Thor - Vegetarismus

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19.03.06
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Hallo,
auf diese Tradition bin ich gerade erst gestoßen. Kennt das jemand?

Herzliche Grüße von
Leòn

Judentum und Vegetarismus

Der Vegetarismus war ursprünglich im Judentum genauso integriert wie in den anderen Weltreligionen: Hinduismus, Buddhismus und Urchristentum. Dieses soll nachstehend dargestellt werden.



Am Anfang des »Alten Testaments«, dessen Schriften bei den Juden als »Thor« bezeichnet werden, steht geschrieben, dass Gott dem Menschen eine rein pflanzliche (vegane) Ernährung bestimmt hat: »Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen« (Genesis 1,29). Bis zur Sintflut aßen die Menschen keine Tiere. Nach der Sintflut begann mit Noach die Tieresserei, wobei als Erklärung hierzu gern folgende Textstelle herangezogen wird, in der Gott zu Noach sprach: »Alles Lebendige, das sich regt, soll euch zur Nahrung dienen. Alles übergebe ich euch wie die grünen Pflanzen. Nur Fleisch, in dem Blut ist, dürft ihr nicht essen« (Genesis 9,3,5). Der letzte Satz gilt im Judentum als Begründung für das Schächten, bei dem das Tier vor der Schlachtung vollkommen ausbluten muss.

Es ist jedoch nicht möglich, durch Ausbluten auch das Blut aus den feinen Kapillaren, den kleinsten Blutgefäßen, vollständig zu entfernen. Diese Tatsache sollte als Verbot des Fleischverzehrs angesehen werden. Um dieses Problem zu vermeiden, wird das Fleisch über einem Feuer erhitzt oder eine Stunde lang gesalzen. Dieses ist aber nur eine Umgehung des Gebotes, denn obwohl das Blut nicht mehr flüssig ist, ist es dennoch weiter vorhanden, wenn auch in fester Form. Außerdem wäre dieses kein vollkommener Gott, der nach vielen tausend Jahren sein eigenes ursprüngliches Gebot nicht nur aufhebt, sondern genau in das Gegenteil umkehrt.

Die erstmalig durch Abel und nach der Sintflut durch Noach eingeführten Tieropfer wurden von den meisten Propheten Israels entschieden abgelehnt: »Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?«, spricht der Herr. Die Widder, die ihr als Opfer verbrennt, und das Fett eurer Rinder habe ich satt; das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider« (Jesaja 1,11). Das 6. Gebot: »Du sollst nicht töten« (Exodus 20,13) gilt absolut, also für Mensch und Tier.

