Seherin, Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

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Hildegard von Bingen wurde um 1098 als zehntes Kind einer Familie niedrigen Adels geboren. Das heißt, sie wuchs im Grunde auf einem größeren Bauernhof, mit Gesinde und so weiter auf, hat aber auch das alltägliche Leben sehr genau erfahren und vieles daraus gelernt. Zwischen 1106 unnd 1112 kam sie in das Kloster Disibodenberg, in dem sie lange Jahre ihres Leben verbrachte. Disibodenberg war ursprünglich eine Klause und wuchs, später unter Hildegards Einfluss zu einem Kloster an.

Bis heute sind die zum Teil sehr bedeutenden Frauen des Mittelalters eher unbekannt. Von Hildegard kennt man heute immerhin den Namen! ;)
Hildegard von Bingen
Herzliche Grüße von
Leòn
 
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Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Von Hildegard von Bingen ist die Kenntnis recht gut, weil hunderte von Briefen aus Ihre Feder oder die an Sie gerichtet waren, erhalten geblieben sind.

Ich habe von Hildegard von Bingen, "Schwester der Weisheit" gelesen und muss sagen,manches bleibt mir ehrlich vom Verständnis verschlossen. Es ist wirklich nicht einfach zu lesen.
Ihre Prophezeiungen sind in einer ziemlich fantastischen Lyrik abgefasst und nicht gerade gut verständlich.

Sie schreibt vor allem auch über die "Weiblichkeit Gottes", die sie Caritas und Sapientia nannte.
Ihre Visionen hat Sie auf Wachstafeln übertragen und der Mönch Volmar schrieb die Visionen in ein Buch.

Annette Esser, Theologin und Autorin schreibt in einem Vorwort, dass man Hildegard von Bingen als erste christliche Denkerin sehen kann, die sich ernsthaft mit der Weiblichkeit in einer männlich dominierten Welt und Kirche befasst.

Liebe Grüße
Anne S.
 
Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Hallo Anne S.,



ich danke Dir für Deinen Beitrag. Natürlich hast Du Recht. Wenn man es mit anderen (hoch)mittelalterlichen Frauengestalten vergleicht, wie zum Beispiel Hrotsvid von Gandersheim oder sogar der Elisabeth von Thüringen, ist die Quellenlage herausragend.

Frauen
Nicht zuletzt durch ihre eigene, sehr umfassende schriftstellerische Tätigkeit.
Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen


www.uni-heidelberg.de/presse/news06/2602hand.html&h=604&w=454&sz=52&hl=de&start=18&um=1&tbnid=OB2FjM3OpM_VkM:&tbnh=135&tbnw=101&prev=

Und durch die naturheilkundlichen "Bewegungen" der letzten Jahrzehnte ist ihr Name sicher am geläufigsten!

Hildegard von Bingen ist nicht nur als "Erste deutsche Natur-Ärztin" in die Geschichte eingegangen, sondern auch als DIE deutsche Mystikerin - die "Seherin vom Rhein". Hildegard von Bingen war Gründerin und Äbtissin des berühmten Klosters Rupertsberg, wo sie in lateinischer Sprache bedeutende theologische, psychologische, naturkundliche und heilkundliche Werke diktierte und zahlreiche Hymnen und musikalische Werke schuf. Hildegard von Bingen gilt als "Schutzheilige der Krankenschwestern und Krankenpfleger".

Hildegard von Bingen - Fasten nach Hildegard von Bingen

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Im Rundfunk habe ich mal eine Sendung über sie gehört. Da wurde beschrieben, daß sie offensichtlich große Probleme mit dem Erzbischof, der für sie zuständig war (Mainz?) hatte. Es passte ihm nicht, daß da eine Frau so selbständig agierte.

Bewundernswert finde ich, daß es ihr gelungen ist, zwei Klöster zu begründen,und das mit großen Schwierigkeiten jeder Art:
www.stefan-discher.de/personen/h/hildegard/ruperts.gif
Die Stätte, zu der sie übersiedeln wollte - sie hatte sie nicht mit leiblichen Augen, sondern in innerer Schau erkannt - bezeichnete sie ihrem Abt Kuno und den Brüdern. Diese aber hatten Bedenken, ihre Einwilligung zu geben, weil sie Hildegard ungern wegziehen sahen.

