte, suchte und brauchte war einen eigenen Weg für mich zu finden; der musste natürlich zugleich ein weiblicher Weg sein. Dabei tauchten lange vernachlässigte Fragen nach meinen wirklichen Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten auf. Unausweichlich gehört aber auch dazu, was sind meine größten Defizite, was ist zu stärken und zu entwickeln? Ich sah parallel nach weiblichen Vorbildern und suchte nach Beispielen. Wie machen das andere Frauen, wie ist das Frau-Sein für sie?
Es geht im Kern darum - wie es ein Freund und Frauenfreund bei einer Diskussion kürzlich ausdrückte - das Ur-Weibliche zu stärken!
Warum ist es überhaupt schwach?
Ein wichtiger Punkt dabei ist dieses weibliche Minderwertigkeitsgefühl; das sollten wir Frauen genauer unter die Lupe nehmen.
Helft ihr mir?

Viele Grüße, Hexe
 
Hallo Hexe,

ein sehr interessantes Thema!
Einige Gedanken dazu: bis die Sufragetten in England auf den Plan traten, erhielten Mädchen keine höhere Schuldbildung, die Jungs standen da an erster Stelle.
Bei Männerdiskussionen hatten die Damen die Klappe zu halten, da sie "eh keine Ahnung hatten".
Frauen wurden auf Kinder, Küche, Kochen, Dienerin des männlichen Geschlechts reduziert.
Frauen wurden als intellektuell minderwertig eingestuft und es wurde ihnen eingeredet, sie glaubten es lange selber.
Männer betrachteten damals immer und heute leider noch arg oft Karrierefrauen, die ihnen weit überlegen sind, mit Argusaugen. Das paßt ihnen so gar nicht in den Kram. Frauen hatten einen besonders schweren Stand, sich beruflich und intellektuell zu verwirklichen, weil die Männerwelt das nicht anerkannte und diese Entwicklung behinderte, wo es nur ging. Es ist ja gar nicht so lange her, daß Universitäten eine Männerdomäne waren und Frauen nicht zugelassen wurden.

Dieses Denken ist leider heute immer noch nicht ausgemerzt, sorgt bei Frauen für Unsicherheit. Was sich über Jahrhunderte eingebrannt hat, das läßt sich nicht in zwei Jahrhunderten komplett ändern.

Schaut man sich dann noch die Medien an, wird ein ganz bestimmtes Frauenbild als Vorbild stetig propagiert - meist von Männern. Dieses Bild wird von Frauen leider immer noch als Leitfaden betrachtet. Entsprechen sie diesem Bild nicht, was auf die Meisten zutrifft, kommt völlig unbegründete Selbstkritik hoch, mit der sie sich das Leben selbst schwer machen. Sich selbst so zu akzeptieren wie man ist, ohne sich nach äußeren Einflüssen zu richten, ist sehr schwer. Ein gutes Motto wäre hier: "Ich pfeif' drauf, was andere von mir denken oder halten mögen!" Das wirkt ungemein befreiend!

Inzwischen weiß man, daß Frauen auf bestimmten Gebieten, seelisch und auch physisch den Männern überlegen sind. Evolutionär ist die Ursache recht einfach: Die Frau und Mutter muß für den Nachwuchs sorgen und sicher stellen, daß dieser überlebt. Sie kann es sich in vielen Situationen also gar nicht erlauben krank zu werden, schlapp zu machen, weil dann ihre Kinder in Gefahr geraten. Das trifft auch heutzutage noch zu, wenngleich inzwischen auch die Väter mehr mitwirken. Diese Stärke der Frauen sollte doch ein Grund sein, sich nicht mehr minderwertig zu fühlen, oder?

Helfen kann da eine bereits in der jüngsten Kindheit beginnende Erziehung, die das Selbstbewußtsein, Selbstsicherheit, die positiven Eigenschaften jeden Kindes in den Vordergrund stellt. Gelingt dies, dann spielen etwaige negative Eigenschaften nur noch eine untergeordnete Rolle - mit diesen kommt man dann zurecht, ohne sich deshalb gleich minderwertig zu fühlen. Denn im Allgemeinen wiegen die positiven die negativen Eigenschaften mehr als auf.

Viele Fortschritte wurden schon gemacht, die Männerwelt hat sich ebenfalls großteils umgestellt. Doch die alten Bilder von vor dem 18./19. Jh. spuken noch immer durch die Köpfe und Gefühle... So ganz haben wir das noch nicht überwunden.

Vielleicht mal eine Übung:
Ein großes Blatt Papier - in die linke Spalte kommen alle positiven Eigenschaften, Fähigkeiten usw. In die rechte Spalte die Negativen. Versucht es mal! Für gewöhnlich ist die Positivliste extrem kurz, die Negativliste fast endlos lang... ;)
Holt man sich Hilfe von echten Freunden, wird die Positivliste plötzlich sehr viel länger als die Negativliste. Vieles, was wir als negativ einstufen, wird von anderen als positiv gesehen und beinhaltet auch positive Elemente. Vorlaut sein kann z.B. geistiges Aufgewecktsein, schnelles Mitdenken bedeuten... Man sollte immer das Positive in den Vordergrund stellen! Dann nehmen die Minderwertigkeitsgefühle ab, sofern man mit dieser Liste arbeitet.

