Zonulinwert: Interpretation, Rückschluss auf Kindheit?

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Hallo, ich bin neu im Forum und gerade erst ganz am Anfang, über meine neu herausgefundenen gesundheitlichen Probleme/Mängel zu recherchieren;

meine allererste Frage, da ich bisher nichts dazu gefunden habe, ab wann ist denn der Zonulinwert richtig hoch; extrem hoch; so hoch, dass der Wert alleine die Vermutung rechtfertigt, dass man schon seit seiner Kindheit eine starke Darmstörung hat?

Mein Wert ist 84 (es wurde Blut untersucht)


Außer dem Zonulinwert wurde bei mir extremer Vit. D-Mangel (4,7), Nitrostress/etwas zu niedriges ATP-Energielevel, Vitamin B12-Mangel (aufgrund Nitrostress und Methylmalonsäure im Urin), und Folsäuremangel festgestellt.

Vielen Dank schon mal :) !
 
AW: Zonulinwert

Hallo snowdrop,

der Zonulinwert sollte im Stuhl untersucht werden. Im Blut hat er eine andere Aussagekraft.
Ein erhöhter Wert kann auch innerhalb von ein paar Wochen entstehen, daher meine ich, dass es nicht möglich ist, hier eine Darmerkrankung seit der Kindheit abzuleiten. Wenn schon immer Symptome vorhanden waren, ist ein Zusammenhang natürlich naheliegend, vor allem wenn keine natürliche Geburt stattgefunden hat u. nicht gestillt wurde.

VG
julisa
 
Zonulinwert: Was ist "richtig hoch"? Rückschluss auf Kindheit?

Hallo zusammen,

laut Aussage des imd Berlin sollte der Zonulin-Wert im Blut untersucht werden:

Ist es egal, ob ich zur Abschätzung der gestörten Darmpermeabilität das Zonulin im Stuhl oder im Blut bestimme?

Nein, das ist nicht egal. Das Zonulin im Blut bzw. Serum ist besser geeignet, wenn man beim Patienten "leaky gut" untersuchen möchte.Die bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Reizdarm sowie gesunden Probanden erhobene Blut- und Stuhlergebnisse sind nicht identisch bzw. zeigten oft nicht einmal tendenziell eine direkte Beziehung zueinander.

Lediglich in einer Subgruppe von Patienten mit akut exazerbiertem Morbus Crohn konnten wir bei erhöhten Blutwerten auch gleichzeitig hohe Zonulinspiegel im Stuhl messen. Bei allen anderen Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen und Gesunden zeigte sich in unseren Vergleichsanalysen keine Korrelation.

Wie ist das zu erklären? Die wichtigste Ursache ist, dass das Zonulin, was im Stuhl messbar ist, vor allem aus dem Dickdarm herrührt. Das im Dünndarm in das Darmlumen abgegebene Eiweiß Zonulin wird durch intestinale und mikrobielle Proteasen noch während der Darmpassage abgebaut.

Im Blut wird Zonulin dagegen kaum degradiert. Der Blutwert erlaubt deshalb auch eine Aussage über höher liegende Darmabschnitte (Duodenum,Dünndarm). Die Zonulinwerte im Blut passen daher auch meist besser zu den aktuellen klinischen Beschwerden (Reizdarm, Schmerzen, Entzündung) und den messbaren Sekundärfolgen eines leaky gut (Mineralstoffmangel, Aufnahme toxischer Metalle), da der Dünndarm für die Verdauung und Resorption von Nährstoffen, aber auch toxischen Substanzen,wegen seiner größeren Fläche und der direkten Anbindung an das hepatische Pfortadersystem bedeutender als der Dickdarm ist.

Aus den genannten Gründen bietet das IMD die Zonulin-Bestimmung im Stuhl nicht mehr an, sondern nur noch im Blut (Serum).
Gleichzeitig empfiehlt das imd einen anderen Labormarker als noch geeigneter:
Welchen Marker empfehlen Sie zum Nachweis einer gestörten Darmpermeabilität (leaky gut)?

