Umgangsformen, altmodisch, oder modern?

Rota

in memoriam
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Was sollen junge Eltern ihren Kindern noch vermitteln, wenn sie selber kaum mehr die einfachsten Höflichkeitsregeln befolgen?

Was ist denn heute noch eine Regel wert, die morgen schon wieder über den Haufen geworfen wird.
Braucht es überhaupt noch Regeln?
Ist es Jedem selbst überlassen, wie er sich durchs Leben schlägt?

Diese und noch mehr Fragen drängen sich mir in der letzten Zeit auf.

Ein Beispiel von gestern Abend.

Mein Mann und ich sind immer mal wieder in ein Restaurant zum Essen mit Verwandten verabredet. Der Sohn ist der Wirt und gleichzeitig das Patenkind :)(48 Jh) meines Mannes.

Seit Jahren gehe ich nur noch widerwillig mit dahin, weil ich jedes Mal der Laune des Wirts ausgeliefert bin, begrüßt er mich nun, oder nicht. Gestern hat er den Vogel abgeschosssen, indem er neben mir stehend, ich hatte mich gerade hingesetzt, über den Tisch hinweg mit seiner Mutter geredet hat, mich aber hat er wie Luft behandelt.

Ich habe mir schon den Kopf über alles zerbrochen, ob ich vielleicht selber das Verhalten heraufbeschwöre, bin aber bis jetzt auf keine Lösung gekommen.

In mir drin kann ich mir nur helfen, daß ich ihn als dummen Jungen sehe, der einfach im Alter von 14 Jahren stecken geblieben ist.

Das ändert aber an den Tatsachen nichts, daß ich mir immer wieder vorkomme wie ein ungebetener Gast, der besser seinen Mantel nehmen sollte und wieder gehen. :mad:

Es würde mich interessieren, ob das Thema auch für andere Teilnehmer wichtig ist, mir ist es nicht gleichgültig, ich selber bemühe mich angemessen an die Situation den Menschen mit denen ich zu tun habe freundlich zu begegnen, das kann von einer Umarmung bis hin zu einem kurzen Hallo alles sein.

Mein Mann hilft mir z.B. heute noch in den Mantel und nimmt mir schwere Sachen ab. Er hält mir die Autotüre auf und wünscht mir gute Nacht und guten Morgen. Bin ich einfach verwöhnt?:confused:


Ich hänge mal die Bedürfnispyramide an, wonach man ermessen kann, wie wichtig die Anerkennung der Menschen untereinander im täglichen Leben ist.
Schöne Grüße
Rota
 

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  • Die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow.doc
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Hallo Rota,

fällt mir auch immer wieder auf. Viele jüngere Menschen benehmen sich ein bißchen unhöflich, obwohl sie das sicher selbst gar nicht so sehen bzw. bemerken.
Die Erziehungsstile haben sich verändert. Ich nehme an, es liegt daran.
 
Hallo Rota,

ich kann Dich sehr gut verstehen und ich denke und hoffe mal ein 48 Jahre alter Mann kennt Empfindungen und Gefühle.

Ich persönlich hätte ihn darauf angesprochen, entweder lustig (ob er vielleicht eine neue Brille braucht) oder wenn Du das Gefühl hast, eher ernst, sagst Du ihm einfach mal wie Du Dich fühlst wenn Du ihn mit Deinem Mann besuchen kommst.

Ich denke mal dieses Gespräch wird dann so einiges klären und nach dieser Auskunft würde ich dann entscheiden ob ich weiterhin die Gaststätte betrete oder meinen Partner da allein hinschicke.

Liebe Grüße
Kayen
 
Hallo Rota

Gerade in der heutigen Zeit, der Oberflächligkeit, halte ich höfliche Umgangsformen für sehr wichtig, und dies auch den Kindern zu vermitteln...

Werte, Respekt, Höflichkleit sind für mich nicht antiqquiert, nur so funktioniert das Miteinander...

was den 48 Jährigen Stoffel angeht, er hat wahrscheinlich nicht gelernt sich zu benehmen...auch wenn nicht die große Zuneigung besteht, so sollte doch ein höfliches Guten Tag/Achtung deiner Person als anwesend, drin sein.,.

liebe grüße darleen:wave:
 
Hallo Rota

Sowas zu erleben ist blöd. Und tut auch weh.

Trotzdem: Was hat das Verhalten anderer Menschen mit dir zu tun? Ich nehme nicht an, dass der Mann von dir runtergemacht oder anderswie verletzt ist und dich darauf angesprochen hat (= Eigenverantwortung übernommen hat).

