Richter´s virtuelle Gedichtesammlung

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18.12.06
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1.248
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Für Rudolf
von Richter


Wenn die Nacht zum sterben verdammt,
und die Kälte aus deinem herzen verbannt,

wenn Hoffnung aus der Zukunft blickt,
und die Sonne den Nebel erstickt,

wenn Zuversicht deine Wunden heilt,
und die Freude in dir verweilt,

wenn Mut deine Gedanken lenkt,
und die innere Kraft deine Leiden erhängt,

mit der Einsicht schließt sich der Kreis,
denn Gefühle haben ihren Preis,

und dann wirst du verstehen,
nur so kann für dich die Sonne aufgehen.

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Unbekannt
von Richter

Glaube mir, die Wahrheit ist,
ich wollte nie erkennen wer Du bist.

Den Blick gesenkt, das Gehör auf Mute,
Dich nur genießen, das tat gut.

Keine Verplichtung, kein Gefühl,
alles nur oberflächlich, völlig kühl.

Und glaube mir, es macht keinen Sinn,
denk nicht nach, Du erkennst nie wer ich bin.​


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Geschändetes Bewußtsein
von richter

Ganz tief verborgen, dort wo kaum einer zu suchen wagt,
die Verbindung tot und fast immer abgerissen.
So still und leise das man es kaum hört wenn es was sagt,
dort ist es zu Hause, das echte, das wahre Gewissen.

Doch ganz gewiss kommt mal die Stunde,
wo es plötzlich aufschreit und sich nicht mehr versteckt.
Ganz groß und tief ist dann die Wunde,
das man fast daran verreckt.

Der Wind so kalt ins Gesicht dir weht,
die Luft zum Atmen so knapp wie nie.
Der Sturm scheinbar nie vorrüber geht,
und du willst nur noch weg, aber wie?

Die Brücke kracht, dein Herz ist taub,
der Tag der Wahrheit macht sich breit.
Qualvoll erhebst du dich aus dem Staub,
und dein geschändetes Bewußtsein ist wieder befreit.

Du fühlst die Kraft, du bist nicht zu zähmen,
der Mensch in dir ist wieder erwacht.
schon bist du bereit dir alles zu nehmen,
doch vergiss eins nie, dein wahres Gewissen hat die Macht.​


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Große Enttäuschung!
von Richter


Warum zwingst du unsere Beziehung so in die Knie?
Zugegeben, die große Liebe warst du nie.

Doch das du mich jetzt so schamlos benutzt,
es kann nie wieder gut werden, alles ist beschmutzt.

Zu tief die Wunden, zu viele Narben,
es geht nicht mehr weiter, ich will nicht mehr darben.

Am Anfang gabst du mir das Gefühl ich wäre dein Held.
Doch heute weiß ich, es ging nur um mein Geld.

Du bist die Enttäuschung meines Leben´s.
Und ich hab alles für dich gegeben.

Ich bin Wiener, und mit mir macht man keinen Schmäh.
Du warst mit Sicherheit mein letzter BMW.​


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Der Weg zur Freiheit!
von Richter



Dort unten, im Tal der Erkenntnis,
der Pfad dorthin, schmal, steinig und schwer.
Zu wenig Licht, zu viel Finsternis,
und es gibt keinen Wegweiser mehr.

Doch gleich daneben, im Tal der Versuchung,
wo die Strasse so breit, einfach und bequem.
Alles erstrahlt hell im Lichte der Täuschung,
und überall stehen Helfer, hier ist es angenehm.

Am Jahrmarkt des Leben´s wird alles geboten,
an jedem Platz eine neue Sensation.
Es scheint als wäre hier nichts verboten,
und der Preis, wen interessiert der schon.

Die Augen ganz groß, der mund weit offen,
ein jeder muß der erste sein.
Ist hier das Ziel von allem Bangen und Hoffen,
doch nichts wahr davon, alles nur Schein.

Dort hinten, weit weg und fast ganz am Rande,
ohne Trubel und Heißa, ganz ohne Geschrei.
Nichts schmückt die Hütte, nicht eine Girlande,
es ist kaum zu glauben, doch nur dort ist man frei.

Hör nie auf zu suchen nach diesem Stand,
benutz deinen Verstand, lass dich nicht blenden.
Und gib ihn niemals aus der Hand,
denn du hast einen Schlüssel, mußt ihn nur noch verwenden!​


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A Wiener haut se über de Häusa!
von Richter



I glaub i schleich mi, sunst is z´spät,
des kau jo ned sei das so weidageht.

