Als Hauptgründe können in Frage kommen
1. Internistische Aspekte.
So haben denn die meisten Patienten, bevor sie einen Zahnarzt konsultieren, bereits eine Reihe von allgemeinärztlichen Untersuchungen hinter sich.
Eisenmangelanämie
Diese kann zu Symptomen der Zunge und der Mundschleimhaut führen. Nach der Diagnostik kann man hier aus biologischer Sicht am besten mit den Schüssler-Salzen (Ferrum phosporicum) gegensteuern.
Diabetes mellitus
Über diese Ursache gibt es keine eindeutigen Literatur-Angaben. Es wird berichtet, daß nach Einstellung des Blutzuckerspiegels die Zungen-Mund-Symptome nicht verschwanden
Reflux
Zu Veränderungen des Mundmilieus kann es kommen, wenn häufig oder chronisch Magensäure über die Speiseröhre in den Mundraum gelangt. Weitere Erkrankungen / Störungen, die es abzuklären gilt, sind: Sonstige Magenerkrankungen, Sodbrennen, Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht).
Bestrahlungen nach Malignomen / Operationen
Besonders im Kopfgebiet führen diese Behandlungen zu einem Ausfall der Speicheldrüsentätigkeit, so daß die gewohnte Einspeichelung nicht möglich ist und die Schleimhäute austrocknen.
Hormonelle Störungen
2. Ernährungsgewohnheiten
Diese Frage wird m.E. bei vielen Patienten unterlassen. Es ist auf jeden Fall abzuklären
a) Verwendet der Patient gewohneitsmäßig scharfe Gewürze wie Paprika, Curry, Pfeffer oder viel Salz?
b) Wie steht es mit dem Verbrauch von heissen Getränken wie Kaffee, die ihrerseits Schleimhautläsionen hervorrufen können?
c) Hat der Patient eine Vorliebe für den Besuch von indischen, chinesischen, thailändischen oder vietnamischen Restaurants?
d) Ist er (oder sie) Raucher? Dies kann ein Prädispositionsfaktor sein.
e) Wie hoch ist der Anteil von Fertigkost (Suppen, Tüten, Dosen, Tiefkühlkost), die sehr oft mit Glutamat versetzt sind?
f) Ist der Patient eventuell Alkoholiker mit Vorliebe für hochprozentige Getränke wie Schnäpse oder Liköre? Dies ist natülich nicht immer einfach zu eruieren, da die meisten Menschen eine derartige Unterstellung oft entrüstet von sich weisen
g) Wie sieht es aus mit dem Verzehr von Süßigkeiten, da diese das Mundmilieu ins Acidotische abdriften lassen und damit eine größere Reaktionsfreudigkeit hervorrufen.
3. Zahnärztlich relevante Aspekte
In diesem Umfeld stoßen wir neben den internistischen Gründen auf ein weites Feld von Gründen oder Möglichkeiten, denn bislang sind die Zahnärzte, Kieferchirurgen und Kieferorthopäden diejenige medizinische Spezies, die die meisten Fremdstoffe und -materialien in eben dieses Gebiet hineinexpediert.
a) Intraoraler Galvanismus. Bei umfangreichen Restaurationen, besonders bei kombiniertem Zahnersatz, kommt es vor, daß verschiedene Materialien in den Mund kommen, die in einem Lösungsmedium, wie es der Speichel darstellt, zu elektrochemischen Reaktionen führen können. Daher ist die Frage nach einem metallischen Geschmack sehr wichtig. Man beachte auch einmal die Gesichtsreaktion bei einem Patienten, wenn man ihn nach der Empfindung fragt, wenn Stanniolfolie (von Schokolade, Kaugummi oder Schmelzkäse) oder ähnliches aus Versehen in den Mund gerät. Diese letzte Reaktion kann aber auch in einem normal versorgten Mund vokommen.
b) Amalgam-Belastung. Leider gibt es noch immer Zahnärzte, die Amalgam für das Non-plus-ultra der Füllungs-Therapie halten. Und leider sieht man noch immer Amalgam-Füllungen direkt neben Gold-Kronen oder Inlays. Dies ergibt zwangsweise eine Dauerbatterie im Sinn des Galvanismus.