Jeder Mensch ist ein Unikat! Sich ständig mit anderen zu vergleichen ist daher sinnlos, schadet nur.

Liebe Grüße,
Clematis
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Hexe,

ich denke, ein Grund dafür, daß Frauen sich oft minderwertiger fühlen als Männer und auch andere Frauen ist, daß sie sich eher damit beschäftigen, was evtl. nicht so toll bei ihnen ist, statt sich damit zu beschäftigen, was gut bei ihnen ist. Das hat sicherlich kulturelle Gründe, wie Clematis ja schon geschrieben hat.

Eine Bekannte von mir hat(te) die seltsame Angewohnheit, Fragen zu stellen, und zwar in dieser suggestiven Form: '"Findest Du auch, daß ich zu langsam/schnell, dick, dünn ...... bin?" Schon allein diese Form der Frage ist schrecklich...

Dazu gehört meiner Meinung nach auch, daß Frauen sich eher passiv verhalten, wenn sie in einer schwierigen Situation stecken, vor allem, wenn es einen männlichen Partner gibt. Oft erwarten sie dann von diesem Partner, daß er eine Lösung findet, die sie dann gut finden mögen oder eben auch nicht. Statt aber nach einer eigenen Lösung zu suchen und die zu vertreten, ziehen sich dann schmollend zurück und nehmen es dem Partner übel, daß er eine Lösung vorschlägt, die sie selbst gar nicht wollen. (Kann ich mich verständlich ausdrücken?)

Es gehört Mut dazu, eine eigene Meinung zu vertreten, und der ist oft nicht da - aus verschiedenen Gründen.
Aber das kann Frau üben und dann letztlich dazu kommen, es als selbstverständlich anzusehen, daß ihre Meinung zumindest so gut und akzeptabel ist wie die eines Partners oder eines anderen Menschen.

Es ist wirklich nicht einfach, eine eigene Meinung zu bilden und zu vertreten und gleichzeitig eine andere Meinung zu hören und einfach stehen zu lassen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Wenn das Ziel, genau das zu lernen, aber klar ist, ist es möglich. - Denke ich.

Evtl. könnte dieses Buch dabei helfen, auf Denk- und Verhaltensmuster zu stoßen, die immer wieder zu einem "minderwertigen" Verhalten führen, ohne daß wir das merken?:

Bücher von Amazon
ISBN: ISBN-10: 382700957X



Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine mögliche Konsequenz aus dem "Sich-minder-Fühlen" kann Krankheit sein, u.a. Bulimie:

...
Dieser innere Konflikt zwischen dem Gefühl der Minderwertigkeit und der äußeren Fassade ist das Wesen der narzisstischen Selbstwertstörung: erlebt wird es von den Frauen als Polarität zwischen Minderwertigkeitsgefühlen und Gefühlen von Grandiosität, also der selbstbewussten, perfekten Fassade.

Minderwertigkeit
Minderwertigkeit hat immer etwas mit Abwertung zu tun. Sei es, dass die Abwertung von außen kommt, sei es, dass die Frauen allmählich beginnen, sich selbst abzuwerten. Bulimische Frauen halten im Grunde nichts von sich. Viele denken: „Wie bin ich doch hässlich“, „ich bin ja so dumm“ oder „ich hab doch hier auf der Welt gar nichts verloren, wenn ich nicht besonders bin“. Diese Botschaften prägen sich allmählich ein und tragen zu einem Gefühl der Minderwertigkeit bei.
Aus der feministischen Therapie ist uns hinlänglich bekannt, dass die Selbstabwertung von Frauen auch Ausdruck der Abwertung von Frauen in unserer Gesellschaft und Kultur ist. Frausein und Weiblichkeit werden abgewertet zu Gunsten männlicher Qualitäten, wie Leistung, Machtstreben, Rationalität etc.
...
https://gestalttherapie.at/downloads/gt08_vortrag_baerbel_wardetzki.pdf

Grüsse,
Oregano
 
Ab gestern habe ich mir vorgenommen, mich nicht täglich zu ermahnen, dass ich mehr aufräumen und ausmisten muss. Das weiß ich ja und sollte mir diese Unzulänglichkeit nicht täglich vorführen, da es jedes Mal etwas Stress bedeutet.
Stattdessen versuche ich aus der Situation mal nur das Positive zu betrachten.
Z.B
- ich habe wichtigeres erledigt (Weiterbildung, Jobsuche, Kind...)
- mit Storchenschritt im Keller ist eine gute Übung
- was ist wo - die tägliche Erinnerungsübung
- vorsichtig und achtsam gehen, da auch mal was auf dem Boden liegt
...

Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es freut mich, dass das Thema Beachtung und Interesse findet. :)
Eure Antworten, Clematis und Oregano, bestätigen, dass es dieses weibliche Gefühl der Minderwertigkeit zu geben scheint.

