@derstreeck:
Ich habe KPU und kenne keinen möglichen Zusammenhang zwischen KPU und Leber- oder Nierenerkrankungen. Jedoch sind einige Symptome identisch. Ich sehe auch eine Verwechslungsgefahr und das man durch KPU weitere Erkrankungen übersehen kann, weil man ja mit KPU schon eine Erklärung für sein Symptome hat und nicht nach weiteren Ursachen sucht.
Ich meinte auch, dass die Verwechselungsgefahr sehr groß ist, d. h. dass jemand eine Grunderkrankung hat, die ähnliche Symptome macht wie KPU und diese Grunderkrankung eben auch die KPU-Werte gar verursacht und sie dann übersehen wird.
Ich habe z. B. M. Wilson, das ist eine genetisch verursachte Leberkrankheit, die zu zuviel Kupfer und damit zu zu wenig Zink führt.
M. Wilson hat sehr viele identische Symptome mit den Symptombeschreibungen, die man für KPU findet. Bei M. Wilson hat man sogar auch, wie bei KPU es der Fall sein soll, auch zu viel Kupfer und in dessen Folge zu wenig Zink.
Und ich bin sicher, dass es den einen oder anderen Fall gibt, wo jemand M. Wilson hat, sein Arzt, der M. Wilson aber nicht kennt, glaubt, dass er KPU hat.
So ein Fall war kürzlich wieder im M. Wilson-Forum. Die Patientin hatte die Diagnose M. Wilson und glaubte daran nicht, weil ihre Ärztin meinte, sie hätte KPU. Das hat meist fatale Folgen, wenn ein M. Wilson nicht richtig behandelt wird und führt früher oder später meist zu einem Leberversagen mit der Notwendigkeit einer Lebertransplantion.
Und gerade Kinder im Alter von 7 Jahren können bereits die ersten Symptome eines M. Wilsons haben.
Hier wurde früher schon mal über diese Problematik diskutiert:
https://www.symptome.ch/threads/kpu-vs-morbus-wilson.16320/
Aber da ich den kleinen Ben nicht kenne und daher nicht weiß, ob bei ihm Leberprobleme vorhanden sind, wäre es rein spekulativ zu sagen, er sollte mal auf M. Wilson untersucht werden.
Das sollte daher auch eher ein Beispiel dafür sein, dass eben eine Verwechselungsgefahr sehr gut möglich ist.
Hallo Margie, gibt es bei den Leberwerten was zu beachten? Also gibt es Werte die gerne vergessen werden zu kontrollieren oder kann man sich auf den Hausarzt verlassen wenn dieser sagt, er überprüft die Leberwerte?
Wenn ein Arzt sagt, er prüfe die Leberwerte werden oft nur ein bis 3 Werte untersucht:
Am häufigsten wohl bei Erwachsenen die
GGT, weil die bei Alkoholkonsum erhöht sein kann und die meisten Ärzte ihren Patienten unterstellen, sie hätten ein Problem mit Alkohol, wenn die Leber nicht in Ordnung ist.
Die GGT ist auch oft bei Galleproblemen erhöht.
Am zweithäufigsten wohl die
GPT. Das ist ein sehr aussagefähiger Leberwert, der, wenn er erhöht ist, auf jeden Fall etwas zu bedeuten hat. Schon bei grenzwertig hohen GPT-Werten würde ich hellhörig werden, denn Lebergesunde haben oft relativ niedrige GPT-Werte.
Am dritthäufigsten die
GOT, die man aber in der Regel nie separat bestimmt, sondern meist mit der GPT zusammen.
Es gibt dann noch die
Cholinesterase (CHE), die mind. genauso aussagefähig ist, wie die GPT.
Bei diesem Wert gilt, dass er, wenn er erniedrigt ist, sehr für eine Zirrhose spricht. Auch schon grenzwertige Werte sind aus meiner Erfahrung verdächtig.
Dann gibt es noch die
Alkalische Phosphatase, die nicht so oft bestimmt wird:
Ist sie hoch, liegt ein Problem mit der Galle vor und wenn sie sehr niedrig ist, kann das ein Hinweis auf den M. Wilson sein (beides bei Erwachsenen).
Bei Kindern ist sie erhöht, weil Kinder sich noch im Wachstum befinden.
Außerdem ist das
Bilirubin noch ein wichtiger Leberwert, der auch nicht so regelmäßig bestimmt wird.
