Angst vor Menschen, die sich erbrechen

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28.06.09
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Hallo an alle,

ich wende mich an euch, weil ich eure Hilfe brauche. Dringend.
Ich habe ein Problem, über das ich mich auch schon informiert habe, in vielen Foren gesucht und gegoogelt habe.
Es war bei mir schon immer so, dass ich mich davor geekelt habe, wenn sich jemand übergeben musste. Das ist ja auch nicht verwerflich, sondern eine, wie ich denke, normale menschliche Reaktion. Allerdings habe ich in den letzten Monaten gemerkt, dass ich Panik bekomme, wenn ich denke, dass sich jmd. in meiner Gegenwart erbrechen könnte. Das mag sich bescheuert anhören, und ich was auch, dass meine Angst in keinem Verhältnis zu dem steht, was passieren könnte. Ich weiß auch nicht, wovor ich genau Angst habe, ob es das Gefühl ist, mich selber übergeben zu müssen, oder das bewusstsein zu verlieren, oder was auch immer. Ich weiß e seinfach nicht. Aber die Angst ist inzwischen so groß, dass ich nicht mehr mit dem Bus in die Schule fahre, sondern lieber eine Stunde früher den Zug nehme. Dass ich mir lieber ein eigenes Taxi rufe, als mit angetrunkenen Freunden mitzufahren, die sich ja vielleicht übergeben könnten.
Ich möchte keine Therapie machen, ohne das Einverständnis meiner Eltern wäre das sowieso nicht möglich, und ich war vorher schon in Behandlung (s. Vorstellungsforum), und ich will einfach nicht mehr.
Hat hier vielleicht irgendjemand eine Tip für mich, wie ich in akuten Situationen damit umgehen kann?
Mein Traum ist es, Medizin zu studieren, ich liebe es, als Sanitäter aktiv zu sein, aber seid die Angst schlimmer ist, geht das nicht mehr richtig. Allerdings weiß noch niemand davon. Und es soll auch niemand wissen. Man, ich will nicht alles aufgeben, was ich so gerne mache, nur, weil ich so eine scheiß-Angst habe! Weiß irgendjemand eine Rat? Bitte?
 
Hallo puzzle,

bevor ich mein Problem schildere, will ich mich euch kurz vorstellen, damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt.
Ich bin schülerin einer 9. Klasse auf einem Gymnasium in Bayern, 16 Jahre alt.
Ich war mit 13 Jahren für acht Wochen zur sationären Behandlung einer Anpassungsstörung und Angstzuständen in einer Kinder- und Jugendpsychatrie. (Diese Informationen ist vllt. für meine Fragestellung wichtig)

Das habe ich jetzt aus Deiner Vorstellung geholt - als Ergänzung.
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Anscheinend ist die Angst, sich selbst zu erbrechen und die Angst, daß andere sich übergeben, in etwa gleich zu setzen:

Während manche Emetophobiker mehr Angst haben, selbst zu erbrechen, als jemanden erbrechen zu sehen, ist es bei anderen gerade umgekehrt. Manche Betroffene versetzen sich durch den Gedanken daran, vielleicht erbrechen zu müssen, in solche Panik, dass sie eine Panikattacke bekommen, d.h. ihr Herz rast, ihnen wird schwindlig, ihnen wird übel, sie haben Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren.

Manche haben nur Angst, sich im Beisein anderer zu übergeben, andere haben diese Angst auch Zuhause, wenn sie alleine sind. Und wieder für andere ist jede der beiden Vorstellungen gleichermaßen schrecklich.

Eine Emetophobie kann zu erheblichen persönlichen und sozialen Einschränkungen führen, da die Betroffenen viele Situationen meiden, in denen ihnen übel werden könnte und sie oder andere erbrechen könnten.

Auf welche Ursachen ist die Angst vor Übelkeit und Erbrechen zurückzuführen?

