Das Internet zerstören?

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01.09.08
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Hallo!

Ich befinde mich schon länger in rel. schlechter Verfassung und kann krankheitsbedingt (Depression, Bindungsstörung) nicht richtig am Leben teilnehmen. Dadurch beobachte ich intensiv das Leben der "Gesunden/Normalen" und mir wird dabei immer banger und banger.

Es ist für mich erschreckend zu sehen, wie der digitale Lifestyle das Verhalten der Menschen schleichend verändert. Läuft man heute durch eine beliebige Innenstadt, so sieht man junge Leute fast ausschließlich auf ihr Smartphone starren - normale Blickkontakte sind nicht mehr möglich. Außerdem scheint sich die Masse im persönlichen Optimierungswahn zu befinden - es wird aufgestylt, geschminkt, aufgepumpt und mit der Einstellung "guck mal, ich bin besser/hipper als du" durch den Tag stolziert. Ich bin jetzt fast 40 Jahre alt und mich deprimiert es total zu sehen, wie sich die Eitelkeit immer mehr durchsetzt.

Wie sehr haben die großen protzerischen Autos zugenommen, wie extrem ist die Tattoo-Anzahl gestiegen. Die Folgen des Sozialneids, den Facebook, Instagram etc. aufs Extremste angefacht haben, werden im Alltag immer deutlicher spürbar. Ich selber kann an diesem Wettrüsten nicht teilnehmen, sowohl aus kräftemäßiger und daraus resultierend auch aus finanzieller Sicht. Vor 2-3 Jahren fand ich das noch unfair und wollte auch bei dem Spiel mitmachen, aber mittlerweile habe ich den unheilvollen Charakter des Ganzen erkannt:

Der Wettbewerb wird ständig unerbittlicher und ist längst einem Sozialdarwinismus unterworfen, bei dem immer mehr nur noch die Besten und Stärksten beachtet und belohnt werden. Stärke bedeutet hier aber meist finanziellen Background und hat mit eigentlich anstrebenswerten menschlichen Eigenschaften nichts mehr zu tun.

Das Problem, welches ich von der Seitenlinie aus deutlich sehen kann, ist, dass dies die Menschen schleichend ausbluten lässt, weil es nach oben kein Ende gibt. Viele sind in dem Hamsterrad (hart arbeiten, genug Geld verdienen, um den immer weiter steigenden Anforderungen gerecht werden zu können) gefangen und fordern sich immer mehr ab. Von beruflicher wie auch von privater Seite werden die Erwartungshaltungen größer und größer.

Ich erlebe in meinem Umfeld fast nur noch Leute, die total getrieben sind. Alle beklagen den Streß und die Schnelllebigkeit, aber mitmachen tun sie trotzdem. Vielleicht, weil sie in dem System gefangen sind.

Wo führt das alles nur hin? Die Titelstory des Spiegels vom 03.09. zeichnet das Bild umfassender und gibt eine düstere Prognose aus.

Meiner Meinung nach gibt es nur 2 Möglichkeiten:

1. Es muss einen Supergau in der technischen Infrastrukur geben, wodurch das Wirtschaftssystem zuammenbricht, sodass die Kritiker der digitalen Revolution endlich Gehör finden und danach ein gemeinsames "back to the roots" angestrebt werden kann. Die Verwundbarkeit der komplexen modernen Welt (die dem Menschen schon deutlich über den Kopf gewachsen ist), muss erst für jeden empfindlich spürbar werden, damit der Wahnsinn auch von der Masse erkannt wird.

2. Es entwickelt sich eine Parallelgesellschaft, die bewußt aus der digitalen Welt aussteigt und sich auf traditionellen Wertesystemen neu aufbaut.

Wenn keines dieser Szenarien eintreten sollte, dann sind wir verloren. Nur würde ich nicht dem Zeitraum der im Spiegel genannten Prognose zustimmen, sondern denke, es wird viel schneller gehen. Vielleicht schon in 5-10 Jahren dümpelt die Menschheit höchst depressiv vor sich hin.

Eure Meinung würde mich interessieren. Ich denke, dass wir mit Internet und Vernetzung in den Abgrund rennen. Der Mensch wird zum Opfer der Technologie. Also muss man konsequent darauf verzichten, da es einen "achtvollen Umgang" damit nicht gibt.

Also - wie kann man dem Netz den Garaus machen? Oder doch die analoge Parallelgesellschaft? :confused: :confused: :confused:

(Ich weiß, wie paradox es ist, über ein Internetforum Meinungen darüber zu erfragen, wie man das Internet wieder los wird ;) )

Viele Grüße, Christian.
 
Es ist für mich erschreckend zu sehen, wie der digitale Lifestyle das Verhalten der Menschen schleichend verändert.
Hallo Christian,

diese Veränderung begann m.E. nicht erst mit dem Internet. Schon als seinerzeit die ersten Fernseher aufkamen, veränderte sich das Verhalten der Menschen dramatisch. Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit schaute man in die Glotze. Ade, die Abende mit anregenden Unterhaltungen, gemeinsamen Spielen, Lesen, Diskussionen. Kam Besuch, mußte er gezwungenermaßen mit gucken, ob er wollte oder nicht. Die Sendung war ja, ach, so spannend und man wollte sie wegen Besuch nicht versäumen. Die Tagesplanung richtete sich immer mehr nach dem TV-Programm, spazieren ging man nur, wenn nichts Sehenswertes gesendet wurde.

Mit dem Internet verhält es sich heute ähnlich, nur daß es hier so gut wie immer etwas Interessantes zu finden gibt, die dafür aufgewendete Zeit dramatisch zugenommen hat. Dabei liegt es jedoch im Ermessen jedes Einzelnen, ob er sich verführen läßt oder nicht. Aber Internetsucht ist heutzutage ein echtes Problem.

Läuft man heute durch eine beliebige Innenstadt, so sieht man junge Leute fast ausschließlich auf ihr Smartphone starren - normale Blickkontakte sind nicht mehr möglich.
Eine Nachricht fand ich kürzlich: man plane leuchtende Katzenaugen auf den Bürgersteigen zu installieren, damit die Smartphone-Starrer nicht vom Weg abkommen oder gegen einen Laternenpfahl laufen. Das ist wohl die Höhe des Irrsinns! Das würde nicht nur Millionen kosten, die weit besser für die Einrichtung von Erleichterungen für Behinderte verwendet werden sollten, es würde das Handystarren sogar noch fördern.

Außerdem scheint sich die Masse im persönlichen Optimierungswahn zu befinden - es wird aufgestylt, geschminkt, aufgepumpt und mit der Einstellung "guck mal, ich bin besser/hipper als du" durch den Tag stolziert.
Ja, das alles ist völlig verrückt! Da geht nur eins: sich ganz bewußt distanzieren, nicht mitmachen. Das fällt aber besonders jungen Menschen schwer, weil sie in der Gruppe Anerkennung suchen, die sie nur bekommen, wenn sie da mitmachen.