Klar, Frauen waren über sehr lange Zeit alles andere als dem Mann gleichgestellt und sie wurden heruntergebuttert, "klein gehalten" und nur wenige wagten aufzubegehren. Es gibt natürlich historische Gründe, aber die Sufragetten liegen doch schon stark in der Vergangenheit. Als Grund dafür, dass das heute noch so ausgeprägt ist, scheint mir das nicht ausreichend.

Männer betrachteten damals immer und heute leider noch arg oft Karrierefrauen, die ihnen weit überlegen sind, mit Argusaugen. Das paßt ihnen so gar nicht in den Kram. Frauen hatten einen besonders schweren Stand, sich beruflich und intellektuell zu verwirklichen, weil die Männerwelt das nicht anerkannte und diese Entwicklung behinderte, wo es nur ging. Es ist ja gar nicht so lange her, daß Universitäten eine Männerdomäne waren und Frauen nicht zugelassen wurden.
Das war sicher so - aber das hat sich sehr geändert. In der Gesellschaft, den Medien, den Männern die Schuldigen zu sehen ist zwar auch heute noch eine übliche Sichtweise, aber für mich nicht mehr stimmig und richtig.
Frauen haben die Wahl der Bildung und der Ausbildung - so sehr wie Männer. Im Gegenteil werden ihnen heute Türen (auch zu Jobs ) geöffnet, WEIL sie weiblich sind.

Dass Frauen Stärken und Fähigkeiten haben, die genügen und sie sich darum nicht mindwertig fühlen sollten, ist sicher so. Aber es nützt offensichtlich nichts, zu wissen, dass es anders sein sollte - das Gefühl der Minderwertigkeit scheint sich nicht davon beeindrucken zu lassen, dass es eigentlich gar nicht da sein sollte. :)

Oregano schreibt von Krankheit, die als mögliche Konsequenz aus dem Gefühl der Minderwertigkeit entstehen kann. Ich bin überzeugt davon, dass das so ist. Aus eigenem Erleben weiss ich, wie eng Psyche und Körper miteinander verwoben sind. Noch ein Grund mehr, finde ich, dieses weiblichen Gefühl der Minderwertigkeit genau anzuschauen.
Denk- und Verhaltensmuster anzugehen, die nicht mehr stimmig sind, ist sicher eine hilfreiche und nötige Übung um etwas zu verändern.

Was sich mir bei meiner Beschäftigung mit dem Thema zeigte und zeigt, ist, dass es scheinbar wirklich ein tiefsitzendes weibliches Minderwertigkeitsgefühl zu geben scheint. Auch beruflich erfolgreiche Frauen in Spitzenpositionen, freie, emanzipierte Frauen scheinen ebenfalls mit diesem Gefühl zu tun haben.

Viele Grüße, Hexe
 
Hallo Earl Grey,
ich denke, es ist sehr wichtig für uns Frauen, dass wir lernen, zuerst einmal das Positive zu beachten und zu stärken. Wie frau das macht ist sicher individuell verschieden. Wichtig ist, dass sie es regelmäßig tut.
Und es sollte etwas sein, das frau auch wirklich als positiv oder gelungen empfindet. Sich selbst mit etwas anschwindeln wollen, sich Positives einreden, bringt meiner Erfahrung nach nicht viel.

Eine Fortbildung zu machen, nach dem Kind zu schauen und sich um einen Job zu kümmern hat ganz sicher höhere Priorität als aufzuräumen. :)

Viele Grüße, Hexe
 
Und es sollte etwas sein, das frau auch wirklich als positiv oder gelungen empfindet. Sich selbst mit etwas anschwindeln wollen, sich Positives einreden, bringt meiner Erfahrung nach nicht viel.
Hallo Hexe,

das ist richtig. Dabei ist ein weiteres Problem zu berücksichtigen: Die Unterscheidung, was ist im ureigensten Sinne für mich wichtig und richtig und was habe ich von außen übernommen und halte es nur deswegen für richtig, obwohl es für mich nicht stimmig ist.

Das Übernommene widerspricht oftmals unserem eigenen Empfinden, ohne daß wir das so recht bemerken, weil wir es zu unserer eigenen Überzeugung gemacht haben. Im Extremfall machen wir uns dann vielleicht zum Sklaven der übernommenen Überzeugungen.

