Neuro-Forschung: Erschöpfungssyndrom zeigt sich im Gehirn

alibiorangerl

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Neuroforschung: Erschöpfungssyndrom zeigt sich im Gehirn - SPIEGEL ONLINE

29.10.2014
Neuro-Forschung: Erschöpfungssyndrom zeigt sich im Gehirn

[Grafik]

Tomografie-Aufnahme: Auffälligkeiten bei Nervenstrang Fasciculus arcuatus (blau mit Pfeilen)

Betroffene fühlen sich über Monate erschöpft, Schlaf bringt kaum Erholung. Trotzdem ist eine zuverlässige Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms schwierig. Neue Beobachtungen von Hirnforschern könnten das ändern.

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Das Diagnoseproblem haben nun womöglich Hirnforscher gelöst. Das Gehirn von betroffenen Patienten weist nämlich offenbar drei spezifische Veränderungen auf. So habe es beispielsweise weniger weiße Substanz, berichten Forscher der Stanford University School of Medicine im Fachblatt "Radiology". Das Team von Michael Zeineh hatte 15 Patienten und 14 gesunde Probanden unter anderem mit einem Kernspintomografen untersucht.

Erstes Ergebnis: Die Gesamtmenge der weißen Substanz im Gehirn der Erkrankten war im Vergleich zu Gesunden verringert. Diese besteht hauptsächlich aus myelinhaltigen Nervenfasern, die verschiedene Hirnregionen miteinander verbinden. Diese Beobachtung sei nicht ganz unerwartet gekommen, sagte Zeineh nach einer Mitteilung seiner Universität. Bislang werde angenommen, dass das Erschöpfungssyndrom mit einer chronischen Entzündungsreaktion zusammenhängt. Von solchen sei wiederum bekannt, dass sie sich auf die weiße Substanz auswirken.

Auffälligkeiten in rechter Hirnhälfte
Das zweite Ergebnis ist nach Forscherangaben jedoch völlig überraschend.

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Das Chronische Erschöpfungssyndrom (Fatigue-Syndrom) hat zunächst recht unspezifische Symptome. Es äußert sich durch eine mindestens sechsmonatige geistige und körperliche Erschöpfung und damit auch durch eine Verminderung der Leistungsfähigkeit. Der Schlaf ist oft wenig erholsam. Hinzu können Gelenk- oder Kopfschmerzen kommen sowie Lymphknotenschwellungen an Armen und im Nacken. Die Patientenorganisation Fatigatio schätzt, dass in Deutschland rund 300.000 Menschen das Erschöpfungssyndrom haben.

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Obwohl die Studie nur 15 Patienten umfasse, sei das Verfahren vielversprechend, sagte Zeineh. Mit der genutzten Technik sei das Chronische Erschöpfungssyndrom zu 80 Prozent sicher erkannt worden. "Diese Studie war ein Anfang." Nun planen die Stanford-Forscher eine größere Untersuchung.
:idee:
 
Das Chronische Erschöpfungssyndrom verändert das Gehirn

Symptome werden oft nicht erkannt: Wie das Chronische Erschöpfungssyndrom das Hirn verändert - Krankheiten & Störungen - FOCUS Online - Nachrichten