Wie sehr haben die großen protzerischen Autos zugenommen, wie extrem ist die Tattoo-Anzahl gestiegen. Die Folgen des Sozialneids, den Facebook, Instagram etc. aufs Extremste angefacht haben, werden im Alltag immer deutlicher spürbar.
Auch das ist nicht allein auf das Internet zurückzuführen. Ein protzigeres Auto als der Nachbar, immer etwas Neueres, etwas Besseres haben zu wollen als die Anderen, gab es schon viel früher. Das alles wird auch von der psychologisch so geschickten Propaganda, Werbung, in allen Medien angefacht.

Ursache ist hier m.E. die Zuwendung zum reinen Materialismus, das nicht Beachten, was im Leben wirklich wichtig ist: Zuwendung, Mitgefühl, Freude am gemeinsamen Erleben und Austausch, an gemeinsamen Unternehmungen. So mancher scheint vergessen zu haben, wie schön es ist ein spielendes Kind zu beobachten, an seiner Entdeckungsfreude teilzuhaben. Kurz: die alltägliche Liebe zum anderen Menschen zu empfinden, die Freuden der Kontakte zu teilen.

Der Wettbewerb wird ständig unerbittlicher und ist längst einem Sozialdarwinismus unterworfen, bei dem immer mehr nur noch die Besten und Stärksten beachtet und belohnt werden. Stärke bedeutet hier aber meist finanziellen Background und hat mit eigentlich anstrebenswerten menschlichen Eigenschaften nichts mehr zu tun.
So ist es. Mithalten bedeutet hier zwangsläufig auf anderen "herumzutrampeln", ohne Rücksicht auf Verluste. Daß sich diese Verhaltensweise immer mehr durchsetzt ist überall zu beobachten. Manches mag am Nachahmereffekt liegen. Reiten Politiker, Konzerne auf dieser Welle, geben ein "Vorbild" der Rücksichtslosigkeit, fragt sich auch der kleine Mann: Warum soll ich anders sein, wenn die da mir genau das Gegenteil vormachen und damit ungestraft reich werden. Will man da nicht mitmachen kommt oft das Argument: Wenn Du es nicht tust, dann tut es ein Anderer und heimst ein, was Du hättest haben können.

Viele sind in dem Hamsterrad (hart arbeiten, genug Geld verdienen, um den immer weiter steigenden Anforderungen gerecht werden zu können) gefangen und fordern sich immer mehr ab. Von beruflicher wie auch von privater Seite werden die Erwartungshaltungen größer und größer.
Doch jeder für sich hat es in der Hand, sich davon zu distanzieren, seinen eigenen persönlichen Werten zu folgen, seinen eigenen Materialismus in gesunde Bahnen zu lenken. Dann gibt es kein Hamsterrad mehr, man ist wieder sein eigener Herr - Frau. Viele schaffen das wohl auch deshalb nicht, weil sie stets darauf schielen: Was denken dann andere von mir? Zu lernen, daß dies völlig egal ist, fällt m.E. besonders schwer. Doch richten wir uns allzuoft nach Vorgaben, die völlig unsinnig sind. Wenn eine andere Meinung wichtig ist, dann nur von engen Freunden die mit einem durch Dick und Dünn gehen, oder bei einem offenen, fairen Austausch. Alle anderen Meinungen, insbesondere jene in den Medien, sind völlig unwichtig. Richten wir uns nach letzteren werden wir zu deren Sklaven. Durchschaut man hier, daß dieses Ergebnis letztlich gewünscht ist, daß wir genau dahingehend manipuliert werden, dann können wir uns davon befreien, uns innerlich und auch ruhig mal öffentlich sagen: Leckt mich doch, ich tue das, was ICH für richtig halte und was für MICH gut ist, und NICHT das, was ihr mir vorgeben wollt! Diese Freiheit haben wir und wir brauchen sie nur zu nutzen.

Solange wir uns von der Meinung anderer abhängig machen, wird das nicht gelingen. Wir sind aber alle Individuen, haben einen eigenen Willen, ein Selbstbewußtsein, eine Intuition, die uns sagt, was gut für uns ist. Auf all das können wir zurück greifen, diese Fähigkeiten ggfs. stärken, dann gelingt es uns auch aus dem Hamsterrad auszusteigen.

Vielleicht, weil sie in dem System gefangen sind.
Das ist nur das eine Viertelchen, die restlichen Dreiviertel - sind, sich von der Ansicht/Meinung anderer abhängig gemacht zu haben, dies ist m.E. der sehr viel wichtigere Grund. Beim Auto etwa hilft es, sich wieder bewußt zu machen: es ist ein Transportmittel, das mich von A nach B und zurück bringen soll, meine Lasten schleppen soll, nicht mehr und nicht weniger. Das kann ein oller Polo ebenso gut wie die Protzkiste von nebenan. Welchen Sinn macht also eine Protzkiste? Will ich ein Transportmittel oder nur etwas zum Prahlen, Angeben?

Wo führt das alles nur hin? Die Titelstory des Spiegels vom 03.09. zeichnet das Bild umfassender und gibt eine düstere Prognose aus.
Vermute, Du beziehst Dich hier auf eine Druckausgabe, konnte den Artikel im Netz nicht finden.

Meiner Meinung nach gibt es nur 2 Möglichkeiten:
1. Es muss einen Supergau in der technischen Infrastrukur geben
2. Es entwickelt sich eine Parallelgesellschaft, die bewußt aus der digitalen Welt aussteigt und sich auf traditionellen Wertesystemen neu aufbaut.
Ich denke, dass wir mit Internet und Vernetzung in den Abgrund rennen. Der Mensch wird zum Opfer der Technologie. Also muss man konsequent darauf verzichten, da es einen "achtvollen Umgang" damit nicht gibt.
Beide Szenarien sind durchaus möglich. Ich bin aber nicht der Ansicht, daß der Mensch das Opfer der Technologie ist, sondern: er macht sich selbst zum Opfer und wie oben schon angedeutet, hat er es durchaus in der Hand, aus der selbst erzeugten Opferrolle heraus zu kommen.

Dazu bedarf es einer veränderten Wahrnehmung. Was will ich vom Internet, wozu soll es MIR DIENEN? Wenn ich das Internet zu einem Werkzeug mache, so gezielt einsetze wie einen Hammer oder Besen, dann kann es mich nicht manipulieren, dann bestimme ich ganz allein, was aus meiner Arbeit damit wird. Da könnte es dann zu einer Parallelgesellschaft kommen, jene, die das Internet als Werkzeug nutzt und jener, die sich vom Internet zum Werkzeug degradieren läßt.

