Hypophysen-Stimulationstest

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Erbitte Beurteilung meiner Werte (Hypophysen-Stimulationstest)

Hallo an Alle !

Gestern erhielt ich die Werte des Hypophysen-Stimulationstests. Gemessen wurden die Werte vor der Stimulation (also bei 0 min.), dann nach 30 min. und nach 60 min. Sie lauten:

ACTH 0 min 0,77 pg/ml
30 min 11,10 pg/ml
60 min 11,90 pg/ml

Cortisol 0 min 10,21 ng/dl
30 min 12,80 ng/dl
60 min 12,61 ng/dl

Es heißt in der Erläuterung, dass Cortisol auf > 20 ng/dl ansteigen soll.

Fragen: Hat jemand ähnliche Werte und wieviel Hydrocortison soll substituiert werden ?
Kann man hieraus schließen, dass die Hypophyse ungenügend arbeitet oder kann es auch an den Nebennieren liegen?

Ich freue mich auf Antworten

LG morvan
 
Hypophysenvorderlappeninsuffizienz... und andere Baustellen

Hallo morvan,

was hat denn der Arzt zu dem Test gesagt?
Ich finde es ist immer besser (fairer), wenn ein user auch schreibt, was der Arzt gesagt hat!
Es heißt in der Erläuterung, dass Cortisol auf > 20 ng/dl ansteigen soll.
Ja, so kenne ich das auch. Das bedeutet, dein Anstieg ist viel zu gering. Erwartet wird ein deutlicher Anstieg des Cortisols auf mindestens 20 µg/dl (bzw. 550 nmol/l) oder um 100% des Ausgangswertes nach 60 Minuten.

Größenordnung Cortisol kenne ich in µg/dl angegeben, bei dir ng/dl (?)

Auch der ACTH-Anstieg ist gering.

Leider gibst du keine Normbereiche an.

Die Normbereiche, die ich kenne, sind:
Cortisol 5-25 ug/dl
ACTH 15-90 pg/ml.

Das ist ja ein Test zur Abklärung einer Nebennierenrindeninsuffizienz.

Wenn die Ursache in der Hypophyse liegen würde (sekundäre NNR-Insuffizienz), also an einem Mangel an ACTH, dann wäre das Cortisol durch die Gabe von 0,25 mg ACTH/Synacthen im Test deutlich angestiegen. Sobald genügend ACTH zugeführt wird, produzieren die NN-Rinden auch wieder normale Mengen Cortisol.

Da das bei dir nicht der Fall war, ist davon auszugehen, daß die Ursache in den NN-Rinden selbst liegt = primären NNR-Insuffizienz. Eine häufige Ursache wäre ein Autoimmunprozeß (früher war es die Tuberkulose).

Was aber auffällt, ist, daß dein ACTH Ausgangswert (bei 0) auch extrem niedrig ist, wenn ich ihn mit den Normwerten vergleiche, wie ich sie kenne (siehe oben).

Wenn die Normwerte deines Labors den meinen entsprechen, dann muß man bei einem so niedrigen ACTH Basiswert trotzdem an eine sekundäre NNR-Insuffizienz, also wo "die Ursache" in der Hypophyse liegt.

Das ist alles ziemlich kompliziert: Es kann passieren, daß sowohl bei der primären als auch bei der sekundären NNR-Insuffizienz kein Anstieg erfolgt. Also auch, wenn die Ursache das fehlende ACTH ist und das Cortisol daher im Test ansteigen sollte, kommt es zu keinem Anstieg. Die Literatur sagt, das liegt daran, dass eine Nebennierenrinde, die lange Zeit nicht durch ACTH angeregt wurde, nicht plötzlich größere Hormonmengen ausschütten kann, weil z.B. die ACTH-Rezeptoren, die Andockstellen für ACTH auf den Nebennierenrindenzellen weniger werden, wenn lange Zeit nicht genügend ACTH gekommen ist.