Es wird Zeit das i mi in Talon leg, sofort.
Wißt´s sudern des woa no nie mei Oart.

I bin a ka Oarschkreuler und a ka Kniera,
weda a Wappla no a fadisierer.

A Kapazunder des is ned mei manier,
oba über die gosch´n fohr´n, des spüd´s ned bei mir.

Vielleicht hät i öfter tuan soin wos die Habschis von mir woll´n,
doch von an Nudldrucker los i mi no lang ned rolln.

Schod is nur wan´s an a Blechwimmerl geb´n,
dann glaubt a glei er muaß nimma überleg´n.

Leida gibt´s do Meldungen zu hauf,
do geht ma imma des Gímpfte auf.

Vielleicht is a klane Pause ned schlecht,
vülen do is des sicher sehr recht.

Wan´s wieda so g´miatlich is wie friera,
dann kumm i sicha wieder fiara.

Gott´ sa dank bin i ned alla´
und drum sog i euch baba!​


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Des Menschens größter Verlust!
von Richter



Was den Menschen für immer verdirbt,
ist der Tag an dem das Kind in ihm stirbt.
Wenn die Realität sein Bewußstsein durchdringt,
das Menschlein leise und hilflos ertrinkt.

Erwachsen ist er nun, groß, mächtig und so stark,
entfalten will sich nun was so lange in ihm verborgen lag.
Von nichts und niemand lässt er sich halten,
sein Leben will er nun selbst verwalten.

Vorbei die Zeit der endlosen Pflichten,
er muß alle Ketten sprengen und vernichten.
Nach dieser Verwandlung ist er nun bereit,
endlich zu Ende die Abhängigkeit.

Doch wo noch gestern das liebliche Kindlein gewohnt,
nun plötzlich der Egoismus und die Berechnung thront.
Der Eigensinn mit wehenden Fahnen Einzug hält,
und zum ersten Mal ist sein Inneres wirklich entstellt.

Niemals zuvor hat er solch Einsamkeit und Kälte empfunden,
jetzt weiß er, das Kind ihn ihm ist für immer verschwunden.
Alles würde er geben könnte er noch einmal zurück,
doch für immer verschlossen das Tor zum kindlichen Glück.

Doch ab und zu in diesen ganz seltenen Stunden,
scheint es als hätte er das Hindernis überwunden.
Dann kehrt es im Traume endlich wieder Heim,
das kostbarste von allem, das kindliche glücklich sein.
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Die grosse Liebe
von Richter




Wie zwei Schmetterlinge die tanzend durch die Lüfte schweben,
von der Liebe berauscht, nichts um sie herum nehmen sie wahr,
so fühle ich mich bei dir, es scheint nichts anderes zu geben,
das Gefühl es zerreist mich und doch will ich es halten für immerdar.

Einer Rose gleich im erstrahlenden Licht der Morgensonne,
umgibt ein Zauber dein Gesicht bei diesem lieblichen Blick,
mein Herz wird umspült mit Glückseligkeit und freudiger Wonne,
gespielt von hunderten Geigen ertönt die schönste Musik.

Halte mich fest und tief verborgen in deinem Arm,
ich werde dich behüten, darauf gebe ich acht,
berühre meine Seele und halte sie warm,
denn diese Bande wurden für die Ewigkeit gemacht.​


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Immer das Gleiche

von Richter




Und host wieder amoi a Chance verspült,
sitzt nur mehr do und bist betrübt.

Mit deiner Bledheit host nur ans erreicht,
das sogor dei bester Freind sich schleicht.

Dei Frau hot di scho lang durchschaut,
und sich vor Jahren über´d Heisa g´haut.

Du glaubst es san immer alle gegen di,
warum des so is des frogs`t di nie.

Wie´s aundern geht des kümmert di ned,
selbst deine Kinder schau´n nur no weg.

Dei Leb´n is nur no a anzige schinderei,
für di is scho längst alles vorbei.

Und wie immer drahst di nur beleidigt um,
i glaub du bist ganz einfach nur dumm.

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Ohne Sinn
von Richter




Nun stehen wir hier und sind ganz erstaunt,
war da jemand einfach nur gut gelaunt?