Gruß,
Clematis
 
Liebe Hexe,
es ist auch für mich ein sehr interessantes Thema und sicher noch länger aktuell,denn kleine Anfänge beobachte ich schon bei meiner größeren Enkelin.
Ich gehöre zu denen ,die schon das ganze Leben mit ihren Minderwertigkeitsgefühlen kämpft und gelernt hat,sie erfolgreich zu verstecken.Ich bin zwar im Alter gelassener geworden und habe einen anderen Blickwinkel auf die Dinge des Lebens bekommen und doch sind einige meiner Komplexe noch sehr ausgeprägt.
Es fängt schon damit an,dass ich immer die Beiträge von anderen Usern bewundere und sie mit meinen vergleiche und ich sofort meine Schwächen entdecke und oft vor Scham meine Beiträge wieder lösche.
Ich wollte dir aber gern antworten und so fuhr ich heute Vormittag bei Regen in meinen Garten und überlegte beim Bäumeschneiden,wie ich am besten meine Gedanken formuliere.
Ich mache es wieder aus dem Bauch heraus und ich lösche auch nichts,liebe Hexe:).
Du hast Recht,denn in vertrauten Gesprächen stelle ich immer wieder erstaunt fest,dass ich nicht allein mit meinen Minderwertigkeitskomplexen bin und auch erfolgreiche,emanzipierte und freie Frauen darunter leiden.
Vielleicht verstehe ich mich durch diesen Austausch etwas besser,denn oft bin ich mir selbst ein Rätsel.

Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und für uns Frauen war es eine Selbstverständlichkeit nach dem Studium oder der Lehre in das Berufsleben einzutreten und Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen.Mit den Männern standen wir auf Augenhöhe.
Bei mir klappte es trotz Kinder gut und ich ging immer mit Freude auf Arbeit,hatte dort meine sozialen Kontakte und wurde geachtet und geschätzt.
Aber ich war innerlich immer auf der Suche......
Lagen die Kinder im Bett kamen die Zweifel,denn ich sah mich anders, als mein Umfeld mich wahrnahm.
Ich empfand nie Neid auf Frauen in höheren Positionen,ich bewunderte ihr Wissen und Selbstbewusstsein,war aber froh in der Masse mitzuschwimmen.
Ich arbeitete aber lieber mit männliche Chefs zusammen :eek:),sie waren unkomplizierter.

Liebe Hexe,einige Jahre war ich ohne Minderwertigkeitskomplexe und das ist ein wunderschönes Lebensgefühl.Man fühlt sich leicht,unbeschwert,stark,glücklich und spürt das Leben mit seinen positiven Seiten und ist endlich angekommen.
Dieses Wunder vollbrachte in den wenigen gemeinsamen Jahren mein Mann.
Seit ich ihn vor vielen Jahren verloren habe ,fühle ich mich wieder halb und meine Minderwertigkeitsgefühle sind wieder da.

Ich habe mich schon oft gefragt,ob ich so geboren wurde,oder einige weniger schöne Kindheitserinnerungen Schuld daran sind und ich darum so oft an mir zweifle,aber eine Antwort darauf fand ich nicht.

Was ich aber weiß ist,Liebe versetzt Berge und ist ein Heilmittel.:)
Wer sie findet ,spürt es sofort und dann schafft man gemeinsam einfach alles.

Hoffentlich bin ich nicht vom Thema abgekommen und es bleibt dabei,liebe Hexe,ich lösche nichts.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für diesen offenen, ehrlichen und sehr persönlichen Text liebe Wildaster.
Das Problem mit diesem Thema ist unter anderem, dass wir Frauen lange glauben, wir plagten uns alleine damit herum und sooo schlimm wie es bei uns sei, sei es bei anderen Frauen natürlich nicht. Auch hier greift ja das Minderwertigkeitsgefühl. Wir Frauen haben gelernt, das auf unterschiedlichste Weise zu überspielen. Wir sind gute Schauspielerinnen.
Darum sehe ich es als extrem wichtig an, dieses Thema aus der Tabu-Zone und aus dem Hintergrund hervor ins Licht zu holen und es gemeinsam anzuschauen.
Zu wissen, dass nahezu alle Frauen dieses Gefühl kennen, dass es ein weibliches Gefühl ist und kein persönliches Versagen, macht es schon einfacher zu akzeptieren.
Damit will ich aber auf keinen Fall sagen, dass man es hinnehmen soll mit dem Gedanken, das sei nun mal so.

kleine Anfänge beobachte ich schon bei meiner größeren Enkelin.
Wie und in welchen Situationen zeigt sich das? Vielleicht gelingt es uns, den Kern oder Ursprung dieses Gefühls zu finden, wann es sich das erste mal zeigt.
ich sah mich anders, als mein Umfeld mich wahrnahm.
Das konnte ich auch schon oft bei mir beobachten. Und wieder stellt sich die Frage, wie kommt es, dass wir Frauen meinen, wir seien im Grunde viel "schlechter" als wir nach außen erscheinen? Denkt man das zuende, bedeutet das doch, dass die Erfolge, die wir "in der Welt" zu verzeichnen haben oder das positive Feedback anderer nur gering dazu beitragen können, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein aufzubauen.