Dabei wäre immer daran zu denken, daß das Internet, ebenso wie alle anderen Medien, gezielt dazu eingesetzt wird, um uns in vielerlei interessengesteuerte Richtungen zu manipulieren, z.B. eine Protzkarrosse zu kaufen oder "so darfst Du nicht denken". Sind wir uns dessen immer bewußt, können wir der Manipulation Paroli bieten, solcherlei Versuche im Keim ersticken. Dann agieren wir wieder selbst bestimmt. Wir steigen aus dem Hamsterrad, dem aufoktroierten Materialismus und dem vorgegebenen Meinungsgeflecht, aus. Wir folgen wieder einem menschlichen Wertesystem, das wir selbst definieren. Wir müssen das nur wollen und wir haben den freien Willen, um das umzusetzen.

Christian, danke für dieses Thema. Hochinteressant und ich hoffe, daß da noch viele spannende Beiträge kommen :).

Liebe Grüße,
Clematis
 
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Ich möchte auch meinen "Senf" dazugeben:
Da ich zu den Glücklichen gehöre, die zu Beginn des Lebens eine sowohl liebevolle als auch antimaterialistische Erziehung genossen haben, und wir in der Schule das Thema Werbung in mehreren Fächern gleichzeitig (Gemeinschaftskunde, Kunst, Deutsch) kritisch durchgenommen haben, um die Manipulationen und Fallen herauszuarbeiten, denke ich, man kann sein Unterscheidungsvermögen schulen.

All die Überfrachtung und Übertreibung ist total ungesund, da stimme ich euch zu und bin überzeugt, dass das nicht selten auch zu Burn-out und ähnlichen Krankheitsbildern führt.

Der Begriff "gesunder Menschenverstand" scheint langsam aber sicher zum Fremdwort zu werden. Mein Vater sagte früher, als wir noch kleine Kinder waren: "Wenn 99 Leute zum Brunnen gehen, um reinzuspringen, und du bist der 100.: Du musst es nicht nachmachen."

Wir sind doch Individuen und ich finde, man sollte das auch erkennen können.
 
Durch die Gegend stolpernde Smombies sind wirklich kein schöner Anblick. Aber zum Beispiel in der U-Bahn finde ich es ok, sein Smartphone zu benutzen. Früher hätte man eben Zeitung gelesen oder ein Buch. Neue Technologien faszinieren die Menschen erst mal, was zu Überteibungen führt, aber das wird sich schon wieder einpendeln.

Abschaffen würde ich das Internet deswegen nicht. Wenn man es mit Sinn und Verstand einsetzt, kann man großen Nutzen daraus ziehen.
 
Hallo zusammen,

die Überschrift des Threads ist m. E. verallgemeinernd, und auch der Ausdruck "zerstören" ist mir zu sehr auf Gewalt gebürstet. Wo wären wir beispielsweise ohne das Internet gerade im Hinblick auf das Forum (das durch diese Aussage - wenn auch mit Fragezeichen - doch mit diskreditiert wird)? Auf welchem Weg würden sich die vielen nützlichen Informationen gerade hinsichtlich Gesundheit verbreiten?
Soll durch die "Zerstörung" des Internet das nun alles wegfallen?
Es steht doch jedem frei, ob und inwieweit er sich auf dieses Medium einlassen möchte oder nicht.

Gerade dieser Aspekt fehlt mir, wenn ich die bisherigen Beiträge verfolge.

Gruß
Malve
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
die Überschrift des Threads ist m. E. verallgemeinernd, und auch der Ausdruck "zerstören" ist mir zu sehr auf Gewalt gebürstet. Wo wären wir beispielsweise ohne das Internet gerade im Hinblick auf das Forum (das durch diese Aussage - wenn auch mit Fragezeichen - doch mit diskreditiert wird)? Auf welchem Weg würden sich die vielen nützlichen Informationen gerade hinsichtlich Gesundheit verbreiten?

Hallo Malve,

eine Zerstörung des Internets kann wohl kaum noch statt finden, dazu ist es bereits viel zu stark verankert und Teil des Lebens. Es kommt darauf an wie jeder einzelne von uns es nutzt: als Werkzeug, das wir gezielt zu unserem Zweck einsetzen - dann ist es ein positiv zu bewertendes Instrument.

Und was ich in einem anderen Thread schrieb:
Für uns Patienten heißt das: sich informiern und nochmals, sich informieren. Sich gegenseitig zu helfen, auszutauschen, gemeinsam Erfahrungen sammeln und diese anderen verfügbar machen - selbst Transparenz herstellen und sich nicht beirren lassen. Insoweit kann ein Forum wie dieses weit nützlicher sein als so mancher Arzt oder Heilpraktiker.
So genutzt kann das Internet ein Segen sein! Das eine oder andere Präparat, das mir sehr half, hätte ich ohne nicht finden können. Hätte es das Internet schon gegeben, als ich krank wurde, möchte ich sogar behaupten, wäre mir eine lange Leidensgeschichte erspart geblieben, denn dann hätte ich frühzeitig Informationen gefunden, die mir ohne Internet verborgen blieben, z.B. weil sie nur in teuren Fachbüchern vorlagen, von deren Existenz ich nichts wußte.

Der Umgang mit Informationen im Internet will aber auch gelernt sein, nicht nur konsumieren, sondern alles hinterfragen, genau recherchieren. Insoweit sind solche Anleitungen, die etwa auch in Schulen gegeben werden, ein Schritt in die richtige Richtung. Wie Philia es so nett ausdrückt: der gesunde Menschenverstand ist hier gefragt ;).

Gruß,
Clematis
 
Und ich denke mal, vor dem Hintergrund, dass vor Jahren mal – ich erinnere mich dunkel – in Kanada und Skandinavien kürzlich großflächige Stromausfälle waren und sowas durchaus wieder passieren könnte, was dann aber evtl. auf die menschengemachten massiven klimatischen Veränderungen auf unserer Erde zurückzuführen wäre, dass dies ein eher realistischer Grund für Ausfall des Internets wäre als „Zerstörung“.

Habe mal eine Liste dazu rausgesucht, wo massive Stromausfälle schon wann passiert sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_historischer_Stromausfälle

Und ansonsten ist es ja auch sehr informativ. Medien, egal welche, werden immer sowohl von guten aufrichtigen Menschen genutzt als auch von den gegenteilig motivierten.

Allerdings wird die Suche nach den wirklich gewünschten Informationen oft selbst durch das Internet nicht befriedigt (habe ich zumindest bislang so erlebt). Stichwörter googeln bringt mehr Müll als kurze knackige Infos. Und wenn ich zuviel lesen muss, bis ich etwas finde: tausende Seiten – dazu habe ich wirklich keine Lust und erst recht keine Zeit.

Vor ca. 17 Jahren hatte ich mal einen IT-Crashkurs von einem Jahr Dauer gemacht. Damals konnte man noch Suchwörter mit verschiedenen Zeichen in verschiedenen Suchmaschinen eingeben, um die Suche stark eingrenzen zu können. Ob das heute noch so geht, weiß ich nicht.