c) Lotstellen. Lote sind für die Verbindung zwischen zwei gleichen oder verschiedenen Metallen gedacht. Lote haben immer einen niedrigeren Schmelzpunkt als die zu verbindenden Metalle, damit diese nicht ebenfalls schmelzen. Zu diesem Zweck enthalten viele Lote unedle Betandteile, die zu Mißempfindungen im Mund führen können. Daher lautet mein Vorschlag immer: Lotstellen bei komplexem Ersatz, wenn unumgänglich, in den Kunststoff zu verlagern.
d) Prothesen-Unverträglichkeit bzw unzulängliche Prothesen. In den meisten zahntechnischen Labors werden heute aus Bequemlichkeits- und Wirtschaftlichkeitsgründen sog. Autopolymerisate verarbeitet. Das sind Kunststoffe, die durch das Zusammenmischen von Pulver und Flüssigkeit (Monomer) gehärtet werden. Gerade die Flüssigkeit bindet oft nicht völlig ab und kann die Mundschleimhaut irritieren. Da heute offenbar vieles aus dem Ausland kommt, sind die Komponenten nicht immer nachvollziehbar. Abhilfe schaffen Kunststoffe, die durch Kochen polymerisiert werden bzw im Spritzguss verarbeitet werden. Eine Reihe von biokompatiblen Kunststoffen verarbeitet beispielsweise die Firma Pedrazzini, 85640 Putzbrunn bei München.
e) Unverträgliche Prothesenmetall-Legierungen. Zum Zweck der Grazilität werden Teile von Prothesen (z.B. am Gaumen und der Unterzungenbügel) aus Metall angefertigt: Hierbei handelt es sich um eine Chrom-Kobalt-Molybdän-Legierung. Gegen diese gibt es vereinzelt allergische Reaktionen. Eine (leider etwas teuere) Alternative sind verträgliche Goldlegierungen.
f) Spargolde. Es gab - leider - eine Zeit, in der die gesetzlichen Versicherungen dem Patienten nur die relativ preiswerten, edelmetallreduzierten Legierungen für Kronen und Brücken bewilligten. Diese enthielten anstelle der von den Versicherten, die darüber zudem in den seltensten Fällen auch aufgeklärt wurden, erhofften hochwertigen Legierungsbestandteilen andere Metalle: Nämlich Palladium (z.T. bis zu 78 Prozent), Indium und Gallium. Je nach prozentualem Anteil können diese Metallbestandteile durchaus Symptome an der Mundschleimhaut hervorrufen.
4. Speichel-Acidose
Das physiologische pH-Milieu im Mund liegt bei 7.0 - 7.1. Bei Mangelzuständen, Resorptionsstörungen im Darmbereich sowie Dysbiosen kann es zu Veränderung des pH-Wertes in den sauren Bereich kommen. Bei meinen Untersuchungen habe ich schon pH-Werte von 5.0 gemessen, also eine erhebliche acidotische Verschiebung. Aber nicht immer ist ein derartiger Befund mit einem Brennen der Schleimhäute verbunden.
Es dürfte verständlich sein, daß bei einer starken Acidose des Mundmilieus dies nicht ohne Folgen auf die Schleimhäute kommen kann.
In derartigen Fällen ist eine Überprüfung der Darmflora wichtig. Bewährt hat sich zudem der Einsatz von Schüssler-Salzen (Biochemie), möglichst auf der Basis von Kartoffelstärke und nicht von Weizenstärke, da viele Menschen auf das im Weizen enthaltene Gluten allergisch sind.
Auf der anderen Seite habe ich bereits Fälle gesehen, deren Speichel-pH in Ordnung war und die trotzdem unter diesen quälenden Symptomen litten.
5. Mangelzustände
Bei diesen Patienten sind meistens Mängel an Vitaminen aus der B-Gruppe beobachtet worden: Vitamin B 1, B 2 und B 6.
6. Nebenwirkungen von Medikamenten
Beim Studium der Nebenwirkungen von allopathischen Mitteln stößt man sehr häufig auf das Wort Mundtrockenheit (Xerostomie). Besonders die multiple Einnahme von Allopathika, deren Interdepenzen völlig ungeklärt sind, können eventuell auch, besonders in Verbindung mit anderen Faktoren zu der Mundsymptomatik führen.