Wahrscheinlich fand Hildegard bei ihrer Ankunft auf dem Rupertsberg mehr eine Ruine vor. Sie schreibt selbst darüber: ,,Ich nahm mit zwanzig adeligen Nonnen, die von reichen Eltern abstammten, an diesem Ort meinen Aufenthalt. Dort fanden wir keinerlei Wohnstätte noch Bewohner mit Ausnahme eines alten Mannes, seiner Frau und seiner Kinder. Große Widerwärtigkeit, Arbeitslast und Trübsal überfielen mich...
Es fehlte uns, soweit man es uns nicht aus Gottes Gnade an Almosen schenkte, am Lebensnotwendigsten... Da schüttelten denn die Leute über mich den Kopf und sagten: Was nützt es, daß adelige und reiche Nonnen von dem Ort, wo es ihnen an nichts gefehlt hat, fortziehen an eine Stätte solchen Jammers."

Anfänglich hatte das Rupertsberger Kloster mit großer Lebensnot zu kämpfen. Hildegard leitete selbst den Innenausbau und legte den Grundstein für eine neue Kirche. Diese wurde am 1. Mai 1152 durch Erzbischof Heinrich 1. von Mainz eingeweiht. Gleichzeitig erkämpfte sich Hildegard für ihr Kloster die geistige Selbständigkeit und die völlige materielle Unabhängigkeit, Sie duldete keinen weltlichen Vogt. Nur der Erzbischof von Mainz war Schutzherr ihres Klosters.

www.stefan-discher.de/personen/h/hildegard/eibingen.gif
1148 wurde ein bereits bestehendes Augustinerkloster in Eibingen gebrandschatzt. Die Rupertsberger Äbtissin benötigte Raum für die wachsende Klostergemeinschaft. So erwarb sie Grundstück und Gebäudereste dieses Klosters, plante, brachte die Renovierungsarbeiten in Gang, und noch im gleichen Jahr konnten die ersten Nonnen einen Seitenflügel beziehen und in der wiederhergestellten Kirche Gottesdienst feiern.

Gegenüber dem Kloster Rupertsberg blieb Kloster Eibingen klein und bescheiden. Es behielt den Rang des Filialklosters. Hildegard besuchte es zweimal die Woche und liebte es wie die Erstgründung. 1632, als Rupertsberg im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, übersiedelten die Nonnen von dort in das Eibinger Kloster. (Im Jahre 1814 wurde es säkularisiert.)

In dieser Zeit der Klostergründung verfasste Hildegard auf Bitten des Abtes vom Disibodenberg eine Vita des hl. Disibod.

1173 starb ihr treuer und bewährter Propst und Sekretär Volmar. Sein Nachfolger wurde zunächst der Mönch Gottfried und später Wibert von Gembloux

aus einem Kloster in der Nähe von Namur in Frankreich.
www.stefan-discher.de/personen/h/hildegard/personen_hildegard_von_bingen.htm


Uta
 
Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Hallo Uta, halle Ihr alle :),

dass Hildegard von Bingen sich dermaßen "durchsetzen" konnte, lag m. E. an zwei wesentlichen Faktoren. Sie hatte zum Einen eine ganze Reihe sehr einflussreicher Gönner (u.a. die reichen Familien ihrer Klosterfrauen, zahlreiche deutsche Grafen und Fürsten, kirchliche Würdenträger, vor allem aber auch Kaiser Friedrich I. von Staufen - Barbarossa) hatte. Zum Anderen war sie natürlich eine sehr intelligente Frau und es war ihr früh gelungen, den Ruf der "Heiligenmäßigkeit", durch die Publizierung ihrer "Gesichte" zu erlangen.

