Heime stellen 240.000 Demente mit Psychopharmaka ruhig

alibiorangerl

MᴏᴅᴇʀᴀᴛᴏʀɪN
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Wuhu,
las darüber "nebenbei" einen kurzen Beitrag in einer (ö) Zeitung - einmal googlen brachte mich zu diesem Artikel:

Sonntag, 25. März 2012

240.000 bekommen Psychopharmaka
Heime stellen Demente ruhig

Der Mangel an Personal führt dazu, dass in Heimen und ambulanter Pflege rund 250.000 Demenzkranke mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden. Das berechnet die Universität Bremen. Die...
Vollständiger Artikel: 240.000 bekommen Psychopharmaka: Heime stellen Demente ruhig - n-tv.de

Vor gar nicht allzu langer Zeit las man noch, dass (Fach-) Personal für die Betreuungen auf sämtlichen Gebieten (Krankenhäuser, Geriatrien, etc) gesucht würden, es gäbe Mangel an Personal bzw Nachfrage für diese Berufe - auch und vor allem in Zukunft...
:idee:

Meine Schwester arbeitet im "Gesundheitsbereich" und muss es leider "hautnah" erleben - immer mehr (Fach-) Betreuer werden eingespart, die noch vorhandenen können eine menschenwürdige Betreuung (schon lange) nicht mehr ausführen. Oben drein werden diese auch noch in "neue (Dienst-) Verträge" mit weniger Gehalt unterm Strich gedrängt - es gäbe schließlich "günstigere" Alternativen...
:schock:
 
:wave: Hallo,

wenn man sich mal mit der Thematik auseinander setzt, muss man feststellen, das auf der einen Seite Fachkräfte wie irre gesucht werden, aber die sollen wenns geht non-stop arbeiten und das noch für lau....

Irgendwie passt das nicht....:confused:

oder seh ich das falsch ??:confused:
 
Nein nour,:)

das siehst du richtig. Pflegekräfte sind oft überarbeitet und die ganze Bürokratie die sie zu erledigen haben, wo jeder einzelne Handgriff aufgeführt werden muss, tut ihr übriges dazu.
Generell finde ich, dass unsere Gesellschaft mit vielem überfordert ist. Ich habe einmal gelesen, dass Demenz mit falscher Ernährung und dem falschen Gebrauch vom Gedächtnis/Verstand zu tun haben soll. Ich weiß aber nicht mehr wo das war. Ich glaube es war ein Seminar von einem Heilpraktiker. Es gibt sicher viele Möglichkeiten.

Schlimm, dass man sie ruhig stellen muss, aber echte Hilfe ist nirgends in Sicht.

Grüsse von Juliette
 
:wave:

es stimmt wirklich das man mit der richtigen Ernährung und mit gezieltem Gehirntraining eine Demenz hinauszögern kann.

Die richtige Ernährung und ständiges Training uns sei es nur durch Kreuzworträtsel, Sodokus oder lesen helfen dabei. Das Gehirn braucht ständig reize um nicht zu erschlaffen.....

Es ist leider nur so, dass sich die Wenigsten sich die Zeit nehmen können und die Senioren nicht dafür unterstützt werden....
 
Stellt sich hier Jemand mal die Frage,
wieso wir in der letzten Jahre immer mehr Demenz/ Alzheimer-Patienten haben und bekommen.
Man findet sich einfach ab mit dem Problem ohne darüber nachzudenken, dass man auch mal an der Reihe ist, wenn man älter wird.
Ältere hier müssen doch mal schecken, dass sowas vor 20 Jahren überhaupt kein Thema war.
Heute hört man nur noch davon, auch in meinem Bekanntenkreis.
Wird das einfach so akzeptiert weil man täglich damit berieselt wird und zur Normalität wird.
Fragt sich den keiner woher das kommt ?
Oder macht sich darüber Gedanken?
Oder sind die meisten jetzt schon verblödet, dass zuverstehen was hier abgeht??

Gruss
Juppy
 
Wuhu,
das ist hier aber nicht das Thema.

Dass es "nicht mehr normal" ist, also im Gegensatz zu früher, wo es nicht so viele Demenzkranke gab, ist den meisten wohl bekannt, vor allem auch hier im Forum - die Gründe dafür liegen ja noch eher im "grauen" Bereich - ob nun gewollt oder nicht, ist aber auch schon wieder nicht das Thema hier.

