Homöopathie bei Schwindel

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Im Wesentlichen kann man 3 unterschiedliche Vorgehensweisen in der Homöopathie unterscheiden.
1. Die klassische Homöopathie
Bei der klassischen Homöopathie wird im Rahmen einer recht zeitaufwändigen Prozedur, der homöopathischen Anamnese (Vorgeschichte), Hierarchisierung (Erfassung von "Besonderheiten") und Repertorisierung für den Patienten, unter Betrachtung der Gesamtheit seiner Symptome und seiner bisherigen (Kranken-)Geschichte, ein sehr individuell auf ihn abgestimmtes homöopathisches Mittel ermittelt. Während der Behandlung in enger Betreuung werden die Reaktionen auf das Mittel kritisch überprüft. Verwendung finden hier meist homöopathische Hochpotenzen ab C30, D30 oder auch sog. LM- oder Q-Potenzen (Verdünnungen im Verhältnis von 1:50.000).

Die klassische Homöopathie ist hier jetzt aber nicht gemeint.

2. Die klinische Homöopathie
Bei der klinischen Homöopathie werden bestimmte Homöopathika gemäß klinischer Erfahrung bei bestimmten Erkrankungen bzw. bei bestimmten Krankheitsausprägungen verabreicht. Ein Beispiel wäre das homöopathische Mittel Arnica bei Folgebeschwerden von Traumen oder Belladonna bei hochfieberhaften Infekten. Hier kommen meist niedrige oder mittlere Potenzen wie D4, D6, selten höher als D30 zur Anwendung.

Hierauf soll sich jetzt dieser Beitrag beziehen.

Morbus Menière: Cocculus D6
Menière-Anfall: Tabacum D12
benigner paroxysmaler Lagerungsnystagmus: Conium D6
Schwindel mit Einschlafstörungen: Ambra D6
Höhenschwindel: Argentum nitricum D12
HWS-bedingter Schwindel: Gelsemium D12
Sinugener Schwindel: Silicea D6

Hier kann man dann auch noch mal genauer nach lesen, um welche Form des Schwindels es sich handeln könnte.
Dr

Der Vollständigkeit halber auch noch die dritte Vorgehensweise in der Homöopathie.

3. Die Komplexmittelhomöopathie
Bei der Komplexmittelhomöopathie wird ähnlich verfahren wie bei der klinischen Homöopathie, nur werden den Patienten fixe Kombinationen von mehreren homöopathischen Substanzen verabreicht, die in der Regel als Fertigpräparat in der Apotheke erhältlich sind.
 
Hallo Ulrike,
es ist bekannt, dass die klass. Homöopathie eine Heilkunde ist, die zu einem großen Teil auf Erfahrungswerte zurückgreift. Darüber hinaus gibt es aber einige Gesetzmäßigkeiten, die einerseits diese Therapieform sehr aufwändig (nicht besonders praktikabel) machen, andererseits für einen dauerhaften Erfolg unumgänglich sind. Aus diesem Grund wurde schon immer versucht, die Hom. "praktikabler" zu machen, unter anderem eben mit der sog. "klin. Homöopathie". Bei uns in Österreich gab es dafür die "bewährten Indikationen" von Prim Dorsci.

Dies führte dazu, dass viele Ärzte, die für die Hom. offen waren, diese Kurse der Wiener Schule besuchten, da diese Denkweise ihrem medizinischen Verständnis entgegenkam, Indikation -> Arzneimittel. Ich bezeichne das als "Grippe-Grippinon-Denken.

Als Pharmareferent für Homöopathie habe ich erlebt, wie sich nach Besuch der Kurse Ärzte voll Begeisterung eine hom. Apotheke anschafften. Und in weiterer Folge sah ich dann, wie diese hom. Fläschchen langsam verstaubten, da sie immer seltener verwendet wurden. Die Ursache war: Die therapeutischen Erfolge blieben aus und wenn mal ein halbwegs ähnliches Mittel getroffen wurde, hielt die Wirkung nicht an.

Ein kurzes Beispiel:
Drehschwindel, bei Bewegung des Kopfes, paroxysmal, beim Liegen, der Raum dreht sich nach rechts.
Das heilende Mittel war in diesem Fall Graphites (scheint in den entsprechenden Rubriken selten und nur 1-wertig auf). Da es sich um eine chron. Erkrankung handelte, konnte hier nur eine übliche, umfangreiche Gesamtanamnese zum Ziel führen. Für die oben angeführten Schwindelsymptome gibt es viele Mittel, die besser passen.