Meine Grundüberzeugung ist, dass es jedem Menschen wohl sein darf. - Dazu gehöre auch ich. Also bin ich dafür verantwortlich, meine Grenzen dort zu setzen, wo sie mir gut tun.

Der erste Schritt ist ja schon empfohlen worden: Ansprechen.

Wenn das nichts bringt, ist es wahrscheinlich an der Zeit, dass du dir überlegst, welches Bedürfnis du dir in diesem Restaurant tatsächlich noch erfüllen kannst.

Vielleicht, um den Kontakt zum Patenkind aufrecht zu erhalten? Vielleicht etwas anderes sehr Wichtiges.

Nachher ist abzuwägen, ob das den Preis wert ist, den du bezahlst.

Auch: Ist da eine eigene alte Verletzung, die geheilt werden möchte, ein altes Gefühl, das verarbeitet werden will. Solche Dinge können einen mit gutem Grund in einer Situation halten, die einem eigentlich nicht gut tun.

Selbstverständlich sind das Dinge, die für mich stimmen. Sie müssen nichts mit dir zu tun haben.

Es gab immer unhöfliche Menschen, und es wird sie wohl geben, solange es Menschen gibt. Mir persönlich ist es wichtiger, selber meine Werte von Selbstakzeptanz, aber auch Wertschätzung anderer zu leben. - Dazu gehört ab und zu das Setzen von gesunden Grenzen und die Trauer darüber, dass ich in einer Beziehung nicht das bekomme, was ich eigentlich verdienen würde oder mir wünsche.

Liebe Grüsse, fauna
 
Viele jüngere Menschen benehmen sich ein bißchen unhöflich, obwohl sie das sicher selbst gar nicht so sehen bzw. bemerken.
Die Erziehungsstile haben sich verändert. Ich nehme an, es liegt daran.
[/QUOTE]

Vor ca 10 Jahren gab es einen kurzen Hoffnungsschimmer. Da wurde plötzlich in den Schulen ein Wahlfach "Man benimmt sich wieder" aufgemacht. Das ist aber ebenso schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war.

Schade, denn nicht alle Eltern können sich einen Tanzkurs für ihre Kinder leisten. Oder ist der auch schon verschwunden?:confused:

Liebe Grüße
Rota
 
Ich kann dir dazu nur noch etwas "Witziges" schreiben:

Mit meinen SchülerInnen einer Sonderklasse für Kinder mit Verhaltensstörungen fuhr ich im Zug nach einem Ausflug zurück. Eine andere "normale" Klasse fuhr im selben Abteil.

Meine Klasse war schockiert. Sie waren sich gewöhnt, normal auf den Sitzen zu bleiben und normal miteinander zu reden.

Die andere Klasse war absolut "Katastrophe"....

Wir legen in unserer Schule sehr viel Wert auf gegenseitigen Respekt und wertschätzende Kommunikation. Häufig sind unsere "verhaltensauffälligen" Kids anständiger als der Durchschnitt....

Liebe Grüsse, fauna
 
Schade, denn nicht alle Eltern können sich einen Tanzkurs für ihre Kinder leisten. Oder ist der auch schon verschwunden?:confused:

Liebe Grüße
Rota

hallo Rota

was hat denn jetzt ein trutschiger Tanzkurs mit Umgansgformen ect., zu tun..:confused:

liebe grüße darleen:wave:
 
ich kann Dich sehr gut verstehen und ich denke und hoffe mal ein 48 Jahre alter Mann kennt Empfindungen und Gefühle.

Ich persönlich hätte ihn darauf angesprochen, entweder lustig (ob er vielleicht eine neue Brille braucht)

Ich denke mal dieses Gespräch wird dann so einiges klären und nach dieser Auskunft würde ich dann entscheiden ob ich weiterhin die Gaststätte betrete oder meinen Partner da allein hinschicke.

Das ist ja jetzt lustig,

Gerade das war ja das Thema, das er über den Tisch weg mit seiner Mutter besprochen hat. Er hat eine neue Brille und die ist eine Gleitsichtbrille.

Leider ist der Zug jetzt abgefahren, das wäre ja eine exzellente Sache gewesen, ihn zu fragen, ob er mich mit der Brille überhaupt wahrnehmen kann.
:)))

Naja, vielleicht ergibt sich ja mal eine andere Gelegenheit, nicht gerade in seinem Lokal, wir treffen uns ja sonst auch einmal, bei unseren Kindern, oder so. :bier:

Liebe Grüße
Rota
 
Werte, Respekt, Höflichkleit sind für mich nicht antiqquiert, nur so funktioniert das Miteinander...

