Welche unmittelbare Auswirkung auf jeden Einzelnen?

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18.12.06
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hallo !

gestern war wieder 9/11.

welche konkreten auswirkungen bzw. was ist für jeden von euch anders seit diesem tag?



bin schon gespannt was sich bei euch so verändert hat.




grüße
richter
 
Da hat sich bei mir dauerhaft nichts Gravierendes ge- oder verändert.

Ich erinnere aber jeweils ganz genau, wie ich diesen Anschlag live via TV erlebte
und wie erschüttert ich war. Anfangs hieß es, ein Kleinflugzeug sei in ein Hochhaus
gestürzt. Das las ich noch auf Videotext. Dann eskalierte die Sache immer mehr,
bis dann weltweit die ersten Livebilder gesendet wurden. Es wurde spekuliert, was
eigentlich passierte, dann sah man den Amateurfilm über den ersten Einsturz.

Während die Kameras live auf das erste Gebäude des WTC gerichtet waren, das
mittlerweile stark brannte, schlug Maschine Nummer 2 in den Zwillingsturm ein.

Ich war sprach- und fassungslos. Dann stürzte bald Turm 1 ein, später folgte Turm 2.

Diese Bilder, verbunden mit der Erinnerung an die emotionale Wirkung, sind und
bleiben präsent. So wird es wohl den meisten gehen, die damals von Anbeginn
Augenzeuge dieses Verbrechens waren, wobei die Menschen vor Ort natürlich
wesentlich traumatisierter sein werden. Viele derer, die damals unmittelbar das
Grauen vor Augen hatten, sind seit Jahren in therapeutischer Behandlung.

Bodo
 
Hallo Rudi,

ich habe den Eindruck, dass sich sehr viel verändert hat, durch diesen Tag. Ich habe den Eindruck, die Welt ist paranoider, die Menschen sind misstrauischer und die Fronten sind härter geworden.

Eine ganze Religion wird für die Taten Einzelner verantwortlich gemacht und ob man es zugibt oder nicht: es herrscht ein internationaler Generalverdacht.

Für mich selbst hat sich geändert, dass ich mich plötzlich für Menschen mitverantwortlich fühle, deren Religion ich nicht teile und sie gegen Menschen in Schutz nehme, deren Religion ich auch nicht teile.

Ich höre mich immer wieder sagen: da sind Abermillionen Unschuldige, die die Verbrechen genauso verabscheuen wie wir. Und ich fürchte, dass ich irgendwann müde werde, dies zu tun.

Leòn
 
Für mich selbst hat sich geändert, dass ich mich plötzlich für Menschen mitverantwortlich fühle, deren Religion ich nicht teile und sie gegen Menschen in Schutz nehme, deren Religion ich auch nicht teile.

Ich höre mich immer wieder sagen: da sind Abermillionen Unschuldige, die die Verbrechen genauso verabscheuen wie wir. Und ich fürchte, dass ich irgendwann müde werde, dies zu tun.

Das ist ein ehrenwertes und gutes Anliegen, Deine Motivation kann ich nachvollziehen.

Doch die Realität sieht anders aus. Ich habe selbst nicht wenige Menschen mit
muslimischen Glauben und fremder Herkunft - allesamt hier aufgewachsen - offen
oder kaum verholen Schadenfreude und Sympathie für diesen Massenmord äußern hören.
Darunter waren ehemalige Kollegen und flüchtige Bekannte.

Es herrscht eine tiefe Kluft, die ihren Ursprung in übersteigert nationalistisch geprägtem,
pseudoreligiös bedingtem Selbstverständnis hat.

Der arabische-orientalische Raum, im Mittelalter in vielen Bereichen überlegen, kämpft seit
Generationen gegen ein tiefes Gefühl der Kränkung an, es ist ein kollektiver Komplex dem Westen gegenüber.

Fanatismus und Wagenburgmentalität, geheiligt und abgesegnet durch ein heiliges Buch,
sind da Ventil und Ablass zugleich.

Bodo
 
Eine weitere Auswirkung auf mich ist die, dass ich mich um die Einschränkung der freiheitlichen Rechte sorge.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Ich kenne das was Leon und das was Bodo erlebt hat. Beides ist richtig, das eine zu verleugnen ist falsch.