Im alten Israel gab es innerhalb des Judentums drei Glaubensrichtungen: die Pharisäer, die Sadduzäer und die Essäer (oder Essener). Die Essäer lebten nach den jüdisch-vegetarischen Geboten. Über sie berichtet der jüdische Historiker Flavi-us Josephus (37-100 n. Chr.): »Die Essener leben auf dieselbe Weise wie die Pythagoräer unter den Griechen« (Jüdische Altertümer XV, 10, 4; zitiert nach Robert Springer, S. 272). »Opfer vollbrachten sie nicht« (Jüdische Altertümer XVIII, 1, 5: zitiert nach C.A. Skriver: »Die vergessenen Anfänge der Schöpfung und des Christentums«, 5.87). Die Pythagoräer lebten bekanntlich vegetarisch und alkoholabstinent. Und der Neuplatoniker Porphyrius (234-304 n. Chr.) erwähnt:
»Gewisse Arten von Fleisch sind allen, den Essäern ist das Fleisch überhaupt verboten« (De abstinentia IV, 3; zitiert nach C.A. Skriver: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, 5.24). Von dem jüdischen Historiker Philo von Alexandrien (25 v. - 50 n.Chr.) ist folgende Aussage überliefert: »Lebende Wesen schlachteten sie nicht hin« (Quod omnis probus über §12; zitiert nach C.A Skriver: »Die vergessenen Anfänge der Schöpfung und des Christentums«, S.87). Die Essäer wollten mit ihrer vegetarischen Lebensweise zum einen das vegetarische Ur-Speisegebot aus der Schöpfungsordnung (Genesis 1,29) und zum anderen das 6. Gebot »Du sollst nicht töten« erfüllen. Sie hatten daher eine grundsätzliche Abscheu vor dem Töten von Tieren. Außerdem wollten die Essäer die Gesetze vollkommen erfüllen. So auch das Essverbot von Blut, dem Sitz der Seele. Eine Umgehung dieses Gesetzes durch das Schächten reichte ihnen nicht - auch deshalb entschieden sie sich für den Vegetarismus. Neben ihrer vegetarischen und alkoholabstinenten Lebensweise gab es bei ihnen keine Sklaverei, und die Gleichberechtigung von Mann und Frau war vorhanden. Essäertum ist wahres Judentum! Nach Flavius Josephus lebten damals in Israel einige tausend Essäer, welche beim Volk aufgrund ihrer reinen Lebensweise und wegen ihrer Gerechtigkeit äußerst beliebt waren. Zu erkennen waren sie durch ihre weißen Leinengewänder. Die Essäer dürfen jedoch nicht mit den Qumranern vom Toten Meer verwechselt werden. In den gefundenen Schriftrollen von Qumran ist weder die Enthaltung von tierlicher Nahrung noch die Alkoholabstinenz niedergeschrieben. Weder Philo von Alexandrien noch Flavius Josephus berichten in ihren Schriften über Qumran. Im Gegensatz zu den Essäern durften an den Tischgemeinschaften (Mahlzeiten) der Qumraner keine Frauen teilnehmen. Auch rituelle Waschungen und angebliche Ablehnung der Tieropfer macht sie nicht gleich zu Essäern. Der Name Essäer war den Qumranern ebenfalls nicht bekannt. Die in Qumran gefundene »Kriegsrolle« zeigt, dass es sich bei ihnen um jüdische Nationalisten und religiöse Fanatiker handelte, vermutlich ein Abzweig der Sadduzäer. Die Gesetze des Moses waren bestimmt, um das Fleischessen zu erschweren und um die Tiere vor menschlichen Grausamkeiten zu schützen. Von den jüdischen Speisegesetzen ist nur Tierfleisch betroffen, nicht jedoch Früchte, Gemüse oder Getreide. Im Judentum gibt es viele Dankgebete, aber keines für Fleischgerichte - ein Lebewesen, das geschlachtet wurde, kann nicht gesegnet werden. Es existieren z. B. Dankgebete für neue Kleider, nicht aber für Pelze oder andere Tierhäute. Bei den Feiertagen (Passahfest, Pfingsten, Laubhüttenfest) spielen Fleischspeisen keine Rolle. Am Passahfest ist das Andenken an das Passahlamm rein symbolisch; es existiert keinerlei Vorschrift, Passahlämmer zu verzehren, und jede Art von Symbol kann benutzt werden, um des Auszugs aus der Knechtschaft in Ägypten zu gedenken. Am feierlichen Tage der Versöhnung (Yom Kippur), wenn alle Juden fasten und das Mitleid Gottes erflehen, sollen keine Lederschuhe in der Synagoge getragen werden. Der Grund dafür ist, dass die Heuchelei vermieden werden soll. Auch lehrt das Judentum: »Was du nicht willst, das man dir tue, das tu einem anderen auch nicht« (Talmud, Shabbat 31 a u. Das Buch Tobit 4,16; zitiert nach Steven Rosen, S.129).
Einige Oberrabbiner im modernen Israel waren Vegetarier. Ein großer Anteil der Bevölkerung des heutigen Israels, vielleicht nach Indien der zweitgrößte der Welt, lebt vegetarisch. Aufgrund dieser Jahrtausende alten vegetarischen Tradition sind heutige Diskussionen und Auseinandersetzungen bezüglich des Schächtens eigentlich vollkommen überflüssig.
Judentum und Vegetarismus
 
HABEN TIERE EINE SEELE?
Was die Beseeltheit der Tiere betrifft ist es dafür relativ simpel. Der Bibel nach galten Tiere ohne Zweifel als beseelt. – Wobei man allerdings bedenken muss, dass der Begriff Seele in diesem Fall relativ zu betrachten ist. Da die mosaische Lehre ursprünglich den Glauben an ein Leben nach dem Tod ablehnte.

Hier einige Textstellen dazu:

"Nur Fleisch mit seiner Seele , seinem Blut, sollt ihr nicht essen!" (Genesis 9,4)

„Denn das Geschick der Menschenkinder und das Geschick des Viehs - sie haben ja ein [und dasselbe] Geschick - [ist dies]: wie diese sterben, so stirbt jenes, und einen Odem haben sie alle. Und einen Vorzug des Menschen vor dem Vieh gibt es nicht, denn alles ist Nichtigkeit.“ (Der Prediger Salomo 3,19).

„Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur!“ (Markus 16.17) (lutherische Einheitsübersetzung)

Diese Textstelle zeigt eindeutig, das für die frühen Christen auch Tiere als beseelt galten, nach dem Tode weiterleben und ethisch aktiv berücksichtigt werden müssen. Das gilt auch für den Text der im Paulusbrief an die Römer zu finden ist:

„Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit - ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat -, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.“
Paulus in Röm. 8, 19-22

Erst Thomas von Aquin übernahm eine von Aristoteles stammende These. Demzufolge nur Männer eine Seele hätten. Frauen und Tiere waren seiner Überzeugung nach unbeseelt.


DIE VEGETARISCHE TRADITION DES CHRISTENTUMS
An diesem Punkt wird das Thema sehr umfangreich. Daher nur einige Punkte dazu:

Der Bibel zufolge hatte Gott für den Menschen eine rein Pflanzliche Nahrung vorgesehen:

Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben,
das auf der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende
Baumfrucht ist, es soll euch zur Nahrung dienen. (Genesis 29)

Nach der Sintflut hat sich dies – der Bibel zufolge - geändert haben. (Furcht und Schrecken aller Kreatur, sie alle werden euch als Nahrung dienen ... usw.)