Das war u. a. mal eine Aufgabe für uns ganz am Anfang. Ich entsinne mich, dass wir Sachverhalte vermittelt bekommen haben vom Dozenten, der uns dann eine minimale Suchzeit einräumte, um die Sachverhalte als wahr oder falsch zu identifizieren. Auch Fragen waren dabei von der Art „Wie lautet der dritte Vorname von Politiker XY“ (als Beispiel). Wer ein DIN A4-Blatt voll solcher Aufgaben am ehesten löste, war der Champion.

Früher hatte man Enzyklopädien und andere Nachschlagewerke, die entweder Auskunft gaben oder nicht. Aber wer von uns ist bei Spezialinformationen, die er sucht im Internet, schneller und vor allem erfolgreicher als in herkömmlichen Suchmethoden?

Ich denke, wir haben viel mehr wertvolle Informationen durch das Internet als wir je auf herkömmliche Weise erhalten hätten. Ich möchte es wirklich nicht missen!
 
Ich kenne ein paar Menschen, die aus Prinzip kein Internet wollen. Die sind aber auch sonst irgendwie seltsam drauf und in etlichem unaufrichtig, wenn man sie länger kennt (eine 2-stellige Anzahl Jahre).
 
Danke für eure Beiträge, aber die Tragweite, die ich ansprechen will, wird glaube ich noch nicht ausreichend erfasst.

Der Spiegel-Titel "Sie sind entlassen" ist eine wirklich lohnenswerte Lektüre; er fasst den Wahnsinn gut recherchiert zusammen. Leider ist der Artikel nicht kostenlos im Netz verfügbar.

Allerdings ist dieser Umstand gleich auch ein gutes Beispiel des Dilemmas: Durch das Netz sind wir es gewohnt, kostenlos an einen Haufen Informationen zu kommen. Da im Web 2.0 jeder gleichberechtigt seinen Senf dazugeben kann, gibt es eine riesige Meinungswolke, die es sehr schwer macht, gute von schlechten Informationen zu trennen. Wenn man sich nun mal einen Spiegel "gönnt", bemerkt man gleich, wie angenehm es ist, einen Artikel zu lesen, der von erfahrenen Autoren recherchiert und ausgearbeitet wurde. Das kommt schon alleine daher, dass die (noch) etablierten Medien andere Möglichkeiten der Informationsbeschaffung haben. Während im Netz die Nutzer per Copy&Paste irgendwelche Infos ungeprüft weiterverbreiten und ihre Meinung dazu gern einmal mit der Wahrheit gleichsetzen, können professionelle Journalisten direkt zu den relevanten Schauplätzen hingehen und die betreffenden Personen direkt interviewen.

Im Netz können sich Leute wie du und ich zu vermeintlichen Experten aufschwingen und durch die Resonanz von anderen Nutzern geradezu zu Gurus werden. Und dabei zählen blos diese bescheuerten Likes oder irgendwelche anderen Counter. Nun haben Menschen nunmal die Eigenheit, Dingen hinterherzulaufen, die eine gewisse Aufmerksamkeit generieren. So kommt es zum Selbstläufer und es können völlig sinnlose Dinge zur absurden Bedeutsamkeit emporgehoben werden. Keiner kann das irgendwie kontrollieren. Und falls es noch nicht bekannt sein sollte: man kann alle erdenklichen Likes kaufen; 100000 Youtube-Videoaufrufe kosten glaube ich so um die 80 Euro. Überprüfen kann das niemand, aber die Leute fallen reihenweise darauf rein.

Es wäre ja kein Problem, wenn dieser Umstand nur für das Internet relevant wäre. Aber leider schlägt es auf das reale Leben durch, indem viele Verlage Ihre Auflagen reduzieren müssen, Werbeeinnahmen sinken, gute Journalisten immer schlechter bezahlt werden, etc. Im Moment wird noch um Erhaltung dieser Medienkultur gekämpft, da auch noch genug erfahrene Leute im System sind, die die Vorteile gegenüber den neuen Medien kennen. Aber was glaubt ihr, wie das in 5-10 Jahren aussieht? Wenn die alte Riege immer mehr abtritt und von unten kommen hauptsächlich Copy&Paste-Journalisten nach, die nur die neuerliche Internetmedienkultur kennen, die von möglichst reißerischer und schneller Ticker-Auswertung lebt?

Klar finden wir es alle geil, per Google schnell an Infos zu kommen. Aber es hatte einen guten Sinn, dass Leute dafür ausgebildet wurden, Informationen erstmal vorzubereiten und dann strukturiert abzugeben. Im Internet werden die Infos wertungsfrei verteilt und jeder muss sie selbst einordnen können. Aber wer kann schon zu komplexen Themen als Außenstehender eine Einordnung geben? Deshalb gibt es dann im Netz zu den meisten Themen gleich mehrere Interpretationen, wo sich jeder eine aussuchen kann. Nur, was ist das für ein Gefühl, wenn man sich einer Meinungsinterpretation angeschlossen hat und 2 Googleergebnisse später findet man das gerade Gegenteil dazu? Genau: es entsteht ein Ohnmachtsgefühl und die unangenehme Angst macht sich breit, wem man denn jetzt noch vertrauen soll bzw. was man denn überhaupt noch glauben kann.

Das ist nur ein Teilaspekt des großen Ganzen.

Grundlegend haben wir das Problem, dass das Netz deshalb so erfolgreich ist, da es bestimmte menschliche Schwächen ausnutzt. Insbesondere Bequemlichkeit, Neid und Belohnungssucht fallen mir dazu ein. Es bringt leider auch nichts, wenn ein Teil der Gesellschaft das Netz bewusst und aufmerksam nutzt. Solange der Großteil dessen Attraktivität erliegt, wird das Unheil voran getrieben...
 
Allerdings wird die Suche nach den wirklich gewünschten Informationen oft selbst durch das Internet nicht befriedigt (habe ich zumindest bislang so erlebt). Stichwörter googeln bringt mehr Müll als kurze knackige Infos.

Hallo Philia,

Google-Müll zuhauf - auch weil hier manipuliert wird, was in den Vordergrund gerückt wird. Christian weist auch darauf hin - likes usw.

Versuch es mal mit https://www.ixquick.com/deu/ bzw. StartPage, die sucht zwar auch bei Google, aber noch zusätzlich bei 14 weiteren Suchmaschinen, Schrott wird so weitgehend ausgefiltert. Viel weniger Ergebnisse, dafür jedoch zutreffender.

