Cortison absetzten bei mcs Hintergrund

Themenstarter
Beitritt
11.03.11
Beiträge
82
Hallo zusammen,

ich poste meine Frage hier im mcs-Teil, weil das meine Haupterkrankung neben dem HSM-Syndrom ist. Falls es hier nicht passt kann es ja ggf. verschoben werden.

Wegen eines Bandscheibenvorfalls LWS im Juni 2011 bekam ich ca. alle 4 - 5 Wochen eine PRT (Periradikuläre Therapie) also eine Injektion von Cortisol, das die Nervenwurzel (hier L4,L5) linke Seite, umspülen soll. Die Menge pro Injektion entsprach 120mg Hydrocortisol. Begleitend bekam ich noch ein lokales Schmerzmittel und ein Kontrastmittel bei jeder PRT.
Eine OP war nicht möglich, weil ich mit dem mcs nicht mehr im Krankenhaus liegen kann. (Kann auch auf keiner Matratze mehr liegen.)

Krankengymnastik (hier ambulante Reha) verschlimmerte durch die Reizung des unter mechanischen Druck stehenden Nerven aber mir wurde gesagt die sei unverzichtbar und so habe ich die durchgezogen, brauchte aber um das auszuhalten über längere Zeit viel Diclophenac (in den Spitzen bis 175 mg / Tag).

Nach 5 PRT Behandlungen mit dem Cortison (Anfang Januar 2012) war die Schwellung im Bereich des linken Bandscheibenvorfalls soweit zurückgegangen, dass ich zu 90% beschwerdefrei war. -

Aber am 13. Januar hatte ich dann einen neuen Bandscheibenvorfall bei L5/S1 nur diesmal auf der rechten Seite. Der war mit einem Ausfall des Fussenkers verbunden. Neurologischer Befund: 2/5 Fussenkerparese re, KG 2/5. ASR erloschen.
Insgesamt deutlicher Kraftverlust der rückseitigen Muskeln des Ober- und Unterschenkels, so dass ich eine Gehhilfe brauchte. Auch Empfindungsstörung wie teilweise eingeschlafenes Bein mit Kältegefühl.

Für den rechtsseitigen Bandscheibenvorfall bekomme ich jetzt wöchentlich eine PDA (also auch wieder eine Cortison-Injektion in den Wirbelkanal). Die Menge entspricht laut Neurochirurg 150mg Hydrocortison.

Ich spüre jetzt die Nebenwirkungen des Cortisons viel mehr - wohl durch den jetzt viel dichteren zeitlichen Abstand der Cortisoninjektionen (wöchentlich) und die höhere Dosis.
Ich spüre ein Zittern in den Nerven und eine Schwäche wie bei Unterzucker. Mir ist oft etwas schlecht (Übelkeit).

Am 28.1. hatte ich Vorhofflimmern (abgeklärt per EKG und Echocardiogramm). Das durch Gaben von Betablocker sich schnell stabilisierte. Aber jetzt habe ich grosse Schwäche im Stehen. Beim Arbeiten am PC stehe ich, weil das Sitzen immer noch Schmerzen im re Bein macht. Aber beim Stehen habe ich jetzt massive Herzprobleme, wenn ich direkt vor dem Bildschirm (Röhrenmonitor) stehe.
Mein Eindruck ist, dass sich meine Elektrosensibiliät wieder verstärkt hat. (Im Wachzustand war ich noch relativ belastbar bis auf den Tinitus (Klopfen) im rechten Ohr).

Jetzt kann ich die Schmerzmittel deutlich reduzieren (Morphium, anfangs 4x10mg / Tag, jetzt nur noch 1 x 10 mg in der zweiten Nachthälfte). Diclophenac half nicht mehr hinreichend.

Meine Sorge ist, wenn in 14 Tagen die Cortisoninjektionen abgesetzt werden.

Der Neurochirurg gab mir da völlig widersprüchliche Auskunft. Einerseits sagte er, da kann es beim Absetzten zu einem Syndrom kommen (den Namen habe ich vergessen) wenn die eigenen Nebennieren die Produktion von Cortisol zu sehr reduziert oder eingestellt hätten, dass könne dann gefährlich werden.
Andererseits winkte er dann ab, dass sei völlig unkritisch, dass Cortison abzusetzen. (Immerhin bekomme ich es seit Juni letzten Jahres).

Meine Frage:

Hat jemand Erfahrung was da passieren kann? Wie kann man das Cortisol ausschleichen?
Wie heisst dieses Syndrom beim Cortisolentzug?