Dennoch wurde der Fleischverzehr durchaus kritisch betrachtet:

„Gesell dich nicht zu den Weinsäufern, zu solchen, die im Fleischgenuss schlemmen; denn Säufer und Schlemmer werden arm, Schläfrigkeit kleidet in Lumpen.“
Sprüche 23, 20-21 (Einheitsübersetzung)

Das Töten von Tieren war im antiken Israel nur erlaubt wenn die Tiere anfangs im Zeltheiligtum später im Tempel geopfert wurden. Nach der Zerstörung des Tempels nach dem Bar-Kochbar-Aufstand aßen die Pharisäer (die Vorgängertradition der heutigen Juden) einige Jahre lang – nachweislich – kein Fleisch mehr. Das geht auch aus einer Epistel des Gesandten Plinius an Kaiser Trajan hervor.

Jesus war – ebenso wie der Prophet Jesaja - gegen Tieropfer.

"Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer" (Matthäus 9,13;12,7).


Er war also gegen die einzige Möglichkeit legal an Fleisch zu kommen.

Zudem waren sämtliche Jünger – nachweislich – Vegetarier. Ebenso Jakobus der Gerechte. (Bruder von Jesus)

Hier dazu einige Textstellen über die Apostel und Jakobus (Bruder von Jesus):

PETRUS
“Ich lebe von Brot und Oliven, denen ich nur selten ein Gemüse zufüge.”
Clementinische Homilien, XII,6; rec. VII, 6

PAULUS
“Jesus befahl mir, dass ich kein Fleisch esse und keinen Wein trinke, sondern nur Brot, Wasser und Früchte, damit ich rein befunden werde, wenn er mit mir reden will.”
Toledoth Jeschu, Ausgabe Krauss,
Berlin 1902, S. 113, Pauluswort

MATTHÄUS
“Matthäus lebte von Samenkörnern, Baumfrüchten und Gemüsen ohne Fleisch.”
Clemens von Alexandrien,
Paidagogos II,1,16

JOHANNES
“Johannes hat nie Fleisch genossen.”
Kirchenhistoriker Hegesipp nach Eusebius' Kirchengeschichte II 2,3

JAKOBUS
“Jakobus, der Bruder des Herrn, lebte von Sämereien und Pflanzen und berührte weder Fleisch noch Wein.”
Epistulae ad Faustum XXII,3

Über Jakobus schrieb Kirchenvater Hegesipp (um 180): "Er genoss weder Wein noch Rauschtrank noch aß er etwas, das beseelt gewesen war" (Eusebius, Kirchengeschichte II, 23, 5-6).

In der alten Kirche hatte die vegetarische Ernährung – nachweislich - zudem eine besonders herausragende Bedeutung.

Johannes Chrysostomus (354-407 n.Chr) berichtete über eine Gruppe früher Christen: »Keine Ströme von Blut fließen bei ihnen; kein Fleisch wird geschlachtet und zerhackt ... Bei ihnen riecht man nicht den schrecklichen Dunst des Fleischmahles ... Wünschen sie ein üppiges Mahl, so besteht ihre Schwelgerei aus Früchten, und dabei empfinden sie höheren Genuss als an königlichen Tafeln.« (Homil. 69)

Dadurch, dass Paulus immer mehr "Heiden" bekehrte die gerne am Fleischkonsum festhalten wollten wurde es nötig Regeln zu schaffen um Konflikte zu vermeiden:

„Es ist besser, du essest kein Fleisch und trinkest keinen Wein oder das, daran sich dein Bruder stößet oder ärgert oder schwach wird.“ (Paulusbrief an die Römer 14:21)

Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk! (Rom 14:20)

Die vegetarische Ernährung der ersten Christen lag übrigens nicht nur daran, dass sie ausschließlich die Speisegesetze besonders ernst nahmen, sondern basierte auch auf Mitgefühl nichtmenschlichen Tieren gegenüber. (!) Das würde lange Zeit bezweifelt, ist allerdings religionshistorisch erwiesen:

»Ich selbst sah einmal einen Ochsen an seiner Futterkrippe weinen, da ihm sein Weide- und Jochgefährte gestorben war.« Basilius (329-379),

Auch während der Zeit der Alten Kirche, die der von Paulus begründeten Tradition folgte spielte die vegetarische Ernährung eine herausragende Bedeutung.

Denn selbst der älteste Kirchenschriftsteller Tertullian teilte um das Jahr 200 die Christen in zwei Gruppen auf: Die wahren Christen, die sich des Fleisches enthalten, und die "Leiber ohne Seelen", welche Fleisch essen.

Besonders Kirchenvater Hieronymus wies immer wieder auf die Wichtigkeit einer fleischfreien Ernährung:

„Der Genuss des Tierfleisches war bis zur Sintflut unbekannt,
aber seit der Sintflut hat man uns die Fasern und die stinkenden Säfte
des Tierfleisches in den Mund gestopft (...)
Jesus Christus, welcher erschien, als die Zeit erfüllt war,
hat das Ende wieder mit dem Anfang verknüpft,
so dass es uns jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tierfleisch zu Essen.“
Hieronymus (331-420) (Adversus Jovinianum I,18)

Später kam es dann doch zu Konflikten zwischen fleischessenden Christen und fleischfrei lebenden Christen.

Aus dieser Zeit stammt auch der falsche zweite „Petrusbrief“ der eigentlich mehr eine Schmähschrift gegen andere (fleischfrei lebende) Christen war.

