Gefühlschaos

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29.03.13
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Eigentlich wüsste ich, was vernünftig wäre.... aber was ist, wenn der Kopf das Herz nicht kontrollieren kann/will?

Folgende Situation: vor nun 3,5 Jahren habe ich einen wirklich tollen Menschen kennengelernt, aber wie das Leben so spielte: Ich stand mitten in der Lebenskriese und er war in einer Beziehung. So entwickelte sich einfach nur eine gute Freundschaft.

Wie das Leben so spielte, irgendwann kamen wir beide an den selben Punkt: Wir benötigten Sex, aber fern von Beziehungen und Gefühlen. Er wurde Single, ich war immer noch Single, wir hatten eine gute Freundschaft, wir haben sehr viele Ähnlichkeiten, es sprach nichts dagegen. Mir war von Anfang an klar dass ich der Lückenbüsser bin, halt einfach nur der Mensch welcher zur Verfügung stand und die Leere, welcher er nach der Trennung verspürte auffüllte.

Wie gesagt, inzwischen kennen wir uns 3,5 Jahre und haben immer noch ein sehr enges, freundschaftliches Verhältnis, haben immer noch unseren Spass im Leben und ja, wir geniessen das Leben. Und wie er es formulierte: Wir profitieren beide voneinander - es ist ein Geben und Nehmen. Nicht nur sexuell, sondern wir arbeiten auch zwischendurch zusammen, gehen miteinander in den Ausgang, sprechen auch zwischendurch über den Alltag oder machen es uns einfach mal wieder gemütlich.

Nur, es ist eine lange Zeit und inzwischen haben wir uns verändert. Ich stehe wieder an dem Punkt, bei welchem es mir klar ist, dass ich mich wieder auf die Zukunft konzentrieren möchte. Er selbst weiss noch nicht, was er möchte - er steht erst wieder an diesem Punkt, an welchem ich vor 2 Jahren gestanden bin. Da wir wirklich über sehr viel sprechen können, gab es bei uns auch Momente in welchen wir offen kommunizierten. So weiss ich auch, dass wir beide voneinander angst haben und für uns beide eine Beziehung, mit den jetzigen Bedingungen, nicht in Frage kommt - wir haben beide Ängste. Oder wie er es formulierte: Er kann mir nie das Bieten, was ich nach seinen Überlegungen bräuchte - und daran könne ich auch nichts machen dass ich seinen Typ/Vorstellungen von Beziehungen nicht entspreche.

Eigentlich dachte ich, es ist einfach: Geh einfach in den Ausgang, lerne Männer kennen, vielleicht sogar sexuelle Abendteuer...... aber irgend etwas "klemmt". Immer wenn ich mich distanziere - beginnt er anhänglicher zu werden. Auf der einen Seite hätte er Ideen mit was für Männer er mich verkuppeln würde, auf der anderen Seite, wenn ich mal ein Date habe, wird streng nachgefragt um wen es sich handelt --- und es endet, ganz untypisch für ihn, an diesem Tag damit dass er mir extrem gefühlvoll und fordernd begegnet. Wäre er ein anderer Mensch, würde ich behaupten er spielt ein absolut dummes Spiel mit mir und will bewusst in diesen Momenten mir schaden. Ganz ehrlich - aber ich bin mir sicher dass er es sich nicht einmal bewusst ist. Wenn er in den Ausgang geht - er kommt nur an den Punkt dass er sich nicht verabreden kann/will. Er spricht zwar mit für ihn interessante, attraktive Frauen....aber dass sei alles. Habe ihn auch schon darauf angesprochen, es endete aber auch dann in der Situation dass er mir gefühlvoller begegnet und es erklärt damit, dass er nicht bereit sei und es nicht kann. Er wollte mir diesbezüglich auch einmal erklären warum - konnte er aber nicht. Und dass sind diese Momente wo ich nicht dränge. Er redet viel für dass er ein Mensch ist, welcher eigentlich alles mit sich selbst ausmachen möchte, aber er braucht immer etwas Zeit und den für ihn richtigen Moment - und den gebe ich ihm auch.