Gruß,
Clematis
 
Also ich bin zwar auch schon älteres Semester, glaube aber durchaus, dass auch von den Jungen welche nachwachsen, die sich tatsächlich Gedanken machen und nicht bloß Trittbrettfahrer sind. Man kann sich doch eine kurze Liste machen und dann ehrlich selbst beantworten, frei nach der Devise:

Was ist
(und warum ist es das)

lebenswichtig / überflüssig
glaubwürdig / unglaubwürdig


Aber bei mir habe ich bislang als einzige menschliche Schwäche, die das Netz ausnutzt, festgestellt, dass ich - mitunter! - nicht rechtzeitig ins Bett finde und noch immer surfe, wenn schon die ersten Vögel zwitschern. (Damit bin ich womöglich gar nicht so allein, hi hi ...)
 
Grundlegend haben wir das Problem, dass das Netz deshalb so erfolgreich ist, da es bestimmte menschliche Schwächen ausnutzt. Insbesondere Bequemlichkeit, Neid und Belohnungssucht fallen mir dazu ein. Es bringt leider auch nichts, wenn ein Teil der Gesellschaft das Netz bewusst und aufmerksam nutzt. Solange der Großteil dessen Attraktivität erliegt, wird das Unheil voran getrieben...

Hallo Christian,

Du betrachtest das Problem sehr tiefgreifend und gehörst noch nicht einmal zu den Alten ;). So wie Du machen sich viele Gedanken zum Thema und ich denke, daß auch die junge Generation immer mehr aufwacht, sonst wäre der Terminus Lügenpresse inzwischen nicht so weit verbreitet.

Belohnungssucht, Neid, Bequemlichkeit scheint mir hier als Grund für das Problem hingegen zu oberflächlich. Die Wurzeln liegen tiefer in der Gesellschaft begraben, was ich bereits versuchte darzustellen.

Das Unheil schreitet nur so lange voran, wie unbedachte, unkritische Mitläufer dieser Linie folgen. Doch es wachen immer mehr auf, was in vielen Foren zum Ausdruck kommt. Das kritische Hinsehen nimmt zu und viele haben inzwischen begriffen, wie vorsichtig man mit Informationen aus dem Netz umgehen muß. Sonst gäbe es auch die Bezeichnung "Lügen"-Pedia nicht, die ganz besonders stark in den USA verbreitet ist, einem Land, in dem das Belügen der Bevölkerung inzwischen extreme Ausmaße angenommen hat und noch schlimmer ist als in D. "Lügen"Pedia hat hierzulande immer noch viel zu viel Zulauf, es gibt weit bessere Informationsquellen, etwa Metapedia u.v.m.

Letztlich ist auch hier jeder für sich selbst verantwortlich und muß sich seine eigene Meinung bilden. Kontroverses kann dabei sogar helfen, weil es auf Schwachpunkte aufmerksam macht. Pro und Contra erweitern das Spektrum der Information. Nur Pro oder nur Contra wäre einseitig und nicht sehr informativ. Erst die gegensätzlichen Ansichten eröffnen den Weg zur eigenen Meinungsbildung. Deshalb sind m.E. unterdrückte Informationen weit schädlicher als die Offenlegung aller Aspekte. Nur die Offenlegung ermöglicht den Blick über den Tellerrand hinaus.

Gruß,
Clematis
 
Während im Netz die Nutzer per Copy&Paste irgendwelche Infos ungeprüft weiterverbreiten und ihre Meinung dazu gern einmal mit der Wahrheit gleichsetzen, können professionelle Journalisten direkt zu den relevanten Schauplätzen hingehen und die betreffenden Personen direkt interviewen.

Die Presse hat auch genügend Manipulationsschwachstellen. Ich empfinde die Möglichkeit eines freien Meinungsaustausch weltweit mit jedermann schon als Bereicherung, auch wenn ich nicht jede Meinung teile. Darüber hinaus wird es die traditionellen Medien ja weiterhin geben, nur das Papier wird wohl irgendwann nicht mehr gebraucht.

Im Netz können sich Leute wie du und ich zu vermeintlichen Experten aufschwingen und durch die Resonanz von anderen Nutzern geradezu zu Gurus werden.

Sich einfach so zum Guru aufschwingen, funktioniert nicht. Wer Mist erzählt, bekommt sofort Gegenwind und keine Likes. Die Leute, die eine große Anhängerschaft um sich scharen können, müssen auch die passenden Talente mitbringen. Das gab es alles schon vor dem Internet, recherchier mal, was deine Lieblingsstars, -moderatoren, -musiker, -politiker usw. für eine Ausbildung hatten.
 
Jeder kommt so oder so (freiwillig oder unfreiwillig) irgendwann an einen Punkt, wo Internet und sonstige Telekommunikation keinerlei Bedeutung mehr hat. :)

Entweder freiwillig weil er/sie die Schnauze gestrichen voll hat und es ihm/ihr durch die Sinnentleertheit der meisten Kommunikationsplattformen nichts mehr bringt, dann zieht man sich ganz einfach zurück und kommuniziert entweder gar nicht mehr online oder nur noch mit einer Handvoll wirklich wichtiger Menschen.

Oder man ist durch Krankheit oder einen schweren Schicksalsschlag bedingt nicht mehr in der Lage an der virtuellen Welt teil zu nehmen.

Etwas abschaffen oder total befürworten ist genau so ein Quark wie jedes andere Extrem.

Man pendelt im Leben oft viele Jahre von einem Extrem ins andere und dann wieder ins nächste und irgendwann pendelt man sich mehr in der ausgeglichenen Mitte ein.

Clematis hat recht, die Veränderung fing mit dem Fernseher an und nicht erst mit dem Internet. :)

Liebe Grüße Tarajal :)
 
Irgendwie wurden alle technischen Neuerungen zunächst einmal wohl "verteufelt". Bei der Erfindung des Telefons war das auch schon so oder der Eisenbahn.



Manche Menschen sind, weil sie ans Haus gefesselt sind, (als User) auf das Internet angewiesen, andere surfen und programmieren bis ins Alter, weil sie technikaffin sind. Also ich denke, man kann nichts verallgemeinern, weil auch jeder andere Schwerpunkte setzt beim Internet.
 
Irgendwie wurden alle technischen Neuerungen zunächst einmal wohl "verteufelt". Bei der Erfindung des Telefons war das auch schon so oder der Eisenbahn.

Hallo,

stimmt, doch manches wurde zu Recht verteufelt - z.B. AKWs! Telefon, Telex, Telefax führten zu weniger Ruhe in der eigenen Wohnung, schnellerer Übermittlung von Daten und damit zu der Erwartung auf alles sofort eine Antwort zu bekommen, aber ohne zu berücksichtigen, daß die Ausarbeitung einer Antwort oft tagelange Arbeit erfordert. Mit der "Instant"-e-mail wurde das noch potenziert. Hektik brach ein wo vorher eher gemächliches aber zügiges Arbeiten angesagt war.