Dieser Konflikt entstand dadurch, das der christliche Glaube mehr und mehr zum Mittel byzantinischer Politik wurde.


WIE KOMMT ES, DASS DIE VEGETARISCHE ERNÄHRUNG SPÄTER KAUM NOCH EINE ROLLE SPIELTE?
Das hängt stark mit der späteren Entwicklung zusammen. Die fleischfrei lebenden Christen waren – erwiesenermaßen - die ersten. Durch Paulus kamen erstmals so genannte Heidenchristen hinzu von denen viele auf den Fleischkonsum nicht verzichten wollten.

Dennoch spielte auch bei den Heidenchristen eine fleischfreie Ernährung eine wichtige Rolle. Nicht nur als Ausdruck von Respekt und Mitgefühl der Schöpfung gegenüber sondern auch aus dem Glauben heraus, dass eine fleischfreie Ernährung die Menschen friedlicher machen würde. Dies wird aus den Aussagen vieler Kirchenväter deutlich.

Seit Kaiser Konstantin den christlichen Glauben jedoch zur Staatsreligion ernannt hatte, bekamen Glaubensfragen mehr und mehr eine politische Bedeutung. Aus heutiger Sicht ist religionshistorisch unbestritten, das Kaiser Konstantin als Machtwerkzeug benutzte um das vom Zerfall bedrohte byzantinische Reich vor dem Untergang zu bewahren.

Die römische Staatsreligion bestand ursprünglich aus einer Vielzahl unterschiedlichster Kulte. Dies führte jedoch zu dem Problem, das jeder Bürger unterschiedliche Werte und Weltanschauungen vertrat.
Um dieses Problem zu beheben wurde der Kult des: „Sol Invictus“ (der unauslöschlichen Sonne) vom Kaiser gefördert. Durch einen Gott dem alle Bürger des Imperiums huldigen sollten, hoffte man dem Reich die Einheit zu geben die es dringend brauchte.

Dennoch schlugen alle Bemühungen fehl. Da jeder Bürger nebenbei noch weiteren Kulten angehörte.
Man brauchte daher einen Kult der alle anderen Kulte ablehnte. Das Judentum hätte sich dafür geeignet, aber die Zahl der Anhänger war zu gering, zudem waren die religiösen Vorschriften den meisten zu streng.
Daher wurde das Christentum als neuer „kaiserlicher Einheitskult“ gewählt. Dafür wurde 313 das Toleranzedikt von Mailand erlassen, wodurch der christliche Glaube erstmals erlaubt wurde.

Die Sache hatte nur einen Haken. Unter den Christen gab es viele unterschiedliche Gruppierungen. Konstantin versuchte daher das Christentum zu vereinheitlichen und gleichzeitig dem römischen Imperium anzupassen.

Die Ablehnung dem Fleischverzehr gegenüber muss dabei dem Kaiser ein Dorn im Auge gewesen sein. Daher wurde jede theologische Relevanz abgestritten zudem wurden Christen die weiterhin fleischfrei leben wollten – teilweise - sogar verfolgt.

Auf der Synode von Ancyra (314 n. Chr.) wurde dann beschlossen, das alle Priester die Vegetarier waren ihres Amtes enthoben wurde.

Als Konstantin dann 326 die sogenannten "Häretikergesetz" einführte nahmen die Repressalien gegen Christen die sich vegetarisch ernährten weiter zu.

Nachdem Theodosius I 380 das nicänische Christentum zur Staatsreligion erklärte, wurde die Lage für die vegetarisch lebenden Christen immer schwieriger.

Johannes III. (561–574) sprach auf der 1. Synode von Braga/Portugal sogar den Bannfluch über alle Vegetarier aus.

Die letzten vegetarisch lebenden Christen waren die Katharer (Ausgelöscht im 14 Jhr.) und die Bogumilen (Ausgelöscht im 15 Jhr.

Die vegetarische Tradition des frühen Christentums und der Alten Kirche geriet dadurch in Vergessenheit.

Sie lebte zwar in den Ordensregeln der Benediktiner und Franziskaner wieder auf und lebt auch heute noch in vielen christlich orthodoxen Möchs- und Nonnen-Orden weiter, ist aber dennoch nur wenigen bekannt.


KAISER KONSTANTIN I (285-337 n.Chr.)
Ohne Kaiser Konstantin wäre der Christliche Glaube zweifelsfrei niemals zur Staatsreligion ernannt worden. Möglicherweise wäre es noch nicht einmal legalisiert worden. Dennoch ist er keinesfalls der große Wohltäter als der er lange Zeit hingestellt wurde. Er war – mit hoher Wahrscheinlichkeit - kein gläubiger Christ, sondern benutzte den christlichen Glauben vorwiegend als Machtinstrument. Das wird schon daraus deutlich, dass er zwar daran interessiert war einen Einheitskult zu schaffen (was die Auslöschung aller anderen zur Folge hatte). Sich aber bei wirklich wichtigen theologischen Fragen wie z.B. beim Streit zwischen den Arianern mit den Trinitisten (es ging darum ob Gott dreieinig ist) sich denkbar desinteressiert zeigte. Auch aus der Tatsache dass er sich erst kurz vor seinem Tode taufen ließ zeigt eine Einstellung die man auch als „vielleicht bringt es ja doch was“-Haltung bezeichnen kann.