Fazit: Ich würde noch kein Hydrocortison geben, sondern es sollte erst ein CRH-Test zur Überprüfung der Hypophyse selber durchgeführt werden!

Das CRH regt die Hypophyse zur Produktion von ACTH an. In der Folge sollte der ACTH-Spiegel im Blut steigen. Steigt das ACTH im Blut nach CRH-Gabe nicht an, spricht das für ein Problem in der Hypophyse als Ursache der NNR-Insuffizienz.

Grüsse
 
AW: Hypophysenvorderlappeninsuffizienz... und andere Baustellen

Hallo Luft,

herzlichen Dank für deine ausführlichen und kompetenten Ausführungen. Bei der Maßeinheit habe ich mich verschrieben, es muss "mikrogramm" heißen (das Zeichen fehlt auf meinem Laptop-Tastatur). Bitte lächeln!
Der Arzt (es war ambulant im Krankenhaus) hatte wenig Zeit und meinte, ich müsse Hydrocortison nehmen und zwar 10-5-0 mg. Er meinte noch, ich hätte eine partielle Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (langes Wort) mit unzureichender Stimulierbarkeit der kortikotropen und gonadotropen Achse. Bekam auch einen Notfallausweis.
Was mich interessieren würde, wäre, ob meine Werte arg schlecht sind oder nicht so tragisch ??
Über den CRH-Test werde ich mich im Netz mal in Ruhe schlau machen. Die 15 mg HC pro Tag nehme ich jetzt mal versuchsweise ein.

Nochmals danke für deine Mühe
Gruß morvan
 
Hypophysenvorderlappeninsuffizienz... und andere Baustellen

Hallo morvan,

ACTH Test:
Cortisol steigt deutlich an = Ursache in der Hypophyse
Cortisol steigt nicht deutlich an = Ursache in den NNR

Bei dir ist das Cortisol so gut wie nicht angestiegen.
Eigentlich hieße das, die Ursache liegt in den NNR.
ich hätte eine partielle Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
Daß der Arzt die Ursache trotzdem in der Hypophyse sieht, könnte damit zu tun haben, daß der Ausgangswert von ACTH unterhalb der unteren Norm liegt, wenn ich von dem Normbereich 15-90 pg/ml für ACTH ausgehen, wie ich ihn kenne.

Dann wäre z.B. der Fall gegeben, wie ich ihn am Ende meines Beitrags geschildert habe: daß die NNR eigentlich okay sind, daß sie aber, weil lange Zeit nicht genügend Stimulation (ACTH) von der Hypophyse gekommen ist, jetzt nicht mehr auf den einmaligen Reiz von 0,25 mg Synacten/ACTH reagieren können.

Beziehungsweise - da der Arzt auch von „gonadotroper Achse“ gesprochen hat, hat er vermutlich noch andere oder alle Hypophysenhormone bestimmt (FSH, LH, STH, TSH, LPH, PRL, MSH) und gesehen, daß auch die, die für die „gonadotrope“ Achse zuständig sind, zu niedrig (unterhalb der unteren Norm?) sind.

Wenn mehrere Hypophysen-Hormone ausgefallen sind, dann ist evt. für den Endokrinologen klar, daß es die Hypophyse ist.

Aber das ist jetzt nur Spekulation. Soweit kenne ich mich nicht aus, daß ich aus den Werten, die du genannt hast, eindeutig auf ein Hypophysenproblem schließen könnte. Du könntest den Arzt bei nächster Gelegenheit fragen, woran er ohne CRH-Test erkannt hat, daß du eine HVL-Insuffizienz hast.

Wenn die Ursache in der Hypophyse liegt, und man hat im Spezial-MRT nichts pathologisches gefunden, keinen Tumor oder alte Blutung, dann gibt es schulmedizinisch keine kausale Therapie. Dann werden alle fehlenden Hormone der Drüsen am Ende der Kette/ des Regelkreises ersetzt.
Was mich interessieren würde, wäre, ob meine Werte arg schlecht sind oder nicht so tragisch ??
Das läßt sich erst sagen, wenn man zu deinen Werten die dazugehörigen Referenzbereiche (Normwerte) kennt.

