Kranke Ohren und die Mitwelt

Rota

in memoriam
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Hallo, liebe Freunde,
Ich hadere gerade mit mir, weil ich meinen Mann nicht unterstützen möchte, seine Schwerhöigkeit dazu zu benützen, vor Störungen das Alltagslebens gegenüber gefeiht zu sein.

Er ist ein Mensch, dem nichts schöner vorkommt, als ein Buch das er durcharbeiten kann. Je schwieriger desto besser. Das ist eine Sucht, und ich gönne sie ihm, weil ich ihn liebe.

Er hat die Bibel gelesen, Goethe konsummiert, 3 Sprachen studiert und alles dauert noch an. Er ist mir gegenüber sehr entgegenkommend und ich kann mich nicht beklagen was seine Aufmerksamkeit mir gegenüber angeht.

Was er nicht in die Reihe bekommt, ist, wie schwer es für mich ist, immer einzukalkulieren auf welchem Bein ich ihn gerade erwische. D.h. er bemerkt gar nicht, daß ich mich den ganzen Tag immer wieder darauf einstellen muß wie ich ihn gerade ansprechen kann, oder soll, damit er das Leben im Haus noch adäquat mitbekommt.

Manchmal denke ich, was er erduldet hätte, wenn er so eine Frau geheiratet hätte, die andauernd Rechenschaft verlangt hätte, wie, was, warum alles so ist, wie es ist. Ich glaube, die Scheidung wäre sicher gewesen.

Ich möchte einfach nur mal sondieren, ob ich einen Fehler mache, wenn ich mich dem Leiden seines Ohres anpasse, oder ob es notwenig wäre, hin und wieder selber "schwerhörig zu sein".

Liebe Grüße
Rota
 

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hallo rota ,

Ich möchte einfach nur mal sondieren, ob ich einen Fehler mache, wenn ich mich dem Leiden seines Ohres anpasse, oder ob es notwenig wäre, hin und wieder selber "schwerhörig zu sein".
spontan sage ich zum anpassen NEIN ,obwohl frau es immer und immerwieder macht .
selber in einigen situationen"schwerhörig " zu sein ,beschert zbs.mir ,weniger grummeln im bauch ;).

warum nur ist es so schwer ein hörgerät zu akzeptieren :eek:)

lg ory
 
kranke Ohren und die Mitwelt

Hallo Ory,
warum nur ist es so schwer ein hörgerät zu akzeptieren :eek:)

Mit den Ohren meines Mannes ist es besonders problematisch.
Er hatte einen Tumor im rechten Ohr der vor 6 Jahren entfernt worden ist. das andere Ohr hat einen Tinnitus, der schon lange besteht, aber nicht sehr stark ist. Um die Geräusche umzuleiten, die sein rechtes Ohr empfangen sollte müßte er eine Hör-Brille tragen die die Frequenzne über den mittleren Bügel von rechts nach links leitet um dort verarbeitet werden zu können. Er setzt sie aber nur auf, wenn wir länger unterwegs sind, z.B. im Urlaub. In Gesellschaft ist das für ihn sehr schlimm, weil von überall her Geräusche kommen die er nicht einordnen kann.

Zu Hause hört er, wenn sonst nichts los ist mit dem einen Ohr hervorragend, sogar den leisesten Atemzug von mir in der Nacht.

Alles geht reibungslos, wenn er still sitzt oder liegt.
Wenn er allerdings im Zimmer steht oder herumgeht, muß er erst zu mir kommen um mich zu verstehen. Das hängt mit der Richtung zusammen, in der meine Stimme zu ihm dringt. Sein Ohr muß in meine Richtung zeigen, aber da kann er mich nicht sehen und so ist er meist irritiert, wenn ich ihn anrede.

Inzwischen bin ich schon in Übung, aber es fordert mir andauernd ab, daß ich mich auf ihn und seine Richtungsänderungen einstelle.
lHoffentlich bekommt er nicht einmal seinen Führerschein abgenommen, weil er nicht hört, was durch die Scheibe kommt auf der tauben Seite. Überholende Fahrzeuge, die schnell an ihm vorbeifahren, sind manchmal eine Schrecksekunde wert. Ich muß ihn auch manchmal davon abhalten ohne Blinker nach links auszuscheren beim Überholen. Den Blinker den er gesetzt hat dreht er nur manchmal wieder zurück, so erinnere ich ihn halt mit "Dein Blinker".

Inzwischen fahre ich nicht mehr gerne mit ihm Auto, er will aber unbedingt selber fahren um sich zu beweisen, daß er noch so wie früher fahren kann.

Zu alldem kommt noch, daß er schnell müde wird und ich dauernd nach seinen Augen schaue, ob die Falten darum herum angestrengt ausschauen, oder müde.

