Speziell pflanzliches Eiweiß aus Roggen, Weizen (hauptsächlicher Bestandteil unseres Brot- und Nudelmehls), Dinkel und Gerste kann bei disponierten Menschen eine schwerwiegende Schädigung der Dünndarm-Schleimhaut durch eine sogenannte Lektin-ähnliche Wirkung auslösen. Lektine sind pflanzliche oder tierische Eiweiße, die mit Zellmembranen der Dünndarmschleimhaut Bindungen eingehen und dadurch deren Funktionen massiv beeinträchtigen können. Alternativ können aber auch Antikörper, die unser Körper gegen das fremde Eiweiß bildet, für den Ausbruch der Erkrankung verantwortlich sein. Je nach Ausmaß der Schädigung registrieren die Betroffenen dann schwere Verdauungsstörungen mit Durchfällen, Bauchschmerzen, Blähungen etc.. Im Kindesalter bezeichnet man diese Erkrankung (meist im Gefolge einer Gluten-Unverträglichkeit, Gluten = Kleber-Eiweiß, das für die Backfähigkeit des Getreides verantwortlich ist) als Zöliakie, beim Erwachsenen als einheimische Sprue. Das Problem beim Erwachsenen: Die Symptome können z.T. derart gering ausgeprägt sein, dass man als Arzt das Krankheitsbild einfach kennen muss, um im Einzelfall differentialdiagnostisch auch daran zu denken.
• Im Getreide-Eiweiß befinden sich in der Tat bestimmte Proteine, die sogar eine gezielt hemmende Wirkung auf körpereigene Eiweiß-abbauende Enzyme im Dünndarm entfalten können, wodurch die Eiweißverdauung erschwert und zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Minderversorgung bzgl. lebenswichtiger Aminosäuren Anlass geben kann.
• Vollkorngetreide enthält in seinen Randschichten (= Kleie) reichlich Phytin, eine spezielle Phosphorsäure-Verbindung, die in der Lage ist, Mengenelemente wie Kalzium und Spurenelemente wie Eisen, Zink oder Selen im Dünndarm fest zu binden und dadurch der Aufnahme in den Körper zu entziehen. Strenge Vegetarier sollten daher diese Mineralstoffe regelmäßig kontrollieren lassen. Generell empfiehlt es sich, beim Vollkornbrot Sauerteig zu favorisieren, da der Sauerteig-typische Gäreffekt die im Getreide selbst vorhandene enzymatische Wirkung optimiert und so das Phytin beim „Gehen des Teigs“ vermehrt abgebaut wird.
• Getreide enthält einen hohen Anteil an sogenannten Omega-6-Fettsäuren und nur einen geringen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Alle mehrfach ungesättigten Fettsäuren (sogenannte PUF = Poly Unsaturated Fat Acids) werden jetzt im Gegensatz zu den sogenannten gesättigten Fettsäuren (aus tierischen Produkten) nur ganz unwesentlich in den Energiestoffwechsel (Fettverbrennung) eingeschleust. Sie dienen vielmehr als Baustoffe für Zellmembranen und als Vorstufen für hormonähnliche Verbindungen (Prostaglandine, Leukotriene). Sie sind eingebunden u.a. in Schmerzentstehung, Gerinnungsprozesse, Immunabwehr, Herzrhythmus-Stabilität, die Regulation des Cholesterinstoffwechsel und in die Blutdruckregulation. Genetisch vorgesehen ist im Nahrungsangebot ein Verhältnis von 3 - 4 : 1 zugunsten der Omega-6-Fettsäuren. Der deutsche Durchschnittsbürger mit bundesdeutscher Mischkost auf dem Teller kommt aber mittlerweile auf einen Quotienten von bis zu 25 : 1!!. Ursächlich hängt diese dramatische Verschiebung damit zusammen, dass wir zunehmend Lebensmittel aus Mastbetrieben auf dem Teller haben, die als Mastkost eben vor allem Getreide erhielten (Geflügel, Eier, Milch- und Milchprodukte, Zuchtfisch, Rind- & Schweinefleisch). Die Quittung: Eindeutige Zunahme von diffusen Schmerzzuständen ohne organisches Substrat, Herz-Rhythmusstörungen, Thrombosen und Dickdarmkrebs. So ist Deutschland mit 52 000 jährlichen Dickdarmkrebs-Neuerkrankungen europaweit mittlerweile Spitzenreiter, gleichzeitig sind wir aber auch Spitzenreiter beim Konsum von Getreideprodukten.
• Abschließend daher mein dringender ärztlicher Rat zum differenzierteren Umgang mit dem zum Teil ja sogar ungewollt hohen Getreidekonsums und seiner nicht unproblematischen Inhaltsstoffe. Das heißt konkret: Beim Fleischkonsum eben auf Biofleisch oder Wild ausweichen, möglichst keinen Zuchtfisch verzehren, generell den Fettkonsum bzgl. Milchprodukte und Fleisch senken (dadurch Vermeidung von zu viel gesättigten Fettsäuren und zu viel Omega-6-Fettsäuren) und auch beim Kauf von Brot, Gebäck oder Nudeln an Getreide-Alternativen wie Soja oder Amaranth denken. Gleichzeitig bieten sich Früchte, Beeren, Gemüse, Salat, Molke und Nüsse als wertvolle Kohlenhydratspender an, wobei ja gerade bei Nüssen auch ihr hoher Eiweiß-Anteil, ihr optimaler Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und ihre hohe Konzentration an Mineralstoffen (v.a. Kalium & Magnesium) und Spurenelementen wie Kupfer, Mangan oder Molybdän positiv ins Gewicht fallen
https://www.laufreport.de/ziegler/ernaehrung/index6.htm
gelesen unter
Getreide und Gesundheit