Andererseits: mechanische Schreibmaschine, dann Elektrische mit leichtgängigerer Tastatur, Computer vereinfachte Schreibvorgänge extrem - kein Tippex, jeder Fehler korrigierbar, Ergänzung einsetzbarbar ohne gleich alles neu schreiben zu müssen, Computertastatur extrem leichtgängig, alles sehr willkommen. Dafür gibts die Sehnenscheidenentzündung jetzt als "Maushand" ;). Oder Notebooks mit einer unbrauchbaren, krank machenden Tastatur, da ergonomische Haltung unmöglich!

Nicht alles Technische ist schlecht, es kommt auf die Verwendungsart an. Wer sein Handy mit zur Toilette schleppt, kann noch nicht mal in Ruhe sein Geschäft verrichten - selber Schuld wenn's dann zu gestörter Entleerung kommt :p).

Manche Menschen sind, weil sie ans Haus gefesselt sind, (als User) auf das Internet angewiesen, andere surfen und programmieren bis ins Alter, weil sie technikaffin sind.
Richtig und auch der Fernseher kann da ganz schön sein, das Telefon Vereinsamung verhindern ... usw.

Grüße,
Clematis
 
Da bin ich ja richtig froh, dass wir hier bei uns auch mal hin und wieder einen anständigen Stromausfall haben und uns jetzt einen neuen Notstromgenerator gekauft haben.

Internet oder Fernseher sind dann wirklich das allerletzte, was davon gespeist wird, grins. ;)

Ansonsten habe ich ein altes Handy mit großen Tasten, ja es hat anscheinend sogar eine Kamera mit drin, aber ich bin sogar zu doof (oder besser gesagt zu desinteressiert), SMS zu lesen oder Fotos zu machen und die dann pausenlos um den Globus zu schicken. ;)

Erstaunlicherweise habe ich anscheinend auch noch Geräte, die über einen Ausschaltknopf verfügen und den kann ich sogar ganz alleine bedienen. ;)

Es steckt in der Eigenverantwortung eines jeden einzelnen, wann, wie oft und wofür man welches Medium nutzt, ich persönlich schreibe mit meiner Familie die 4.000 km entfernt lebt, helfe oder recherchiere im Netz, ansonsten lebe ich. :)

Liebe Grüße Tarajal :)
 
Danke Leute, ist aber immer noch nicht das, was ich meine...

Wenn ihr das Netz mit etwas Distanz benutzt, ist das ja erstmal gut. Da aber die meisten Leute die Gefahren nicht sehen und das Inet immer weiter in ihr Leben eindringen lassen, wird es fortlaufend schlimmer. Die Wissensdemokratie führt zur Ohnmacht, die vielen Infos gar nicht verarbeiten zu können. Dafür ist sogar dieses Forum ein gutes Beispiel, wie es schön in dem anderen Thread https://www.symptome.ch/threads/fokussierung-auf-themen-gesundheit-krankheit.129043/ zu lesen ist...

Lügenpresse muss ich noch kommentieren: genau da hat sich gezeigt, wohin uns die Wissensdemokratie und dass jeder am Netz teilhaben kann, führt. Es wurden tonnenweise Informationen zusammengetwittert, deren Herkunft niemand nachprüfen konnte. Darunter später entlarvte dreiste Lügen, um die Internetnutzer zu beunruhigen und Hass gegen Flüchtlinge zu schüren. Die offizielle Presse wollte das korrigieren mit fundierter Berichterstattung und wurde daraufhin als Lügenpresse diffamiert. Grandios!

Aber ich will wie gesagt noch weiter: und zwar wie die Bequemlichkeit auf das reale Leben durchschlägt.

Es fühlte sich für mich von Anfang an befremdlich an, wenn andere Nutzer sich mit Siri "unterhielten". Das ist zwar schön einfach, doch dahinter steckt eine Technologie, die uns noch das Fürchten lehren wird. Die teilweise verblüffenden Antworten sind nämlich kein Resultat eines Programms auf dem Handy, sondern das von einem großen Rechnercluster bei Apple. Alle Anfragen landen auf deren Servern und die Software dort lernt selbständig. Letztlich eine tolle Technik, nur führt das mittlerweile soweit, dass mit sämtlichen erfassbaren Daten dieses Selbstlernen betrieben wird, um dadurch immer bessere Entscheidungen treffen zu können. Und das funktioniert jetzt schon so gut, dass es z.B. in Amerika einen Testservice für Juristen gibt, wo ein selbstlernendes System aus Millionen Datensätzen einen Urteilsvorschlag errechnet. Der Richter muss das natürlich noch selbst nachprüfen, aber es ist logisch, dass diese Effizienzsteigerung dazu führen wird, dass manche Rechtsfachgehilfin ihren Job verlieren wird.

Ähnliches kommt auf die Medizinwelt zu, wo riesige Datenbanken mit Befunden analysiert werden, um Krankheiten zu erkennen, die der normale Arzt noch nicht sehen könnte - die bessere Diagnostik sozusagen.

Bekannteres Beispiel für Auswirkungen des Inet ist u.a. AirBNB, das der Hotelbranche in Städten schwer zusetzt und darüber hinaus zu Wohnraummissbrauch führt. Anderes gutes Beispiel ist Uber, wo ein paar Kids frisch von der Uni einfach mal über das Taxigewerbe herfallen und es - weil es technisch ja so einfach möglich ist - in echte Bedrängnis bringen. Amazon ist auch klar - die Verwüstung des Einzelhandels ist ist vollem Gange; als nächstes nehmen die sich die Discounter vor, weil Amazon Fresh bald startet. Den User freuts erstmal, weil es ja so schön bequem ist.

Da haben wir das Dilemma: es sind für uns erstmal tolle Services, die die Vernetzung möglich macht, aber langfristig machen wir uns damit selber überflüssig.

Wenn dann in ein paar Jahren aufgrund der Effizienz der vernetzten Maschinen Millionen Menschen arbeitslos werden, wie geht es dann weiter?

Klar, Grundeinkommen wird dann eingeführt werden müssen, aber die Arbeit ist für den Menschen ja idealerweise doch mehr als bloßes Geldverdienen. Wir werden vermutlich in ein paar Jahren in unseren Städten überall die Bilder haben, die heute schon in den Harz-IV-Slums üblich sind. Dort sind die vom System Fallengelassenen und in nicht allzu langer Zeit wird es auch die breite Mittelschicht treffen. Und unter diesen Leuten sind viele, die jahrelang für ein anständiges Leben gebuckelt haben und dann ihre Wohnung nicht mehr bezahlen oder ihr Haus nicht mehr halten können. Das hierin ein erhebliches Potential zur Depressionsentstehung und zum Aggressivitätszuwachs liegt, ist doch logisch.

