Aus dem Buch der Sprüche

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05.02.13
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Hallo

Im Alten Testament, in der Sammlung der Lehrbücher (!), findet sich das Buch der Sprüche, Sprichwörter oder Merkverse, wo von gottgläubigen Eltern/Erzieher, namentlich wenn sie noch Mitglied einer pseudoreligiösen Sekte sind und sich irgendeiner Glaubenslehre unterwerfen (*), immer noch gerne gewisse Sprüche zitiert werden als Referenz, als Rechtfertigung für eine strenge, mit Gewalt, Strafen und Zwang geprägte und gegen eine freie Entfaltung des Lebens gerichtete Erziehung! Sie zeigen damit, wie blind und bewusstseinslos ihr Verhalten und ihr Reden immer noch sind, wenn sie die Inhalte dieser lebensfeindlichen Verse bejahen.

(*) Vor allem die sog. Evangelikalen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Evangelium an den Mann bzw. an die Frau zu bringen, gehören dazu!

Hier nun eine Auswahl dieser Schandverse:

Kap. 13, Vers 1: Ein weiser Sohn hat Mahnung lieb, ein zügelloser hört auf keinen Vorwurf.

Kap. 13, Vers 3: Wer seinen Mund bewacht, bewahrt sein Leben. Wer seine Lippen aufsperrt, dem droht Untergang.

Kap. 13, Vers 18: Not und Schande trifft den Feind der Zucht, doch wer auf Rüge achtet, wird geehrt.

Kap. 13, Vers 24: Wer seine Rute schont, hasst seinen Sohn, doch wer ihn lieb hat, nimmt ihn früh in Zucht.

Kap. 15, Vers 10: Streng wird gezüchtigt, wer den rechten Pfad verlässt; wer Rüge ablehnt, ist dem Tod verfallen.

Kap. 15, Vers 31: Ein Ohr, das auf lebenerhaltende Rüge hört, wird weilen mitten unter Weisen.

Kap. 15, Vers 32: Wer sich um Zucht nicht kümmert, achtet selbst sich nicht. Doch wer auf Rüge hört, erwirbt Verstand.

Kap. 19, Vers 18: Bestrafe deinen Sohn, solang noch Hoffnung ist, und all sein Jammern sollst du nicht beachten!

Kap. 19, Vers 20: Hör gerne auf Rat und nimm Erziehung an, damit du weise seiest in der Zukunft!

Kap. 19, Vers 27: Gibst du es auf, mein Sohn, auf Zucht zu hören, so weichst du ab von Worten der Erkenntnis.

Kap. 19, Vers 29: Für Prahler stehen Ruten schon bereit und Schläge für der Toren Rücken.

Kap. 20, Vers 30: Wunde Striemen sind die (rechte) Körperpflege an dem Bösen, und Schläge für das Innere des Leibes.

Kap. 23, Vers 12 (Väterliche Lehren): Lenke hin zur Zucht dein Herz, dein Ohr zu einsichtsvollen Reden!

Kap. 23, Vers 13: Erspare nicht dem Knaben strenge Zucht, wenn du ihn mit der Rute schlägst, so stirbt er nicht.

Kap. 23, Vers 14: Du schlägst ihn vielmehr mit der Rute und rettest vor dem Totenreich sein Leben.

Kap. 23, Vers 15: Mein Sohn, wenn weise ist dein Herz, dann freut sich auch mein eignes Herz und es frohlockt mein Innerstes, wenn deine Lippe Rechtes spricht.

Kap. 23, Vers 22: Gehorche deinem Vater, der dich zeugte, verachte deine Mutter nicht, auch wenn sie alt ist.

Kap. 29, Vers 15: Die Rute und die Rüge teilen Weisheit mit, jedoch ein Knabe sonder Zucht bringt seiner Mutter Schande.

Kap. 29, Vers 17: Bestrafe deinen Sohn, so wird er dich beglücken und deiner Seele süsse Wonnen einst bereiten.

Kap. 29, Vers 19: Mit Worten lässt ein Sklave sich nicht bessern, denn er vernimmt sie zwar, doch gibt er keine Antwort.

Kap. 30, Vers 17 (Undankbare Kinder): Ein Auge, das des Vaters spottet, das verachtet seine greise Mutter, das hacken aus am Bach die Raben, die jungen Adler fressen es.

Diese Verse zeigen uns natürlich auch, wie der Verfasser oder die Verfasser selbst erzogen wurden, also welche Haltung ihre Eltern hatten und auch, dass sie ihre Eltern nicht in Frage stellten, sondern idealisierten und somit ihr Leiden in der Kindheit verleugneten, was gleichbedeutend ist mit dem Verzicht auf das eigene Schicksal!

Schöne Grüsse
Heliopolis
 
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@Heliopolis:

Tyrannische Erziehung, einschl. Mißbrauch von Zuchtmaßnahmen, können viel Schaden in der Seele eines Kindes anrichten. Ich glaube Fälle zu kennen, in denen eine sektiererische Erziehung zumindest dazu beigetragen hat, daß sich die Person nur noch schneller von der Gruppe abgewandt hat, als sie dafür alt genug war.

Andererseits sehe ich nichts falsches in den Versen in Sprüche. Zum einen klingen sie aus deiner Übersetzung etwas eigentümlich. Da ist die Wortwahl sicher nicht mehr ganz zeitgemäß. Desweiteren ist es nicht ratsam, Verse aus dem Zusammenhang zu reißen. Man sollte auch den Kontext in Betracht ziehen, um den Geist einer Aussage besser zu verstehen. Desweiteren ist dies eine andere Zeit gewesen, in der patriarchale Gesellschaftsstrukturen üblicher waren. Großfamilien und andere Lebensweise erforderten z.T. andere Sitten.

Was den Klang der Worte betrifft, nun ein Beispiel. In meiner Bibel ist Sprüche 23:13 wie folgt eingebettet:

"Enthalte doch dem, der noch ein Knabe ist, die Zucht nicht vor.
Falls du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben.
Du solltest ihn mit der Rute schlagen, damit du seine Seele vom Scheol befreist.
Mein Sohn, wenn dein Herz weise geworden ist, wird sich mein Herz,
ja das meine, freuen. Und meine Nieren werden frohlocken,
wenn deine Lippen Geradheit reden.
Möge dein Herz nicht neidisch sein auf Sünder."


Für mich klingt das nicht unbedingt extrem.

Generell würde ich sagen: Antiauthoritäre Erziehung ist falsch!
Freiraum wo möglich, Zucht wo nötig.

Ansonsten ist das Thema schon hundertmal durchgekaut worden.

Willst Du dich hier an deinen Eltern rächen? Oder rechnest Du gerade mit allem ab, was irgendwie authoritär zu sein scheint?

Ich meine, Authoritäten sind bis zu einem gewissen Maß unerläßlich. Die Welt von heute ist ein Chaos, weil niemand mehr sich an irgendwas halten will. Wenn Gott genauso chaotisch wäre, dann Gute Nacht! Aber natürlich will ich auch nicht, daß Gott ein Despot ist. Sondern Authorität ist ein Mittel zum Zweck, genauso wie das Recht, Gesetze, Polizei, Chefs, Abteilungsleiter, Lotsen, Schiedsrichter, usw. ...und eben Eltern.

Wohl dem, der liebevolle Eltern hat(te), die sinnvolle Erziehungsmaßnahmen anwenden(-wandten).
 
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