Was zum Kuckuck läuft hier schief? Der Kopf sagt: Theoretisch ist es vernünftiger weit Abstand zu gehen, für uns beide. Es ist chaotisch, es ist unstrukturiert, wir beide sprechen von teilweise sehr unterschiedlichen Vorstellungen im Leben(welche seltsamerweise sich in letzter Zeit auch sich angenähert haben)....... und es tut uns beide nicht gut wenn wir uns gegenseitig blockieren.
Das Herz: Ganz ehrlich, ich würde ihn als Mensch vermissen. Ich geniesse unsere gemeinsamen Stunden, gleichgültig ob wir einfach zusammen etwas kochen, lernen oder uns mal wieder auf Experimente einlassen. Und ehrlich? Ich bin mir nicht sicher, wie er reagieren würde.

Chaotischer könnte es nicht sein, aber was ist das Richtige? Der Kopf, das Herz? Oder sehe ich inzwischen den Wald vor lauten Bäumen nicht mehr? Leide ich unter dem typischen Symptom einer Frau von "zuviel Nachdenken"? Was denkt ihr?
 
Hallo schwarzwald,

ich habe beim Lesen den Eindruck bekommen, daß Ihr beide nicht wirklich ehrlich miteinander und auch mit Euch selbst seid.
Eigentlich - finde ich wenigstens - habt Ihr doch längst eine Beziehung, nur scheint Ihr das nicht so sehen zu wollen, oder einer von Euch zwei Beiden will das so nicht sehen.
Wenn es so schwer ist, Dinge klar zu sehen und auch zu formulieren, dann kann manchmal ein Therapeut helfen, klarer zu sehen. Wobei ich eher zu einem Mediator gehen würde, auch weil das im allgemeinen schneller geht mit der Klarstellung.

https://www.bafm-mediation.de/was-ist-mediation/die_haeufigsten_fragen/

Grüsse,
Oregano
 
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Hallo Oregano

Besten Dank für deinen Vorschlag;-)
Wir sind inzwischen an dem Punkt wo ich nun nicht mehr einfach so weiter machen konnte und klar auf etwas mehr Distanz kommunizierte - sprich "gedacht auf reine Freundschaft". Und siehe da: wir haben uns zwar nicht wirklich mehr distanziert, aber der Schnittpunkt rückte uns näher zueinander und stückenweise kommunizieren wir nun die Sorgen. Aber ich glaube wir brauchen wirklich beide noch dringend Hilfe - eine Schlammlawine würde die Situation wohl am ehersten beschreiben.
 
Hallo schwarzwald,

Aber ich glaube, wir brauchen wirklich beide noch dringend Hilfe - eine Schlammlawine würde die Situation wohl am ehersten beschreiben.

Das ist ein starkes Bild :schock: ; - wer möchte da schon drunter kommen?
Das Bild läßt mich daran denken, daß oft nach solchen Gefühlslawinen auch noch Schlammschlachten mit dem Partner anstehen und übel aussehen und wirken können.

Ich denke immer noch: es wäre gut, wenn Ihr oder auch nur Du Dir Hilfe suchen würdest. Wäre denn dieser Mann bereit, eine Mediation oder eine Therapie mitzumachen?

Und wie er es formulierte: Wir profitieren beide voneinander - es ist ein Geben und Nehmen. Nicht nur sexuell, sondern wir arbeiten auch zwischendurch zusammen, gehen miteinander in den Ausgang, sprechen auch zwischendurch über den Alltag oder machen es uns einfach mal wieder gemütlich.
#1

Wie würdest Du denn die Situation heute beschreiben? Ist sie für Dich tatsächlich auch ein Geben und Nehmen oder liegt der Schwerpunkt eher auf dem Nehmen auf der Partner-Seite?

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit "wir benötigen Hilfe" - hatte ich auch an therapeutische Unterstützung gedacht;-) Und ja, wir wollen uns unserer Baustellen widmen. Wir haben inzwischen einen Punkt erreicht wo wir einen Frühjahrsputz benötigen.

Von der Situation her ist es ein Geben und Nehmen - es ist wirklich ausgewogen. Manchmal benötige ich mehr, dann gibt er, manchmal ist er auch derjenige welche mehr benötigt, dann gebe ich. Ich glaube dass ist auch der Punkt warum wir es auch sehr gut miteinander haben.
 