Wie bei allen Angststörungen können sich hinter der Emetophobie viele unterschiedliche Ursachen verbergen. Manche Betroffene sagen, sie hätten die Emetophobie aufgrund einer schlimmen Erfahrung als Kind oder Jugendlicher entwickelt. Manchmal beschreiben Betroffene auch mehrere Erfahrungen, die zusammengenommen zur Entwicklung ihrer Emetophobie geführt haben. Solche Erfahrungen sind z.B. dass Betroffene als Kind vor anderen erbrochen haben und die Anwesenden darauf extrem negativ im Sinne von auslachen, bestrafen oder starkem Ekel reagiert haben.
....
Wenn man ständig Angst hat – und sei es nur unbewusst – dann ist das für den Körper ein Dauerstress. Verständlich wenn irgendwann einem dieser Stress auf den Magen schlägt und es einem übel wird und das erst recht, wenn man sich dann noch unregelmäßig ernährt oder zu wenig isst oder bei jedem Bissen Angst hat, man könnte etwas essen, von dem einem schlecht werden könnte. Wenn selbst jeder Bissen eine Gefahr darstellt, - weil einem übel werden könnte - man nicht mehr unbeschwert essen und trinken kann, dann ist das ein zusätzlicher Stressfaktor, der auf den Magen schlägt. Deshalb wird Ihr Therapeut Ihnen sicherlich empfehlen, ein Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung zu erlernen, um die durch Ihre ständige Angst im Körper hervorgerufenen Stressreaktionen abzubauen.

Ihre Therapie ist dann erfolgreich, wenn Sie sich von der Angst, zu erbrechen, nicht mehr einschränken lassen.
Angst vorm Erbrechen - Emetophobie

(Ganz unten auf der Seite gibt es noch ein Video).

Vielleicht hast Du ja bei Deiner Mitarbeit als Sanitäterin etwas erlebt, was sich in Dir festgesetzt hat, das Du aber gar nicht bewußt schlimm gefunden hast?

Als Du in der Klinik warst mit 13 Jahren: gab es da das Problem mit der Angst schon? Oder war das damals anders?
Ist eigentlich jemals durch Blutwerte und andere Fragestellungen geklärt worden, wodurch damals die "Anpassungsstörungen und Angst..." ausgelöst worden ist?

Ich denke, Du solltest schon an eine Therapie denken, damit die Einschränkungen durch die Angst nicht noch zunehmen. Das ist doch eine gewaltige Minderung der Beweglichkeit und auch der Lebensqualität!
Warum kannst Du mit Deinen Eltern nicht darüber sprechen? Sie müssen ja wohl zustimmen; insofern wäre das sehr wichtig.
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Grüsse,
Uta
 
