Gedichte des hu ti

Rota

in memoriam
Themenstarter
Beitritt
22.07.08
Beiträge
2.569
Ernte

Was ich aus meinen Lungen stoß,
steigt kreisend, türmt sich und verweht.
Kein Blick danach. Rauch ist es bloß.
Ins Blaue weisend.
Er zeigt, wie was die Zunge formt,
in frischer Luft zergeht.

hu ti
 
Ordnung

Die Ordnung ist.
Der Chef hat Recht.
Der Frühling bringt die Blumen,
Vergißmeinnicht,
die Postleitzahl
und wer zum Spaß was andres möcht,
erfährt das Wort vom Jammertal,
Kosmea und Bitumen.​

hu ti​
 
Zuletzt bearbeitet:
Niedergang

Seit die Dichter
statt zu singen,
nur mehr gähnen,
wachsen ihrer Haare Strähnen
lichter auf dem Kopf der Zeit
hu ti
 
Gedichte des hu ti , Gold

König Midas und das Gold
frei nach der griechischen Sage



Als Weingott Bacchus feierte
mit seiner wilden Schar,
da war der Silen auch dabei,
weil es so lustig war.

Er sprang herum und becherte
mit jedem, den er traf.
Als die Gesellschaft weiterzog,
lag er in tiefem Schlaf.

Am andern Tage in der Früh
da konnte man es seh’n:
Der alte Silen, der war blau
und torkelte beim Geh’n.

Drei Bauernbuben fanden ihn
und trieben ihren Spaß,
sie banden ihn mit Blumenband
und zwickten ihm die Nas’.

Sie brachten den Gefangenen
vor König Midas’ Thron
und dachten dieser schöne Fund,
bringt ihnen reichen Lohn.

Doch oft kommt’s anders als man glaubt,
so war’s hier jedenfalls,
als Midas Silen vor sich sah,
fiel er ihm um den Hals.

Wie freu ich mich, dich hier zu sehn,
du Freund aus alter Zeit.
Komm, setz dich her an meinen Tisch,
gleich ist der Schmaus soweit.

Zehn Schweine schlachtete er dann,
zehn Tage volles Fest,
mit allem, was das Herz begehrt,
was sich nur denken läßt!

Am elften Tage brachte er
dem Bacchus ihn zurück.
Der hatte Silen schon vermißt
und lachte voller Glück.

Dem König Midas sagte er,
daß er ihm dankbar sei.
Er soll sich wünschen, was er will,
er schaffe es herbei.

Der zögerte nicht lang und sprach,
daß er nur eines wollt’,
was er mit seinem Leib berührt,
das werde pures Gold!

Gott Bacchus schaute ihn nur an.
Fällt dir nichts Bess’res ein?
Jedoch du hast einmal mein Wort.
Drum soll es auch so sein.

Der Midas wollte, wie er ging,
gleich sehn, ob’s funktioniert.
Am Straßenrande lag ein Stein,
kaum hat’ er ihn berührt,

der wurd’ zu Gold in seiner Hand.
Da staunte er nicht schlecht.
Das geht ja besser als man je
im Traum sichs wünschen möcht.

Jetzt noch einmal, am Baume dort
pflück ich die grüne Birn’.
Kaum war’s getan, da war sie gelb.
Er schlug sich an die Stirn.

Die fühlte kühl und hart sich an,
fast wie ein Schmiedestahl.
Da rannte Midas jubelnd heim
in seinen Königssaal.

Er setzte sich gleich an den Tisch
und rief nach rotem Wein,
doch wie er ihn dann trinken wollt,
bracht’ er ihn nicht hinein.

Er brachte ihn nicht in den Hals.
Gold war in seinem Mund.
Da kam es ihm mit einem Mal,
das ist ja ungesund!

Am Tische vor ihm stand ein Korb,
mit einem Brot darin.
Er biß hinein, es krachte laut,
zwei Zähne waren hin!