RENAISSANCE DER VEGETARISCHEN TRADITION
Da die Zahl der Christen die sich für eine fleischfreie Ernährung entschieden haben in den letzten Jahren enorm gestiegen ist, scheint nun jedoch der Zeitpunkt gekommen zu sein die vegetarische Tradition neu zu beleben.

Das soll natürlich nicht heißen, dass es eine fleischfrei Ernährung zu Dogma werden sollte. Die Kirche sollte lediglich betonen, das gerade Christen (egal welcher Konfession sie angehören) ihrer Vorbildrolle gerecht werden sollten.

Und zu einem vorbildlichen Bürger des 21 Jahrhunderts gehört nunmal sich der Umwelt, den Menschen in der Dritten Welt und den Tieren gegenüber verantwortungsbewusst zu verhalten.

Und wie könnte man dies besser unter Beweis stellen als durch eine fleischfreie Ernährung? :)


APOKRYPHE EVANGELIEN
Neben den vier kanonischen Evangelien (Markus, Johannes, Lukas und Johannes) gibt es auch noch weitere. Beim Thomasevangilium wurde wärend des Verfassens des dritten Kanons diskutiert ob es in den Kanon aufgenommen werden sollte. Einige Religionshistoriker nehmen an, dass es lediglich deswegen nicht in den Kanon aufgenommen wurde weil sonst die Zahl der kanonischen Evangelien nicht vier sondern fünf gewesen wäre.

Die hier aufgelisteten Evangelien enthalten weitere Details über die vegetarische Tradition des frühen Christentums:

Petrusakten
* 180 n. Chr. Entstanden, immer noch existent

Ebionäerevangelium
* Mit sicherheit eines der ältesten Evangelien, wurde Anfang des 2. Jahrhunderts dokumentiert, ca. 300 Jahre später vernichtet.
Nur wenige Sätze sind erhalten, die der katholische Kirchenvater Epiphanius (um 400) in seinem Buch "Gegen die Irrlehrer" zitiert. Epiphanius berichtet auch, dass die von ihm (nach einem Mann namens Ebion) so genannten Ebionäer oder Ebioniten auf die Frage, warum sie Fleischspeisen und Opferkult strikt ablehnten, Jesus habe es so gesagt (Contra Haereses, 30,18.9).

Thomasevangelium
* auf jeden Fall echt, wärend der Gestalltung des dritten Kanons war geplant es den vier kanonischen Evangelien hinzu zu fügen, geschrieben 150 n. Chr, gefunden 1945 in Ägypten von Bauern beim Pflügen in der Nähe von Nag Hammadi am Nil.

Ägypterevangelium
* 110 n. Chr. Entstandenen, (zit. nach Clemens von Alexandria, Stromateis 3,9,66)

Friedensevangelium der Essener
* soll noch immer im Vatikan unter Verschluss gehalten werden, entdeckt wurde es vom ungarischen Forschers Edmond B. Székely
(lässt sich allerdings schlecht nachweisen)

SEITEN ZUM THEMA:

frühes Christentum:

War Jesus ein Vegetarier? K. A. Höppl
Bibel und Vegetarismus

Vegetarismus und Christentum: Vegi-Info 4/2003
Bibel und Vegetarismus
Die vergessenen ersten Christen
Veg. in der Bibel
Veg. im Christentum
www.kommundsieh.de/oekobuero/bni-15-6.htmbni-15-1
Krishna-Gemeinschaft Schweiz: Religion
Die verheimlichte Tierliebe Jesu
https://www.brennglas.com/pdf/VerfolgteVegetarier.pdf
ISKCON Deutschland - Vegetarismus
Warum Vegetarier ? - Vegetarier Info HP
VEGETARIER - Vegetarismus im Christentum
Die Tiere und das Christentum
Die verheimlichte Tierliebe Jesu
Jesus und die ersten Christen waren Vegetarier - Kirche, Theologie und das Leid der Tiere
Geschichte des Vegetarismus
Vegetarisch Leben: Kapitel 5
natürlich vegetarisch 2-2006, Bibelhinweise auf Vegetarismus

Buchtipp:
Amazon.de: Die Erde bewirtet euch festlich. Vegetarismus und die Religionen der Welt: Bücher: Steven Rosen

Forum:
(OFFLINE) Board Offline

Theologen für Tierrechte:
https://www.aktion-kirche-und-tiere.de/
Gerhard Berger, TIERRECHT UND KIRCHE
Willkommen bei Gaurahari - Die Bhakti Yoga Seite
www.w-lisseck.de/Bucher_Sonstiges/Artikel/Vegetarier/hauptteil_vegetarier.html
Eugen Drewermann ist für Tierrechte
https://wiki25.parsimony.net/cgi-bin/wiki/program/db-view.cgi?wiki63512

Die vegetarische Tradition im jüdischen Glauben:
Judentum und Vegetarismus
Du fragst mich, warum ich kein Fleisch esse
Vegetarismus und das jüdische Gesetz
VEGETARIER - Vegetarismus im Judentum

Die vegetarische Tradition im Islam:
https://www.islamveg.de/IslamVeg.de
Islam
siehe auch:
https://www.studivz.net/group.php?ids=6a01ee594766ae85

Benedikt XVI spricht sich gegen die Intensivtierhaltung aus:

Nur wenige Stunden, nachdem Kardinal Joseph Ratzinger zu Papst Benedikt XVI ernannt wurde, entsandte ihm PETA ihre Gratulation und appellierte mit Nachdruck an Seine Heiligkeit, Tiere in die betreffenden Bereiche der Katholischen Kirche mitaufzunehmen.