Ich empfand nie Neid auf Frauen in höheren Positionen,ich bewunderte ihr Wissen und Selbstbewusstsein,war aber froh in der Masse mitzuschwimmen.
Ich arbeitete aber lieber mit männliche Chefs zusammen :eek:),sie waren unkomplizierter.
Neid unter Frauen, auch im Beruf, ist ein großes Problem. Du hast sicher meinen Text auf meiner homepage gelesen, dort gehe ich darauf näher ein.
Frauen unter sich - da wird oft mit harten, subtilen und unfairen Bandagen gekämpft. Und Neid ist ein großes Thema.

einige Jahre war ich ohne Minderwertigkeitskomplexe und das ist ein wunderschönes Lebensgefühl.Man fühlt sich leicht,unbeschwert,stark,glücklich und spürt das Leben mit seinen positiven Seiten und ist endlich angekommen.
Dieses Wunder vollbrachte in den wenigen gemeinsamen Jahren mein Mann.
Seit ich ihn vor vielen Jahren verloren habe ,fühle ich mich wieder halb und meine Minderwertigkeitsgefühle sind wieder da.
Auch das scheint ein wichtiger Punkt zu sein. Ein Mann ist in der Lage, uns Frauen dieses Gefühl zu nehmen - er gibt uns weibliches Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Das wir uns selbst nicht geben können? Was passiert da?
Und natürlich die Frage, warum bricht es wieder ein, wenn dieser Mensch - aus welchen Gründen auch immer - damit aufhört, es uns zu geben?
Sind wir Frauen nur selbstbewusst, wenn ein Mann uns liebt?

Viele Grüße, Hexe
 
Was mir gerade so durch den Kopf geht zu diesem Thema:

Vielleicht haben sich Frauen auch über die Jahrtausende eine eher unterwürfige und unterordnende Haltung angewöhnt, weil der Mann für ihren Schutz und ihre Versorgung tatsächlich wichtig war. Aus biologischen und gesellschaftlich-sozialen Gründen war die Frau ja meistens in der schwächeren Lage und war darauf bedacht, sich und eventuelle Kinder zu schützen oder eben einen Beschützer zu finden und zu halten.
Es sei denn, die Frau lebte in einem Matriarchat.

Ich habe im Moment gerade das Bild im Kopf von einem Hund, der sich auf den Rücken legt, um seine Unterwerfung zu zeigen. Sein Gegner-Hund wird in den meisten Fällen nicht zubeißen sondern sich mit seiner Überlegenheit und der Unterwürfigkeit des anderen Hundes zufrieden geben.

Grüsse,
Oregano
 
Vielleicht haben sich Frauen auch über die Jahrtausende eine eher unterwürfige und unterordnende Haltung angewöhnt, weil der Mann für ihren Schutz und ihre Versorgung tatsächlich wichtig war. Aus biologischen und gesellschaftlich-sozialen Gründen war die Frau ja meistens in der schwächeren Lage und war darauf bedacht, sich und eventuelle Kinder zu schützen oder eben einen Beschützer zu finden und zu halten.
Hallo Oregano,

da sprichst Du meines Erachtens einen äußerst wichtigen Punkt an. Der Mann als Beschützer der Frau bzw. Familie und die Frau, die sich den Beschützer aussucht, der ihrem Gefühl nach, dies am besten leisten kann. Dies ist seit vielen Jahrtausenden ein eingefleischtes Verhalten, das sich auch heute noch in vielen Kulturen findet.

Die Beschützerrolle des Mannes macht es ihm jedoch auch schwerer mit einer selbstbewußten, selbständigen Frau umzugehen, was durch die moderne Lebensweise, Veränderung der Strukturen, immer öfter von ihm gefordert wird. Beide Geschlechter müssen sich an eine völlig neue Lebensform anpassen und geraten damit gefühlsmäßig in innerliche Widersprüche und Konflikte.

Intuitiv sucht eine Frau nach einem Beschützer, oft auch dann noch, wenn sie sehr selbstbewußt ist. Dies muß aber nicht bedeuten, daß sie sich deshalb minderwertig fühlen sollte, denn sie erfüllt dann nur die Rolle, die sie seit Jahrtausenden inne hatte.

Der Mann hingegen, hat heute weitgehend seine Beschützerrolle eingebüßt, physische Kraft ist für die Verteidigung der Familie nicht mehr nötig. Dies geschieht heute auf anderen, friedlicheren Wegen. Wenn er etwa arbeiten geht und das Geld nachhause bringt, sie zuhause für die Kinder sorgt. Diese Konstellation hat sich heute sehr stark verändert, ja, oft bringt die Frau das Geld nachhause und er kümmert sich um die Kinder, oder beide verdienen. In letzterem Fall führt es oft zu Problemen, wenn sie erheblich mehr verdient als er, weil das die Beschützerrolle des Mannes wiederum in Frage stellt.

Die Lebensweise hat sich so schnell verändert, zumindest in den Industrieländern, daß die notwendigen Veränderungen und Anpassungen der inneren Gefühlswelt, die Jahrtausende galt, nicht Schritt gehalten haben. M.E. ist eine einseitige Betrachtung der Minderwertigkeitsgefühle der Frauen daher nicht sehr hilfreich. Denn es ist ein Zusammenspiel, bei dem sogar Männer unter ähnlichen Minderwertigkeitsgefühlen leiden können, weil ihre Beschützerrolle in Frage gestellt wird. Ein Mann und Vater kann fuchsteufelswild werden, wenn seine Frau beleidigt, seine Tochter verächtlich behandelt wird. Ein altes Muster, das heute immer noch gültig ist.