Kein Wein, kein Brot, ich dummer Narr!
Was habe ich getan!
Er flehte wie ein kleines Kind
Bacchus im Himmel an:

Nimm bitte dein Geschenk zurück!
Es bringt kein Glück, nur Leid.
Ich weiß, ich hab es selbst gewählt,
doch das war nicht gescheit.

Der Bacchus ist kein böser Gott,
er hörte dieses Fleh’n
und sagte Midas, er soll schnell
zum Fluß bei Sardes geh’n

und dann stromauf bis zu dem Quell.
Dort tauche er hinein.
Die Kraft des Wassers mache dann
von allem Gold ihn rein.

Da atmete der Midas auf,
froh hörte er den Spruch
und wusch sich von der Gabe frei
und ihrem bösen Fluch.

Der Fluß, der fließt auch heute noch,
führt seitdem feines Gold,
das zwischen Sand und Steinen steckt
und langsam talwärts rollt.

hu ti
 
Gedichte des hu ti , Gold

Niedergang

Nichts vom Mensch kann dauernd dauern.
Schauernd bröckeln dicke Mauern.
Langsam sterben der Antike große Lieder.
Immer wieder lottern Erben,
springt der Marmor, bröselt Gips.
Cicero beginnt zu stottern.
Plato geht zum Hefterl tauschen.
Atticus liest Komikstripps.
Wenn Sirenen, statt zu heulen,
matt vom Schrei, an Säulen lehnen,
kann man leis ein Rauschen hören,
Kommt's vom Tonband?
Ist's der Styx?

hu ti​
 
Gedichte des hu ti , Gold

Aus gegebenem Anlaß :D

Dädalus und Ikarus

Es steht da in Kreta ein Labyrith,
wo keiner, der drin ist, den Ausgang mehr find't.

Nur Dädalus wußte als einziger Mann,
wie man aus dem Wirrwarr herauskommen kann.

Er war's, der beim Bauen den Taktstock geführt,
im Auftrag von Minos, der damals regiert.

Sohn Ikarus, ja der war auch mit dabei.
Sie waren gefangen, sie lebten nicht frei.

Es seufzten die beiden schon lang um ihr Glück.
Sie wollten so gern in die Heimat zurück.

Und wie's keinen Weg gab zu Wasser und Land,
da nahm der Vater den Sohn bei der Hand

und sagte, du kannst uns, du Minos, du Schuft,
dann fliegen wir beiden halt durch die Luft. :D

Denn wie man das macht und sich Flügel baut,
das hab ich den Vögeln längst abgeschaut.

Er band viele Federn mit Leinen aus Flachs
und klebte die Flügel zusammen mit Wachs.

Die schnallten sie sich an die Arme an
und ehe die lange Reise begann,

mahnte der Vater, bleib schön hinter mir
und flieg nicht allein, das rate ich Dir.

Einen Kuß noch und ab ging die Post übers Meer,
der Vater voraus und der Sohn hinterher.

Ganz hoch über Delos ging es dahin.
Hirten und Fischer sahen sie zieh'n

und staunten den beiden hinterdrein.
Sie meinten, das könnten nur Götter sein!

Das Wetter war prächtig. Die Sonne, sie schien.
Da wurde der kleine Ikarus kühn,

begann das Spiel mit dem Wind, der ihn trug
vergaß seinen Vater und lenkte den Flug

so nah an die heiße Sonne heran,
daß schließlich das Wachs in den Flügeln zerrann.

Die Federn landeten drunten im Meer.
Der Ikarus strampelte wild hin und her.

Doch fand er nicht Halt und fiel wie ein Stein
vom Himmel herab in das Wasser hinein.

Der Vater suchte verzweifelt den Sohn.
Gleich als er die Federn sah, wußte er schon,

tot war der Bub! Er stöhnte laut:
Oh hätt' ich doch nie diese Flügel gebaut!

Dann trug er den Leichnam an's sichere Land
und baute ein Grab hoch über dem Strand.

