CFS und das Marshall Protokoll

  • Themenstarter Paula3
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Frei wiedergegeben (ohne Gewähr), sagt die Präsentation Folgendes:

In der Klinik, in der der Referent arbeitet, werden seit 10 Jahren Menschen mit unterschiedlichen chron. Krankheiten immunstimulierend mit dem MP (Marshall Protocol) behandelt.

Zunächst weist er auf die allgemein schlechte Prognose von CFS hin wobei er sich auf eine Arbeit von Don Chiccone aus 2010 bezieht, in der es heißt, daß sich der funktionelle Zustand von CFS-Patienten Verlauf von 30 Monaten so gut wie nicht verändert hatte. Außerdem sagt der Autor, daß er sich an keine komplette Remission in dieser Gruppe erinnern kann und keiner sei wieder arbeitsfähig geworden.

Der funktionelle Zustand wurde anhand des SF-36 Fragebogens bestimmt und lag bei etwa 40, was bedeutet, daß diese Patienten zu wenig mehr in der Lage waren, als „most basic needs“ und z.B. Berufsarbeit nicht möglich.

Also: Es werden eindeutig neue Lösungen bei der Behandlung dieser Erkrankung gebraucht.

Warum benutzen wir eine immunstimulierende Therapie?
Weil es mehrere Hinweise dafür gibt, daß Infektionen die Ursache für CFS sind.

Eine Evidenzlinie speist sich aus der Tatsache, daß es mehrere epidemische Ausbrüche von CFS gegeben hat und wenn sich eine Krankheit als Epidemie verbreitet, ist eine der ersten Verdächtigen eine Infektion.

Er nennt mehrere (bekannte) Beispiele u.a. den Ausbruch 2004 in Bergen/Norwegen, bei dem ein aktueller infektiöser Trigger, nämlich Giardia, als Ursache von CFS identifiziert werden konnte.

Eine andere Evidenzlinie ergäbe sich aus der Tatasche, daß die meisten CFS Patienten am Beginn ihrer Erkrankung grippeähnliche Symptome hätten, wie z.B. die Patienten der großen Norwegischen Cohorte: von 873 CFS-Patienten hatte 77% am Anfang Symptome einer Infektion.

Obwohl Untersuchungsergebnisse unterschiedlich sind, wurden in ihrer Studie bei CFS auch erhöhte Auto-Antikörper gefunden im Vergleich zur Kontrollgruppe und erhöhte Werte von IgM and IgA gegen gewöhnliche Enterobakterien.

Also, es gibt alle diese Assoziationen mit Infektionen, von denen es noch viele mehr gibt, die ich hier heute nicht erwähnt habe, aber wenn es darum geht, bei dieser Erkrankung eine einzige lebende Mikrobe zu finden – eine einzelne Spezies von Mikroben – dann sind die Ergebnisse spärlich und gemischt.

Das könnte bedeuten, daß eine Infektion lediglich ein Trigger der Krankheit ist, aber nicht der Grund, weshalb sie bestehen bleibt. Oder, was wir glauben, es könnte andere Gründe dafür geben, daß die Mikroben nicht gefunden und als Ursache identifiziert werden.

Ein Grund, daß es da immer noch ein Black Box Problem gibt, liegt in den Nachweis-Methoden begründet.

Er spricht z.B. über die Begrenzungen der PCR als einer der grundsätzlich sensitiveren Nachweismethoden: wenn man 1 primer benutzt, entdeckt man weniger als wenn man 2 oder 3 primer benutzt. Kein primer ist perfekt, d.h. PCR kann einfach nicht alles entdecken.

PCR verfehlt einen Teil der Mikroben-Diversität, von dem wir nicht einmal wissen, wie groß er überhaupt ist. Außerdem wissen wir, daß das Entnahmeverfahren für Proben nicht perfekt ist und wir wissen, daß sich Bakterien im Inneren von Zellen und in Biofilmen verstecken können.

Mehr dazu findet man in ihrem Kapitel des Buch Metagenomics of the Human Body. (Hrsg. Karen E- Nelson)

Ein weiterer Grund dafür, daß die mögliche Verbindung zwischen einer persistierenden Infektion und CFS nicht hergestellt wird, könnte sein, daß nach einem einzelnen Pathogen als Ursache gesucht wird, wobei das in der Ära des Metagenoms keinerlei Sinn (mehr) macht. Wir stellen daher die Frage, ob CFS durch einen unterschiedliche Mikroben-Mix verursacht wird, bei dem die einzelnen Pathogene nur eine sekundäre Rolle spielen.

Und obwohl dieser potentielle Mikroben-Mix bei CFS nicht wirklich gut charakterisiert wurde, geht unser Behandlungsansatz davon aus, daß das, was immer noch in der Black box ist, ein Mikroben-Mix ist.

Wir versuchen, auf diesen Mikroben-Mix zu zielen, nicht indem wir ihn direkt attackieren, sondern indem wir die Funktion des VDR (Vitamin D Rezeptor) verbessern. Erstaunlicher Weise funktioniert diese Herangehensweise. Daß sie funktioniert beruht unsere Meinung nach darauf, daß der VDR einen absoluten Schlüsselfaktor der angeborenen Immunität darstellt, hauptsächlich in dem er die AMP Produktion, die Produktion Antimikrobieller Peptide, in Gang setzt.

