Gesundheitssystem, Alternativen?

Horaz

in memoriam
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Vielleicht lohnt es sich, über die Gesundheitssysteme in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu reden. Besondere Vorteile oder Nachteile herauszuarbeiten, um Verbesserungen wenigstens mal anzudiskutieren.
Viele Anzeichen deuten ja darauf hin, dass die Systeme eine Tendenz haben, sich Richtung Unbezahlbarkeit zu bewegen. Die Praxis zeigt, dass zu ständig steigenden Preisen (Krankenkassenkosten) immer weniger Leistungen zu erhalten sind (Zuzahlungen). Das ist nun mal der Weg aller Monopole. Dass Heilpraktiker selbst zu bezahlen sind, gilt als selbstverständlich.

Viele alte Heil- und Hausmittel werden der Lächerlichkeit preisgegeben und durch "moderne" Medikamente ersetzt, die einerseits viel kosten und andererseits unerwünschte Nebenwirkungen haben. Ärzte, Patienten und die Pharmaindustrie sind an diesen Entwicklungen beteiligt. Die Pharmaindustrie, weil sie ihre Mittel gut verkaufen will und notfalls Krankheiten zu ihren Pillen hinzuerfindet. Die Patienten, weil sie offensichtlich lieber Pillen einwerfen, statt so lästige Dinge zu tun, wie Ernährungsumstellung. Und die Ärzte, weil ihre ganze Ausbildung in eine Richtung geht, die den Intentionen der Pharmaindustrie entspricht.

Sehr viel Unbehagen ist an allen Ecken und Enden zu spüren. Was könnte, was sollte man verbessern?

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

hallo horaz,

ich kann jetzt nur für die zahnmedizin sprechen. nur wirklich wenige menschen sind bereit, den empfehlungen für eine sinnvolle zahnpflege folge zu leisten - zumindest erlebe ich das so in meinem alltag. auch hier im forum scheint das thema prophylaxe kaum jemanden zu interessieren.
somit scheint es, als ob alle mit dem status quo doch ganz zufrieden sind...

gruss der frosch:)
 
Gesundheitswesen

Hallo Horaz

Es ist so wie Du sagst. Das System können wir aber nicht ändern; nur uns selbst, indem wir mehr Eigenverantwortung übernehmen. Wenn das viele tun (man wagt kaum, zu hoffen), wird sich das System mit der Zeit vielleicht anpassen.

@frosch
wir sind nicht alle zufrieden, aber in der Jugend waren wir unwissend und manchmal leichtfertig; und irgendwann plötzlich holt uns die Vergangenheit ein, und wir stecken mitten drin im System. Dann müssen wir die amalgam-gefüllten Zähne zusammen beissen und uns in den Foren informieren.

Gruss
Kathy
 
Gesundheitswesen

@ Kathy:
Kein System hält ewig! Auch dieses nicht. Das gegenwärtige Gesundheitssystem ist an Eigenverantwortung nicht interessiert. "Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker" quillt es uns an allen Ecken und Enden entgegen. Zwickt irgendwas, dann sofort zum Arzt. Der aber dank einer auf Messwerte aufgebauten Medizin oft nichts diagnostizieren kann. Eigenverantwortung würde sich ganz schnell durchsetzen, wenn sie sich finanziell sehr positiv niederschlüge. Daran ist das "System" aber gar nicht interessiert!

Es gibt ein inzwischen jahrzehntelanges Training, dass für die Gesundheit der Arzt verantwortlich ist und nicht man selbst. Ich staune immer wieder hier im Forum, wenn einzelne erzählen, dass ihnen bestimmte Nahrungsmittel nicht bekommen und sie nach einem Test rufen, ob etwa Histaminintoleranz vorliegt. Anstatt Rotwein oder alten Käse einfach wegzulassen, wenn sie nicht vertragen werden.