Der Vergleich mit dem Hundeverhalten ist daher treffend. Es mag abwegig erscheinen, doch die Strukturen und Verhaltensweisen innerhalb eines Wolfsrudels lassen so manchen Vergleich zu, der auf die frühere Menschheit ebenso zutrifft.

Gruß,
Clematis
 
Hallo liebe Mitschreiber- und MitleserInnen,

dass sich Geschlechterrollen geändert haben und weiter ändern werden, das steht für mich außer Frage; auch dass es deshalb zu Irritationen und Unsicherheiten bei Männern und Frauen kommt. Aber darum geht es mir nicht, auch nicht um das weibliche Gefühl beschützt-werden-zu-wollen. Ich glaube, liebe Oregano, dass das Beispiel mit dem Hund, der sich demütig auf den Rücken legt, im Zusammenhang mit diesem Frauen-Thema leicht missverstehbar ist. :eek:)

Jedenfalls mir geht es um das weibliche Minderwertigkeitsgefühl, das nahezu unausrottbar und sehr tief in uns Frauen zu sitzen scheint; in jeder Frau, egal welche Rolle sie lebt oder leben will. Es geht um das Gefühl "ich bin nicht gut genug" oder "ich kann das nicht gut genug". Beispiele habe ich einige gezeigt. Mein Gefühl sagt mir, dass das nichts damit zu tun hat, dass Frauen beschützt werden wollen - selbst solche, die sich als selbstbewusst empfinden. Auch Männer suchen manchmal Schutz und fühlen sich deshalb nicht gleich minderwertig.

Dass auch Männer unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden (können), ist rauf und runter bewiesen, aber bei ihnen scheint es eine individuelle Sache zu sein; von Mann zu Mann verschieden. Eine Art "kollektives" Minderwertigkeitsgefühl wie das, um das es mir hier geht, scheint es bei den Männern nicht zu geben.

Warum also fühlen sich so viele Frauen minderwertig? Weil es immer schon so war? Weil sie stets untergebuttert wurden? Weil Männer einfach besser sind? Weil sie sich ungeliebt fühlen? Weil Kinder sie in ihrer Entwicklung hemmen? Wozu studieren inzwischen mehr Frauen als Männer, wenn sie sich trotzdem immer noch minderwertig fühlen? Mit geht es nicht darum, irgendeinen Schuldigen zu finden. Ich möchte es einfach nur wissen und alleine komme ich nicht darauf.

Viele Grüße, Hexe
 
Liebe Hexe,
ich wünsche mir so sehr,dass meine zwei Enkelinnen weiterhin gesund und selbstbewusst aufwachsen und sie ihr späteres Leben selbständig,zufrieden und glücklich leben können.
Ja,wir beobachteten die ersten Anfänge von Minderwertigkeitsgefühlen bei meiner neunjährigen Enkelin und nahmen das Problem sehr ernst.
Meine Enkelin ist ein fröhliches und offenes Mädchen und überall gern gesehen.
Das Lernen fällt ihr leicht,sie geht gern in ihren Sportverein und hat Freundinnen.
Wir sind stolz auf sie!
Es fing mit solchen Fragen an,die Oregano schon erwähnte :,,Omi bin ich zu dick,trägt die Jacke auf,ist eine 2 wirklich schlecht....?".
Dann kamen ihre Bauchschmerzen hinzu und sie war oft ungewöhnlich still und verschlossen.
Meine Enkelin und ich haben ein liebevolles Verhältnis und sie vertraut mir.So erzählte sie mir,dass sie täglich von einigen Mitschülerinnen gehänselt wird,man sie oft dabei einkreist und sie als dick uä.beschimpft wird.
Sie war sehr verzweifelt und tieftraurig.
Ihr Essverhalten änderte sich dadurch auch,was wir uns nun endlich erklären konnten.
Gemeinsam mit der Lehrerin und der Sozialarbeiterin der Schule gingen wir behutsam das Problem an.
Ganz selten hat sie noch ihre Bauchschmerzen und kommt sie mir aus der Schule unbeschwert und fröhlich entgegengelaufen ,dann bin ich so richtig froh.

Hoffentlich ist der Satz:,,die mögen mich nicht,weil....",Vergangenheit.

Sie vergleicht sich immer noch mit ihren Mitschülerinnen und das ist sicher auch normal. Wir versuchen sie aber vor Minderwertigkeitsgefühlen zu schützen ,indem wir ihr weiterhin ein gesundes Selbstbewusstsein vermitteln,liebevoll mit ihr umgehen und ihre Gefühle ernst nehmen.Dabei spielt auch ein gesundes Maß an Lob und Kritik eine große Rolle.

Liebe Grûße von Wildaster
 
Hallo Hexe, ein weibliches Forumsmitglied hat mich auf Deinen Thread aufmerksam gemacht.