Ti hu
 
Zuletzt bearbeitet:
Gedichte des hu ti , Carmina burana

Hallo, Ihr Liebhaber der Dichtkunst

im Anhang schicke ich heute eine freie Übersetzung aus Carmina Burana, die TiHu nun auch im Deutschen in Gedichtform gebracht hat.

Die Schwierigkeit war, den deutschen Text genau der Musik anzupassen die Carl Orff geschrieben hat.

Es war eine große Mühe es hier im posting nebeneinander darzustellen und hat leider meine Kunst am PC überfordert.

So müßt Ihr halt die Datei öffnen. :idee:
Ich hoffe, es gefällt Euch

Liebe Grüße
Rota
 

Anhänge

  • o Fortuna allein.doc
    33 KB · Aufrufe: 23
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Rota,

das Gedicht ist ganz wunderbar geworden. :applaus:Applaus! Applaus!

Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich es im Glücksthread verlinke.

Herzlichen Dank

Lieber Gruß:)
LieberTee
 
Liebe Rota
kenne einige Zeilen aus dem Gedicht, schön dass ich es nun ganz habe.
Vielen Dank
Herzliche Grüsse
KARDE
 
das Gedicht ist ganz wunderbar geworden. :applaus:Applaus! Applaus!

Danke, danke, ti hu wird sich freuen.

Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich es im Glücksthread verlinke.

Nein, Nein, ich habe nichts dagegen, gelingt es vielleicht Dir, das Gedicht in das posting zu zaubern?, mir war es nicht möglich. Ich habe den halben Vormittag daran herumgepuzzelt. Aber mein Gehirn war heute früh, sowieso zu nichts zu gebrauchen. Jetzt gehts wieder.

Liebe Grüße
Rota :fans:
 
Die Affeninsel

Durch den Urwald tönt es laut,
wenn man auf die Trommel haut.
Ein Gorilla voller Frust
schlägt sich auf die eigne Brust,
brüllt mit lauter Stimme: Scheiße,
auf die Insel kommen Weiße,
bringen Feuer und Gestank,
Plastikabfall macht uns krank.

Auf den stillen Wanderwegen
kreischen bald die Kettensägen,
eine Straße wird gebaut
und das Paradies versaut.
Bald wird unser Wald verbrennen
und wohin wir dann auch rennen
überall nur Rauch und Qualm
und zum Fressen keinen Halm.

Alle haben es gehört.
Alle sind gleich ganz verstört
zum Versammlungsbaum gelaufen.
Drängen dort in wilden Haufen,
jammern, kreischen, fuchteln rum,
einer laut, der andre stumm.
Plötzlich werden alle still,
weil der Häuptling reden will.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
sprach er, setzt euch bitte nieder,
denn es braucht hier in der Tat
einen großen Affenrat.
Selber weiß ich nicht mehr weiter,
hoffentlich seid ihr gescheiter.
Wer, das ist die große Frage,
schützt uns vor der Menschenplage?

Und er starrte auf die Erde,
was ihm wohl zur Antwort werde.
Ringsum Schweigen, Trauermienen,
Köpfekratzen, tiefes Sinnen,
keinem einzigen von allen
ist was Gscheites eingefallen
und nach einer halben Stunde
löste sich die stumme Runde.

Nur der Häuptling blieb noch hocken,
drehte seine grauen Locken,
zupfte seine kleinen Ohren,
sah den Urwald schon verloren,
als er etwas knacksen hörte,
was sein trübes Sinnen störte.

Oben, hoch im Baobab,
saß doch ein Gorillaknab,
war da lange schon gesessen,
hat sein Affenbrot gegessen,
aß mit Händen und mit Füßen,
kaute grad den letzten Bissen,
sprach dann, als er fertig war,
ja, so geht’s, jetzt ist mir`s klar.

Was denn, fragte ihn der Alte.
Daß dort in der Felsenspalte
winzig kleine Tiere leben
und wenn wir den Stein aufheben,
kriechen sie in langer Reihe
aus dem Loch heraus ins Freie,
helfen uns, wenn wir sie bitten,
heißen, glaube ich, Termiten.