@ froschminister:
Dass jeder für seine Karies selbst verantwortlich ist, ist klar. Aber - ist der Mund erst offen, hat der Mensch am Stuhl nichts mehr zu reden! Die meisten kommen als Kinder und Jugendliche in den ersten Kontakt und fühlen sich nicht berufen, mit dem Zahnarzt fachliche Diskussionen zu beginnen. Sie sind also voll und ganz in der Hand der Ärzte und viele Zahnärzte haben in der Vergangenheit den Keim zu weiteren Problemen gelegt.
Prophylaxe ist natürlich extrem wichtig, damit nicht neue Schäden entstehen, aber ihre akute Situation macht halt einigen im Forum so zu schaffen, dass sie zumindestens verbal voll darauf konzentriert sind.

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

hallo horaz,

ich stimme dir voll und ganz zu; welche konsequenz ziehst du aus diesen ansätzen?
ich aus meiner sicht: suche mir ärzte, zahnärzte und heilpraktiker, die bereit sind, sich für mich und mein anliegen zeit zu nehmen und mir tipps geben, stück für stück an meiner gesundheit zu arbeiten. und wenn ich den eindruck habe, dass mir jemand nur angst macht, geh ich da nicht mehr hin.
und ganz klar: je mehr man angeschlagen oder geschwächt ist, umso härter ist das.... aber im gleichen augenblick doch auch um so wichtiger:)

gruss der frosch:)
 
Gesundheitswesen

Hallo frosch,

es ist sehr lang her, dass ich bei einem Arzt war. Ich habe meine Ernährung auf meine individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse eingestellt. Ich achte auf den Säure-Basen-Haushalt - auch im Mund - und nehme keinerlei Medikamente. Meine Zähne will ich behalten, deshalb pflege ich sie sehr sorgfältig. Gute Erfahrungen habe ich mit Solespülungen gemacht. Bis auf weiteres wüßte ich nicht, was ich bei einem Arzt sollte.

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

hallo Euch allen und vielen Dank für Eure interessanten Zeilen!
Meine Erkenntnisse heute nach Lektüre der Edeka-Zeitschrift:
"Zwetschgen zum Beispiel enthalten reichlich Kalium, ein wichtiger Mineralstoff für eine überzeugende Gehirnaktivität."
Gabriele Voigt-Gempp, ganzheitliche Gesundheits- und Fitnessberaterin. Wörtlich so.
Ich konstatiere also: Ihr habt offenbar reichlich Zwetschgen gegessen.

Und mein Spruch des Tages: Wer nicht handelt, wird BEhandelt.
Auch aus der Zeitung.
 
Gesundheitswesen

Hallo Horaz

Du bist früh aufgewacht und hast gehandelt. Hätte ich doch nur..........:sleep:

Ich weiss, dass das System kein Interesse an der Eigenverantwortung des Individuums hat. Für mich ist es trotzdem wichtig, dass ich mich vom ängstlichen Nichtwisser zum gleichberechtigten Gesprächspartner entwickelt habe. Trozdem weiss ich, dass ich eines Tages in völliger Abhängigkeit im System landen könnte. Habe mal ein Praktikum im Alterheim gemacht :eek: :eek: :eek:. Was können wir denn tun? :confused: Hoffen! :idee:

Gruss
Kathy
 
Gesundheitswesen

Hallo Hakushi,

zum Glück ist Kalium auch sonst noch in vielen Lebensmitteln wie Bananen, Spinat oder Petersilie enthalten. Weil bald ist die Zwetschgensaison endgültig vorbei und auch dann sollten wir noch eine überzeugende Gehirnaktivität entfalten Können. Auf dass wir klug genug werden, um mit Vorschlägen zum Gesundheitswesen an die Öffentlichkeit zu treten.

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

Hallo Kathy,

hoffen kannst du auch, aber das wird nicht entscheidend sein!
Krankheiten überfallen uns im allgemeinen nicht wie böse Räuber, sondern wir laden sie durch unsere Verhaltensweisen großzügig ein. Also, schließe ab jetzt alles aus, was von Krankheiten als Einladung mißdeutet werden könnte. Altersheime sind ein Teil des "Systems". Nimm deine Erfahrung als abschreckendes Beispiel dafür, wohin du sicher nicht möchtest.

