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Wenigstens seit meiner Diplomarbeit über Autosuggestion (den eigenen Einfluss) und Schule und meiner sonderpädagogischen Hausarbeit über Autosuggestion und Hyperaktivität vor über 30 Jahren bin ich mit dem Thema praktisch befasst.

Mit den alten Bezeichnungen ließ sich das Problem offensichtlich alles andere als lösen: es wächst ständig.

Schon die Begriffe zeigen, dass im Grunde nur immer das Gewohnte weiterperfektioniert und mit neuen Begriffen von alten Problemen abgelenkt wurde.
Was bleibt von ADHS = Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom übrig, wenn man es verstanden hat?

SYNDROMOS = (griech.) der Zusammenlauf.
Wenn soviel "Problematik" zusammengekommen ist, dass keiner mehr Lust hat, es sich genauer anzuschauen, sagt man auf Fachchinesisch SYNDROM dazu. Das hört sich dann für Unkundige so an, als sei das ein präziser Begriff, der genau sagt, um was es sich da handelt. In Wirklichkeit sagt dieser Begriff nur, a) dass man überhaupt nichts weiß und b) dass man auch nichts wissen will.

Mit AUFMERKSAMKEITSDEFIZIT tut man oft so als ob das eine neue, unerklärliche und daher besonders gefährliche Kinderkrankheit sei.
In Wirklichkeit ist es nur ein pädagogischer Denkfehler.
Es gibt gar kein Aufmerksamkeitsdefizit.
Die Aufmerksamkeit geht nur nicht dahin, wo sie der Lehrer - und alle, die es wie er überhaupt nicht verstanden haben - haben will.
Ja, die Pädagogen - und alle, die es ihnen nachmachen - verspielen die Aufmerksamkeit regelrecht, ohne das zu erkennen und zu verstehen.
Aufmerksamkeit folgt immer der größten SOG-Wirkung.
Die Pädagogik kennt aber nur DRUCK und die Steigerung von Druck.
Mit Druck kann man die Aufmerksamkeit bestens in die Flucht schlagen - wie man ja gut beobachten kann.
Aber mit DRUCK kann man nicht ZIEHEN.
Und wenn man - so hilflos wie die Pädagogik - den Druck dann auch immer noch steigert, den eigenen Fehler ignoriert und ihn als Widerborstigkeit der anderen interpretiert, hat man sich den Spitzenplatz in der Krankheitsstatistik redlich erarbeitet.

Zu den HAUPTURSACHEN FÜR HYPERAKTIVÄTÄT zähle ich erst einmal Unterricht. Soll man da nicht hyperaktiv reagieren, wenn es zum Davonlaufen ist?
Es erstaunt mich ohnedies, dass die Pädagogik keine natürlichen Ursachen für Hyperaktivität zu kennen scheint und nennt.
Ich messe da zum Beispiel rein physikalisch die Abbremsung auf einem Schülerstuhl; das Ergebnis ist geradezu vernichtend.
Im Menschen muss das Leben ja in einem ihm eigenen Rhythmus vonstatten gehen. Von dieser Grundbewegung bleiben auf einem Schülerstuhl in der Regel 5 - in Worten: fünf - Prozent! Bei null Prozent ist man eine Leiche.
Es sollte uns einleuchten, dass es in jedem Menschen eine Instanz und Kräfte gibt, die für das Überleben sorgen müssen. Diese Kräfte sagen: "Uns fehlen 95 % Bewegung!" und sie zwingen das Kind, das noch in Ordnung ist, nun ZUM AUSGLEICH 195 % Bewegung zu machen.
Im pädagogischen Übereifer - auch eine Variante von Hyperaktivität - ignorieren wir aber den Ausgleich und nennen das in Unkenntnis des wahren Sachverhalts UNTERRICHTSSTÖRUNG - ein klassischer pädagogischer Irrtum.

Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Ursachen, die den Menschen zu Handlungen treiben, die er nicht beherrscht.
Wir sollten unsere Wahrnehmung schärfen und ausweiten. Deshalb habe ich hier ein wenig aufgezeigt, in welcher Richtung noch Entdeckungen gemacht werden können. Ich wünsche uns allen besten Erfolg.

Franz Josef Neffe
 
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