Ja, wenn es um ihn selber geht, da weiß er schon was er braucht. Aber wenn es ums Verteilen seiner Meinung geht, ist er erbarmungslos. Ich scheue mich einfach, wegen dieser Sache bei ihm eine unangemessene Reaktion auszulösen. Der Effekt würde weit über die Ursache hinausgehen, so fürchte ist.


was den 48 Jährigen Stoffel angeht, er hat wahrscheinlich nicht gelernt sich zu benehmen...auch wenn nicht die große Zuneigung besteht, so sollte doch ein höfliches Guten Tag/Achtung deiner Person als anwesend, drin sein.,.
Das hängt ein wenig mit der übergroßen Liebe zusammen, die seine Mutter zu ihm hat. Für sie macht er alles richtig und mit ihr über die Sache zu sprechen würde eine sehr unangenehme Zeit der Verstimmung nach sich ziehen, da halte ich mein Mißgefühl lieber aus und hoffe auf den Tag, an dem eine Einsicht fußfaßt.

Meine Besuche in seinem Lokal sind sowieso schon weniger geworden, weil in diesen Räumen ein sehr starker Elektrosmog herrscht, bei dem ich mich nicht wohl fühle.

Liebe Grüße
Rota
 
ich kann dir dazu nur noch etwas "Witziges" schreiben:
Meine Klasse war schockiert. Sie waren sich gewöhnt, normal auf den Sitzen zu bleiben und normal miteinander zu reden.

Die andere Klasse war absolut "Katastrophe"....

Wir legen in unserer Schule sehr viel Wert auf gegenseitigen Respekt und wertschätzende Kommunikation. Häufig sind unsere "verhaltensauffälligen" Kids anständiger als der Durchschnitt....


Hallo Fauna,

unsere Kinder sind in eine Montessorischule gegangen . In unserer Integrationsklasse ging es auch oft chaotisch zu. Das hat sich schnell geändert, als mich einmal ein Kind aus der Klasse für "geistig behinderte Kinder" angesprochen hat und mich gefragt hat:
"Du?? wer sind denn jetzt eigentlich die Behinderten, die, oder wir?

Ich habe mit der Lehrerin gesprochen und wir haben die Kinder zusammen gebracht, damit sie unseren Kindern erzählen, wie sie sich ein Zusammenleben vorstellen. Das werde ich nie vergessen. Die besseren Vorschläge hatten immer die anderen Kinder, die, denen man eine geistige Minderbemittlung angehängt hatte. :) Das ist jetzt35 Jahre her.

Manche kenne ich heute noch und wir treffen uns auch klassenübergreifend.

Liebe Grüße
Rota
 
trutschig=sich selbst überholt, nicht mehr zeitgemäß (bei der JugendDanke darleen, wieder was dazugelernt.

Meine vier Kinder, heute zwischen 46 und 40 Jahre alt haben alle noch einen Tanzkurs gemacht und wie ich finde, sind sie damals mit einigen unvorhergesehenen angenehmen Gesellschaftsregeln nach Hause gekommen Zum Beispiel:

Es ist Sommer.
An einem Tisch sitzt ein Herr, der auf Jemanden wartet.
Es kommt eine Dame dazu.
Was macht der Herr?
Steht er auf und begrüßt die Dame im stehen, oder bleibt er sitzen und reicht ihr nur die Hand?

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Herren die alte gute Gewohnheit - dazu aufzustehen, noch beherrschen.
Abgesehen davon, wenn schon geküßt werden sollte, dann geht das so viel eleganter :kiss: ;)

Liebe Grüße
Rota
 
Hallo Rota,

habe soeben Deine Seite entdeckt und gelesen. Ja, es gibt sie noch - diese alten Herrschaften mit ihrem formvollendeten Benehmen. Ich freue mich z. B. immer über einen alten Apotheker, der mich so höflich und nett berät und mir beim Verlassen der Räumlichkeiten immer die Tür öffnet. Das ist in unserer heutigen hektischen Ellenbogengesellschaft, wo es in erster Linie ums Geld geht, schon eine Besonderheit.

Nun zu Deinem Gaststättenbesuch.
Wir besuchten mal eine nette Ausflugsgaststätte. Dort wurden wir freundlich begrüßt und bedient. Als wir uns nach unserer Tasse Kaffee wieder verabschiedeten, wurde unser Gruß nicht erwidert. Der Wirt unterhielt sich stattdessen mit seiner Bedienungskraft. Wir dachten nicht weiter darüber nach und kehrten nach einigen Wochen wieder dort ein. Es war der gleiche Ablauf: Freundliche Begrüßung, freundliche Bedienung. Auf unseren Abschiedsgruß reagierte wieder niemand. Als wir uns an der Tür verwundert umsahen, nickte der Wirt gelangweilt - sozusagen nach dem Motto: "An euch konnte ich nichts verdienen - reine Zeitverschwendung". Wir haben uns dann eine andere Gaststätte gesucht.