Will euch ja nicht das Wochenende vermießen, aber das muss man auf dem Radar haben und darüber reden, besser jetzt als später!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da haben wir das Dilemma: es sind für uns erstmal tolle Services, die die Vernetzung möglich macht, aber langfristig machen wir uns damit selber überflüssig.

Genauso ist es. Wir bekommen tolle neue Services, dafür werden viele Jobs verschwinden. Seit Beginn der Industrialisierung befinden wir uns in einer Aufwärtsspirale des Fortschritts, der unser Leben einerseits stark verbessert hat, aber uns andererseits großem Stress durch ständige Veränderungen aussetzt.

Ich neige dazu, mehr die Chancen als die Risiken in der Entwicklung zu sehen. Die Idee mit dem Grundeinkommen finde ich gut. Arbeitslos zu sein heisst für mich nur, dass man mehr Zeit zur freien Gestaltung hat, aber keineswegs auf der faulen Haut liegen muss. Das ist doch viel besser als aus Geldnot irgendeinen Mistjob annehmen zu müssen und seine wertvolle Lebenszeit mit langweiliger Arbeit in einem feindseligen Umfeld zu vergeuden. Das machen ja dann zum Glück die Maschinen.

Auch die EDV-Aufrüstung im medizinischen Bereich wird schnell zu zuverlässigeren Diagnosen führen. Demnächst wird man sich nur noch sein Smartphone in den Hintern schieben müssen, um einen vollständigen Überblick über den aktuellen Gesundheitszustand zu bekommen. Mir gefällt das. :D
 
Da aber die meisten Leute die Gefahren nicht sehen und das Inet immer weiter in ihr Leben eindringen lassen, wird es fortlaufend schlimmer.
Hallo Christian,

das stimmt, doch hat es jeder selbst in der Hand, das Internet eben nicht in überwältigender Form in sein Privat- und Berufsleben eindringen zu lassen.

Die Wissensdemokratie führt zur Ohnmacht, die vielen Infos gar nicht verarbeiten zu können. Dafür ist sogar dieses Forum ein gutes Beispiel, wie es schön in dem anderen Thread https://www.symptome.ch/threads/fokussierung-auf-themen-gesundheit-krankheit.129043/ zu lesen ist...
Auch das liegt an jedem selbst. Ich stimme Dir zu, daß man sich zuviel Informationen holen kann und dann höchstens noch Verwirrung entsteht, man gar nicht mehr weiß woran man ist. Oder man nimmt Informationen für bare Münze, die man lieber ignorieren sollte. Oder die Informationen treffen auf einen selber gar nicht zu, man übernimmt sie aber trotzdem - wie in dem von Dir verlinkten Thread. Oder man findet so viel Interessantes, daß man anfängt endlos zu recherchieren, von einem Thema zum nächsten wandert, kein Ende findet. Irgendwo ist dann der Punkt erreicht, wo man überfordert wird, das gar nicht mehr verarbeiten kann, weil es zu schnell angehäuft und keine Nachdenkpausen eingelegt werden. Letzteres ist mir auch schon passiert: dann mache ich Pause und befasse mich mit etwas völlig anderem, bis ich die Infos verarbeitet habe.

Lügenpresse muss ich noch kommentieren: genau da hat sich gezeigt, wohin uns die Wissensdemokratie und dass jeder am Netz teilhaben kann, führt. Die offizielle Presse wollte das korrigieren mit fundierter Berichterstattung und wurde daraufhin als Lügenpresse diffamiert. Grandios!
Der Begriff Lügenpresse ist zwar neueren Datums - erst ca. 5 Jahre alt, doch gelogen haben ALLE Medien schon immer (Lies mal etwas von Barnays über Propaganda) und das hat erstmal mit dem Internet gar nichts zu tun. Lies die Zeitungen mal aufmerksam querbeet, da findest du extrem viel Hetze eben zu den Themen, die Du nennst. Allerdings führt das Internet dazu, daß die Lügen, Verschwiegenes, Manipuliertes der Medien (insbesondere auch in Der Spiegel), auch jene im Internet, heute sehr viel schneller erkannt und aufgedeckt werden, dann im Netz kommentiert und korrigiert werden. In den Medien herrscht KEINE Wissensdemokratie, diese wird erst durch das Netz wieder hergestellt, weil hier gäußert wird, was die Medien verschweigen. Die Medien korrigieren da gar nichts - erst kam die Medieninformation, dann die Kritik daran im Netz - hier darf man Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Daß es dabei auch Ausrutscher gibt, ist Teil der Wissensdemokratie. Bereits in den 1980ern nahm das Gelüge, Falschdarstellung, Verschweigen usw. in den Medien extreme Ausmaße an. Inzwischen hat der Spiegel z.B. kaum noch Themen, die wirklich ausführlich recherchiert und wahrheitsgemäß dargestellt werden. Angeblich Recherchiertes wird dann verfälscht und manipuliert weiter gegeben - hat mit Wahrheit nichts mehr zu tun. Meist sind es kurze Blitzlichter, ohne Hintergrundinformationen, einfach nur Behauptungen, ohne jeglichen Nachweis. Etwas länger als Texte bei Twitter, inhaltlich aber auch nicht besser.
Siri - sondern das von einem großen Rechnercluster bei Apple. ... z.B. in Amerika einen Testservice für Juristen gibt, wo ein selbstlernendes System aus Millionen Datensätzen einen Urteilsvorschlag errechnet. Der Richter muss das natürlich noch selbst nachprüfen, aber es ist logisch, dass diese Effizienzsteigerung dazu führen wird, dass manche Rechtsfachgehilfin ihren Job verlieren wird.
Solche Programme sind gefährlich, egal wo sie eingesetzt werden, denn Richter, Ärzte usw. verlernen so noch mehr als ohnehin schon, sich selbst Gedanken zu machen, eigene Schlußfolgerungen zu ziehen. Dabei ist der Jobverlust nebensächlich. Gefährlicher ist, daß hier zahlreiche Fehlurteile und Fehldiagnosen entstehen werden, denn ein Computerprogramm wird niemals in der Lage sein ein menschliches Gehirn, mit seinen Milliarden Synapsen bzw. Verknüfungen zu simulieren. Doch auch das ist ein Trend, der schon VOR dem Internet begonnen hat. Ärzte haben die früheren Untersuchungsmethoden - mit den Händen, Fingern und Feingefühl - gekoppelt mit eigenem Nachdenken, Kenntnis des sozialen Umfelds des Patienten, längst verlernt. Zeigen ihnen Röntgen-, CT-, MRT-Bilder nichts, auf die sie sich heute ohne Nachdenken verlassen, dann ist der Patient eben gesund oder simuliert. Früher hätten sie ohne diese Bilder eine bessere Diagnose gestellt.

