Wahre Geschichte

Themenstarter
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24.04.12
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Hallo allerseits!
Zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, weil ich lange nicht hier war.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob es für mich gut ist, hier zu sein.
Ob ich nicht mehr im 'realen' Leben unterwegs sein sollte...
(Ja, doch - ganz sicher sollte ich das.)
Aber irgendwie, bin ich da auch nicht gern - in Büchern und Bildern finde ich
mich am ehesten wieder und in Gleichnissen und Fabeln.
Ich mag auch immer noch keine Computer und denke Computer und Internet sind nur so eine materialistische Ersatzvariante dafür, dass wir die Fähigkeit,
uns telepathisch zu verständigen verloren haben.


Ich möchte mich bedanken! Ich habe viel wertvolles über mich erfahren
(...Wenn es denn stimmt! würde ein Freund von mir jetzt sagen). Aber ja, ich glaube schon, dass es stimmt, weil es mit meinen inneren Bildern übereinstimmt und zwar denen, die ich schon seit Kindheitstagen in mir trage.

Es würde mir erklären, warum ich so bin, wie ich bin. Es ändert nur leider nichts daran, dass ich das Gefühl habe, nicht hier her zu gehören (den Planeten, mein ich jetzt...)


Ich möchte jetzt einfach nur ein wenig erzählen - und nicht so viele Antworten bekommen. Die muss ich ja doch selbst finden. Aber erzählen möchte ich dennoch, weil ich glaube, dass auch Engel 'Futter' benötigen und das ist sicher eher feinstofflicher Natur.


Also, hier kommts:



Ich bin eine Geschichtenerzählerin und ich erzähle jedem die Geschichte, die er versteht, auch dann, wenn ich manchmal meine eigene nicht verstehe.

Es gibt so viele Bilder, Mythen und Märchen. Das, was wir anziehend finden, das, was wir zu uns heran ziehen, das, womit wir uns identifizieren. Wir nehmen es auf und machen es zu einem Teil unserer Persönlichkeit. Es ist wie ein innerer Stern, der uns leitet.
Heute denke ich: 'Lasst mir noch ein klein wenig Zeit. Je mehr Bilder ich verstehe und deute, desto mehr Widersprüche löse ich auf und desto besser wird es für uns alle.' Und dabei summe ich leise:
'Give me just a little more time.'

Kimi, mein Spatz, der zu mir kam und bei mir blieb.

Er war noch ganz jung, aber sehr wohl schon in der Lage, sich allein zu ernähren.
Ich fütterte ihn trotzdem und manchmal, als er schon längst erwachsen war, steckte er seinen Schnabel in eines meiner Nasenlöcher und führte winzige kleine Schnabelsperrbewegungen aus und das kitzelte so und ich lachte.
Meine Freunde sagten: "Nun bist du seine Mutter, nun musst du ihm fliegen beibringen." - und das tat ich. Sie lachten und sprachen: "...und sandbaden muss er auch - da kannst du jetzt das ganze Zimmer mit Sand ausfüllen." Das tat ich nicht, aber er bekam seine Schale.
Ich liebte ihn sehr und nannte ihn 'mein Söhnchen' oder 'kleiner Bruder'.

Eines Tages hütete ich meinen kleinen Bruder nicht. Ich dachte, jeder und sei es auch ein Tier, weiß schon, was für ihn gut und bekömmlich ist und muss die freie Wahl treffen können.
Also verließ ich das Haus und ließ ihn frei fliegen und als ich zurück kam, lag er da - voller Blut.
Er war auf den Käfig des eingesperrten Papageien geflogen und der hatte - erbost über die Bevorzugung des jüngeren Bruders - durch die Stäbe des Gitters gebissen.
Ich war nie so gut zu dem Papageien, wie er es verdient hätte und er starb früh, kam aber später in einer anderen Gestalt zu mir und ich glaube, dass wir uns versöhnt haben.

Nun aber lag mein Spätzchen da - in seinem Blut und ich sah, dass der Papagei ihn verstümmelt hatte, er hatte ihm ins Bein gebissen und ich verband die Wunde, versuchte das Bein zu schienen und flößte ihm Kaffee ein, um seinen Kreislauf zu stabilisieren. Er war teilnahmslos und apathisch
und ich trug ihn die ganze Zeit in meiner rechten Hand und ließ das geschiente Beinchen zwischen zwei Fingern herab baumeln. Und eine Cousine meiner Mutter kam zu Besuch und sagte: "Er wird sicher gesund werden.
Du hast alles getan, was du tun konntest." Und ich dachte: 'Alles ist nicht genug.'