Könnte es also sein, dass der Wirt in Deiner Gaststätte ähnlich denkt???

LG Rawotina
 
Hallo Rawotina,

sozusagen nach dem Motto: "An euch konnte ich nichts verdienen - reine Zeitverschwendung".
Wir haben uns dann eine andere Gaststätte gesucht.
Na ja, das haben wir auch schon gemacht. Bei unserem Vietnamesen geht es uns da richtig gut. Wenn uns aber die Mutter des Wirts zusammenbestellt, können wir schlecht absagen, oder?

Könnte es also sein, dass der Wirt in Deiner Gaststätte ähnlich denkt???

Daß er an uns wenig verdient, kann man nicht direkt sagen, vielleicht erhofft er sich aber, daß wir öfter mit Freunden bei ihm aufkreuzen, weil er denkt, Verwandte helfen Verwandten.

Er wollte zuletzt auch kein Familienfest mehr machen, weil er angeblich dabei draufzahlt.

Als ich gestern das übrigens einziges Gericht bestellt habe, das mir wirklich bei ihm schmeckt, meinte er etwas verächtlich, das käme demnächst von der Speisenkarte runter, weil vom Spinat zu viel kaputtgeht und dieses Gericht nicht oft bestellt wird.

Mir ist echt die Freude an meiner Auswahl vergangen.

Danke für Deine Anteilnahme und auch allen anderen Teilnehmern, vielen Dank, jetzt geht es mir besser.

Liebe Grüße :)
Rota
 
Meintest du einen richtigen Tanzkurs oder Kindertanzen?
Gibt es beides durchaus noch.
Ob man da heutzutage Benehmen lernt, ist fraglich.
Eiegntlich obliegt es ja den Erziehungsberechtigten, dafür zu sorgen, daß der Nachwuchs sich anständig in der Öffentlichkeit aufführt.
Ich frage mich: wenn ein Kind nicht einmal weiß, daß Milch aus Kühen kommt, woher soll es dann wissen, daß man sich beim Husten die Hand vor den Mund hält oder Danke sagt, wenn es etwas bekommt.
 
Hallo Bergeversetzer,

Meintest du einen richtigen Tanzkurs oder Kindertanzen?

Ich meinte das, was man Gesellschaftstanz nennt.

Eiegntlich obliegt es ja den Erziehungsberechtigten, dafür zu sorgen, daß der Nachwuchs sich anständig in der Öffentlichkeit aufführt.

Ja, da hast Du schon recht, aber auch die Gesellschaft und die Schule sind Quellen für Benimmregeln. Und das ist gut so, denn manchmal wollen die Kinder einfach nichts von den Eltern annehmen, schon gleich gar nicht, wenn es um anerzogene Werte geht. Da müssen sie schon hin und wieder mit der Realität zusammenrumpeln, das wirkt mitunter viel schneller als dutzende von häuslichen Krächen.

Ich frage mich: wenn ein Kind nicht einmal weiß, daß Milch aus Kühen kommt, woher soll es dann wissen, daß man sich beim Husten die Hand vor den Mund hält oder Danke sagt, wenn es etwas bekommt.
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Oft wirkt es auch durchschlagend, wenn ein Kind, das nicht hören will, fühlen muß, weil es sich lächerlich macht, etwas nicht zu wissen, was doch alle Welt weiß. So entsteht Bildung u.A. auch.

Da ich aber der Meinung bin, daß Lob mehr verpflichtet als Tadel, traue ich dem gesunden Empfinden von Kindern absolut zu, zu unterscheiden, warum
ein Erwachsener einem Kind etwas beibringen will. Wenn er sagt: "Das hast Du aber gut gemacht":brav:, wird es sein Verhalten auf dem oben genannten Gebiet wiederholen und verinnerlichen, bis es automatisch erfolgt.

Viele Regeln können im Kindesalter über Malen und Rollenspiele gelernt werden, andere wiederum brauchen den Ernst der Situation, in der man so knapp an einer Katastrophe entlangschlittert. Und was das Hand vor den Mund halten angeht, da ist das gute Beispiel, das Eltern geben, indem sie es selber praktizieren, mit Sicherheit am geeignetsten.

Ein Pfarrer hat letzthin anläßlich einer Taufe in seiner Rede gesagt:

"...und, liebe Eltern, Ihr könnt Eueren Kindern erzählen was Ihr wollt, sie werden immer nachmachen was Ihr tut." :D

Liebe Grüße
Rota
 
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