Während das Anheben der Funktion des VDR in sich ein logischer Weg sein kann, die Resistenz gegen Infektionen zu erhöhen, gibt es andere Hinweise, die von Wichtigkeit sein könnten. Ein wesentlicher Grund für diese Annahme ist die Tatsache, daß man von mehreren Mikroben tatsächlich weiß, daß sie mit einer verminderten Funktion des VDR assoziiert sind.

Aus Mikrobensicht wäre eine logische, elegante Methode, dem Immunsystem des Wirts nicht zu unterliegen, die Menge an Waffen zu reduzieren, die auf sie gerichtet sind, also das Waffen-abfeuernde System, den VDR, auszuschalten, statt „nur“ unterschiedliche Schutzschilde gegen die Angriffe des Immunsystems zu besitzen.

Was sie nun therapeutisch tun, ist, sie aktivieren mit dem Medikament Olmesartan den, grob gesagt, von Mikroben blockierten VDR wieder. Was das Medikament hauptsächlich tut, ist, es konkurriert mit den mikrobiellen Liganden (Proteinen von Mikroben, die den VDR lahmlegen) um die Bindungsstelle am VDR. Wir versuchen, dieses Medikament so zu nutzen, daß wir den Patienten zur Ziellinie bringen, ihm seine Gesundheit wiedergeben.

Er berichtet von 64 Patienten aus Kanada und Norwegen, die unterschiedlich lange bei ihnen in Behandlung sind, von 0 bis 6 Jahre. Die kanadischen Patienten werden von einem kanadischen Arzt behandelt, die norweg. Pat. von Referenten.

Wir haben die Patienten gebeten, ihre Gesundheit auf einer Skala von 1-10 zu beurteilen,
und haben Besserung definiert als Verringerung von Symptomen von mehr als 20% Punkte (more than 20 percentage points). Dies sind die Ergebnisse nach 0-6 Jahren:

48% (31) gebessert (= mehr als 20% der Punkte verbessert)
17% (11) voll wiederhergestellt
23% (15) keine Besserung
11% (7) sind ausgeschieden

Nur 2 der 64 Teilnehmer waren am Beginn in irgendeiner Weise zufriedenstellend beschäftigt. Nach 0-6 Jahren Therapie arbeiten 22, die meisten davon Vollzeit.
Er weist darauf hin, daß dies ein substantieller Unterschied zu der oben zitierten Arbeit über die allgemein schlechte Prognose von CFS ist, wo kein Patient innerhalb eines ähnlichen Zeitraums wieder zur Arbeit zurückgekehrt ist.

11 unserer Patienten sind voll wiederhergestellt, definiert als Rückkehr zu Vollzeitarbeit und vor allem: keinerlei Symptome mehr. Da viele der Patienten diese Therapie erst kurze Zeit durchführen, erwarten wir, daß die Ergebnisse mit der Zeit noch besser werden.

Diejenigen, die aufgegeben haben, haben hauptsächlich aufgegeben, weil sich die Symptome zu sehr nach Beginn der Therapie verstärkt hatten und schwer in den Griff zu kriegen waren.

Diese Therapie führt zunächst zu einem Anstieg der Symptome, bevor diese besser werden. Wenn Mikroben abgetötet werden, kommt es zu „Immunpathologie“, das sind Symptome aufgrund des Absterbens von Mikroben und aufgrund der Aktivierung des Immunsystems. Dies ist kein neues Phänomen, jedoch waren wir überrascht, wie tiefgreifend viele unserer Patienten von Immunpathologie betroffen waren, mit lang anhaltender Symptomverschlimmerung bei vielen unserer Patienten, bevor es ihnen besser ging.

Diese Reaktionen zeigen keine wirkliche Verschlimmerung der Krankheit an, sondern das Gegenteil, nämlich daß der Organismus schließlich auf effiziente Weise mit diesen Pathogenen umgeht. …..

Wir müssen mit einer Behandlungsdauer von wenigstens zwei bis drei Jahren rechnen, bevor zur Erholung kommt.

Wenn Sie oder Ihr Arzt herausfinden wollen, ob sie einen gestörten, dysfunktionalen VDR haben, nach welchen Markern muß man suchen?

Ich finde es nützlich, nach 1,25 D zu schauen, welches nicht der übliche Marker ist, der bei Vitamin D gemessen wird. Wie Sie in der Studie von Greg Blaney sehen können, die er 2009 veröffentlich hat, ist der 1,25-D Spiegel bei diesen Patienten tatsächlich erhöht und fällt im Laufe der Therapie mit Olmesartan ab, was zeigt, daß Olmesartan tatsächlich ein VDR Agonist ist.

bei 38 patienten 1,25-D Spiegel über 110 pmol/l
nur bei 5 Patienten 1,25-D Spiegel unter 110 pmol/l

Was für die Zukunft gebraucht wird, sind mehr klinische Studien, um die klinischen Effekte besser zu beschreiben und welche Mechanismen tatsächlich involviert sind.
 

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