Denn ich hatte die Verantwortung für ihn und die ganze Nacht schliefen wir - der Spatz in meiner Hand - und ich spürte angstvoll seinen glühenden kleinen Körper. Aber ich ließ ihn nicht los und wenn ich mich umdrehte, wechselte ich ihn in die andere Hand und er überlebte.
Das Bein jedoch ließ sich nicht retten und von nun an hinkte er. Er war trotzdem sehr schnell und spielte manchmal mit einem Hanfkorn Fuß- oder besser Schnabel-Ball und ich dachte:
'Er ist wie ein kleiner Rastafari und das war er auch, denn die Rastafari meinen, man solle nicht 'ich und du sagen', da es die Lebewesen trenne, darum reden sie lieber von ' i and i'.'

Sein großer gefiederter Bruder starb bald und ich denke, das dies geschah, weil ich meine Wahl getroffen hatte - aber ich konnte nicht anders! Später kam er, wie gesagt, wieder zu mir - als ein Geschenk von Freunden die sagten, sie hätten ihn aus dritter oder vierter Hand und sie hielten ihn für einen dummen Vogel und er wisse das. Er war ein Tier der gleichen Art wie mein früherer Papagei aber ohne Federn am Körper. Meine Freunde meinten, er sei bissig, aber ich hielt mein Gesicht an den Käfig und er steckte seinen Schnabel hindurch und begann, ganz sacht nur, an meiner Augenbraue zu knabbern. Er bekam keine Federn mehr - zu lange hatte er versucht,
sich selbst zu verstümmeln, aber er lebte einige Jahre bei mir und das Spätzchen, das bei seinem ersten Anblick angstvoll geschrien hatte, hüpfte oft hinter ihm her und suchte seine Nähe.
Ich dachte: 'Der kleine Spatz orientiert sich immer an denen, die er für weiter entwickelt hält, er versucht, Anschluß zu finden...' und da ich mich gerade viel mit Physik beschäftigte, meinte ich, hier ein praktisches Beispiel für die Wahrheit der 'Attraktoren'-Theorie zu finden, die besagt, dass Prinzipien höherer Ordnung eine Art Sogwirkung auf nicht ganz so hoch entwickelte ausüben.
Als der Papagei dann starb, ging ich mit meiner Freundin auf den Friedhof um ihn zu begraben und wir legten ihm einen kleinen Schokoladenengel ins Grab - weil ich nicht wußte, ob er allein fliegen kann - so ganz ohne Federn und er musste im Leben doch schon meist zu Fuß gehen.
Als meine Freundin sah, dass ich den kleinen Schokoladenengel in das Grab des Papageien legen wollte, sagte sie: "Was? Ich habe gedacht, den essen wir vorher auf und wir legen nur die Hülle ins Grab!' Ich sagte: "Auf gar keinen Fall!" Und als wir nach Hause gingen meinte sie:
"Ja. Ich glaube, das war gut so!"

Mein kleiner Spatz blieb allein zurück - ohne Orientierung. Damit er es gut habe, setzte ich ihn in eine Voliere mit vielen Prachtfinken, aber er schien von ihnen angeödet und mit dem einzigen Tier, das ihm ähnelte, einem von mir geretteten Grünfinken, raufte er nur. Also ließ ich ihn wieder frei fliegen
und er begleitete mich. Ging ich ins Nebenhaus, saß er auf meiner Schulter und saß ich woanders am Tisch, ganz wie ein wohlerzogener Hund, zwischen meinen Füßen. Es waren sieben kurze, glückliche Jahre.
Dann bekam er Leberkrebs und ich dachte:'Er darf einfach nicht sterben! Wie soll ich denn leben ohne ihn?'
Aber der Arzt meinte, er sei nicht zu retten. Ich hoffte auf ein Wunder und als ich alles getan hatte, was ich tun konnte versuchte ich es mit der Magie, denn ich hatte viele besondere Gaben, die ich allerdings nie nutzen wollte und im Laufe der Jahre wurde die Magie schwächer in mir. Aber dies war eine Ausnahme denn es ging schließlich nicht um mich. Ich dachte, ich würde sogar seinen Kot essen, wenn er davon gesund werden könnte und wenn nicht, dachte ich weiter, dann will auch ich Krebs kriegen - weil wir eins sind und ich ihn so sehr liebe - und ich tat es! Er starb dann sanft und friedlich, während ich meine buddhistischen Sterbegebete für ihn sprach, um ihn zu behüten und um ihm den Weg zu weisen und das tue ich heute noch. Aber wenn es einen göttlichen Aspekt namens Jesus gibt, der mit einem Prinzip der Nächstenliebe verbunden ist welches da lautet: 'Was du dem Geringsten unter meinen Brüdern tust, das hast du mir getan...' Dann war dies vielleicht der Moment, in dem auch Jesus sich in mich verliebte.