Ist Bilirubin erhöht, liegt ein Problem mit der Leber vor und/oder evtl. haben die Betroffenen eine hämolytische Anämie (die wiederum die Folge einer Leberkrankheit sein kann - z. B. beim M. Wilson relativ häufig ist).
LDH ist noch ein Wert, der, wenn er erhöht ist, ebenfalls auf die Leber oder eine hämolytische Anämie (bzw. eine akute Hämolyse) hinweisen kann.
LDH wird noch relativ oft bestimmt, weil er auch generell erhöht ist, wenn Zellen absterben.
GLDH ist ein Leberwert, der leider so gut wie nie bestimmt wird. Bei mir war dieser Wert aber gigantisch hoch und fiel auf ganz niedrige Werte ab, nachdem ich mit Ursodeoxycholsäure (eine verschreibungspflichtige Gallensäure) behandelt wurde.
Es gibt Leberärzte, die halten die GLDH für wichtig. Hausärzte kennen den Wert aber eher nicht.
Wahrscheinlich ist, dass die Hausärzte bei den Leberwerten einen bis alle der 3 erstgenannten Werte bestimmen.
Da alle diese Werte so teuer nicht sind, würde ich, wenn ich denn schon die Leberwerte bestimmt haben wollte, alle Leberwerte bestimmen lassen und ggf. die Bestimmung der restlichen Werte selbst zahlen. Aber das muss jeder selbst wissen, ob er dazu bereit ist und ob es ihm nötig erscheint.
Wie bei vielen Laborwerten ist wichtig, dass der Arzt das Blut korrekt behandelt. Am besten sollte es eine halbe Stunde nach der Blutentnahme zentrifugiert werden (dann ist es geronnen) und dann noch abgetrennt und umgefüllt werden, denn nur das nach dem Zentrifugieren oben überstehende Serum ist für die Untersuchung wichtig.
Leider haben manche Ärzte nicht mal eine Zentrifuge. Andere haben eine und zentrifugieren zu früh und dann fallen die Werte niedriger aus und so könnten dann erhöhte Werte übersehen werden.
Oder aber das Blut wird viel zu spät zentrifugiert und das Blut hat sich dann schon verändert. Es kann dann hämolytisch, lipämisch etc. werden.
Freitags würde ich nie zu einer Blutabnahme gehen, denn es kann passieren, dass die Werte dann erst in der nächsten Woche bestimmt werden.
Was man bei den Leberwerten vielleicht noch wissen sollte, ist, dass diese bei Leberkrankheiten schwanken. Leberkrankheiten veursachen oft schubartig erhöhte Leberwerte, d. h. die Werte können heute normal sein (evtl. hochnormal) und in 3 Wochen können sie leicht erhöht sein.
Wissen sollte man noch, dass man nicht von der Höhe des Leberwertes auf das Ausmaß der Leberkrankheit schließen darf.
Beim M. Wilson, um bei meinem Beispiel zu bleiben, haben die Betroffenen oft nur ganz leicht erhöhte Leberwerte oder aber sogar Leberwerte im Normbereich.
Leberwerte steigen oft erst an, wenn die Leber schon schwerer geschädigt ist.
Man weiß, dass bei einer kompensierten Leberzirrhose die Leberwerte öfter normal ausfallen.
Vielleicht weil eine fast kaputte Leber keine Transaminasen (GGT, GPT und GOT sind Transaminasen) mehr produzieren kann?
D. h. wenn ein Verdacht auf die Leber bestehen sollte und die Leberwerte sind (noch) normal, so muss man ggf. diese wiederholt bestimmen oder aber andere Untersuchungsmethoden heranziehen.
Dann sollte man aber ggf. einen Leberexperten noch zu Rate ziehen, denn eine Leberkrankheit mit normalen Leberwerten kann ein Hausarzt kaum diagnostizieren.
Weil es nicht immer einfach ist, eine Leberkrankheit früh zu erkennen, gibt es wohl die hohe Dunkelziffer bei Leberkrankheiten.
Bei Leberkrankheiten gibt es oft einen Zinkmangel, einen Mangel an Magnesium und einen Mangel an Vitamin A. Hingegen haben Leberkranke oft zuviel Kupfer in der Leber (was aber im Blut nicht feststellbar ist, weil das Kupfer nur in der Leber gespeichert wird. Feststellbar ist dies bei einer Leberbiopsie ...).
Ich habe nun etwas mehr zu Deiner Frage geschrieben, weil ich denke, dass man das auch wissen sollte, wenn man sich mit Leberwerten beschäftigt.
LG
margie