Mut zum Fieber

Themenstarter
Beitritt
28.04.08
Beiträge
984
Da die lieben Kleinen ja schon mal häufiger Fieber bekommen und man dann vor der Frage steht, ob - und wenn ja ab welcher Temperatur, man dieses senken sollte, finde ich es ganz sinnvoll, sich mal mit dieser Leitlinie zu beschäftigen.

Fieber bei Kindern Patientenleitlinie [www.Patientenleitlinien.de] Fieber im Kindesalter

Es handelt sich bei Fieber also um eine Abwehrreaktion unseres Körpers, die in der Entwicklungsgeschichte der Menschen wohl folgenden Sinn und Zweck hatte: Der Körper versucht, durch die Erhöhung der Körpertemperatur ein “unfreundliches” Klima für eingedrungene Krankheitserreger zu schaffen und sie abzutöten. Somit ist Fieber vom Ursprung her Ausdruck einer gesunden Körperreaktion mit der Aufgabe, die eingedrungenen Viren oder Bakterien auf effektivem Wege zu entfernen. Fehlender Anstieg der Temperatur kann dagegen ein Zeichen für eine unzureichende Abwehrbereitschaft (”Abwehrschwäche”) des Körpers sein.

Dies liest sich zumindest so, dass man Fieber gar nicht senken sollte, da Fieber ja Teil der Selbstheilungskräfte ist.

Die Kontrolle über die Körpertemperatur übt ein Steuerungszentrum im Gehirn aus. Dieses Regulationszentrum hat die Aufgabe, die Temperatur des Körpers konstant zu halten, in Ausnahmefälle aber auch zu erhöhen oder zu senken.

Zunächst einmal gehe ich daher davon aus, dass der Organismus schon einen Grund haben wird, wenn der "Befehl" zur Erhöhung der Körpertemperatur gegeben wird.

2.4 Ist Fieber gefährlich?

Es ist verständlich, dass Eltern unruhig werden, wenn das Kind Fieber hat, schläfrig oder erschöpft wirkt oder nur wenig isst und trinkt. Da Fieber aber eine nützliche Abwehrreaktion darstellt, ist die Unruhe meistens unbegründet. Sie sollte Platz machen für eine sorgsame Beobachtung des Kindes und ein besonderes Wahrnehmen der Bedürfnisse des kleinen Patienten.

In folgenden Situationen kann es jedoch möglich werden, dass das Fieber über das Normalmaß hinausgeht und einen Arztkontakt notwendig macht:

Hier steht jetzt nicht, dass es dann sinnvoll ist das Fieber zu senken, sondern lediglich, dass auch ein Arzt hinzugezogen werden sollte.

Wenn das Fieber beginnt, den Organismus zu schädigen oder zu gefährden
(z.B. bei Fieberkrampf (siehe 3.4.6) oder bei Austrocknung (siehe 3.4.4)).
Wenn anhaltendes Fieber darauf hinweist, dass der Organismus nicht mit der Erkrankung fertig wird (siehe unten).
Wenn weitere Krankheitszeichen auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen.

Zur Höhe des Fiebers:

Es gibt keine Temperaturgrenze, ab der ein Fieberzustand als besorgniserregend einzustufen ist.

Das liest sich jetzt ganz gut, aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass wenn das Fieber die 40 Grad Grenze überschritten hat, man dann doch irgendwie "besorgter" war. Anlass zur Sorge besteht aber weniger durch die Höhe des Fiebers, sondern eher wenn folgende Begebenheiten vorliegen:

Fieber bei Säuglingen auftritt, insbesondere vor dem 3. Lebensmonat,
Fieber zu anhaltender Trinkverweigerung beim Kind führt,
Fieber ohne erkennbare Ursache länger als drei Tage andauert,
hohes Fieber (bei Kindern: ab 40 Grad Celsius) länger als drei Tage andauert,
Fieber trotz Therapie mit Antibiotika länger als drei Tage andauert,
Fieber zu anhaltender Müdigkeit und Schwäche beim Kind führt (sog. “reduzierter Allgemeinzustand”),
keiner der vorherigen Punkte vorliegt, die Eltern dennoch beunruhigt sind.

Nun zur alles entscheidenden Frage:
5.4 Wann sollte das Fieber gesenkt werden?