Der neue Papst hat bewegend über die Ausbeutung aller Geschöpfe gesprochen, insbesondere die von so genannten Nutztieren. Genau diese Aussage hat PETA in einer Anzeige umgesetzt.

Als er 2002 in einem Interview zu den Rechten der Tiere befragt wurde, sagte er: "Das ist eine sehr ernste Frage. Jedenfalls sieht man, dass sie uns auch zur Hut gegeben sind, dass wir mit ihnen nicht beliebig umgehen dürfen. Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes . . . Freilich, die Art von industrieller Verwendung, indem man Gänse so züchtet, dass sie eine möglichst große Leber haben, oder Hühner so kaserniert, dass sie zu Karikaturen von Tieren werden, diese Degradierung der Lebendigen zur Ware scheint mir tatsächlich dem Zueinander von Mensch und Tier zu widersprechen, das durch die Bibel durchscheint."

Kardinal Ratzinger gab damit die offiziellen Lehren der Kirche wieder, wie sie im katholischen Katechismus dargelegt sind und die klar besagen, dass “Tiere Gottes Kreaturen [sind]. Er umgibt sie mit seiner gnädigen Fürsorge. Sie segnen ihn durch ihre bloße Existenz und geben ihm Ruhm. Daher schulden die Menschen ihnen Freundlichkeit. Wir sollten uns an die Sanftmut ins Gedächtnis rufen, mit der Heilige wie Franz von Assisi oder Philip Neri Tiere behandelten. Es widerspricht der menschlichen Würde, Tiere unnötig leiden oder sterben zu lassen.

In unserem Schreiben bitten wir Seine Heiligkeit, seine eigene von Mitgefühl geprägte Vision an die Öffentlichkeit zu bringen: “Wir hoffen, dass Sie auch weiterhin für diese ausgebeuteten Geschöpfe Ihre Stimme erheben werden. In den vergangenen Jahren haben sich uns zahlreiche [Katholiken] als Mitglieder angeschlossen, die der Ansicht sind, dass Tiere, so wie Menschen, ein heiliges Recht auf Leben haben und vor Gewalt geschützt werden müssen. . . . Wir wenden uns an Sie, während Sie Ihren wichtigen Pflichten nachkommen, und bitten Sie demütig, den Weg in eine neue Ära des Mitgefühls und Respekts für alle Lebewesen zu weisen, ungeachtet der Spezies.”

www.peta.de/goveggie/papst.html



Kirchenväter, Geistliche usw. die sich vegetarisch bzw. vegan ernährt haben:

Benedikt
Ordensgründer
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133
–Das Recht der Tiere in der Zivilisation, Herausgeber: Wilhelm
Brockhaus, F. Hirthammer Verlag, Seite 233



Bonifatius
"Apostel der Deutschen"
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133

Antonius, Einsiedler (250 - 356)

Daniel (*-600)
biblischer Prophet
Quelle: Bibel: Altes Testament: Buch Daniel, Kap. 1,8-16

Chrysostomus, Johannes (344 - 407)
griech. Kirchenschriftsteller, Heiliger
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133

Drewermann, Eugen (*1940)
Theologe, Philosoph, Priester, Psychotherapeut

Clemens von Alexandrien (150 - 215)
griech. Kirchenschriftsteller
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133

Clemens von Rom
Papst von 88-97
Quelle: Clementinische Homilien III, 45. VIII, 15. XII, 6. XV, 7.

Hieronymus (331 - 420)
Hieronymus von Bethlehem; Heiliger, Kirchenvater.
Quelle: Das Recht der Tiere in der Zivilisation, Herausgeber:
W.Brockhaus, F. Hirthammer Verlag, S. 233/235


Jakobus der Gerechte
Bruder von Jesus Christus
Quelle: Kirchengeschichte II 23, 5.6 von Eusebius; Epistulae ad Faustum
XXII, 3 von Augustinus

Johannes
christl. Apostel, Evangelist
Quelle: Kirchengeschichte II 2, 3 von Eusebius

Matthäus
christl. Apostel, Evangelist
Quelle: Paedagogus II, 1 von Clemens von Alexandrien

Moeller, Michael Lukas
Origenes (184 - 254)
griech. Kirchenschriftsteller in Alexandria, Philosoph
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133

Paulus
christl. Apostel
Quelle: Toledoth Jeschu (Sammlung altjüdischer Quellen zum Leben
Jesu; z.B. Ausgabe Krauss, Berlin 1902, S.113); Das Recht der Tiere in
der Zivilisation, Herausgeber: Wilhelm Brockhaus, F. Hirthammer Verlag,
Seite 228

