Wieso verschwindet Kryptopyrrol nach Zink etc. aus dem Urin?

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08.03.08
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Hallo,

habe jetzt das Buch von Strienz gelesen. Bestimmt verstehe ich da was nicht. Durch Enzymdefekte kommt es zur Häm-Synthesestörungen, die Pyrrole im Blut steigen an und werden dann renal ausgeschieden. Dazu erfolgt die Komplexbildung mit B6, Zink, Mangan. Durch diesen Vorgang kommt es zu Defiziten dieser Stoffe. Soweit so gut. Aber wieso ist nach Substitution der defizitären Stoffe kein Kryptopyrrol mehr im Urin nachweisbar? Wird durch die Substiution der Häm-Synthesefehler aufgehoben? ursprünglich dachte ich ja, die zu viel ausgeschiedenen Stoffe werden nur überdimensional ergänzt, aber dann kämen sie ja noch immer im Urin vor.
Vielleicht kann mir ja jemand folgen und mich aufklären. Ist mir gerade sehr suspekt!

limone, die heute einen Termin bei einer Ärztin hat, die sich lt. Telefonat mit KPU auskennt.
 
Hallo limone,

da bist Du nicht die Einzige, die sich das fragt. Nach der althergebrachten Theorie müßte ja dann eher die Kryptopyrrol- oder Hämopyrrollaktam-Produktion angekurbelt statt weniger werden.

Daß an den ganzen alten Erklärungsversuchen etwas nicht ganz stimmen kann, haben wir hier schon öfter diskutiert. Und es zeigt sich immer wieder, daß wir Betroffenen ganz einfach von der Wissenschaft im Stich gelassen werden.

Wenn man mal das ausgeschiedene Kryptopyrrol oder Hämopyrrollaktam (falls die jeweilige Formel überhaupt stimmt) zum Zink- und Vitamin B6-Verlust in das Verhältnis setzt, kommt man genau so in's Grübeln. Weshalb muß man so irrsinnig große Mengen Zink und Vitamin B6 substituieren damit man sich nachweislich besser fühlt, wenn die mit dem Kryptopyrrol oder Hämopyrrollaktam ausgeschiedene Menge gar nicht so groß ist? Und wenn man eine Weile Zink und Vitamin B6 subtituiert, geht die Menge an Kryptopyrrol oder Hämopyrrollaktam drastisch zurück. Dann dürfte ja auch so gut wie nichts mehr von Zink und B6 an diesen Komplex gebunden werden. Wohin geht der Rest verloren? Stuhl oder Urin? Warum mißt das niemand nach? Das sind ganz simple Untersuchungen, mit denen man die Stoffströme von Zink bestimmen könnte!
Liebe Grüße

Günter
 
Hallo Günter,

danke für die Antwort! Ja, dass die Erklärungsmodelle nicht ganz klappen war mir klar. Ich wunderte mich jedoch über die Formulierung in dem recht neuen Buch von Strienz. Letztlich aktivieren solche Ungereimtheiten ja immer die Kritiker.

limone
 
Hallo ,

bin seit einigen Wochen auch im Forum, weil mein Sohn (11 Jahre) einen
KPU-Wert von 45 hat. Habe Euren Dialog mit Interesse gelesen. Ist es nicht
so, dass B 6 nach Aufnahme im Körper ohnehin nur 8 Stunden
für Stoffwechselprozesse verwertbar ist (so habe ich das gelesen) ???

Könnt Ihr mir eventuell einen Arzt im Raum Köln-Bonn nennen, der sich
mit KPU auskennt?

Schöne Grüsse
Fabian
 
Hallo fabian,

die Standardtheorie besagt, daß sich Pyrrole ("unvollständige Häm-Ringe") mit B6 und Zink zu einem Komplex verbinden. Dies soll deshalb geschehen, weil die Hämsynthese auf Grund eines Gendefektes oder erworbenen Faktors gestört ist.
Also:
1. Die Hämsynthese ist gestört, es bilden sich freie Pyrrole
2. Die freien Pyrrole verbinden sich mit dem Vitamin B6 und Zink zu einem Komplex (Kryptopyrrol oder Hämopyrrollaktam), der über den Urin ausgeschieden wird.
3. Der Mangel an Vitamin und B6 ist eine Folge des Verlustes an Vitamin B6 und Zink über die Komplexverbindung.

Punkt 3 kann aber nicht ganz stimmen, da das riesige Defizit an Vitamin B6 und Zink von der Massenbilanz her nicht (nur) von dem Kryptopyrrol im Urin kommen kann.

Wenn der Verlust von Vitamin B6 und Zink eine Folge der Störung der Hämsynthese ist, dann müßte man das Kryptopyrrol auch dann im Urin finden, wenn man ausreichend Zink und Vitamin B6 zuführt. In der Praxis verringert sich aber das Kryptopyrrol im Urin, wenn man Zink oder Vitamin B6 zuführt. Dies deutet eher daraufhin, daß der Verlust von Vitamin B6 und Zink ursächlich für die gestörte Hämsynthese ist, oder auf einen ganz anderen Zusammenhang.

Man ist sich nicht einig, aus welchen Stoff(en) der malvenfarbige Fleck im Urinchromatogramm besteht. Der Test mit der Ehrlich-Reagenz (KPU-Test) reagiert auf verschiedene Pyrrole und Indole. Ist also überhaupt nicht spezifisch auf eine bestimmte Verbindung. Auf welche Stoffe/Stoffgruppen der HPU-Test reagiert, ist unklar. Angeblich soll er spezifischer sein (?).

Pyrrole entstehen nicht nur beim Aufbau der Häm-Ringe, sie entstehen auch beim Abbau der Hämringe. Falls beim mavenfarbigen Fleck wirklich Pyrrole beteiligt sind, können sie auch von ganz woanders her stammen.

Auch wenn die Standardtheorie nicht stimmen kann, heißt das noch lange nicht, daß sich hier nur Simulanten und Hypochonder treffen.
Wir brauchen konkrete Hilfe.
Und wenn uns die Wissenschaft im Stich läßt, müssen wir uns halt selbst helfen.
Liebe Grüße

Günter
 
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