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass fiebersenkende Medikamente diese Abwehrvorgänge unterdrücken. Sie senken die Temperatur, ohne die eigentliche Krankheitsursache zu bekämpfen. Viren und Bakterien bleiben im Körper aktiv. Das kann zur Folge haben, dass sich das kranke Kind schnell wieder besser fühlt, herumtobt und sich selbst dadurch zu früh zu viel zumutet.

und

Studien, in denen der Nutzen fiebersenkender Medikamente untersucht wurde, haben gezeigt: Fiebersenkung kann zwar das Befinden bessern, aber nicht das Endresultat (das so genannte Outcome) der Erkrankung. Fiebersenkung bewirkt also keine kürzere Krankheitsdauer und Folgeerkrankungen werden nicht weniger.
Außerdem können diese Medikamente, wie alle pharmakologisch wirksamen Substanzen, Nebenwirkungen auslösen. Nicht selten wird auch darüber berichtet, dass die besonders rasche Fiebersenkung, die durch Medikamente herbeigeführt werden kann, wiederum den kindlichen Organismus belastet.
Der Griff zum fiebersenkenden Zäpfchen (oder Saft) sollte also nicht automatisch erfolgen, sondern wohl durchdacht sein (siehe auch 5.1).

Wann erscheint eine Fiebersenkung gerechtfertigt?

Fiebersenkende Medikamente sollten gegeben werden, wenn:

der Arzt sie angeordnet hat, z.B. bei bekannten Fieberkrämpfen (siehe auch 3.4.6) oder anderen Erkrankungen,
das Kind bei hohem Fieber zunehmend erschöpft wirkt und
dadurch nicht mehr ausreichen trinken kann,
hohes Fieber dauerhaft besteht.

Im weiteren Verlauf der Patientenleitlinie wird dann noch zu folgenden Punkten Stellung genommen:

5.5 Welche freiverkäuflichen, fiebersenkenden Medikamente kann ich anwenden?
5.6 Welche naturheilkundlichen Medikamente werden bei Fieber gegeben?
5.7 Welche nicht-medikamentösen (physikalischen) Maßnahmen helfen bei Fieber?
5.7.1 Wie führe ich Wadenwickel und Waschungen durch?
5.8 Was sollte ich beachten, wenn Fieber immer wieder auftritt?
5.9 Was kann ich im Falle eines Fieberkrampfes tun?
5.10 Was kann ich tun, um weitere Fieberschübe zu vermeiden?
5.11 Was darf mein Kind während des Fiebers?
6. Zusammenfassung

Ich hoffe, dass dem ein oder anderem Elternteil die Informationen aus dieser Leitlinie hilfreich sind, wenn das Kind mal fiebert.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo ulrike ,

dankeschön für den wirklich infomativen beitrag .:)

Es gibt keine Temperaturgrenze, ab der ein Fieberzustand als besorgniserregend einzustufen ist.

das kann ich so fast garnicht glauben :eek:)

lg ory
 
Hallo ory,

das kann ich so fast garnicht glauben

Meine Kinder konnten unterschiedlich gut mit Fieber umgehen. Zufällig hatte ich Vormittags mit meinem Sohn einen Arzt Termin, an einem Tag, an dem er mit fiebern anfing. Er war mit 39,7 noch gut drauf und die Ärztin konnte auch nichts Besorgnis erregendes bei ihm feststellen. Das Fieber stieg dann Nachmittags noch auf 40,7 - aber auch diese Temperatur war nach telefonischer Rücksprache auch kein Anlass zur Besorgnis.

Ich war natürlich schon arg besorgt wegen der Höhe des Fiebers, aber diese Besorgnis war wohl wirklich unbegründet.

Liebe Grüße

Ulrike
 
hallo ,
ich habe früher da bei meinem kind auch mit "dem feuer " gespielt und war ziemlich nervös .ich hatte die wanne voll mit kaltem wasser und fiebersenkende mittel standen bereit .
Fieber ist ein Segen !! das sagen gute Ärzte !
LG
 
guten morgen zusammen :wave:

oh ja .............fieber ist ein segen ,aber auch fieber hat seine grenzen .
alles was über 40° geht sollte nicht unbeobachtet von einem arzt überschritten werden.

Das Fieber stieg dann Nachmittags noch auf 40,7 - aber auch diese Temperatur war nach telefonischer Rücksprache auch kein Anlass zur Besorgnis
das ist es was ich nicht verstehe , genau diese reaktion damals bei einer ärztin hat das leben eines kindes gekostet .
das fieber kam aus dem stand heraus es "war "kein grund zur besorgnis,nachdem später der notarzt kam ,war es zu spät herzversagen mit 2 jahren .

lb ory
 
guter Artikel.

Zur Fieberobergrenze: es reagiert auch nicht ganz jeder Mensch gleich. Der Eine ist mit 37,5 halb tot und der Andere macht mit 39 Grad noch Sport.
Ich hatte als Kind sehr oft über 40Grad (unter Achsel gemessen) 41und ein paar verdrückte waren das maximum.

Wer als Kind fiebern darf ist ganz klar im Vorteil.


Bei Todesfällen durch Fieber muss man immer die ganze Geschichte anschauen...sehr oft kommt da nähmlich raus dass eben doch Fiebersenkende Medis gegeben wurden, dass kurz vorher ne Impfung war, das ABs im Spiel waren....