Denn kein Spatz stirbt, ohne dass er es erfährt und in diesem Fall auch die Umstände seines Todes, denn ich liebte den, der mir am nächsten war nicht nur wie mich selbst, sondern viel viel mehr.
So sehr liebte ich ihn, dass ich auch an seiner Statt gestorben wäre.
Und ich dachte an Oscar Wildes Geschichte vom glücklichen Prinzen, der steinernen Statue, gefühllos und kalt, die einer kleinen Schwalbe, die den Anschluss an ihren Schwarm verpasste und nun zu erfrieren droht, das Leben rettet, indem sie ihr zuerst beide Augen opfert und Ende wohl sich selbst.
Und ich fand dieses Märchen sehr vielschichtig, aber ich glaube nicht, dass ich jede einzelne Deutungsebene erkannte.

Und meine Mutter, die immer alles verdreht, richtete ihre Gebete an unseren himmlischen Vater und vielleicht erhörte er sie auch und es gefiel mir trotzdem nicht, denn sie sprach auch in meinem Namen und das ist etwas, was man nicht tun darf, denn die Gebete, die jeder spricht, sind allein seine Sache.
Aber geschadet hat es mir nicht, denn ich sprach ja meine eigenen und die richtete ich nicht an einen Gott, sondern an Buddhas und Boddhisattvas, die liebenden Beschützer aller Lebewesen.
Und auch ich sprach nicht für mich sondern in einem anderen Namen, aber nur weil ich dachte, dass er meiner Stimme bedürfe, da er ja keine hat - aber er war ein lebendes Gebet, das mich Liebe lehrte und auch heute denke ich oft, dass ich von Tieren mehr lernte, als von Menschen.

Aber ich bin nur eine Geschichtenerzählerin und ich erzähle jedem die Geschichte, die er versteht.
 
1.
In der Schule wurde ich in klassischer Literatur geprüft und obwohl ich scheinbar auf alles gut vorbereitet war, erhielt ich das einzige Thema mit dem ich mich nicht befaßt hatte: Lessings Ringparabel.

Aber ihre Botschaft ist nicht schwer zu verstehen und so bestand ich die Prüfung.

2.
Drei philosophierende Hindus, die saßen am Ufer des Indus.
Ein Problem, reichlich schwer, beschäftigte sie sehr.
Bist er's? Ist ich's oder bin du's?


3.
Ich saß in der Bahn und erzählte den Engeln meine Gedanken und sie lauschten ihnen.
Ein dunkler junger Mann zu meiner Rechten drehte sich zu mir und lächelte mich an und ich war zu scheu, ihn direkt anzusehen, aber auch ich lächelte.
Und weil er mir ein Lächeln schenkte, schenke ich ihm seine Geschichte:

Meine Freundin hat schwarze Haare und leuchtend blaue Augen, sie trägt einen verhängnisvollen Namen aber sie liebt mich dennoch, vielleicht aber auch, weil der Name es ihr gebietet.
Sie schaut angstvoll, wenn ich den Schirm der mich beschützen könnte weggebe, aber der Schirm gehört nicht mir und dient dem Schutze anderer. Sie brachte mir zur Weihnacht ein Geschenk: einen flauschigen Bären, den sie selbst für mich genäht hat, er war geschmückt mit einem Tuch an dem ein kleines goldenes Herz hing und sie hatte ihm in sein weißes Fell mit Kajal dunkle Augenringe gemalt und sprach: "Weil du ja immer nur die liebst, die traurig und krank sind."

Sie war schon erwachsen und hatte das Haus verlassen, als sie erfuhr, dass ihre Mutter mit dem neuen Partner ein Kind bekommen hatte und sie brannte vor Eifersucht, begründete ihr Unbehagen aber rational und glaubte dies auch, wenn sie sagte, sie fände eben, dass ihre Mutter dafür zu alt sei. Und ich denke, dass beides gleichermaßen wahr ist.

Es war ein Junge, ein kleiner Bruder und sie quälte ihn mitunter. Sie legte ihm ein Kissen aufs Gesicht, so, als wolle sie ihn ersticken, was sie symbolisch vielleicht auch tat und als sie mein Unverständnis und Entsetzen sah, meinte sie: "Aber ich habe ihn vorher immer gefragt:
'Geht's noch? Kann ich es noch ein bisschen länger drauf lassen?' und er hat genickt..."

Ich verstand noch immer nicht, was das zu bedeuten hat, aber ich glaubte ihr, als sie sagte, dass sie ihn heute sehr liebe. Das jüngste der drei Kinder war kein 'Unfall', es war ein Kind der Liebe und es ist willkommen im Kreise der Geschwister.

Und sie sagte noch etwas, was ich für einen Scherz hielt, aber es war eine tiefe Wahrheit.
Sie sagte: "Eigentlich ziehen wir ihn ja nur für dich auf."
Und ich lachte mit ihr, aber ich nehme, wenn dies auch sein Wille ist, das Geschenk an. Und weil er mir sein Lächeln schenkte, schenke ich ihm meine Liebe.
 
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