Hallo liebe Uta,

vielen lieben Dank für deine Antwort.
Ich habe mir diese Seite durchgelesen, die du mir kopiert hattest, und auch noch andere gefunden. Aber ich konnte immer nur lesen: ''Es gibt nicht viele Therapeuten, die sich damit auskennen.''
Ich war in der Klinik in unserer Stadt, und danach noch in therapeutischer Behandlung, ich kenne dort viele Ärzte. Ich möchte da nicht mehr hin, die sind einfach voreingenommen von dem, was früher war, und werden nicht verstehen können, warum ich nicht die Übungen anwende, die sie mir in Angstsituationen gezeigt haben. Aber ich habe es schon versucht, und es nützt nichts. Die Angst kommt, und wird immer stärker, und dann werde ich zittrig und dann habe ich Angst. Ich weiß auch, dass ich keine Angst haben brauche, mir kann ja nichts passieren. Aber ich kann nicht auf einen Knopf drücken und sagen: Jetzt denk ich an etwas anderes.
Ich habe mir vorgenommen, morgen im Zug in ein abteil zu gehen, wo noch andere sind, aber wenn die Angst so groß wird, dann muss ich auch wieder gehen.
Ich habe im letzten Herbst meine Ausbildung zum Sanitäter, es war eine der tollsten Erfahrungen in meinem Leben, und ich bin sehr stolz, dass ich die Prüfung als jüngste bestanden habe. Ich bin einma bei Krankentransporten mitgefahren, immer mit der Angst im Hinterkopf. Ich wurde schon oft von meiner Prüferin gefragt, ob ich nochmal mitwill. Sie würde sich so freuen, und ich will sie nicht enttäuschen. Aber es geht nicht. Und ihr sagen kann ich es auch nicht, sonst darf ich nie mehr irgendwohin mit. Man muss schließlich für den Patienten da sein. Obwohl ich das doch so sehr liebe.
Meine Eltern würden mich nicht verstehen, das weiß ich. Meine Eltern sind toll, aber in dieser Hinsicht werden sie sich nicht überzeugen lassen. Da muss man hier nicht darüber diskutieren, es wäre sinnlos. Irgendwie wäre alles sinnlos. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Warum fängt das jetzt wieder an?
Als ich der Klinik war, war das, weil ich in Angstsituationen hyperventiliert habe, und infolge dessen, dass ich oft von der Schule ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde ich eingewiesen. Körperlich wurde ich ausgiebig untersucht, da ist alles in Ordnung. Ich habe viele Medikamente bekommen, auch gegen Depressionen, und auch beruhigungsmittel, wegen Suizidgedanken. Inzwischen nehme ich seit über einem Jahr nichts mehr an Medikamenten.
Vielleicht weiß irgendjemand, was ich machen soll. Ob Konfrontation besser ist. Oder ausweichen. Oder aufgeben. Ich weiß es nicht.

Danke nochmal, dass du mir zugehört hast,

Leonie
 
Hallo Leonie,
Auf keinen Fall!
Ich bin sicher, es wird sich eine Lösung finden. Du hast so klare Ziele und jetzt schon die Prüfung als Sanitäterin (herzlichen Glückwunsch :)), da wäre es einfach jammerschade, wenn daraus nichts würde.

Wie sieht es mit Beratungsstellen in Deiner Stadt aus? Da könntest Du bestimmt auch alleine hingehen und fragen, was die Dir empfehlen könnten als Therapie?
Daß Du die Ärzte, die Dich schon länger kennen, nicht unbedingt aufsuchen möchtest, kann ich verstehen.

Sind eigentlich Deine Schilddrüsenwerte in Ordnung?
Bei Angsterkrankungen sollte man die anschauen.

Grüsse,
Uta
 
Liebe Uta,

Entschuldige die Formulierung 'oder aufgeben'. Ich möchte nicht, dass sich irgendjemand um mich Sorgen machen muss. Das war einfach nur das Gefühl, dass ich während dem Schreibem gespürt habe. Mein Gefühl, dass ich mich hilflos fühle.
Ich könnte natürlich einen niedergelassenen Psychotherapeuten besuchen, aber kann ich mir wirklich einreden, dass die Erwachsenen damit einverstanden wären? Meine Eltern, mein Hausarzt, die würden wollen, dass ich zu meiner ehemaligen Therapeutin gehe. Die war klasse, stimmt, aber wir haben drei Jahre zusammen in der Therapie gesessen, und sie weiß so viel über mein 'inneres', und ich will neu anfangen. Vielleicht schaffe ich es irgendwie alleine, ohne mit jemandem zu reden. Vielleicht sollte ich mich einfach auf der nächsten Party hinstellen und sagen: Wenn einer meiner Freunde besoffen kotzt, werde ich das überleben. Aber in der Theorie sagt sich so vieles leichter.
Ich bin grad aufgewühlt, und in mir drinnen ist Chaos. Ich werde jetzt ins Bett gehen, und nachdenken. Obwohl ich eigentlich lieber verdrängen würde.
Falls heute noch jemand antwortet, bitte nicht böse sein, ich brauch mal ein bisschen Zeit, aber morgen melde ich mich wieder.
Ich wünsche euch bzw. dir, Uta, eine gute Nacht.

Liebe Grüße

Leonie
 
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