Liebe Grüsse und gute Gesundheit
Therakk
 
hallo Therakk

Bei Todesfällen durch Fieber muss man immer die ganze Geschichte anschauen...sehr oft kommt da nähmlich raus dass eben doch Fiebersenkende Medis gegeben wurden, dass kurz vorher ne Impfung war, das ABs im Spiel waren....

die möglichkeit ist natürlich gegeben . diese mögliche möglichkeit war bei diesem kind nicht vorhanden .
das fieber kam ohne eventuelle vorwarnung ,es hieß von der ärztin nur nur ."ist womöglich eine erkältung ".

darum meine besorgnis "fieber ab/über nicht auf die leichte schulter zunehmen ".

übrigens bekam die ärztin ihre lizenz entzogen .

lg ory
 
ory: sicher, das was du beschreibst gibs. Und es ist schrecklich. Aber es sind seltene Einzelfälle.
Aber ab 40Grad wird wohl jeder etwas nervös....und es ist auch richtig und wichtig dann besonders gut zu schauen, gerade wenn das Kind eben sonnst nie Fieber hatte/es nicht normal ist/das Fieber aus dem Nichts kommt......
 
hallo Therakk ,

ory: sicher, das was du beschreibst gibs. Und es ist schrecklich. Aber es sind seltene Einzelfälle.

ja , es sind gott sei dank seltene einzelfälle ,aber wird man von diesem einzelfall be/getroffen weil von den ärzten eventuell keine notwendigkeit besteht einzugreifen , ist dies nicht nur schrecklich ,sondern schlicht eine tragödie .

lg ory
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo ory,

Fieber gilt ja gar nicht als eigenständige Erkrankung. Es zeigt lediglich an, dass eine Erkrankung vorliegt.

So gesehen glaube ich auch nicht, dass das Kind am Fieber gestorben ist, sondern an der dahinter liegenden Erkrankung. Dies Kind wäre vielleicht auch bei 38 Grad Fieber gestorben?

Meine Kinder bekamen häufiger mal Fieber aus dem Nichts heraus. Für die Ärzte waren aber die Begleitsymptome "wichtiger".

Auch hatte eins meiner Kinder mal Untertemperatur, nach dem es den ganzen Tag erbrochen hatte. Entscheidendes Kriterium war hier, dass es super schlapp war. Wir mussten in die Klinik und eine Infusion hat dann schnell zur Besserung geführt.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Hallo Oregano,

Belladonna wurde unter anderem übrigens auch in der Patientenleitlinie genannt, unter Punkt 5.6

wobei ich empfehlen würde, überhaupt mit dem Kind schon eine homöopathische Anamnese zu machen, bevor Fieber auftritt. Dann kann entsprechend das richtige Mittel gefunden werden.

Eine Bekannte von mir geht da einen Weg, den ich heute auch so wählen würde. Ihre Kinder werden sozusagen von Geburt an homöopathisch begleitet. Bei einem akutem Geschehen geht sie zunächst zum Arzt. Dieser hatte mal einen Abstrich genommen, mit positivem Erreger Nachweis und wollte Antibiotika geben. Sie hat dann vereinbart, zunächst einen Versuch mit Homöopathie zu machen. Direkt am nächsten Tag wurde kontrolliert und der Erreger Nachweis war bereits negativ.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Was ory hier beschreibt, ist genau der Grund, warum sich jeder Arzt 1000-fach absichert und kein fieberndes Kind ohne fiebersenkende Mittel lässt. AB gehören dann auch noch zur Absicherung dazu, und am Ende wundern wir uns dann, woher all die Allergiker kommen, deren Immunsystem nur noch verrückt spielt.

Die Zahl der Kinder pro Frau / Paar sinkt immer weiter, mit dem Ergebnis, dass das (einzige) Kind extrem wertvoll wird, dem auf keinen Fall irgendwas passieren darf. In diesem Sinne kommt es am besten schon per Kaiserschnitt auf die Welt, wird ordentlich durchgeimpft und Fieber sofort gesenkt.

Hat sich schon mal jemand überlegt, wie gefährlich es ist, ein Kind in ein Auto zu setzen? Wieviele Kinder sterben jährlich im Verkehr und wieviele durch ungesenktes Fieber???

Leben ist immer lebensgefährlich.

LG, Esther.
 
Hallo Esther,

Die Zahl der Kinder pro Frau / Paar sinkt immer weiter, mit dem Ergebnis, dass das (einzige) Kind extrem wertvoll wird, dem auf keinen Fall irgendwas passieren darf.

Jedes meiner Kinder ist für mich extrem wertvoll. Man möchte auch eigentlich nur das "Richtige" tun. Wenn einem dann erzählt wird, dass Fieber ab einer bestimmten Temperatur zu senken ist, dann "glaubt" man das ja auch erst mal.

Aber genau darum geht es hier bei diesem Thema, nämlich das dies (Fiebersenkung = Richtig) auch ein Irrglaube sein kann.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Oben