Petrus
christl. Apostel
Quelle: Clementinische Homilien, XII, 6

Tertulianus, Quintus (160 - 225)
lat. Kirchenschriftsteller
Quelle: Die Lebensweise Jesu und der ersten Christen, C.A. Skriver,
1973, Seite 133

Quelle:
SVV: Vegetarierliste


GLAUBERGER SCHULDBEKENNTNIS:
Wir bekennen vor Gott, dem Schöpfer der Tiere und vor unseren Mitmenschen:
Wir haben als Christen versagt, weil wir in unserem Glauben die Tiere vergessen haben.
Wir waren als Theologen nicht bereit,
lebensfeindlichen Tendenzen in Naturwissenschaft und Philosophie die Theologie der Schöpfung entgegenzuhalten.
Wir haben den diakonischen Auftrag Jesu verraten und unseren geringsten Brüdern, den Tieren, nicht gedient.
Wir hatten als Pfarrer Angst,
Tieren in unseren Kirchen und Gemeinden Raum zu geben.
Wir waren als Kirche taub
für das Seufzen der misshandelten und ausgebeuteten Kreatur.

Glauberg, Frühjahr 1988

www.dike.de/akut/GSB.htm

Gedenke auch unserer älteren Schwestern und Brüder, der Tiere. [...] Verbiete dem Menschen, Tiere zu töten, um sie zu essen. Denn auch sie sind fühlende Wesen, auch in ihnen wohnt die Sehnsucht nach Leben; unsere Weggefährten sind sie auf dem gemeinsamen Weg zur Unsterblichkeit. Solange noch Menschen Tiere töten, werden sie auch Kriege führen. Solange Menschen Tiere essen, werden sie ihre unschuldigen Opfer zu Tode quälen: zu Hunderttausenden in den Labors und Massenzuchtanstalten, zu Millionen in den Schlachthöfen der Städte, zu Myriaden in den Weltmeeren. Ihr Blutstrom darf nicht länger mehr als Nahrung dienen, ihr Leib nicht länger mehr als Rohstoff, ihr Leben nicht länger mehr als Lebensmittel für uns Menschen. Verbiete uns, Herr, das tägliche Fleisch. Das tägliche Brot gib uns heute. Amen.

Vegetarisch Leben: Kapitel 5
 
Rrrrrummms!:schock:
Danke, Carrie, dafür brauche ich ein paar Tage! ;)

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hab gerad nochmal die Links verbessert, die sind beim kopieren teilweise falsch mitgekommen. Hoffe dass jetzt alles klappt. Viel Spaß :D
:wave: Liebe Grüße Carrie
 
Mir ist das eindeutig zu viel auf einmal.

Aber eine Frage habe ich: Wenn Tiere eine Seele haben wie die Menschen. Wie sieht es dann damit aus, daß sie andere Tiere auffressen?

Gruss,
Uta
 
Ja und? So ziemlich alle Menschen essen Fleisch oder haben mal Fleisch gegessen. Die werden auch nicht alle seelenlos im Fegefeuer landen. Seele haben schließt Fleisch essen nicht aus. Vielleicht kommt es auf die Qualität der Seele an...
Liebe Grüße Carrie
 
Hallo,

dieser Thread ist damals ein wenig in Vergessenheit geraten.

Fest steht ja, dass es vegetarische Ambitionen in vielen Religionen gibt und gab.
Die Frage, die Carrie weiter oben aufgeworfen hat, finde ich interessant: war Jesus Vegetarier?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Das Grauen im Schlachthaus übersteigt jeden Horrorfilm und wird nach dem Kausalgesetz wieder auf diejenigen zurückfallen, die davon profitieren.
Fragt sich nur wann…?

Hier findet man jedenfalls eine "anschauliche Darstellung", von den Grauen in den Schlachthäusern usw., die vielleicht so manch einen Fleischfresser doch zum Vegetarier, oder noch besser und gesünder, zum Veganer werden lässt: https://denkmalnach.org/download/tierschutz/folterknecht.pdf

Aber eine Frage habe ich: Wenn Tiere eine Seele haben wie die Menschen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die wirklich eine "Seele" haben, diesen Anblick ertragen, und das durch Fleischkonsum usw. befürworten können!

Viele Grüße
Sabine
 
Die Masorententexte sagen dazu folgendes:


Die ursprüngliche Harmonie der Schöpfung ist nach der Sintflut so tief beschädigt, so dass Gott sogar nicht in der Lage ist dies zu ändern. Er geht gewisse Kompromisse ein. Gegensatz zwischen der Absicht Gottes bei der Schöpfung und der erfahrbaren Welt.
Fünf Punkte der nachsintflutlichen Kompromissordnung:
1. Fleischnahrung egalisiert; Ur-Vegetarismus widerrufen. Ein Teil der Gewalttat vor der Sintflut wird so entkriminalisiert. V.31.
2. V.36. Alte Trennung der Nahrungsquellen von Mensch und Tier wird
aufgehoben. Im V.3 wird das Grünkraut auch dem Menschen gegeben, das
nach Gen 1,30 den Tieren vorbehalten war.
3. Wenn Tiere für den Verzehr umgebracht werden dürfen und dieselben
Nahrungsquellen haben, befinden sich Mensch und Tier faktisch in einem
blutigen Konflikt, V.2. Neuartiges Element: Angst der Tiere vor den
Menschen. Vorstellung als Kriegszustand. vgl. V.2: in eure Hand sind sie euch
gegeben → Übereignungsformel – zentrales Element der sakralen
Kriegsführung: ideelles Konzept vom Krieg als einer religiösen Handlung;
Gott besiegt die Gegner, nicht man selbst. Die Übereignungsformel ist ein
wichtiger Bestandteil: „hiermit gebe ich dir ... in die Hand“ → Jhwh verheißt
so seinem Volk den Sieg. vgl. Ri 4,6-7. Martialisches Vokabular hier nun auf
das Verhältnis von Mensch und Tier übertragen. Die Tiere sind den Menschen
überliefert wie unterlegene Kriegsgegner.
4. Verfügungsrecht über die Tiere hat auch Grenzen.V.4 Die Menschen müssen
das Bluttabu respektieren. vgl. Lev 17,10-24. Verfügung über Leben selbst
(Blut) bleibt den Menschen entzogen.
5. Blutvergießen von Menschen. Das menschliche Leben wird um so intensiver
geschützt, wenn auch das Blutvergießen bei Tieren erlaubt ist. V.5/6 Wer sich
widerrechtlich an menschlichem Leben vergreift dem droht die Todesstrafe;
dies gilt auch für Tiere. Selbst Gott sieht teilweise keine Möglichkeit die
Ordnung wieder herzustellen. Schöpfungsordnung und nachsintflutliche
Kompromissordnung machen den Gegensatz zwischen Gottes Wille und der
empirischen Welt deutlich. Die erfahrbare Welt hat eine Verfallsgestalt. Nach
der Sintflut ist die Welt zwar nicht mehr ideal, aber wenigstens stabil. Die
Dämme gegen Gewalt, die Gott nun errichtet, begünstigen einseitig den
Menschen. → Antropozentrik. Menschheit als bedrohte Größe, die geschützt
werden muss. [Im Gegensatz zu unserer Sicht.]
Voraussetzung der Sicht des Dominium terrae. Verständnis des Dominium
terrae wird erleichtert, wenn man weiß, wie im Alten Orient und im AT die
Tierwelt gesehen wurde.
1.6.10 Die Wahrnehmung der Tierwelt im AT und im Alten Orient
KEEL (1993)
Wir leben heute in einer von Menschen dominierten Welt. Tiere sind für uns keine
Bedrohung; selbst Schädlinge sind nicht relevant. Tiere als empfindliches Opfer der
Umweltkrise.
Die Gewichte im Alten Orient waren anders verteilt.
Im AT gelten Tiere häufig als tödliche Gefahr, z.B. Amos 3,8.12
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Basis der Existenz von Hirten musste gegen Raubtiere verteidigt werden. Am 5,19 = Spiegel
von realen Erfahrungen. Schädlinge konnten Hungersnöte auslösen; Heuschrecken in Joel 1-
2. Die Wirkung dieser Tiere hat Kriegsmaßstab.
Raubtiere als Strafwerkzeuge Jhwhs. vgl. Lev 26,22
Tiefsitzende Furcht gegenüber der Tierwelt als einer Macht, der sie unterlegen sind.
Vgl. Alter Orient – Herr der Tiere Mat.10
1.Siegel: Religiöse Deutung der Dekoration von Rollsiegeln. Versuch des Inhabers sich des
Schutzes der linken Gestalt (ein Gott) zu versichern. → Gefahrenpotential der Tiere.
2.Siegel: Baum = Lebensbaum. Symbol für das gedeihliche Leben. Das Leben ist in Gefahr
durch die Tiere zerstört zu werden, auch durch harmlose. Der Mann (Heros) hindert die Tiere
(Cepriden) daran den Lebensbaum zu vernichten.
3.Bild: Die Jagd von Herrschern auf Großtiere war kein Zeitvertreib. → symbolisches Retten
des Lebens. Rituelle Jagden gegen inkarnierte Chaosmacht. Hoher Würdenträger bei der
Nilpferdjagd (versinnbildlicht das Chaos). Rituelle Jagd gehörte zu den Aufgaben von
Königen und Fürsten. Die Botschaft dieser Szenen war der Beweis dafür, dass der Herrscher
seinen Aufgaben nachkam und den Lebensraum verteidigte.
Eindämmung der Tierwelt → AT: Heilsansage, die sogar die Ausrottung der Raubtiere
verheißt. Oder ihre Rückkehr zur vegetarischen Kost. Die Möglichkeit der Ausrottung ist bei
den P-Autoren sehr beliebt.
? Lev 26,6 Raubtiere und Krieg in einem Atemzug genannt. vgl. Ez 34,25; Jes 35,9
? Eschatologischer Tierfrieden, Jes 11,6-9; 65,25. Für die Endzeit wird verheißen, was P für
die Urzeit annimmt → Grundvegetarismus.
Hos 2,20 Tierfriede wird zum allgemeinen Weltfrieden ausgeweitet.
? protologische Utopie (Urzeit) – eschatologische Utopie.

www.vaticarsten.de/theologie/theologiedokumente/at/urgeschichte.pdf



Liebe Grüße
Anne S.
 
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