Es gibt gute und schlechte Tage auf die Weise, je nach Wetter und Luftdruck, das ist meine Erkenntnis.

Liebe Grüße
Rota
 
kranke Ohren und die Mitwelt

tut mir leid rota , ich bin davon ausgegangen das es sich bei deinem mann um eine "normale" schwerhörigkeit handelt,(so wie bei herrn ory) .
darum mein spontanes NEIN :eek:)

Inzwischen bin ich schon in Übung, aber es fordert mir andauernd ab, daß ich mich auf ihn und seine Richtungsänderungen einstelle.
sicherlich nicht einfach ,aber wohl die einzige möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen ,aus welchem grunde auch immer . :eek:)
Inzwischen fahre ich nicht mehr gerne mit ihm Auto, er will aber unbedingt selber fahren um sich zu beweisen, daß er noch so wie früher fahren kann.
oh weh rota , da ist sicher recht viel diplomatie von nöten ,deinem mann das autofahren auszureden und das vielleicht eh etwas schlimmes passiert .

lg ory
 
kranke Ohren und die Mitwelt

Hörgeräte haben ne Menge Nachteile:
Der Klang ist nicht adäquat, Nebengeräusche übertönen nicht selten die Sprache, gute sind sehr, sehr teuer und halten nicht ewig. Hörgeräte müssen regelmässig gesäubert werden ab und an repariert, sehen häufig grausam aus, sind auch schon mal problamtisch mit Kopfhörern, beim Telefonieren und und und.
Ausserdem werden sie auch gerne Menschen aufs Auge gedrückt, wo man nicht weiss, was mit dem Gehör eigentlich los ist. Ist ja viel einfacher als mal ernsthaft nach der Ursache der Schwerhörigkeit zu suchen.

Rede aus ERfahrung und gebe nicht eher auf, bis meine Ohren wieder akzeptabel hören. Immerhin habe ich Jahre gebraucht um zu erfahren, dass meinem Grundproblem die Unverträglichkeiten offenbar zugrunde liegen. der letzte HNO hat dies aus akzeptiert , der xte von so einigen.....
Ich arbeite verstärkt am allergischen Geschehen.

Aus meiner Sicht sollte man sich dem Schwerhärigen mit Sicherheit nicht als nicht verstehend in gewissen Situationen ausgeben.Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht einfach für Dich ist Rota.

Interessant ist übrigens, dass Männter die Tendenz haben einen aggressiv anzubrüllen, wenn man nicht gleich versteht, bei Frauen habe ich das noch nie erlebt.

Alles Gute.
Claudia.
 
kranke Ohren und die Mitwelt

Hallo Ory,
oh weh rota , da ist sicher recht viel diplomatie von nöten ,deinem mann das autofahren auszureden und das vielleicht eh etwas schlimmes passiert .

Es passiert nicht oft, daß ich mir in der Sache etwas von der Seele schreibe.
Ich habe deshalb gerade noch einmal nachgedacht und bin zu folgendem Entschluß gekommen.

Ich werde die nächste Gelegenheit ergreifen, mit ihm über sein Verhalten zu reden und zwar offen und ehrlich, so wie ich mich fühle, wenn er mich so in Unsicherheit bringt.

Ich will ihm ins Gewissen reden, damit er mir verspricht, daß er auf mich hört und daß er an Tagen, wo ich meine, daß er nicht so gut fährt, entweder mich fahren läßt, oder daß wir an solchen Tagen gar nicht erst eine größere Fahrt antreten.
Außerdem muß er, wenn er müde ist öfter einen Kurzschlaf auf einem Parkstreifen halten, das kann er nämlich, er muß es nur tun. Danach ist es immer besser.

Wenn das nicht klappt, werde ich ihn vor die Wahl stellen, entweder er macht so weiter, z.B.ohne Hör-Brille, oder er ist vernünftig und kommt meinen Wünschen nach. Dann fahre ich wieder gerne mit ihm zusammen im Auto. Wäre doch schade, wenn wir auf weitere Autofahrten zusammen verzichten müßten.

Mal sehen, wie das rausgeht.

Danke für Deine Antwort und
gute Nacht wünscht Dir
Rota
 
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hallo rota ,

ich drück dir meine daumen das du deinen entschluss mit erfolg hinbekommst .

das was claudia schreibt :
Interessant ist übrigens, dass Männter die Tendenz haben einen aggressiv anzubrüllen, wenn man nicht gleich versteht, bei Frauen habe ich das noch nie erlebt
.kann ich leider auch nur bestätigen ............zusetzlich auch wenn man das verhalten des liebsten kritisiert .

in deiner situation kommst du wohl ohne kritik nicht weiter .:eek:)

lg ory
 
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