Liebe Schwarzwald,
was Du beschreibst ist recht normal. Wir sind keine logischen Maschinen. Die wichtigsten unserer Entscheidungen trifft nicht die Vernunft, sondern es ist eine Summe von vielen inneren Anteilen, die wir nicht wirklich fassen können. Versuche einmal die Liebe zu definieren. Das können nur Dichter und auch das nur annähernd.

Was mit mir los ist merke ich oft an der Reaktion meiner Partnerin, dann habe ich mich, für mich selbst unmerklich, verändert. Dafür ist eine Liebes-Beziehung wunderbar.

Was für eine Zukunft ihr habt weiß ich nicht und es gibt auch keinen Berater, der von Aussen das wirklich feststellen kann. Wenn Du mit Deinem Liebsten leben willst, sage ihm das - und frage ihn. Wenn Du auch noch von Deinen Ängsten dabei erzählen kannst, dann ist ein Raum offen, wo das Thema für beide reifen kann. Vielleicht braucht es Zeit. Vielleicht sagt er nein aber wenn Du mutig zu Deinen Gefühlen stehst, kann und muss er sich auch irgendwann entscheiden.

Zusammen leben wollen ist eine Entscheidung, die jeder treffen muss, es gibt keinen Berater, Gefühl.... das es einem abnehmen kann. Gut anfühlen sollte es sich sich. Und ein guter Anhaltspunkt ist: kann ich mir vorstellen mich in 40 Jahren mit diesem Partner immer noch gut unterhalten.

Liebe Grüsse
Tommie
 
Vielen Dank Tommie09 für deine Gedanken

In der Zwischenzeit ist natürlich wieder ein wenig Zeit vergangen und mein Bauchgefühl hat mich wieder einmal sehr gut geleitet. Schon längers kämpft Mann immer wieder mit Gefühlsschwankungen, nicht nur in Hinblick in unsere verzwickte Lage, sondern mein Bauchgefühl sagte schon längers dass irgendwann sich wirklich stärkere Depressionen, wenn nicht sogar Burn Out sich zeigen könnten.
Ich hatte dann vor 1.5 Wochen dass stärkere Bedürfnis etwas Distanz in das Ganze zu bringen. War ja kein Problem - dazu sind gute Freunde ja da und seltsamerweise, hat uns dies dann noch näher zueinander gebracht. Dummerweise ist vor 7 Tagen dann wirklich das besagte Ereignis passiert, der besagte Tropfen welcher das Wasser zum Überlaufen bringt und er ist nun definitiv instabil. Dass nun seine persönliche Therapie zuerst kommt - keine Frage und wer weiss wie es nachher dann aussieht?? Aber ich denke es ist wichtiger dass er jetzt einmal sich selbst wieder finden muss, bevor wir darüber nachdenken, was uns verbindet? Und wie gesagt: Es hat uns wieder noch näher aneinander geschweisst. Wer weiss, vielleicht musste es nun soweit kommen damit wir von Grund an aufräumen können/müssen(??)
 
Es ist ja wieder eine Zeit vergangen, ich wollte euch noch kurz über das Ende berichten.

Es war wirklich so, der Abstand welcher ich eingeschlagen habe brachte uns näher. Ihm gab es so die Möglichkeit wieder etwas zu genesen, zu sich zu finden und zu Ruhen, und mir die Möglichkeit zu sortieren, die Gefühle einzuordnen. Wie gesagt, damals herrschte Chaos.

In der Zwischenzeit hat er sich wieder deutlich stabilisiert und seither stehen wir uns nun wirklich Nahe. Auch wenn wir beide wissen, er benötigt noch viel Zeit um wirklich zu genesen und vor allem, zu sich selbst zu finden.
Und ich inzwischen weiss, dass ich ihn wirklich liebe.

Vielleicht ist es Zeitverschwendung zu hoffen, vielleicht ist es in Zukunft nur diese tiefe Freundschaft welche uns verbindet, jedoch bedarf es noch sehr viel Zeit. Er entwickelt sich zu einem völlig "anderem" Menschen, nicht im negativen Sinne, aber inwiefern es weitergeht, finden wir noch heraus. Aber wie auch immer, ob nun irgendwann doch Liebe oder nur diese inzwischen wirklich tiefe Freundschaft: Die Geschichte findet ihr Happy End;)
 
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