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

Ach ja, Horaz

meine Sünden haben mich inzwischen eingeholt. Zeit zurück drehen geht nicht.
Aber jetzt bin ich wach, und ich versuch`s :kraft: :kraft: :kraft:

Gruss
Kathy
 
Gesundheitswesen

Ich weiß nicht, ob das hier so richtig dazu passt:

Kürzlich las ich mal über die Artabana-Bewegung als Alternative zur Krankenkasse.
Willkommen bei ARTABANA
Sicher gibt es dort sehr interessante Ansätze. Leider bleiben aber auch dort so manche Fragen offen. Z.B. hat man keinen Anspruch auf Leistungszahlungen sondern eine Gruppe entscheidet darüber.
 
Gesundheitswesen

Liebe Anne,

von Artabana hatte ich noch nie gehört. Klingt interessant. Ich denke, dass eine Aufweichung des jetzigen zementierten Systems am ehesten über eine neue Art von Krankenversicherungen gefunden werden könnte. Wie weit das mit der gegenwärtigen Gesetzeslage möglich ist, weiß ich allerdings nicht. Es lohnt sich, ein wenig mehr hineinzuhören. Ich habe im Impressum eine Adresse am Chiemsee gefunden; da werde ich mal Kontakt aufnehmen.

Liebe Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

Das klingt auf den ersten Blick einleuchtend. Wenn ich allerdings diesen Satz lese, finde ich, daß der Unterschied zu der Verwendung der Steuergelder und teilweise auch der Krankenkassenbeiträge nicht so groß ist:

Das ARTABANA Mitglied (oder sein Haushalt) erstellt unter Berücksichtigung der persönlichen Lebenssituation eigenverantwortlich ein Gesundheitsbudget. Die hieraus ermittelte Jahressumme wird anteilig als monatlicher Beitrag in den Solidaritätsfonds der regionalen ARTABANA Gemeinschaft einbezahlt. Wer für seine Gesundheit Geld benötigt, kann pro Kalenderjahr einen gewissen Anteil seines Jahresbeitrages frei beziehen, sofern die Gemeinschaft das Geld nicht anderweitig verbraucht hat.
Ob es da nicht sinnvoller ist, gleich geschätzte Ausgaben für Krankheitsfälle in einem Fonds anzulegen?

Bei einer solchen Solidargemeinschaft kommt es eben immer auf die STruktur und die Ethik der einzelnen Mitglieder und vor allem der führenden Mitglieder an und auf die Möglichkeiten der Überwachung von deren Tätigkeiten.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Gesundheitswesen

Ich bin gerade beim Thema Pflicht-KV nicht auf dem neusten Stand. Kommt sie denn nun eigentlich die Pflichtkrankenvers. in D? Dann wäre ja so was wie Artabana sinnlos, weil es ja nur dann Effekt machen würde, wenn man ganz aus der KV aussteigt. Oder sehe ich das falsch?
 
Gesundheitswesen

Ob es da nicht sinnvoller ist, gleich geschätzte Ausgaben für Krankheitsfälle in einem Fonds anzulegen?

Hallo Uta,

prinzipiell hast du sicher Recht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es z.B. für Worst-case-Überlegungen gerade für Selbständige trotzdem sinnvoll sein kann, über so etwas wie Artabana nachzudenken. Droht ein Konkurs ist das für den Notfall in normalen Geldanlagen angesparte Geld mit pfutsch, weil die Gläubiger sich daran bedienen werden. Und dann hätte man gar keine Absicherung mehr, wenn man keine KV hatte. Das dürfte bei der Alternativabsicherung wahrscheinlich nicht der Fall sein. Allerdings weiß man eben leider nicht, in welchem Umfang man wirklich im Ernstfall Hilfe bekommen würde.
 