Wie „schlimm“ es ist, läßt sich viel eher als aus den einmaligen Werten (Momentaufnahme) daraus ableiten, wie es dir geht, was du für Beschwerden hast!

Und evt. wie es zu der Hypophysenstörung gekommen ist, die Geschichte dahinter. Nur als Beispiel schweres Schädel-Hirn-Trauma.

Wir kennen ja deine Beschwerden nicht, und du mußt sie auch nicht mitteilen.

Dennoch: Wenn ich von „meinen“ Normwerten ausgehe, dann sind deine Werte schon arg niedrig. Ich schreibe das - obwohl ich nicht viel davon halte, nur auf die Zahlen zu schauen -, weil die Zahlen natürlich schon eine Rolle für die Festlegung der Hormonersatz-Dosis spielen.
ich müsse Hydrocortison nehmen und zwar 10-5-0 mg.
Und da würde ich bei deinen Cortisolwerten und dir als Mann schon denken, daß du u.U. mit 15mg HC nicht hinkommst. Eine übliche physiologische Dosis, also eine die lediglich das fehlende Cortisol ersetzt, sind 25mg über den Tag verteilt, manchmal auch mehr. Ist auch individuell. Wenn man unter 30mg bleibt, dann gilt das als physiologische Dosis, manche Ärzte sagen sogar bis 40mg, d.h. bis zu dieser Dosis sollten keine „Nebenwirkungen“ auftreten.

Als Ergänzung: HC wird nicht eingeschlichen, sondern man gibt die angepeilte volle Dosis von Anfang an (ganz anders als beim Absetzen, das man ganz langsam über Wochen oder Monate machen muß).

Grüsse
 
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AW: Hypophysenvorderlappeninsuffizienz... und andere Baustellen

Hallo Luft,

danke für deine Mühe. Ich hab im Vorzimmer angerufen: Es wurde ein CRH-Test gemacht. Verstehe es so, dass nach Stimulierung mit CRH mein ACTH angestiegen ist. Aber von einem sehr tiefen Wert, nämlich 0,77 pg/ml auf etwas über 11 pg/ml. Nach den Medikamenten zu schließen, die ich bezahlen muss, wurden folgende Substanzen injeziert: GHRH Ferring, CRH-Ferring, TRH Ferring und LHRH Ferring. Es war also ein Kombinationstest, der gut verlief, aber - wie ich im Netz lese - gar nicht so harmlos war. Vorallem der Schilddrüsentest kann Probleme machen. Aber ich habe sie überstanden.

Lieber Luft, ich will dich nicht weiter beanspruchen, nur dein Gedanke, dass mir 15 mg HC nicht genügen könnte, will ich vertiefen. Du meinst also 25 bis 30 mg HC wären kein Problem? Ich wiege allerdings nur 49 kg.

Stimmt es nach deiner Erfahrung, dass HC ab 18:00 Uhr genommen das Einschlafen beeinträchtigt? Ich habe leichte Einschlafschwierigkeiten (aber dies schon seit 20 Jahren).

Danke und lieben Gruß
morvan
 
Hypophysenvorderlappeninsuffizienz... und andere Baustellen

morvan, es geht bei jeder Behandlung immer NUR darum, daß es dem Patienten besser geht. D.h. man muß die Dosis HC finden, mit der es dir besser geht. Also ausprobieren. Beim HC merkt man den Effekt ja innerhalb weniger Tage, höchstens ein bis zwei Wochen.
Du meinst also 25 bis 30 mg HC wären kein Problem? Ich wiege allerdings nur 49 kg.
Es könnte sein, daß du mit den 15 mg hinkommst, u.a. weil du so wenig wiegst. Aber die Dosis hängt z.B. auch davon ab, was du sonst an Hormonen bekommst, das weiß ich ja nicht. Z.B. beeinflussen sich Schilddrüsenhormone und Cortisol gegenseitig.