Freiheitliche Rechte werden eingeschränkt. Eine Aussage oder ein Bild mit Mohammed wird sobald es etwas abweicht, kaum mehr in Zeitungen zugelassen. Zeitungen etc haben Angst, etwas kritisches da zu bringen, während problemlos faktenfremdes wie "da vinci Code" und solches veröffenttlicht werden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
das wird er, lieber leon!

aber wie ich aus anderen beiträgen immer wieder feststellen muß, liegt es scheinbar an mir, daß viele meiner stellungnahmen falsch interpretiert werden.

dies möchte ich bei diesem heiklen thema auf alle fälle verhindern und deshalb muß ich mir eine sehr sorgfältige formulierung überlegen. und für einen dümmling wie mir ist das eben nicht so einfach und deswegen dauert es leider eben länger.
aber ich verspreche allen so viel gescheiteren vorumsmitglieder hier, ich werde all meine kraft aufwenden um eine stellungnahme, die auch der schlauste nicht mißverstehen kann.


vielen dank für die geduld die mir entgegengebracht wird!



grüße
richter
 
Hier ein Auszug aus einem Interview mit dem Ex - Innenminister Burkhard Hirsch:
sueddeutsche.de: Herr Hirsch, der Terrorismus hat die Welt unsicher gemacht. Darum muss alles versucht werden, die Sicherheit wieder herzustellen - mit dieser Logik begründen Innenminister gerne schärfere Gesetze. Können Sie dem noch folgen?

Burkhard Hirsch: Nein, das kann ich nicht mehr. Der sogenannte 'Krieg gegen den Terror' wird immer wieder benutzt, um Gesetze zu machen, die vorher undenkbar gewesen wären. Aber das ist seit mehr als 30 Jahren so. Es ist immer jemand da, der uns in vitaler Weise bedroht: die Mafia, die RAF, der Islamismus, der Terrorismus. Es ist immer jemand da, der dringend und unbedingt bekämpft werden muss.

..............

Hirsch: Den Menschen wird vorgegaukelt, ohne neue Gesetze würden wir in einer Welle von Kriminalität ertrinken. Das entbehrt jeder realistischen Grundlage. Mich hat wirklich verblüfft, als Innenminister Otto Schily bei der Verhandlung über das Luftsicherheitsgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht erklärt hat, seiner Meinung nach werde es schon deshalb nicht zur Anwendung kommen, weil Deutschland so dicht besiedelt sei. Auf die Frage, warum das Gesetz dann nötig sei, wusste er keine befriedigende Antwort. Das ist blinder Aktionismus.

...............

Hirsch: Ich fürchte, dass Herr Minister Schäuble den Blick für die Realität verloren hat. Er respektiert nicht den Geist der Verfassung, sondern testet ihre Belastbarkeit.
Interview mit Burkhard Hirsch ''Wenn Schäuble eine andere Republik will, dann soll er gehen'' - Deutschland - sueddeutsche.de
 
.. 9/11. ..

welche konkreten auswirkungen bzw. was ist für jeden von euch anders seit diesem tag?


damals hab ich noch bei einer großen deutschen Fluggesellschaft gearbeitet.
mit dem 11.September 2001 ging´s schlagartig und in großen Schritten los,
daß massiv gespart werden sollte - bei den Mitarbeitern natürlich, wo sonst? ;)

man reduzierte die Anzahl der Beschäftigten bzw entließ altgediente Mitarbeiter
mit Abfindungen und baute das Nötigste mit billigen Neukräften (großteils im
weit billigeren Ausland) wieder auf bzw weiter aus.

mein damaliger Arbeitgeber hat damit angefangen, und viele weitere haben´s
von da an ebenso gemacht. jeder auf seine Art.
soweit ich weiß, gehört der alte Oberchef dieser Fluggesellschaft zu den Bilderbergern.
da wundert einen dann halt nix mehr.

ich bin froh, daß ich aus dem Laden raus bin.
die Jahre dort haben mir nicht gut bekommen.
ein vergleichbares Arbeitsverhältnis käme für mich seitdem nicht mehr in Frage.
ich lebe jetzt in mancher Hinsicht anders als in den Jahren vor 2001, und das ist gut so.

LG
Gina
 
Was sich für mich geändert hat?

Mein Optimismus ist mir abhanden gekommen, meine Blauäugigkeit - wozu sollte ich noch für den Frieden auf die Straße gehen, wenn sowieso keiner auf mich hört? Wenn ich nicht einmal in meinem direkten Umfeld fähig bin für Frieden zu sorgen? Ich habe eine Hassallergie entwickelt - ich bin unfähig mit Hass umzugehen! Es macht mich sprachlos, bewegungsunfähig und fast schon gefühllos.
 
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