Vielleicht erwartest Du gar keinen Beitrag von einem Mann zu diesem Thema. Aber Du hast mich erst stutzig und dann neugierig gemacht. Minderwertigkeitsgefühle? Oft meine ich bei Frauen das Gegenteil erlebt zu haben. Ist das Selbstbewusstsein womöglich nur ein Rollenspiel? Können Frauen so gut schauspielern?
Wenn es so ist, wie Du schreibst, dann räts`le ich ähnlich wie Du über die Frage. Warum bloß? Ewig rennen Männern Frauen hinterher; auch wenn es zuweilen lästig sein mag und in manchem #Aufschrei gipfelt; Grund für Minderwertigkeitsgefühle sehe ich darin nicht. In der Schule sind die Mädchen besser und wie Du selbst schriebst, studieren inzwischen mehr junge Frauen als Männer. Und nach einer letzten Meldung sind inzwischen ein Drittel aller Dax-Aufsichtsratsmandate bei Frauen gelandet.

Als Mann werde ich zu dem mir nicht bekannten Problem kaum einen Lösungsansatz beitragen können, aber vielleicht lässt sich als weiblich-männliche Mann/Frau-schafft ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen. Die Jahreszeit ist wie geschaffen dafür.

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo hexe ,
unter minderwertigkeitsgefühlen verstehe ich ein beeinträchtigtes selbstwertgefühl bzw. eine negative selbstwahrnehmung : zbs.; die betroffenen nehmen sich selbst als mangelhaft, unterlegen, klein, unbedeutend unzureichend und unzulänglich, teilweise auch als wertlos wahr ,ist das richtig !?.
diese wahrnehmung nennt sich aber mitunter auch „narzissmuss „.

normalerweise kannte ich dieses wort nur im zusammenhang mit den herren der schöpfung ,ist aber nicht so ..... allerdings äußert sich ein „weiblicher narzissmuss „ ganz anders als bei männer.

hier Narzi?mus ist der unterschied ,zwischen mann und frau , welche dr. bärbel wardetzki dargestellt hat und sehr gut zu erkennen ist .

Vielleicht findest du ja unter „weiblicher narzissmuss“ ,die antworten die du suchst .

Im großen und ganzen , so denke ich ,das ein minderwertigkeitsgefühl auf ungünstige interaktionen mit bezugspersonen zurückzuführen ist.

lg ory
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Eure Beiträge.
In Deinem Link, liebe ory, fand ich bestätigt, dass sich männliche Minderwertigkeitsgefühle anders zeigen als weibliche.
Ich finde es falsch, dem weiblichen Minderwertigkeitsgefühl den Begriff "Narzißmus" überzustülpen. Auf der von Dir verlinkten Seite fand ich den Hinweis, Narzißmus sei eine Persönlichkeitsstörung. Eben das ist das weibliche Minderwertigkeitsgefühl, von dem ich schreibe, nicht!
Wenn es stimmt, dass sehr sehr viele Frauen dieses Gefühl der Minderwertigkeit kennen - und es scheint so zu sein - drückt man damit dem ganzen weiblichen Geschlecht den Stempel "krank", schlimmer noch, "gestört" auf. Dementsprechend wären Frauen nicht das "zweite Geschlecht" (diesen Titel wählte Simone de Beauvoir für ihr Buch, das bei Erscheinen für Aufsehen sorgte) sondern das kranke Geschlecht!

Was Du beschreibst: - "eine negative selbstwahrnehmung; zbs.; die betroffenen nehmen sich selbst als mangelhaft, unterlegen, klein, unbedeutend unzureichend und unzulänglich, teilweise auch als wertlos wahr ,ist das richtig !?."
trifft es teilweise, ja. So nehmen sich doch viele Frauen war. Der Blick in den Spiegel beweist das, viele tägliche Kleinigkeiten zeigen das, wenn man darauf achtet. Kennst Du das aus Deinem eigenen Erleben auch so? Ich finde es oft bei mir; manchmal taucht es nur ein klein wenig im Hintergrund auf, aber in manchen Situationen zeigt es sich als deutliche Hürde! Als krank empfinde ich mich dennoch in keinster Weise.

Hallo Horaz, erwartet hatte ich nicht, dass ein Mann hier etwas schreibt oder mitliest. Es ist kein Männerthema. Aber ich finde es gut. Es ist doch interessant und auch wichtig zu lesen, wie das aus männlicher Sicht wahrgenommen wird.
Du siehst uns Frauen als selbstbewusst?
Ja, ich denke, wir Frauen sind sehr gute Schauspielerinnen. Was sich nach außen als Selbstbewusstsein zeigt, wenn "frau" mit hocherhobenem Kopf am Mann vorüber schreitet, ihn kühl mustert, oder ihn mit einem frechem Spruch in seine Schranken weist, dann ist das schon eine Art Rollenspiel, eine Art Schutz und dahinter verbirgt sich oft große Unsicherheit.