Alles möchte ich drauf wetten,
daß die Brüder uns erretten.
Sie sind klein, doch sie sind viel.
Für sie ist es nur ein Spiel.
Die in dieser Spalte wohnen,
zählen sicher nach Millionen
und Millionen kleiner Beißer
fürchtet schließlich auch ein Weißer.

Drauf der Alte: Du hast Recht,
dein Gedanke ist nicht schlecht.
Kleine, doch in großer Zahl,
das ist fast schon genial.
Eines nur, das weiß ich nicht,
wie man mit den Tieren spricht.

Ich kann fließend Deutsch und Britisch
aber leider nicht Termitisch.
Das ist wirklich kein Problem.
Wenn sie auch nur wenig sehn
und nichts hören ohne Ohren,
sind sie doch nicht dumm geboren,
können als Insektenwesen
unsere Gedanken lesen.

So sprach der Gorillaknab,
rutschte schnell vom Baum herab,
half und mit vereinter Kraft
war der Stein bald weggeschafft.
Und da sah man sie auch schon,
die Termitenprozession.
Unvorstellbar war die Menge,
aber ohne ein Gedränge
floß sie wie ein Strom hervor,
der sich bald im Gras verlor.

Vierundzwanzig Stunden später
trugen dann zwei Sanitäter
einen Weißen, ganz zerbissen
auf das Schiff auf einem Kissen.
Daß er lebte, war sein Glück.
Keiner sonst kam je zurück.

hu ti
 
Wieder ein Gedicht von hu ti,
einer Griechischen Sage nachgedichtet.

Leto

Als sich nicht mehr verbergen ließ,
daß Leto schwanger war,
trieb Hera sie vom Paradies,
denn ihr war sonnenklar,
nur Zeus konnte der Vater sein
und der gehörte ihr allein.

Sie fluchte voller Götterzorn
dem, Mädchen hinterher,
daß nirgends, hinten nicht und vorn,
ein Land auf dieser Erde wär',
das sich ihr nicht verschließe
und sie gebären ließe.

Und so geschah's, das arme Kind
das irrte ganz vergeblich
durch Hitze, Kälte, Schnee und Wind
und zitterte unsäglich.
Kein Platz im ganzen Erdenrund
für sie und ihren Muttermund?

Das soll und kann und darf nicht sein.
So ist's auch nicht gekommen.
Die Insel Delos, ganz allein,
die hat sie aufgenommen.
Wie Leto war sie heimatlos
und trieb umher so wie ein Floß.

Es war schon höchste Eisenbahn.
Es kamen schon die Wehen.
An Palmen hielt sich Leto an
und brachte so im Stehen,
wie es die Sage uns erzählt,
Apoll und Artemis zur Welt.

Für Letos Freude gibt's kein Wort!
Auch Zeus war überglücklich
und schenkte Delos einen Ort
zum Ankern augenblicklich.
Doch Heras Zorn, der hielt noch an
und Letos nächste Flucht begann.

In Lykien, einem heißen Land,
da hat man sie gesehen
mit ihren Kindern an der Hand,
voll Durst und müd vom Gehen.
Der Weg lief über Berg und Tal
und war für alle eine Qual.

Sie pilgerten den ganzen Tag,
schon war die Sonn' am Sinken,
als still ein See vor ihnen lag.
Sie wollten gern draus trinken.
Doch plötzlich stand da so ein Wicht
und knurrte bös, das dürft ihr nicht.

Er winkte andre schnell herbei
und statt sie zu begrüßen,
machten sie alle nur Geschrei
und stampften mit den Füßen.
Sie schwörten Leto Hiebe,
wenn sie noch länger bliebe.

Ganz groß wuchs da der Zorn in ihr.
Hoch hob sie auf die Hände.
Bis an die Wolken stieß sie schier.
Schnell war der Spuk zu Ende.
Die groben Lümmel wurden klein
und sanken in den See hinein.

