Leitlinien, Fachgesellschaften, Lobby-Arbeit(er)

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Hier berichtet ein Arzt darüber, wie er die Situation Arzt-Fachgesellschaften-Leitlinien-Patient sieht. Was ich aus Sicht des Arztes schwierig finde und aus Sicht des Patienten ebenfalls:

https://www.freitag.de/autoren/hoipolloi/der-gelenkte-arzt

...
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch haftungsbefreiende Wirkung.
AWMF: Leitlinien
Leitlinien.de — Website

Immerhin: manchmal habe ich den Eindruck, daß Ärzte gar nicht wissen, daß die Leitlinien nicht wirklich rechtlich bindend sind und sie sich fast nicht trauen, gegen die Leitlinien zu arbeiten bzw. sie nicht zu beachten.

Wenn man sich ansieht, wer Leitlinien verfaßt, werden diese nicht unbedingt vertrauenerweckend, weil dahinter zum Teil ziemlich gegensätzliche Interessen stehen. Natürlich spielt da Geld eine Hauptrolle, und der Patient eher keine...

https://www.mraz.de/Leitlinien.pdf

Grüsse,
Oregano
 
Wenn man sich ansieht, wer Leitlinien verfaßt, werden diese nicht unbedingt vertrauenerweckend, weil dahinter zum Teil ziemlich gegensätzliche Interessen stehen. Natürlich spielt da Geld eine Hauptrolle, und der Patient eher keine...

Hallo Oregano,

ein sehr wichtiges Thema!
Die Leitlinien mögen zwar rechtlich nicht bindend sein, doch ein Arzt, der nicht evidenzbasiert arbeitet bekommt mächtigen Ärger, kann seine Zulassung verlieren, ein Behandlungsverbot erhalten.

Diese Seite NNT Home | theNNT nimmt zahlreiche Studien unter die Lupe, übersichtliche Kurzfassungen - leider Englisch, die diesen Leitlinien letztendlich zugrunde liegen, viele davon sind äußerst fragwürdig, unvollständig, lassen keine eindeutige Antwort zu. Die Auswertungen für zahlreiche Behandlungs- und Diagnosemethoden sind dennoch interessant, wenn man dabei im Hinterkopf behält, daß dies eindeutig Pharmadaten sind. Die Anzahl der Studien, die hier als unzulänglich, ohne Aussagekraft klassifiziert werden, ist erstaunlich hoch. Ebenso ist die Nutzen-/Schadensbilanz nicht gerade vertrauenserweckend.

Die Verfasser der Leitlinien - eigentlich ein weiterer Sumpf, der dann noch auf fragwürdigen, manipulierten, verschwiegenen Studien beruht - und natürlich wird alles Hilfreiche ausgeklammert, was nicht patentierbar ist, was der Pharma keine hohen Gewinne verspricht. Und, wie Du schon sagst, der Patient bleibt auf der Strecke. Standardisierte Abläufe in Kliniken, Praxen nutzen deren Gewinnspanne, können dem Patienten jedoch Schaden zufügen, weil es DEN Standardpatienten nicht gibt. Diese Leitlinien basieren aber eben darauf, daß es DEN Standardpatienten doch gibt. Zu viele Köche verderben den Brei ;).

Die EMA und Seitenwechsler:
https://lobbypedia.de/wiki/Europäische_Arzneimittelagentur

Die Leitlinie zur Thrombose-Prophylaxe:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001l_S3_VTE-Prophylaxe_2015-12.pdf
Die Leitlinie ist eine Lektüre Wert. Hier werden viele Informationen zusammengefaßt, die anderswo nicht zu finden oder nur bruchstückhaft vorhanden sind.
Hier habe ich einiges an Informationen als Auszug eingestellt:
https://www.symptome.ch/threads/warnung-vor-neuen-gerinnungshemmern-wie-xarelto-pradaxa.124533/

Hier können weitere Leitlinien herausgesucht werden, je nach Krankheitsbild:
AWMF: Aktuelle Leitlinien
AWMF: Angemeldete Leitlinien
AWMF: Leitlinienprogramme
Ein Überblick Leitlinien zu verschiedenen Krankheiten:
Leitlinien-Projekte des ÄZQ seit 1995 - Website

Liebe Grüße,
Clematis
 
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