AirBNB, das der Hotelbranche in Städten schwer zusetzt und darüber hinaus zu Wohnraummissbrauch führt. Anderes gutes Beispiel ist Uber, wo ein paar Kids frisch von der Uni einfach mal über das Taxigewerbe herfallen
AirBNB ist kein Wohnraummißbrauch, das ist Unsinn. Wer in Urlaub fährt und während dessen jemand anderem seine Wohnung/Zimmer zur Verfügung stellt, betreibt keinen Mißbrauch. Auch private Zimmervermietung gab es schon immer. Uber ist ein Vermieter von Limousinen mit Fahrer, so etwas gab es ebenfalls schon immer, zusätzlich zu Taxis - diese Konkurrenz ist also nicht neu. Prinzipiell hat das erstmal nichts mit dem Internet zu tun. Wie vieles andere auch, werden Dienste jetzt eben auch über das Internet angeboten und daran ist nichts Verwerfliches. Für den Verbraucher haben diese Angebote den Vorteil Qualität und Preise besser vergleichen zu können.

Gefährlich wird es aber, wenn ein Unternehmen wie amazon marktbeherrschend wird, sich das also in Richtung Oligopol, Monopol entwickelt. Mit Internet geht das heute schneller als früher ohne. Aber diese Tendenz war auch schon vor Internetzeiten ein riesiges Problem. Das führte im vorigen Jahrhundert in den USA sogar mal zu einer von der Regierung veranlassten Zerschlagung und Aufsplittung von großen Konzernkranken. Leider haben sich diese inzwischen längst wieder neu formiert und dazu brauchten sie kein Internet - das geht in aller Stille viel reibungsloser.

Da haben wir das Dilemma: es sind für uns erstmal tolle Services, die die Vernetzung möglich macht, aber langfristig machen wir uns damit selber überflüssig.
Die Entwicklungen, die Du hier herausgreifst, wurden nicht vom Internet verursacht, es gab sie alle schon vorher. Wieso machen wir uns überflüssig, wenn wir im Urlaub Wohnungen tauschen, eine Limousine mit Fahrer mieten statt eines Taxis - was sich ohnehin nur die wenigsten leisten können? Die Masse wird weiterhin Bus, Taxi fahren oder mit dem eigenen Pkw.

Wenn dann in ein paar Jahren aufgrund der Effizienz der vernetzten Maschinen Millionen Menschen arbeitslos werden, wie geht es dann weiter?
Auch dies ist nicht neu und das Internet ist nicht die Ursache, sondern nur ein weiterer Faktor. Arbeitslosigkeit entstand in Europa z.B. massiv ab der 1970er als die Textilproduktion nach Asien verlegt wurde, in den USA als die Pkw-Produktion nach Mittel- und Südamerika verlagert wurde usw. Computer machten teilweise Schreibkräfte überflüssig. Die Eisenbahn machte mehrspännige Kutschen überflüssig. Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte machten Haushaltshilfen überflüssig. Es ist also die technische Entwicklung, die globalisierte Welt, die den Schaden anrichtet. Das Internet ist nur zu einem kleinen Teil hieran beteiligt - z.B. Video-Rundgespräche um die Welt statt Flugreisen zu einem gemeinsamen Treffpunkt - dennoch gibt es solche Treffen weiterhin, weil ein persönliches Gespräch letztlich doch wichtig ist.
... Slums üblich sind. Dort sind die vom System Fallengelassenen und in nicht allzu langer Zeit wird es auch die breite Mittelschicht treffen. ... und dann ihre Wohnung nicht mehr bezahlen oder ihr Haus nicht mehr halten können. Das hierin ein erhebliches Potential zur Depressionsentstehung und zum Aggressivitätszuwachs liegt, ist doch logisch.
Leider vermischst Du hier einiges, was letztlich völlig unabhängig vom Internet ist. Die Entstehung von Slums und dem weiteren, das Du hier anschneidest hat mit dem Wirtschafts-, Finanz-, Geldsystem zu tun, aber herzlich wenig mit dem Internet. Wenn Du Dich mal eingehend mit TTIP, CETA, TISA befasst, die Folgen erkennst, die diese Verträge für uns haben werden - dann bekommst Du einen Überblick, was in unserer Welt jetzt schon alles falsch läuft, nur daß es dann noch viel, viel schlimmer kommt. Ohne Internet wüßten wir über die massiven Nachteile dieser Verträge nichts, denn die Politiker und Lügenpresse gaukeln uns zahlreiche Vorteile vor, die es gar nicht geben wird. Sie belügen uns derart, daß sich die Balken biegen! Dank Internet wissen wir es aber nun besser, durchschauen die Lügen, können uns dagegen wehren, was sonst gar nicht möglich wäre.

Viele frühere Handelsverträge, sogar noch vor der WTO brachten fast ausschl. Vorteile für Konzerne, Monopolisten. Für die Verbraucher, den einfachen Bürger, brachten sie fast nur Nachteile. Die EU-Gremien und ihre von Lobbyisten gesteuerten Entscheidungen tragen zu diesen Fehlentwicklungen in Europa maßgeblich bei, weil sie letztlich den mächtigen Bankern, Managern, Investmenthäusern untertänigst dienen. DIES sind die Ursachen für Arbeitslosigkeit, vermehrte Armut. Schau Dir dazu auch mal die Statistiken zur Einkommensverteilung an. Real sind Löhne und Gehälter seit mindestens 12 Jahren nicht mehr angestiegen, die Lebenshaltungskosten stiegen jedoch munter weiter.

Letztlich wird natürlich auch das Internet von den Gremien, Finanziers usw. für Informationsmanipulation, Manipulation der Bevölkerung verwendet, doch in Printmedien, TV usw. taten sie dies schon lange vorher und setzen das im Internet nur fort. Der große Unterschied ist aber: protestierende Leserbriefe an die Printmedien landen im Papierkorb, werden nicht veröffentlicht - das läuft auf Meinungsdiktatur hinaus. Mit dem Internet haben wir jedoch die Möglichkeit diese Proteste, auch gegen den Willen der Politiker, Finanziers, Printmedien, zu veröffentlichen. Damit wird in gewisser Weise wieder ein Gleichgewicht in Richtung Wissens- und Meinungsdemokratie hergestellt.

Unter diesem Aspekt, möchte ich persönlich das Internet nicht mehr missen. Selbstverständlich ist alles kritisch zu betrachten, glauben darf man erst einmal garnichts. Das Internet selbst bietet für die Recherche jedoch unzählige Möglichkeiten, um eine Information als wahr oder falsch einstufen zu können. Unerläßlich ist dabei, daß wir unseren Verstand einsetzen, über alles nachdenken, wenn nötig nach weiteren Informationen suchen und dabei Gelogenes, Manipuliertes von Wahrem unterscheiden lernen. Gehen wir so vor, wird uns kaum noch jemand ein X für ein U vormachen können. Zugegeben, das kann sehr zeitaufwändig sein, lohnt sich aber allemal.

Liebe Grüße,
Clematis
 
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