(...) Die Behandlung des leaky gut stellt eine wichtige Säule in der Therapie chronisch entzündlicher Erkrankungen dar. Sowohl zur Diagnosestellung als auch zur Therapiekontrolle sind non-invasive Labormarker wichtig. Als Referenzmethode gilt der Laktulose/ Mannitol-Quotient, der aber wegen des Aufwandes kaum praktikabel ist. Vielfach genutzt werden die Stuhlmarker α1-Antitrypsin, sIgA und Calprotectin, wobei die letzten beiden streng genommen eher Entzündungsmarker sind, weshalb sie bei Ischämie-, Stressoder toxisch bedingtem leaky gut kaum ansteigen. Ein in der Vergangenheit häufig verwendeter Blutmarker ist das Zonulin, ein von Enterozyten sezerniertes Protein, welches für die Öffnung der tight junctions verantwortlich ist. Allerdings kann bei schwerer Schädigung des Darmepithels wegen der in geschädigten Enterozyten gestörten Zonulinproduktion ein Zonulinanstieg auch ausbleiben. Bei Patienten mit Depression ist das Plasma-Zonulin sogar vermindert trotz erhöhtem I-FABP (...) Ein Anstieg des Zonulins im Stuhl oder Blut ist, erklärbar durch dessen regulative Funktion, an eine „normale“ Darmfunktion gebunden. Das erklärt auch, dass es manchmal unter Therapie zum Anstieg des Zonulins kommt.

Wir empfehlen, I-FABP im Serum zu messen. Das Intestinal-fatty acid binding protein I-FABP ist hochspezifisch für Darmepithelien. Es wird im oberen Teil der Villi in reifen Enterozyten des Dünndarms exprimiert und bei morphologischer oder funktioneller Enterozytenschädigung in den Blutkreislauf freigesetzt. Der I-FABP-Serumspiegel korreliert nachweislich zur Pathologie und zur Laktulose/ Mannitol-Ratio. Erhöhte Werte und eine Korrelation zu den Symptomscores wurden nachgewiesen bei Zöliakie, Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität, Mesenterialinfarkt, Nekrotisierender Colitis, Depression und auch schwerer körperlicher Belastung (Leistungssport). Wegen seiner kurzen Halbwertszeit ist I-FABP sehr gut zur Therapiekontrolle geeignet.
https://www.inflammatio.de/faq.html (Hervorhebungen von mir)

Gruß
Kate
 
Zonulinwert: Was ist "richtig hoch"? Rückschluss auf Kindheit?

Hallo Kate,

danke fürs Reinstellen.
Es gab ab hier Beitrag #399 mal eine Diskussion mit Thorsten Hollmann, wonach das Blut-Zonulin ok sein kann, aber das Stuhl-Zonulin trotzdem Leaky gut anzeigen. Wenn dem so ist, können die beiden Parameter ja eher nicht korrelieren (s. 1. Zitat von Dir). Wenn man es genau wissen wollte, müsste man vermutlich die Korrelation der Werte zu einer histologischen Untersuchung ansehen (oder zum Lactulose-Mannitol-Test, wenn das so der Goldstandard ist). Da ist die Frage, was jetzt richtig ist.

Wenn ich es richtig verstanden habe, müsste lt. 2. Zitat Zonulin als Messwert geeignet sein, wenn man keine schwere Schädigung des Darmepithels oder eine Depression hat.
Und bei "Ischämie-, Stressoder toxisch bedingtem leaky gut" (2. Zitat) müsste Zonulin und I-FABP doch auch gehen?!

Ich hatte mal Blut-Zonulin testen lassen, war ok. Ich frag mich jetzt, ob das ausreichend ist.

Viele Grüße
 
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Zonulinwert: Was ist "richtig hoch"? Rückschluss auf Kindheit?

Hallo damdam
Es gab ab hier Beitrag #399 mal eine Diskussion mit Thorsten Hollmann, wonach das Blut-Zonulin ok sein kann, aber das Stuhl-Zonulin trotzdem Leaky gut anzeigen.
Hm, mir gegenüber hat er (um 2010) mal gesagt, Stuhl-Zonulin tauge nichts; derzeit hat auch das imd soweit ich mich erinnere schon davon abgeraten. Die von Dir angegebene Aussage wäre ja auch genau andersrum als die aktuelle des imd und mit der physiologischen Begründung nicht recht vereinbar.

Hier noch der Link zu #399 für User, die die Voreinstellungen zur Beitragsanzahl pro Seite nicht verändert haben: https://www.symptome.ch/threads/res...robiotika-peptide.119348/page-20#post-1023314

Womöglich hat sich Thorstens Meinung zwischen 2010 und 2014 wieder geändert, z.B. durch praktische Erfahrung.

Ich habe die Texte des imd so verstanden:

- Zonulin funktioniert nur als Marker, wenn das Darmepithel nicht schwer geschädigt ist (oder man eine "Depression" hat, was sich aber ja nicht objektivieren lässt)
- Zonulin im Blut bildet den gesamten Darm (also auch die ca. 4 Meter Dünndarm) ab, Zonulin im Stuhl nur den Dickdarm.