Es ist aus meiner Sicht äußerst riskant, ein Mittel in Zusammenhang mit einer Indikation zu empfehlen. Es ist zweifellos verlockend, aber ein dauerhafter Erfolg wird sich selten einstellen.

Liebe Grüße, fabs1
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo fabs,

ich betrachte die klinische Homöopathie als einen Kompromiss. Sie ist nicht in der Lage das Potential zu erreichen, was die klassische Homöopathie erreichen könnte (da stimme ich mit Dir überein) , andererseits empfinde ich sie als bessere Alternative im Vergleich mit einer rein allopathischen ("normale" Medikamente) Behandlung.

Hier mal ein link, wo eine Kinderklinik nach der "Wiener Schule" behandelt. https://www.globulus.org/daten/10%20Jahre%20Hom%F6opathie.pdf

Zu Deinem Beispiel mit dem Drehschwindel:

Die schulmedizinische Behandlung des Morbus Menière ist schwer, da sie zum Teil massiv und mit reichlichen Nebenwirkungen belastet ist.

Die homöopathische Behandlung des Morbus Menière dagegen ist sehr dankbar. Mittel der Wahl ist Cocculus, ich gebe Cocculus D6 (3x1 Tbl.tgl.), später Cocculus D12 (2x1 Tbl.tgl.). Die Prognose bezüglich der Schwindelbeschwerden ist insgesamt sehr gut.

Liegt bereits eine dauernde Innenohrstörung und ein dauernder Tinnitus vor, ist die Prognose diesbezüglich allerdings leider schlechter.

Es werden in dem link dann ja auch noch andere Angaben gemacht, was in dieser Situation hilfreich sein könnte (nicht auf Homöopathie basierend).

Es ist aus meiner Sicht äußerst riskant, ein Mittel in Zusammenhang mit einer Indikation zu empfehlen

Ich sag mal so, mit dem Risiko einer fehlenden Heilwirkung kann ich ganz gut leben, vermeiden möchte ich aber auf jeden Fall, dass ich etwas verwende, was zu einer Verschlechterung meines Zustands führen kann (wobei die "Verschlechterung" ja auch an anderen Stellen auftreten kann).

Liebe Grüße

Ulrike
 
Ein Komplexmittel der Firma Heel -Vertigoheel !

auch in der klassischen homöopathie ist es schwierig einen geeigneten therapeuten zu finden .
Also , was bleibt manchmal nur übrig ?
LG
 
Hallo Ulrike,

ich habe den Beitrag zur Münchner Kinderklinik gelesen:
"Bei chronischern Erkrankungen wird ein gesonderter Termin zur Erhebung einer ausführlichen homöopathischen Anamnese vereinbart, die 1-2 Stunden dauern kann".
Das ist eine korrekte Vorgangsweise, gegen die nichts einzuwenden ist. Wogegen ich mich sträube, ist der Ersatz einer konstitutionellen Therapie durch eine bewährte Indikation (wird übrigens inzwischen auch durch die Wiener Schule nicht mehr propagiert).

Ich gebe Dir recht, dass eine fehlende Heilwirkung immer noch besser ist, als unter den Folgen einer Suppression bzw. massiver Medikamentennebenwirkungen zu leiden.

Ich denke jedoch, dass jeder homöopathische Therapeut sein Können und Wissen optimal therapeutisch umsetzen sollte, um den Ruf der Homöopathie, der, wie wir wissen, auf wakeligen Beinen ruht, so gut, wie möglich, abzusichern. Außerdem erwarte ich mir von einer korrekt durchgeführten homöopathischen Threrapie zu Recht eine ganzheitliche und andauernde Besserung meiner Beschwerden - menschliche Fehler sind dabei zu berücksichtigen.
Liebe Grüße, fabs1
 
Hallo fabs,

Wir sind im Großen und Ganzen schon einer Meinung. Hier musste ich allerdings schmunzeln:

Ich denke jedoch, dass jeder homöopathische Therapeut sein Können und Wissen optimal therapeutisch umsetzen sollte, um den Ruf der Homöopathie, der, wie wir wissen, auf wakeligen Beinen ruht, so gut, wie möglich, abzusichern.

da hoffe ich doch mal, dass es meinem Therapeuten in erster Linie um meine Gesundung geht und nicht primär um den Ruf der Homöopathie ;)

Liebe Grüße

Ulrike
 
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