Sie kriegten eine grüne Haut
und zappelige Glieder
und schimpften weiter und zwar laut
und tauchten auf und nieder.
Was weiß ich, was sie sagten!
Man hörte nur, sie quakten.



hu ti

LG Rota
 
und daß man sieht, was aus dem kleinen Apoll geworden ist, hier das Gedicht von

König Midas und Apoll


Dem König Midas war es leid
das Gold und auch das Geld.
In Wälder zog er und aufs Land
das war nun seine Welt.

Sein Gott war jetzt der dunkle Pan,
der auf der Flöte blies
und seine Lieder allzugern
vor Nymphen hören ließ.

Weil die so staunten, glaubte Pan,
niemand könnt' besser sein,
ja selbst Apoll, der Sohn des Zeus,
wär im Vergleich ganz klein.

Kaum hatte das Apoll gehört,
stand er schon riesengroß
mit der Kithara unterm Arm.
Gleich ging der Wettkampf los!

Erst blies der Pan, der Ziegenfuß,
dann kam der Gott Apoll.
Sein Spiel war himmlisch und sein Lied
war einfach wundervoll.

Man hatte einen alten Berg,
der, glaub ich, Tmolus hieß,
als Schiedsrichter sich auserwählt
und Tmolus sagte dies:


Nie klang ein süßerer Gesang
an mein bemoostes Ohr
als der Apolls. Sein Saitenspiel,
das kommt mir göttlich vor.

Was Pan blies, das war auch nicht schlecht,
doch lange nicht so gut.
Drum winde ich den Siegeskranz
Apollo um den Hut.

Da mischte sich der Midas ein
und sprach, das ist nicht recht.
Für mich war Pan viel lustiger,
der andre spielte schlecht.

Apollo hat, wie jeder weiß,
nicht für fünf Cent Humor.
Er zupfte Midas auf der Stell'
erst rechts, dann links am Ohr.

Da wuchsen lange Ohren ihm,
wie sie ein Esel hat
und Midas schämte sich und sprach,
jetzt hab ich den Salat!

Jetzt lachen alle Leut' mich aus
und halten mich für dumm.
Was mach ich nur?-Hurra ich habs,
ein Turban muß herum!

Gesagt getan. Es ward verhüllt
das saudumme Malör.
Nur einer sahs von Zeit zu Zeit,
das war der Leibfrisör.

Der war verschwiegen, sagte nichts,
blieb still um jeden Preis.
Doch andrerseits trieb es ihn sehr,
zu sagen, was er weiß.

Drum grub im Felde er ein Loch.
Er grub es ganz allein
und murmelte in großer Hast,
was er geseh'n hinein.

Dann schaufelte er alles zu
und rannte schnell nach Haus.
Er dachte wohl, mit dieser Tat
sei die Geschichte aus.

Doch wo die frische Erde lag,
da wuchsen Binsen bald.
Sie wuchsen viel und wuchsen hoch,
ein ganzer Binsenwald.

Und wenn im Sommer warmer Wind
die Halme sanft durchweht,
dann hört man einen leisen Klang,
der von dem Schilf ausgeht.

Der Midas, der hat Eselsohr'n,
so hört man's fein und klar
und jeder weiß, auch heute noch,
wie dumm der Midas war.

hu ti


LG Rota
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja eine tolle Seite, liebe Rota. Hab sie eben erst entdeckt.

Mach bitte weiter.

LG Rawotina :wave:
 
Mach bitte weiter. LG Rawotina

Gerne, liebe Rawotina

Pygmalion

In der Göttin der Liebe eigenem Land
saß der Pygmalion,
der alle Frau'n zum Fürchten fand,
auf seinem Königsthron.

Doch für keinen ist's gut, ganz allein zu sein,
das hat auch er gefühlt,
so schnitzte er aus Elfenbein
ein schönes Mädchenbild.

