Pektine und Methanol

Binnie

Hier im Forum wurde ja an vielen Stellen über Behandlungsmöglichkeiten mit Pektinen diskutiert, als "Bindemittel" für Schwermetalle und andere Gifte, als Ballaststoff usw.

Im Gegenteil scheinen Pektine (in höheren Dosen) u.U. jedoch sogar nicht ungefährlich zu sein, da bestimmte Microorganismen, insbesondere auch Hefen, Pektine zu Methanol vergären:

Ethanol (Alkohol) entsteht durch Vergärung von Stärke bzw. von
dessen Grundbaustein Glucose (= Zucker) mittels Hefe. Verwendet man reinen
Zucker, entsteht dabei kein Methanol. Letzerer ensteht durch Vergärung von
Pektin (Grundbaustein α-D-Galacturonsäure, einer der Stärke verwandten Substanz.
Pektin kommt vor allem in den festen Bestandteilen der Pflanzen vor, etwa in
Stängeln, Blüten und Blättern, ist aber auch in Früchten selbst zu
finden.


Quelle: Methanolvergiftung - wie groß ist die Gefahr für jeden Einzelnen?
Methanol ist ein hochgiftiger Alkohol, der das Nervensystem und andere, besonders "fettige Strukuren" im Körper, nachhaltig schädigt:

Über
seine Giftigkeit herrscht größtenteils Unkenntnis

Und dabei kann man ihn so leicht aufnehmen! Wegen seines
niedrigen Siedepunktes (65 °C) kann es sehr leicht verdampfen und
eingeatmet werden. Das kann recht schnell passieren, wenn man zum Beispiel
lackiert oder mit Methanol denaturierten Spiritus benutzt. Schon beim Umfüllen
von Gefäßen mit Methanol kann man größere Mengen einatmen.






Es hat verheerende Folgen, falls man mit Methanol
angereicherten, schwarz gebrannten Schnaps zu sich nimmt, denn bereits 5 bis 10
Milliliter führen zu Erblindung und zur Gehirnschädigung. Ab einer Dosis von 20
bis 50 Millilitern ist Methanol tödlich.






Man kann aber auch aus völlig unerwarteten Quellen viel Methanol
zu sich nehmen, zum Beispiel aus Nahrungsmittelbestandteilen wie den
Pektinen. Marmeladen-Vielesser sind
bedroht.







Methanol
macht blind!

Seine volle Giftwirkung
entfaltet sich erst nach 15 bis 20 Stunden. Darum erkennt man die Ursache oft
gar nicht und es kann zu einer falschen Behandlung
kommen.






Zunächst jedoch zeigt Methanol zwar eine ähnlich berauschende
Wirkung wie Ethanol, jedoch nicht ganz so stark. Allerdings ist dieser neben
Durst, Übelkeit und Erbrechen (was an sich nicht allzu ungewöhnlich wäre) auch
mit starken Koliken verbunden. Es kann sogar zu einer Lähmung des Atemzentrums
und somit zu Erstickungsanfällen kommen.






Aber zunächst einmal beginnt man zu stottern, das Gehör ist
nicht mehr voll funktionsfähig (man hört Rauschen und Piepsen),
Gleichgewichtsstörungen treten auf. Die Sehleistung ist stark eingeschränkt,
was sich in weiten, starren Pupillen bis zur Erblindung äußert. Da die
Sehstörung am auffälligsten ist, wird meist nur dieses Symptom aufgeführt,
obwohl es daneben noch die anderen Defekte gibt.






Die Störungen kann man in etwa so erklären: Der www.chemieunterricht.de/dc2/kampfst/nervenga.htm ist ein
Bestandteil des vegetativen Nervensystems. Er steuert (genau wie sein
Gegenspieler, der Sympathicus) viele Organe und so auch den Kreislauf und sorgt
für Ruhe und Erholung. Methanol stört diesen Bestandteil des Zentralen
Nervensystems (ZNS).