Im Übrigen darf man sie sich sicher keinesfalls als "Rebellin" vorstellen. Ganz im Gegenteil. Hildegard von Bingen vertrat ein strikt hierarchisches Weltbild und beharrte auf der These, der "gottgewollten" gesellschaftlichen Ordnung.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Wie wäre es denn mit einem Besuch beim
projektbuero-maeding.de: Home

Fünfter Internationaler Hildegard Kongress
Motto: „Hab keine Angst – geborgen in den göttlichen Kräften
Die Überwindung der Angst durch die Werte des Lebens“

Mit Schubertiade am Freitag und Samstag jeweils 20 Uhr Konzil
Fünfter Internationaler Hildegard Kongress

Konstanz.jpg
 
Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

"Eure Lebensmittel sollen Eure Heilmittel sein"
(Hippokrates, griech. Arzt)


Zur Ernährungslehre nach Hildegard von Bingen:
Hildegard Ernaehrung

... Man kann die Lehre der Hildegard von Bingen, die sich als ganzheitliche Lehre versteht, in Ihren sechs Lebensregeln folgendermaßen zusammenfassen:

* Beim Essen und Trinken muß auf die natürlichen Heilkräfte der Lebensmittel, von Hildegard "Subtilität" genannt, geachtet werden.

* Regelmäßiges Entschlacken des Körpers.

* Ruhe und Bewegung müssen in einem vernünftigen Gleichgewicht stehen, ebenso

* Wachen und Schlafen zur Regeneration des Organismus.

* Seelische Abwehrkräfte können durch Selbsterkennung aktiviert werden.

* Lebensenergie aus den vier Weltelementen schöpfen: Feuer, Wasser, Luft und Erde durch positive Natur-Erlebnisse und natürliche Heilmittel.


Wichtigstes Nahrungsmittel ist der Dinkel, der an Vitaminen, Aminosäuren und Spurenelementen jede andere Getreidesorte übertrifft. Er kann in verschiedenen Formen, z.B. als Brot, Brei, Suppe oder Kaffee zu sich genommen werden.
Ebenso wichtig sind verschiedene Gemüsesorten, allerdings immer gedünstet, nie als Rohkost. Typische Sorten sind beispielsweise Fenchel, Edelkastanien, Sellerie, Bohnen und Möhren. (Rezepte)
Fleisch wird mäßig und je nach Jahreszeit genossen. Schweinefleisch ist tabu. Fisch ist dagegen immer empfehlenswert. (Rote Liste der Küchengifte)
Bei der Hildegard-Ernährungslehre ist zu beachten, daß zu Lebenszeiten Hildegards Pflanzen wie Tomaten, Kartoffeln und exotische Früchte noch nicht bekannt waren; sie deren Wirkung auf den Körper also nicht beschreiben konnte. In aktuellen Ratgebern wird dennoch auf diese Lebensmittel Bezug genommen.
Hildegard Ernaehrung

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen hatte Visionen, war schon als Kind eine Seherin.

"In meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erbebte, doch wegen meiner Kindheit konnte ich mich nicht äußern... Bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr sah ich vieles, und manches erzählte ich einfach, sodass die, die es hörten, sich sehr wunderten, woher es käme und von wem es sei. Da wunderte ich mich auch selbst und verbarg die Schau, so gut ich konnte." Nur ihrer Meisterin Jutta von Spanheim und ihren Lehrer, dem getreuen Mönch Volmar, vertraute sie ihr Geheimnis an. Hildegard empfing ihre Visionen in wachem Zustand. "Ich sehe diese Dinge nicht mit den äußeren Augen und höre sie nicht mit den äußeren Ohren, ich sehe sie vielmehr einzig in meiner Seele, mit offenen leiblichen Augen, sodass ich niemals die Bewusstlosigkeit einer Ekstase erleide, sondern wachend schaue ich dies bei Tag und bei Nacht. Das Licht, das ich schaue, ist nicht an den Raum gebunden. Es ist viel viel lichter als eine Wolke, die die Sonne in sich trägt. Weder Höhe noch Länge noch Breite vermag ich an ihm zu erkennen. Es wird mir als Schatten des lebendigen Lichtes bezeichnet. In diesem Licht sehe ich manchmal, aber nicht oft, ein anderes Licht, das mir das lebendige Licht genannt wird. Wann und wie ich es schaue, kann ich nicht sagen. Aber solange ich es schaue, ist alle Traurigkeit und alle Angst von mir genommen, sodass ich mich wie ein einfaches junges Mädchen fühle und nicht wie eine alte Frau."
Quelle: Hermann Scharnagl, "Geheimnisse aus dem Kloster"