Wenn man es genau wissen wollte, müsste man vermutlich die Korrelation der Werte zu einer histologischen Untersuchung ansehen (oder zum Lactulose-Mannitol-Test, wenn das so der Goldstandard ist).
Ich denke nicht, dass man einen Leaky Gut zwingend als mikrokopische Entzündung in den Biopsien, die bei einer Koloskopie gewonnen werden, wiederfindet.
Wenn ich es richtig verstanden habe, müsste lt. 2. Zitat Zonulin als Messwert geeignet sein, wenn man keine schwere Schädigung des Darmepithels oder eine Depression hat.
Und bei "Ischämie-, Stressoder toxisch bedingtem leaky gut" (2. Zitat) müsste Zonulin und I-FABP doch auch gehen?!
Ja, ich denke schon, wenn Du Zonulin im Blut meinst.
Ich hatte mal Blut-Zonulin testen lassen, war ok. Ich frag mich jetzt, ob das ausreichend ist.
Das geht mir genauso, allerdings gehe ich eher davon aus, dass mein Darmepithel nicht schwer geschädigt ist (falls das im Dickdarm der Fall wäre, hätten das die Koloskopien gezeigt; falls im Dünndarm würde ich vermutlich stärkere Beschwerden haben).

Gruß :)
Kate
 
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Zonulinwert: Was ist "richtig hoch"? Rückschluss auf Kindheit?

Hallo Kate,
damdam schrieb:
Wenn ich es richtig verstanden habe, müsste lt. 2. Zitat Zonulin als Messwert geeignet sein, wenn man keine schwere Schädigung des Darmepithels oder eine Depression hat.
Und bei "Ischämie-, Stressoder toxisch bedingtem leaky gut" (2. Zitat) müsste Zonulin und I-FABP doch auch gehen?!
damdam schrieb:
Ja, ich denke schon, wenn Du Zonulin im Blut meinst.
Ja, genau, das meinte ich. Danke fürs Mitdenken :)
Liebe Grüße
 
Zonulinwert: Was ist "richtig hoch"? Rückschluss auf Kindheit?

Hallo damdam,

ich habe jetzt tatsächlich mal Zonulin und iFABP untersuchen lassen (Blut heute abgeschickt), nachdem ich kürzlich den Hinweis bekam, dass positive Lebensmittel-LTT-Ergebnisse (wie ich sie vor einigen Jahren hatte) mit einer geschädigten Darmschleimhaut zusammen hängen könnten. Da mir zudem klar wurde, dass mein letzter Zonulin-Wert "hochnormal" bzw. schon fast grenzwertig war, wollte ich das jetzt noch einmal überprüfen. Bin gespannt...

Gruß
Kate

P.S. Zonulin kann man übrigens auch hier vor Ort in der Laborkette beauftragen, die schicken es dann zum imd; nur leider kostet es dann über 50 Euro statt 28,xx nach der imd-Selbstzahlerpreisliste. - Wer sich für die beiden Laborwerte interessiert: Siehe oben oder hier noch einmal Links: https://www.imd-berlin.de/fachinfor...fuer-eine-gestoerte-darmbarrierefunktion.html, https://www.inflammatio.de/faq/nahrungsmittelunvertraeglichkeit-leaky-gut.html,
 
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Hallo Kate,

ja, spannend. Dann gib doch bitte mal eine Rückmeldung, was bei den beiden Werten rauskam. Vielleicht erklärt das ja tatsächlich Deine Beschwerden.

Viele Grüße
 
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Hallo damdam
...ja, spannend. Dann gib doch bitte mal eine Rückmeldung, was bei den beiden Werten rauskam. Vielleicht erklärt das ja tatsächlich Deine Beschwerden.
Heute war der Befund in der Post (sensationell schnell, das Blut ist dort letzten Donnerstag angekommen) und er sieht so aus:

I-FABP im Serum 1544 pg/ml (389-2129)
Zonulin im Serum 39,1 ng/ml (<38)

Kommentar: "Hinweis auf leaky gut. Aktuell eher entzündlich bedingte Erhöhung der Darmpermeabilität (erhöhtes Zonulin) ohne signifikante Zeichen einer Schädigung des Darmepithels (unauffälliges I-FABP)."

Der Zonulin-Wert passt ganz gut zum Vorwert, der "hoch-normal" war (ich meine 36). Zu der Zeit ging es mir im Darm auch etwas besser als jetzt. Insgesamt empfinde ich das Ergebnis angesichts meiner Symptomatik eher als beruhigend, wenn auch als Aufforderung, mich zu kümmern (eventuell noch etwas gezielter als bisher).

Gruß
Kate
 
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