Dem hat er ganz tief in die Augen geblickt,
meinte es blickt zurück,
und hat es geherzt und hat es gedrückt
voll Staunen und voll Glück.

In Cypern da gab es kein größeres Fest
als Venus' Feiertag
wo Nord und Süd und Ost und West
nur ihr zu Füßen lag.

Zwei schneeweiße Kühe vorn bei dem Altar.
Der König schwang das Beil.
Er bot das Fleisch der Göttin dar.
Die Flammen stiegen steil.

Dann murmelte es etwas heiser und rauh
und bat um eine Braut,
die bitte, wenn möglich, ganz genau
wie die Figur ausschaut.

Seinen wirklichen Wunsch verschwieg er dabei
der war ihm zu gewagt,
als daß er frisch und daß er frei
voll allen ihn gesagt.

Doch es wußte Venus auch ohnedies schon,
was er so heiß begehrt
und hat es ihm gewährt.

Kaum war er dann wieder zuhaus und allein,
o sel'ger Augenblick!
kaum küßt' er das Bild aus Elfenbein,
da küßte es zurück.

hu ti
 
Passend zur Jahreszeit wieder einmal etwas von Hu Ti

Wildschweine

Viele sagen, heutzutage gäb’ es eine Wildschweinplage,
denn der jungen Ferkelbrut täten warme Winter gut
und die Jagd mit dem Gewehr sei bei diesem Tier sehr schwer.
Auch der große Säbeltiger wär längst fort. Die Sau sei Sieger.

So ein Wildschwein wird geboren mit den allerfeinsten Ohren.
Hört’s von fern nur einen Laut, ist’s gleich weg und abgehaut.
Anders als das Reh, der Hirsch, läuft es nie auf seiner Pirsch,
ohne was zu überlegen, täglich auf den gleichen Wegen.

Nein, es wechselt seine Spuren hundertmal in Wald und Fluren.
Einmal frißt es in den Feldern, einmal wühlt es in den Wäldern,
schon sah eine Frau voll Graus eine Sau in ihrem Haus.
Niemand weiß von vornherein, was es treibt, das wilde Schwein.

In die dicksten Dornenhecken kriecht es, um sich zu verstecken.
Ohne Mucks und ohne Schnaufen kann’s in alten Ästehaufen
gut getarnt und reglos liegen, ach es ist zum Jungekriegen!
Schließlich geht der Jäger heim – und der Wildsau auf den Leim.

Einer ist vielleicht zu wenig, doch zu mehrt da bin ich König!
Also traten zwanzig Mann jüngst zu einer Treibjagd an.
Bald war ein Getreidefeld von den Jägern rings umstellt,
wo die Säue, die verreckten, sich im hohen Korn versteckten.

Jeder wußte ganz genau, keine Chance’ hat eine Sau
gegen zwanzig grüne Jäger, jeder Mann ein Flintenträger.
Einmal müssen sie heraus und dann ist’s mit ihnen aus.
Nicht ein Fünferl möchte man geben, um ein solches Schweineleben.

Ja, man roch schon fast den Duft von dem Braten in der Luft,
als die Truppe blitzesschnelle, wie ein Mann, an einer Stelle
donnernd aus den Acker kam, wo der Jäger Reißaus nahm.
Mit dem Tode müßt er’s büßen, wagte er es, hier zu schießen.

Und, was keinen wundern muß, auch kein andrer kam zu Schuß,
sondern sah nur Schwänz’ von hinten, wie sie in dem Wald verschwinden.
Also unterlag aufs neue Menschenlist der Wildschweinschläue!
Dies geschah, es ist bekannt, bei Gröbenzell im flachen Land.
 
Schönes Gedicht, liebe Rota.

Solche Erlebnisse haben die Jäger hier öfter, wenn es um ein Maisfeld geht.

Ich habe das Gedicht für meinen Mann ausgedruckt - er will es den Jägern zum Spaß mal vortragen.

LG Rawotina
 
Oben