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Abtei St. Hildegard, sehr schön gelegen - mit Blick ins Rheintal

Liebe Grüsse,
Malve
 
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Managerin, Ärztin, Künstlerin: Hildegard von Bingen

Hallo Malve,

vielen Dank für die inhaltliche Ergänzung :) (Ich habe es in der Überschrift hinzugefügt!) und für die ergänzenden Bilder! :)

„Das Licht, das ich schaue, ist nicht an den Raum gebunden. Es ist viel, viel lichter als eine Wolke, die die Sonne in sich trägt. Weder Höhe noch Länge noch Breite vermag ich an ihm zu erkennen. Es wird mir als der Schatten des lebendigen Lichtes (umbra lucis viventis) bezeichnet. In diesem Lichte sehe ich zuweilen, aber nicht oft, ein anderes Licht, das mir das lebendige Licht (lux vivens) genannt wird.“

Papst Eugen III. bestätigte ihre Sehergabe und las persönlich 1147 bei der Synode von Trier aus ihrem Werk „Scivias“ vor.
Hildegard von Bingen - Mystikerin und Seherin Referat - Hausaufgaben / Referate => abi-pur.de

Diese päpstliche Bestätigung war sicher sehr wichtig, um sie vor Vorwürfen der Härsie, bzw. der "falschen Prophetie" zu schützen!


Google-Ergebnis für https://www.heiligenlexikon.de/Fotos/Hildegard_von_Bingen-mandala_of_world.jpg

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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Hallo Zusammen

Leon:dass Hildegard von Bingen sich dermaßen "durchsetzen" konnte, lag m. E. an zwei wesentlichen Faktoren. Sie hatte zum Einen eine ganze Reihe sehr einflussreicher Gönner (u.a. die reichen Familien ihrer Klosterfrauen, zahlreiche deutsche Grafen und Fürsten, kirchliche Würdenträger, vor allem aber auch Kaiser Friedrich I. von Staufen - Barbarossa) hatte.
Na ja, das ist eine sehr einfache zu einfache Erklärung. Oder anders gesagt, wieso bekam sie die denn?

Man beachte die Vision (Zitat Ulma) und speziell das sie da nicht benebelt oder sonst was war (wie bei gewissen Leuten üblich, Trance etc etc), sondern bei allen Sinnen!
 
Hallo Beat,

es gab im Hochmittelalter ja zahlreiche Personen, die mit "Traumgesichten", sprich Visionen auftraten. Der Mehrzahl hatte das wenig geholfen. Die Meisten hat es eher den "Kopf" gekostet. Ob jemand, der "gesichte" (Visionen hatte) dafür als göttlich begnadete "Seherin" oder als vom Teufel beeinflusstes Opfer, oder als Ketzerin (später dann als Hexe) betrachtet wurde, hing wohl eher von den Lebensumständen als von der Qualität der "Vision" ab.
In Hildegards Falls war es so, dass ihre Familie von Anfang an zu den staufischen Parteigängern gehörte. Hildegard von Bingen Daher auch ist es zu erklären, dass Hildegard sich gegenüber Friedrich I. etwas "mehr herausnehmen" konnte.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon

Ob jemand, der "gesichte" (Visionen hatte) dafür als göttlich begnadete "Seherin" oder als vom Teufel beeinflusstes Opfer, oder als Ketzerin (später dann als Hexe) betrachtet wurde, hing wohl eher von den Lebensumständen als von der Qualität der "Vision" ab.
Das ist leider so. Trotzdem kann Ihre Erfolge nicht mit den Umständen erklärt werden, höchstens das man sie nicht verbrannte.
 
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