Albatross
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Albatross,

ich nehme an, der Arzt meinte das Cushing Syndrom:
Das Problem der unerwünschten Wirkungen

Will man mit Cortison eine Entzündung unterdrücken, Immunreaktionen abschwächen oder die anderen erwähnten Wirkungen auslösen, müssen dazu höhere Dosen gegeben werden als sie der Körper unter normalen Bedingungen herstellt. Dadurch besteht während der Behandlungszeit ständig ein Cortisonüberschuß und dieser kann zwei verschiedene Konsequenzen haben.

Cushing-Syndrom
Einmal kann der Cortisonüberschuß zu Erscheinungen führen, wie sie vom Krankheitsbild der Nebennierenrinden-Überfunktion (Cushing-Syndrom) bekannt sind. In Abhängigkeit von Dosis und Dauer können sich Vollmondgesicht, Gesichtsrötung, Büffelnacken, Stammfettsucht, Dehnungsstreifen der Haut, Brüchigkeit der Hautgefäße, vermehrte Behaarung, Blutdruckanstieg, Wassereinlagerung im Gewebe, Blutzuckeranstieg, Erhöhung der Blutfette, Knochenbrüchigkeit, Muskelschwäche, erhöhte Infektionsanfälligkeit, seelische Veränderungen und Wachstumsstörung bei Kindern einstellen. Schließlich können auch Augenveränderungen auftreten, grauer oder grüner Star.

Nebennierenrinden-Insuffizienz
Auf der anderen Seite hat ein durch die Verabreichung von Cortison erhöhter Blutspiegel zur Folge, daß der Körper kein Cortison zu bilden braucht. Ist die Nebennierenrinde über längere Zeit inaktiv, kann sie schrumpfen. Das hat während der Behandlung keine Nachteile. Wird aber die Therapie plötzlich abgebrochen oder gerät der Patient in eine akute Streßsituation, so kann die geschrumpfte Nebenniere nicht sofort reagieren. Man spricht von Nebennierenrinden-Insuffizienz. Daraus könnte für den Patienten eine gefährliche Situation entstehen.

Es ergibt sich also, daß die Folgen einer Cortisontherapie für den Organismus keine Nebenwirkungen im eigentlichen Sinne sind, sondern die zwangsläufigen Auswirkungen eines über längere Zeit erhöhten Cortisonspiegels. Diese sind natürlich für den betroffenen Patienten unerwünscht.

Häufigkeit
Die Liste der unerwünschten Wirkungen, die sich ja auch in den Beipackzetteln aller Cortisonpräparate findet, mag erschrecken. Es muß aber bedacht werden, daß viele der unerwünschten Wirkungen ausgesprochen selten sind, daß die meisten nur bei hohen Dosen auftreten und daß sie fast alle bei Dosisreduktion bzw. nach Beendigung der Behandlung rückbildungsfähig sind. Auch treten niemals alle unerwünschten Wirkungen gleichzeitig ein. Durch entsprechende ärztliche Überwachung können sich anbahnende unerwünschte Wirkungen rechtzeitig erkannt und Komplikationen vermieden werden. Dazu gehören auch Vorsichtsmaßnahmen bei Risikopatienten sowie bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente. Es kommt hinzu, daß in den letzten Jahrzehnten Anwendungsformen entwickelt wurden, die die Risiken dieser Therapie erheblich reduzieren . Schließlich kann der Patient selbst sehr viel dazu beitragen, daß keine Komplikationen auftreten.
...

Dosisabbau
Wenn unter der Initialdosis eine deutliche Besserung der Beschwerden und Symptome eingetreten ist - der Zeitpunkt ist je nach Krankheit sehr unterschiedlich -, wird die Dosis abgebaut. Im höheren Dosisbereich kann man mit größeren Schritten (10-5mg Prednison) und in kürzeren Intervallen (alle 1-2 Wochen) reduzieren. Ist man im niedrigeren Dosisbereich angekommen, muß mit kleineren Schritten (1,0-0,5mg Prednison) und in längeren Intervallen (alle 4-8 Wochen) reduziert werden.

Erhaltungsdosis
Während bei akuten Krankheiten die Behandlung meist nach dem beschriebenen Abbau beendigt werden kann, erfordern chronische Krankheiten eine Langzeittherapie mit der sog. Erhaltungsdosis. Die als vertretbar angesehene Dosierung wurde im Laufe der Jahrzehnte immer kleiner. Umfangreiche Erfahrungen haben gezeigt, daß bei der überwiegenden Mehrzahl aller chronisch-entzündlichen Krankheiten eine Dosierung um 5mg Prednison pro Tag ausreicht und in vielen Fällen sogar noch weiter vermindert werden kann.