Die Vergiftungssymptome an sich sind aber nicht nur auf das
Methanol als Lösemittel (also als Narcotium) selbst zu beziehen, sondern auf
dessen Stoffwechselprodukte:






[...] Weitere toxische
Stoffe, die beim Abbau von Metanol entstehen: Formaldehyd
und
Ameisensäure
:






Die
Giftwirkung des Methanols

Zunächst ist Methanol ein Narcotikum, das als gutes
Fettlösemittel die Markscheiden der Nervenzellen
angreift.






Die Giftigkeit beruht nun einerseits auf den Reaktionen
des Formaldehyds
. Das ist schließlich eine Substanz, die mit
vielen funktionellen Gruppen der Proteine und Peptidhormone reagieren
kann.






Vor allem aber auch die Ameisensäure
führt als stark wirkende Säure in zu großen Konzentrationen zur Acidose, also
zur Versauerung von Blut und Gewebewasser, was deren Pufferkapazität
überfordert. Darauf sind viele der Symptome der Vergiftung durch Methanol
zurückzuführen.


Quelle: Prof. Blumes Medienangebot: Alkohol

Wie überall macht aber auch wohl hierbei die Dosis das Gift! Aber diejenigen, die in ihrem Darm auch besonders viele Hefen beherbergen, weil eben das Immunsystem geschwächt ist oder aus anderen Gründen, denen würde ich dringend von Pektinen abraten! Ich selbst habe mir diesen "Verzweiflungsversuch" Schwermetalle "ausleiten" zu wollen zum Glück erspart, aber vielleicht erklärt das auch, warum manche Rohkost und überhaupt pflanzliche Ballaststoffe so schlecht vertragen. Von Marmeladen ganz zu schweigen...

Viele Grüße
Binnie
 
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Hallo Binnie,

das ist ja ein brisantes und interessantes Thema.

...
Methanol in Früchten
Methanol entsteht biochemisch durch Mikroorganismen. Der giftige Alkohol wird beim Gärungsprozess neben Ethanol gebildet. Deshalb ist er immer im Gärungsalkohol enthalten. Vor allem wird Methanol beim Abbau von Pektinen frei. Pektin ist ein Bestandteil der pflanzlichen Zellwand und enthält Methylester, die durch Enzyme hydrolysiert werden.
Pektin ist besonders reichlich in unreifen Äpfeln, Quitten, Kirschen und Zitrusfrüchten enthalten. Außerdem wird Pektin häufig in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt, da es Wasser bindet und so als Dickungsmittel dient. Hier wird es zu Konfitüren, Gelees und Milchprodukten gegeben.

Aber keine Panik!
In solch kleinen Mengen, in denen Methanol in Konfitüren oder im Alkohol enthalten ist, ist es unbedenklich. Da er niedrig siedet, kann er beim Schnapsbrennen durch Verwerfen des Vorlaufs abgetrennt werden. Auch beim Kochen der Konfitüren dampft er wohl mehr oder weniger vollständig ab. Es sei denn, ihr trinkt selbstgebrannten Obst-Schnaps: Prof. Blumes Medienangebot: Alkohol
...
Prof. Blumes Medienangebot: Alkohol

Hier wird beschrieben, wie Pektine hergestellt werden:

E440a Pektine V Pflanzliche Gewinnung aus Orangenschalen und den Preßrückständen der Apfelsaft- und Apfelweinherstellung. Die Pektine werden mittels schwacher Säuren aus den Schalen herausgelöst und im anschließenden gereinigt. +
E440ii Amidierte Pektine V Pflanzliche Gewinnung aus Orangenschalen und den Pressrückständen der Apfelsaft- und Apfelweinherstellung. Die Pektine werden mittels schwacher Säuren aus den Schalen herausgelöst und im anschließenden gereinigt.
Zum Unterschied zu Pektin schließt sich hier eine Behandlung mit Ammoniak an (Amidierung).
Halal-Zertifikat - E400 - E499

Bei dieser Art der Herstellung kann ich mir gut vorstellen, daß schon dadurch Pektine nicht unbedingt bekömmlich sind; es sei denn, man ißt sie direkt mit der Frucht.