Oder haben wir es noch nicht erkannt,
und der Erschaffer ist nur ein Dilettant?

Ein jeder wurschtelt so vor sich hin,
von oben betrachtet fehlt jeglicher Sinn.

Wir laufen mal da lang und dann wieder dort,
doch landen werden wir alle am selben Ort.

Ein ewiges hetzen und sich zerreiben,
am Ende wird trotzdem keiner überbleiben.

Es ergibt keinen Sinn und auch kein Ziel,
es ist einfach nur das dümmste Spiel.

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Dradiwaberl

von Richter



Im Leb´n is wia auf an Ringelg´spü,
amoi schnell, dann steht´s wieda stü.

Wia a Dradiwaberl bewegst di immer im Kras,
und passt ned auf dann liegst do, ganz gach.

Um fünfe in da Fruah haut di da wecker aus´n Bett,
de Oide neben dir schaut aus, na es is a gfrett.

Waunst di dann im Bad in Spieagl schaust,
kaunnst ned verbergen das da söba graust.

Des Häferl Kaffee und die erste Tschik,
san a nurmehr a gaunz a kurzer Kick.

So schlurfst dann jeden Tog hoid in die Hock´n,
und frogst di wia laung wirs´d des no dapock´n.

Z´midoch sitzt in da Kantin mit da Oarbeitaklasse,
und schiabst da eine dei Hüsen und a Haaße.

Noch´n barabern schnö no vom Gigerer a Wurscht,
und nix wie zum Brandinesa wengan Durscht.

Ka Stimmung kummt auf, ollas so zach,
noch´n zehnt´n Obstler bist endlich waach.

Mit deine Hawara reißt jetzt dei Gosch´n auf,
de Wöd kaun mi moscherln, do scheiß i drauf.

So tramst hoid immer nur von friara,
und bist wieder fett wia a Radierer.

Hoffentlich schloft´s scho, tuast beim hamgeh bet´n,
torkelnd warast boid einegflog´n in die Kinett´n.

Bei da Tür hearst sie scho stallier´n,
jetzt wird´s glei wieda an gach´n kriag´n.

Sie sudert und kebelt oba du huachst gar nimma hie,
du denkst nur no:kumm hoi mi jetzt, du siaßa Gwi Gwi.

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Verborgene Welten
von Richter



Ich suche den Ort wo einst die Sirenen sangen,
doch wie kann ich jemals dorthin gelangen.
Oder dort wo der Himmel das Meer berührt,
ich möchte den Weg finden der dorthin führt.

So oft schon hab ich mir meine Augen gerieben,
ich sehe es nicht wenn zwei Sterne sich lieben.
Dort wo Feen und Kobolde zu Hause sind,
viel zu dunkel, es scheint als wäre ich blind.

Und doch lässt etwas in mir mich erahnen,
ich könnte mir einen Weg dorthin bahnen.
Ich brauche gar keine Kartographie,
der Wegweiser ist meine Phantasie.​


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Verzaubert
von Richter



Dein Blick, ganz flüchtig, nur ich sollte ihn seh´n,
für einen Moment sah ich zwei funkelnde Sterne,
mit gar nichts zu vergleichen, einfach nur wunderschön.

Der Raum ist vollkommen erfüllt von deinem Schein,
diesem Liebreiz kann ich mich nicht mehr entzieh´n,
ohne jeden Zweifel, du kannst nur ein lieblicher Engel sein.

Komm du bezaubernde Elfe, reich mir deine Hand,
nimm mich mit auf eine lange sinnverwirrende Reise,
und führ mich hin zum Gipfel, dort wo ich noch nie stand.​


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Verwunschen

von Richter


Dein Blick, ganz heimlich, nur ich sollt ihn seh´n,
für einen Moment lang sah ich das Unheil,
hypnotisiert blieb ich wie angewurzelt steh´n.

Der Raum ist vollkommen erfüllt von deiner Macht,
rasch will ich mich der Verdammnis entzieh´n
was nur hat dich zu diesem dunklen Engel gemacht?

weiche von mir du Succubus, lass los meine Hand,
entführe mich nicht auf eine infernalische Reise,
erspare mir den Abgrund vor dem ich schon einmal stand.​


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Vergeudet
von Richter



Nächte verschwendet,
ausgezehrt.
Enttäuscht gewendet,
sinnentleert.