Low-Dose
Diese sog. Low-Dose (Niedrigdosis) erreicht man nur durch ganz besonders vorsichtigen Dosisabbau. Die Empfehlung lautet: Ab 10mg Prednison pro Tag nur in 1mg-Schritten und ab 6mg Tagesdosis nur in 1/2 mg-Schritten abbauen. Die Vorteile dieser Low-Dose sind erwiesen:

- Eine durch höhere Dosen ausgelöste Störung des adrenalen Regelkreises bildet sich zurück.
- Evtl. vorhandene Symptome des Cushing-Syndroms verschwinden wieder.
- Es besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko.
- Die Gefahr einer Osteoporose-Entwicklung kann bei gleichzeitiger Vorbeugung (Prophylaxe) gebannt werden.
Wengen-Apotheke - Druckansicht: Leben mit Cortison

Grüsse,
Oregano
 
@Juliane50 und Oregano,

Dank Euch beiden für die Hinweise.

Leider heisst es zum Thema absetzen auch hier nur:


Nebennierenrinden-Insuffizienz
Auf der anderen Seite hat ein durch die Verabreichung von Cortison erhöhter Blutspiegel zur Folge, daß der Körper kein Cortison zu bilden braucht. Ist die Nebennierenrinde über längere Zeit inaktiv, kann sie schrumpfen. Das hat während der Behandlung keine Nachteile. Wird aber die Therapie plötzlich abgebrochen oder gerät der Patient in eine akute Streßsituation, so kann die geschrumpfte Nebenniere nicht sofort reagieren. Man spricht von Nebennierenrinden-Insuffizienz. Daraus könnte für den Patienten eine gefährliche Situation entstehen.

Ich hätte gerne gewusst mit welchen Symptomen sich diese "gefährliche Situation" ankündigt; wie diese Situation dann aussieht.

Auch die Seite von Dr.Gumpert bringt unter dem Punkt "absetzen von Cortison" keine Klärung diesbezüglich.

Das Cushing-syndrom bezeichnet ja den gegenteiligen Zustand, also die Symtome, wenn zu viel Cortisol im Blut ist.


Albatross
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Albatross,

beim Absetzen von Cortison geht es meines Wissens darum, der Nebennierenrinde durch die stetige Verringerung des Cortisons die Möglichkeit zu geben, wieder selbst aktiv zu werden und Cortisol herzustellen.
Deshalb ja das langsame Absetzen, damit die Produktion der Nebennierenrinde wieder starten kann und damit kein Überschuß an Cortisol/Cortison auftritt.

Wenn über längere Zeit Cortison eingenommen oder gespritzt wurde, droht die Nebennierenrindeninsuffizienz, also der durch den Arzt ausgelöste “Schlafzustand” der Cortison-bildenden Drüse. Die Folge ist ein Cortisonmangel, wenn plötzlich die Cortisonzufuhr beendet wird.

Die Symptome des Cortisonmangels sind oben beschrieben. In der Regel erholen sich die Nebennnieren innerhalb einiger Monate nach Reduktion der suppressiv-wirksamen Cortisondosis. In jedem Fall sind bei der Nebennierenrindeninsuffizienz regelmäßige endokrinologische Kontrollen und die Ausstellung eines Cortisonpaßes angezeigt. Der Paß sollte immer mitgeführt werden, um Ersthelfern im Falle eines Unfalls oder Nichtansprechbarkeit zu zeigen, dass Cortison gegeben werden muß. Cortison ist ein “Streßhormon”, d.h. in Phasen erhöhter körperlicher oder seelischer Beanspruchung (schwere Grippe, Unfall, andere schwere Erkrankungen) braucht der Mensch mehr Cortison !
Cortison

Vielleicht hilft Dir das weiter?

Grüsse,
Oregano
 
Bei Dr. Gumpert kannst Du anfragen. Ich hatte die beiden Links ausgewählt, weil man davon ausgehen kann, dass die Praxis Gumpert sicher über Erfahrung verfügt.
 
Hier noch ein Link zum Nachlesen Thema Ausschleichen

www.glandula-online.de/phpBB3/viewtopic.php?f=7&t=1626&p=8079#p8079
 
Ja, jetzt habe ich es gefunden:

... der Cortisolentzug kann zur sekundären also erworbenen "Addison-krise" führen.
Das war der Begriff der mir fehlte.

Die Symptome sind: Vigilanzstörung, Dehydration!!! , Fieber, Hypoglycämie" .

Lösung im Ernstfall: Glucocorticoide und vor allem Mineralocrticoide verabreichen.

nochmals vielen Dank für die Infos.
 
Oben