Ewig rennen Männern Frauen hinterher; auch wenn es zuweilen lästig sein mag und in manchem #Aufschrei gipfelt; Grund für Minderwertigkeitsgefühle sehe ich darin nicht. In der Schule sind die Mädchen besser und wie Du selbst schriebst, studieren inzwischen mehr junge Frauen als Männer. Und nach einer letzten Meldung sind inzwischen ein Drittel aller Dax-Aufsichtsratsmandate bei Frauen gelandet.
Das ist so - und obwohl ich eine Frau bin, weiss ich darauf keine Antwort.
Einen Lösungsansatz müssen und werden wir hier vermutlich nicht gleich finden. Darüber erst einmal offen zu reden, erscheint mir wichtig. Sehr gut finde ich, als weiblich/männliches Team gemeinsam zu versuchen, das Thema zu beleuchten.

Viele Grüße, Hexe
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich denke auch, daß sich männliche Minderwertigkeitsgefühle anders zeigen als weibliche; - wobei man hier nicht verallgemeinern kann.

Oft gleichen Männer ihre innere Unsicherheit und das Gefühl der Schwäche durch eher aggressives Verhalten und Niedermachen des "Gegners" aus. Sie fällen schnelle Entscheidungen (das gilt dann als "Führerqualität"), sind nicht bereit, über wichtige Themen zu diskutieren und machen - wenn es überhaupt kritische Gedanken gibt oder diese zugelassen werden - ihre Zweifel mit sich selbst im stillen Kämmerlein aus.

Frauen dagegen suchen oft den Austausch mit anderen Frauen und fühlen sich durch deren Zweifel und gleiche Erfahrungen bestätigt, was nicht immer förderlich ist, weil das eher zum Verweilen in schwierigen Themen führt statt zur Lösung und Aktion zu führen.
Das ist für mich auch der Grund, warum ich Therapie-Methoden, die sich mit der Vergangenheit und den möglichen Gründen für psychische Probleme befassen, nicht schätze: sie laden dazu ein, immer wieder die vermeintliche Opfer- und Täterrolle zu bestätigen statt dazu zu führen, diese Rollen aufzulösen und heutige Ressourcen zu verstärken und zu nutzen.

Ich finde den Spruch "Ich bin ok - Du bist ok" als Leitspruch weiter gut, weil darin die gegenseitige Akzeptanz von Mann und Frau ausgedrückt wird, die für ein gutes Miteinander so hilfreich ist. Kommt dann noch ein Stück Humor dazu, bestehen gute Aussichten für dieses gute Miteinander.
Überhaupt gefällt mir zum Thema "Männlich ./. Weiblein die Transaktionsanalyse weiter gut.

Bücher von Amazon
ISBN: 3499169169


Grüsse,
Oregano
 
Liebe Wildaster, täglich in der Schule von anderen gehänselt und als zu "zu dick" betitelt zu werden, macht einem Kind ganz klar zu schaffen. Mädchen wie Jungen. Gut, dass ihr es bemerkt habt, sie auffangen und die Situation verbessern konntet.
Du schreibst:
Wir versuchen sie aber vor Minderwertigkeitsgefühlen zu schützen, indem wir ihr weiterhin ein gesundes Selbstbewusstsein vermitteln, liebevoll mit ihr umgehen und ihre Gefühle ernst nehmen. Dabei spielt auch ein gesundes Maß an Lob und Kritik eine große Rolle.
Ich denke, Mädchen brauchen sehr viel echtes, glaubwürdiges Lob und immer wieder Ermutigung.
Interessant und wichtig fände ich, das Selbstbewusstsein der Mädchen genauer anzuschauen. Es stellt sich ja auch die Frage: wann und wo zeigt sich das weibliche Minderwertigkeitsgefühl zum ersten mal? Irgendwo und irgendwann muss es ja beginnen.

Viele Grüße, Hexe
 
Ich schätze die Blog-Beiträge von Kopp-Wichmann durchaus. Ein Satz daraus läßt mich auch in Bezug auf Minderwertigkeitsgefühle nachdenken:

... Die meisten von uns verlieren den Kontakt mit dem, was wir als Kinder liebten.

Daran haben das Schulsystem, die Wertvorstellungen der Eltern und die Mechanismen des kapitalistischen Systems maßgeblichen Anteil. Dass sie nämlich von klein auf gelernt haben, dass der einzige Grund etwas zu tun, darin liegt, dass Sie eine Belohnung dafür bekommen.

Aber damit können Sie sich jetzt auch nicht ewig rausreden.
...
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* Vielleicht ist vielen Frauen ja der direkte und spontane Zugang zu den inneren Stärken früh ausgetrieben worden? Wenigstens bei Frauen, die heute 50 Jahre und mehr alt sind?

* Vielleicht sind Frauen früh benutzt worden als Hüter von Geschwistern, Ersatzangestellte, Mutter-Vertraute usw. usw.?

* Vielleicht hat man ihnen starke Gefühle, Begeisterung, Engagement durch ein entschiedenes "nein!" früh ausgeredet und ihnen dadurch den Zugang zu eigenen Eindrücken und Wünschen zugeschüttet?

Dann gilt es, zurück zu gehen und sich (mühsam) zu erinnern, was einstens wichtig war und was die eigenen Freuden und Leiden ausmachte.

Grüsse,
Oregano
 
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