Ich finde leider keine Angaben über den Pektingehalt z.B. eines Apfels .

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

Pektine stellen, nach meinem Verständnis, wohl insbesondere auch dann eine Gefahr dar, wenn der Betreffende in seinem Darm Hefepilze beherbergt, also besonders auch für Immungeschwächte.

In den Mengen, in denen Pektine in Früchten wie Äpfeln vorkommen, stellen sie für Gesunde natürlich keine Gefahr dar und für Immungeschwächte wahrscheinlich auch nicht mehr als anderes auch. Aber wenn jetzt solche Menschen mit übermäßiger Pilzbelastung meinen, sie tun sich was Gutes, und essen plötzlich sehr viel von solcher für sie vermeintlich gesunden Nahrung (viele Zitrusfrüchte, "Grünzeugs", nach irgendwelchen "Grün-Diäten" ;) usw.), dann kann es wohl schon auch zu Problemen kommen.

Und von einigen Firmen werden Pektine ja obendrein sogar zur "Ausleitung" von Toxinen und mit anderen rosigen Versprechungen beworben. Und da wäre ich jetzt natürlich schon sehr sehr vorsichtig, denn da können m.E. schon u.U. auch Mengen an Methanol entstehen, mit denen ein eh schon geschwächter Organismus, sicherlich nicht mehr so ohne weiteres klarkommt...

Außerdem wird ja Methanol noch weiter verstoffwechselt in Formaldehyd und Ameisensäure, die ja ihrerseits auch wieder sehr schädlich sind.

Viele Grüße
Binnie
 
Hier habe ich noch eine recht interessante Seite zur Herstellung von Pektin und u.a. auch mit Erklärungen gefunden, was denn dieses "ominöse" "hochverestertes oder niedrigverestertes" Pektin, worüber hier im Forum ja auch vielfach diskutiert wurde, bedeutet:

Offensichtlich hängt es genau davon ab, wieviel Methanol ein Pektin enthält, ob es hoch- oder niedrigverestert ist:

Entsprechend der Anzahl der mit Methanol veresterten Carboxylgrupen werden Pektine in hochveresterte (Methoxylgehalt > 7 %, Veresterungsgrad > 50 %) und niederveresterte Pektine (Methoxylgehalt < 7 %, Veresterungsgrad < 50 %) eingeteilt.

Quelle: Infothek: Rohstoffe, Pektin - Provisco AG Schweiz: natrliche Lebensmittelzusatzstoffe auf Basis pflanzlicher Hydrokolloide und Stabilisierungs-Systeme.
Zum Schluss auf der Seite steht, dass Pektine "natürlich" toxikologisch völlig unbedenklich sind. Also das ist ja wohl definitiv falsch, denn Methanol, und besonders auch seine Abbauprodukte, sind natürlich ganz und gar nicht unbedenklich, siehe auch mein Eingangsbeitrag. Aber wie fast überall gilt sicherlich auch hier: "Die Dosis macht das Gift", wobei die noch tolerable Dosis wohl individuell sehr verschieden ist.

Und wenn man nun bspw. niedrigverestertes Pektin über einen gewissen Zeitraum zur Ausleitung von Toxinen anwendet, dann stellt sich, meiner Meinung nach, häufig (also gerade auch bei einem "Nicht-Gesunden") auch ein chronischer Vergiftungsprozess ein, der sich wahrscheinlich nicht so fulminant zeigt, wie eine akute Vergiftung mit Ameisensäure und Formaldehyd, aber es handelt sich dabei dann halt wieder um einen schleichenden Prozess, mit diffusen, häufig schwer zuordenbaren Beschwerden. Und genau das ist ja auch das heimtückische bei diesen ganzen chronischen Vergiftungen, Krankheiten und Prozessen!

Viele Grüße
Binnie
 
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