Hier geht es um die unmenschlichen Zustände, wie mit wehrlosen Kranken umgegangen wird. Denn auch wenn Demenz (vollkommen) vermeidbar wäre, so gibt es dennoch diese - fehlbehandelten - Kranken jetzt, ohne ordentliche Betreuung.

Allerdings ist es auch für noch wehrhafte/re - vor allem chronisch - Kranke ein mehr als mühseliges Unterfangen, um eine ordentliche Betreuung respektive Behandlung (Therapie) zu bekommen. Und obwohl es anscheinend immer weniger Personalkosten als Faktor gibt, steigen dennoch die (System-) Kosten. Wer profitiert also auch noch davon wär die nächste Frage. Aber das ist auch schon wieder ein eigenes Thema...
 
Ein Problem mit den Psychopharmaka, die ja schon fast zur "normalen" Medikation in Alten- und Pflegeheimen gehören, sehe ich darin, daß sie angeblich auch helfen können, chronische Schmerzen besser zu ertragen. Dazu soll zwar - wenn überhaupt - nur eine Niedrigdosis verordnet werden, aber wer weiß schon so genau, welche Dosis für welchen Patienten niedrig oder nicht mehr so niedrig ist?
Ich bin davon überzeugt, dass durch diese Indikation für z.B. Amitriptylin (z.B. Saroten)
viele Symptome auftreten, die ohne diese Medikamente nicht auftreten würden. Sie werden dann aber nicht ernst genommen.
Bei chronischen Schmerzen ist oft die Verarbeitung der Schmerzsignale im Gehirn gestört. Der Botenstoff Serotonin spielt wohl eine große Rolle beim Aufbau eines Filters für eingehende Schmerzsignale. Die Behandlung mit Amitriptylin kann möglicherweise die ständige Einnahme von Schmerzmitteln ersetzen. Das Arzneimittel muss dann regelmäßig über einen langen Zeitraum genommen werden.
Saroten® Tabs 50 mg Filmtabletten | NetDoktor.de

Das "wohl" in diesem Text spricht nicht gerade für eine gesicherte Aussage.

Hier die Nebenwirkungen von Amitriptylin:
Amitriptylin: Nebenwirkungen - Onmeda: Medizin & Gesundheit

Grüsse,
Oregano
 
Ich glaube Psychopharmaka(insbesondere Antidepressiva) werden mittlerweile immer öfter verschrieben nicht nur bei Demenzkranken. Bei Schlafstörungen, Angstzuständen, unerklärlichen Schmerzen, Aggressionen, Entwicklungstörungen, Unwohlsein, unerklärlichen Beschwerden etc. so als ob diese ein vollkommen harmloses und effektives Mittel für alles wären.

Mittlerweile nehmen 10% aller Amerikaner und 10% der Engländer mittleren Alters bereits Antidepressiva. Das schliesst andere Psychopharmaka gar nicht ein.

Anscheinend sind Psychopharmaka mittlerweile "salonfähig" geworden.

Gleichzeitig wird diskutiert ob beispielsweise Antidepressiva überhaupt besser wirken als ein Plazebo und wenn sie es tun würden möglicherweise auch nicht viel mehr.

Da muss man sich auch die Frage stellen ob es bei Demenzkranken wirklich hilfreich ist oder nur eine bequeme Ausrede um schwierige Patienten ruhigzustellen.

Ich persönlich kann mir zb. schwer vorstellen dass wenn schon die Wirkung eines Medikaments im Hauptanwendungsbereich angezweifelt wird dass dieses in Nebenbereichen dann überhaupt wirklich wirksam sein kann.

Grüsse
 
Ich teile Deine Zweifel, dmps.
Dazu kommt, daß chronisch Schmerzkranke oft nicht nur Antidepressiva bekommen sondern zusätzlich noch Morphiumpflaster und andere Medikamente. Mich wundert nicht mehr, daß manche dann "dement" werden.

Grüsse,
Oregano
 
Ich glaube, es lässt sich so aus der Ferne leicht darüber diskutieren. Sieht man aber in Haushalte, wo Demenzkranke leben, dann weiß man was das für eine Belastung sein kann. Und wenn man viele zu versorgen hat, dann ist Überforderung Gang und Gäbe.

Schön wäre es, wenn es mehr Wohngemeinschaften geben würde, wo ältere Menschen sich zusammentun und selbst das Pflegepersonal bezahlt wird. Das ist billiger als in einem Heim und menschlicher. Dafür muss es passende Wohnungen geben usw.

Grüsse von Juliette
 
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