Ich gebe keine Therapieempfehlung!

Der Facharzt Karl C. Mayer, Heidelberg, schreibt z.B. unter dem Stichwort Nebennierenrindeninsuffizienz:
Die Syntheseleistung einer gesunden Nebennierenrinde für Cortisol beträgt pro Tag circa 10 bis 25 mg Cortisol,die man bei entsprechender Substitution dem Patienten auch zuführen muß. [meine Anmerkung: Mehrere andere Autoren schreiben, daß die gesunde NN 35-40 mg Cortisol am Tag produziert] Dabei gilt es zu beachten, daß Plasmahalbwertszeit, Körperverteilung, Resorption und Metabolismus individuell sehr verschieden sein können. Dies erklärt auch die Tatsache, daß der Bereich der Substitutionstherapie, in dem sich Patienten wohl und leistungsfähig fühlen, zwischen 15 und 30 mg/Tag Cortisolersatz liegen kann. In Einzelfällen (körperliche Schwerarbeit, Schichtdienst) kann der Tagesbedarf auf 40 mg ansteigen

Weil im gesunden Zustand morgens mehr Cortisol ausgeschüttet wird, ahmt man das mit den Tabletten nach und teilt die Dosis auf 2-3 (-4) Einzeldosen auf, wobei etwa zwei Drittel morgens und der Rest aufgeteilt mittags oder später am Tag genommen werden. Du merkst, da ist insgesamt etwas Spiel drin, d.h. meist muß man eine Weile probieren, bis man die richtige Dosis und die richtigen Zeitabstände für sich gefunden hat. Bitte besprich das aber mit deinem Arzt.

Der Arzt William McK. Jeffries schreibt z.B. in seinem Buch 'Safe Uses of Cortisol' (2004, dritte Auflage, ISBN 0-398-07501-8) auf S.33:
Figures 1 and 2 provide information indicating that a total dosage of 35 to 40 mg of cortisol daily administered in divided doses at maximum intervals of 8 hours should supply adequate glucocorticoid replacement for an unstressed adrenalectomized patient. Because patients with spontaneous adrenocortical deficiency usually seek medical care before a complete lack of cortisol develops, replacement dosages for such patients usually less than 35 mg daily ...The results of this work were published
Man muß wissen, daß nicht alles HC resorbiert wird.

Wenn die Dosis zu hoch ist, bekommst du z.B. schnell blaue Flecke, wenn du dich leicht stößt. Aber als Patient, der HC einnehmen muß, bist du sicher über die Anzeichen für Überdosierung informiert worden!

Zu beachten ist, meiner Meinung nach noch, daß der Kaliumspiegel sinken kann, was ein Grund für „Verschlechterung“ unter der HC Therapie sein kann. Darum sollte Kalium kontrolliert werden.
Stimmt es nach deiner Erfahrung, dass HC ab 18:00 Uhr genommen das Einschlafen beeinträchtigt?
Das ist individuell. Ich kenne Personen, bei denen führt eine kleine Dosis (2,5 mg) bevor sie ins Bett gehen, dazu, daß sie besser schlafen.

Dazu nochmal Jeffries:
Because the bedtime dosage of cortisol tends to keep the kidneys functioning during the night, some patients prefer to take a smaller dosage at bedtime, e.g. 2.5 mg, to avoid nocturia. Noticeable improvement usually occurs within a few hours of the first dose, and patients often describe a return of symptoms within a few hours of a missed dose. Occasionally improvement is not noticed until 10-14 days after treatment is begun, presumably because of a more severe underlying disorder, so patients should be cautioned regarding this possibility. After a remission occurs, if cortisol is stopped, a return of symptoms may develop ...
Quelle: W. McK. Jeffries, 1993 in Medical Hypotheses (1994) 42, 183-189 "Mild Adrenocortical Deficiency, …. A Continuation of the Cortisone Story"

Ich habe gerade keine Zeit, das Englische zu übersetzen, vielleicht gibst du es in eine Übersetzungsmaschine.

Grüsse
 
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