Gesundheitswesen

Liebe Anne,

unser gegenwärtiges Gesundheitssystem hat das Problem aller riesigen anonymen Maschinerien. Nachdem sehr viele davon leben, hat die Erhaltung oberste Priorität. Der Nutzen hingegen für die, für die es einst geschaffen wurde, sinkt. Steigende Kosten müssen durch sinkende Leistungen aufgefangen werden. Solidarität wird zu einer blutleeren Floskel.
Ich kannte Artabana nicht und bin froh über deinen Hinweis. So eine überschaubare Solidarität hat eine sehr menschliche Dimension. Ob sich daraus mehr entwickeln kann, weiß ich nicht. Mir ging es darum nachzudenken und anzudiskutieren, ob es nicht auch noch andere Systemmöglichkeiten geben könnte. Eine breitere Vielfalt von Versicherungs- oder Solidaritätssystemen scheint mir eine gute Richtung zu sein.

Viele Grüße, Horaz
 
Gesundheitswesen

Im Augenblick sieht es bei den Krankenversicherungen so aus:

Versicherungspflicht (Krankenkasse)
Krankenversicherungspflicht besteht, wenn der gesetzliche Tatbestand dafür erfüllt ist und keine Ausschlussgründe (Versicherungsfreiheit, Befreiung oder hauptberuflich selbstständige Tätigkeit) vorliegen.

Zu den kraft Gesetzes krankenversicherten Personen gehören gemäß § 5 Absatz 1 Fünftes Sozialgesetzbuch (SGB V) grundsätzlich

Arbeiter (Ausnahme: geringfügig Beschäftigte oder Überschreiten der Versicherungspflichtgrenze),
Angestellte (Ausnahme: geringfügig Beschäftigte oder Überschreiten der Versicherungspflichtgrenze),
Auszubildende,
Bezieher von Arbeitslosengeld,
Bezieher von Arbeitslosengeld II,
Bezieher von Unterhaltsgeld oder Übergangsgeld nach dem SGB III,
selbstständige Landwirte,
Künstler und Publizisten (in der Künstlersozialversicherung),
bestimmte behinderte Menschen, beispielsweise wenn sie in anerkannten Behindertenwerkstätten arbeiten,
Studenten (grundsätzlich bis zum Abschluss des 14. Fachsemesters, längstens bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres),
Praktikanten und
Rentner.

(Zur Krankenversicherung der Rentner siehe Sozialverband VdK Deutschland - Krankenversicherung der Rentner)

Wer im Hauptberuf selbstständig tätig ist, kann in einer nebenher ausgeübten Beschäftigung nicht krankenversicherungspflichtig werden. Hauptberuflich ist die selbstständige Tätigkeit dann, wenn sie von ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und dem Zeitaufwand her den Schwerpunkt der gesamten Berufstätigkeiten darstellt.

Arbeitnehmer (ausgenommen Seeleute), deren regelmäßiges Jahresarbeitsentgelt die Jahresarbeitsentgeltgrenze von 46.800 Euro übersteigt, sind nicht pflichtversichert.

Alle gesetzlich Krankenversicherten können ihre Mitgliedschaft nach dem Ende der Versicherungspflicht grundsätzlich freiwillig fortsetzen. Hierfür ist regelmäßig unter anderem erforderlich, dass unmittelbar vorher eine Familienversicherung oder eine Mitgliedschaft von mindestens 12 Monaten Dauer bestanden hat oder in den letzten 5 Jahren eine Vorversicherungszeit von 24 Monaten nachgewiesen ist (§ 9 Absatz 1 Nummer 1 SGB V). (asw)

Näheres dazu unter:
Sozialverband VdK Deutschland - Freiwillige Versicherung - Beitritt

Sozialverband VdK Deutschland - Versicherungspflicht (Krankenkasse)

Der Fall, daß eine Firma pleite geht und der Besitzer dann versicherungslos ist, ist nur dann sehr problematisch, wenn der Firmenbesitzer privat versichert war. Soviel ich weiß, kann jeder wählen, ob er freiwillig in eine gesetzliche Kasse geht oder eben in eine Privatkasse. Die Privatkasse kann einem Mitglied kündigen; die gesetzliche Kasse nicht so einfach. Aber die Beiträge müssen bei beiden bezahlt werden.

Gruss,
Uta
 
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