Müdigkeit, Schlafstörungen und verringerte Leistungsfähigkeit - solche Symptome können auf das Chronische Erschöpfungssyndrom hindeuten. Lange wurden Erkrankte schnell als Hypochonder abgetan. Jetzt wiesen Mediziner nach, dass das Leiden sogar das Gehirn der Patienten verändert.
Das Gehirn von Patienten mit Chronischem Erschöpfungssyndrom weist drei spezifische Veränderungen auf. Das haben Mediziner mit Hilfe der Kernspintomographie und weiterer Methoden herausgefunden. So habe es beispielsweise weniger weiße Substanz, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal “Radiology”. Das Team um Michael Zeineh von der Stanford University School of Medicine hatte 15 Patienten und 14 gesunde Probanden untersucht.
Erkrankte besitzen weniger weiße Hirnsubstanz
Erstes Ergebnis: Die Gesamtmenge der weißen Substanz im Gehirn der Erkrankten war im Vergleich zu Gesunden verringert. Diese besteht hauptsächlich aus myelinhaltigen Nervenfasern, die verschiedene Hirnregionen miteinander verbinden. Diese Beobachtung sei nicht ganz unerwartet gekommen, sagte Zeineh nach einer Mitteilung seiner Universität. Bislang werde angenommen, dass das Erschöpfungssyndrom mit einer chronischen Entzündungsreaktion zusammenhängt. Von solchen sei wiederum bekannt, dass sie sich auf die weiße Substanz auswirken.
Auffälligkeiten bei Rechtshändern
Das zweite Ergebnis ist nach Forscherangaben jedoch völlig überraschend. Mit Hilfe der sogenannten diffusionsgewichteten Kernspintomographie, bei der die Bewegungen von Wassermolekülen sichtbar werden, fanden die Wissenschaftler spezifische Veränderungen in der rechten Hirnhälfte. Der Nervenstrang Fasciculus arcuatus, der den Stirnlappen mit dem Schläfenlappen verbindet, zeigte Auffälligkeiten zumindest bei Rechtshändern. Zusätzlich gab es eine starke Korrelation zwischen der Stärke der Veränderung und der Schwere.
Als dritte Auffälligkeit war die graue Hirnsubstanz an zwei Hirnstellen in der Nähe des rechten Fasciculus arcuatus bei Patienten verdickt.
Bis zu 300.000 Menschen in Deutschland betroffen
Das Chronische Erschöpfungssyndrom (Fatigue-Syndrom) hat zunächst recht unspezifische Symptome. Es äußert sich durch eine mindestens sechsmonatige geistige und körperliche Erschöpfung und damit auch einer Verminderung der Leistungsfähigkeit. Der Schlaf ist oft wenig erholsam. Hinzu können Gelenk- oder Kopfschmerzen kommen sowie Lymphknotenschwellungen an Armen und im Nacken. Die Patientenorganisation Fatigatio schätzt, dass in Deutschland rund 300.000 Menschen das Erschöpfungssyndrom haben.

Schwierige Diagnose
“Es ist frustrierend für Patienten, weil sie sich müde fühlen und Schwierigkeiten haben, klar zu denken, und die Wissenschaft muss erst noch herausfinden, was falsch läuft”, sagte Zeineh. Die Diagnose ist schwierig. Bislang gibt es keinen Biomarker beispielsweise im Blut für die Erkrankung.
Erkrankte werden stigmatisiert
Die Studie biete einen Ansatz, um die Krankheit mit Hilfe bildgebender Verfahren besser zu erkennen, schreiben die Forscher. Eine solche Diagnosemöglichkeit sei auch wichtig für viele Erkrankte, die gerade im Anfangsstadium als Hypochonder bezeichnet würden.

Hallo, ihr Lieben!

Ich weiß nicht, ob diese Mini-Studie schon bekannt ist. Darum stelle ich den Focus-Online-Bericht einfach mal hier rein.

Liebe Grüße :wave:
Sonora
 
Hallo,

sicher eine weitere sehr begrüßenswerte Arbeit. Aber das Sensationelle fehlt mir, denn seit Anfang der 90er Jahre sind neurophysiologische Veränderungen im Gehirn von CFS-Kranken längst bekannt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit - mir fallen ad hoc folgende Arbeiten ein:

1992 die zwei Arbeiten von Buchwald und Ichise.
1994 folgten die Arbeiten Schwartz und Hilgers
2011 Puri

Es gibt mittlerweile eher ein Problem mit der Erkenntnisverwendung als mit der Erkenntnisgewinnung. Aber das ist typisch für die ME/CFS-Forschung. Jeder will das Rad neu erfinden. Leuchtendes Beispiel die ist "EBV-Forschung" der Charité. :rolleyes:

Grüße
Castor
 
Ja, das Problem ist, dass es bei ME/CFS viele kleine Studien mit Auffälligkeiten gibt, aber es fehlen die großen Replikationsstudien, die Abweichungen dann auch mal wasserdicht nachweisen.

Ich habe aber irgendwo gelesen, dass die jüngste Studie aus Stanford an einer größeren Probandenzahl repliziert werden soll. Hoffen wir mal das Beste...
 
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