Gefühle verweigert,
boykottiert.
Liebe ersteigert,
prostituiert.

Vertrauen geschändet,
gewissenlos.
Verbindung beendet,
Todesstoß.

Einsicht abgelehnt,
verblendet.
Trauer unerwähnt.
verendet.​


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Betrogenes Leben
von Richter


Angstbebender Blick, der Körper vollends erstarrt,
abrupte Wende, vertrautes verkehrt sich.
Die Welt unverständlich, in Dunkelheit verharrt,
jede Berührung ist ein tödlicher Stich.

Die Seele verraten, den Körper missbraucht,
zum Schweigen verpflichtet, furchtbares droht.
Kindliche Illusionen schlagartig ausgehaucht,
die Realität zu überleben oberstes Gebot.

Die Tage bedeutungslos, Nächte infernal,
Hoffnung entschwindet wie spuren im Schnee.
Die Pein wird täglich zur größeren Qual,
zwei kleine weiße Schuhe treiben im See.​


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Seelenkerker
von Richter


Ein Bollwerk gemauert, das Herz eingezäunt,
die Farben verloren, bedrückendes Grau dominiert.
Die Glut ist erkaltet, das Leben versäumt,
der Hoffnung entsagt, die Seele zu stark deformiert.

Die Psyche betrogen, Illusionen machen sich breit,
Realitäten verstoßen, von der Kälte betäubt.
Eine Umkehr nicht möglich, das Ziel viel zu weit,
die helfende Hand seit jeher mit Argwohn beäugt.

Der Körper geschunden, das Gemüt gebrochen,
in fantastischen Welten nach Schutz gesucht.
Das Licht ist tot, ohne Ende das dumpfe Pochen,
die Fahrkarte ins Verderben ist schon längst gebucht.


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Overdose
von Richter



Fatale Begierden überfallen deinen Geist,
kein Aufschub denkbar, dein Leib erbebt.
Der Platz der Vernunft ist längst verwaist,
nur noch die grässliche Sucht die in dir lebt.

Das Elixier deiner Begierde durchflutet dich,
himmlischer Friede scheint nun greifbar nah.
Kurze Ekstase, rasch verflüchtigt sie sich,
ohne Gnade ist wieder dieses Hämmern da.

Ernüchternder Ekel durchbricht alle Wonne,
Beschämend die Suche nach neuem Opiat.
Für immer geschlossen das Tor zur Sonne,
der goldene Schuss bleibt noch als letzte Tat.​


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Ultima ratio
von Richter


Sezierte Gedanken,
schonungslos aufgespürt.
Ideale wanken,
vergangenes unberührt.

Erneuerte Lüge,
Realitäten kaschiert.
Fragiles Gefüge,
weiter marschiert.

Arrangierte Eintracht,
Indizien kostümiert.
Mahnungen verlacht,
Flehen ignoriert.

Übersteigerter Hochmut,
unerkanntes Inferno.
Emotionale Sintflut,
Ultima ratio.​


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Zur letzten Miete
von Richter



Jetzt lieg i do in dera schiach´n Holzkist´n drinn,
de Schuach auf Hochglaunz poliert, i glaub i spinn.
An wunderschenan blauen Aunzug hob´s ma verpasst,
so sche hergricht bin i, daß nebn mir da Brad Pitt verblasst.

Am Nochbarsgrundstück do liegt so a oida Fuchtl,
kebelt immer umme, ka locha, no ned a Wuchtl.
Auf da aundern Seitn is a B´suff mit seina Frau,
In ana mies´n Gegend lieg i, des was i genau.

I kaun mi ned rührn, i hab wirklich ollas probiert,
nix is gaungan, ned amoi a finga hot se griart.
De hättn mi neben an Wappler eigrob´n soll´n,
daunn wär´ ma ned fad, und i hätt an zum roll´n.

Nur no a gaunz klane Hoffnung de lebt no in mir,
vielleicht findens wos antikes auf dem Friedhof hier.
Daunn kumman de Bagger und grob´n ollas um,
de anziche Chance das is zu aundere Nochbarn kumm.

Oba i befürcht das ollas so bleibt wie ´s jetzt is,
links de zwa Rauscherl´n, rechts des blede G´fries.
Und des schlimmste is, mir schlottern scho jetzt de Knie,
in a paar Jahrl´n kummt a no mei Oide und legt se neb´n mi.​


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