Herzrasen bei Lärm

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09.01.07
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Hallo

ich habe etwas wo ich noch nie einen gefunden habe der das auch hat. Es belastet mich sehr.

Ich wuchs in ländlicher idylle auf. Mit 20 zog ich das erste mal um. Die günstige hellhörige Sozialwohnung, nebenan der Fernseher der schwerhörigen nachbarn, die Autos, sogar das schnarchen hörte ich nachts. Deshalb zog ich um. Dort zog man dann einen Neubau hoch, eine Riesenfabrik 10 Meter neben meinem Fenster.

Seitdem ziehe ich um und um und kann nicht mehr aufhören. Mittlerweile sagen Freunde: He, es ist doch völlig ruhig hier. Doch ich kann nicht mehr aufhören die geräusche wahrzunehmen und nicht mehr ausblenden wenn ein Bagger oder so umherbaggert. Mittlerweile bekomme ich Herzrasen wenn ich etwas höre oder meine oropax nicht finde. Mein gehör ist derart sensibel geworden das ich einen Motor auf irre weite entfernung orten kann.

Depressiv bin ich nicht. Ich tippe eher auf Angststörung. Habe aber auch hier nicht die Symprome die ich im internet finde, also bin sonst recht selbstbewusst und so. Wenn ich in ruhiger Umgebung bin ist alles OK. Wenn ich irgendwo zu Besuch bin ist auch alles OK egal was da lärmt.

Schlimm ist wenn die geräusche MEIN Heim durchdringen. Ich fühle mich dann verfolgt und bekomme fast schon selbstverletzungsgedanken so verzweifelt macht mich das.

Je mehr oropax ich nehme je sensibler werd ich und kapsel mich ein.
Je mehr ich mich dem öffne je mehr dreh ich am Rad. Ich empfinde dem Lärm der Menschen schon richtig als "Luftverschmutzung".

Ich suche in erster linie jemanden dem es auch so geht oder jemand der sowas mal wieder hinbekommen hat.
 
hallo janina,

ich habe eine freundin, welche das gleiche problem hat, wie du.
sie hat aber noch andere krankheiten daneben.
wie sie mit dem lärmproblem umgeht?
ich kann es dir nur vom hören-sagen beschreiben, da ich sie wenig sehe, wir telephonieren auch nicht so viel, weil sie irgendwie dauernd auf der flucht vor dem lärm ist. ich telephoniere manchmal mit ihrer mutter, weil ich auch mit ihr befreundet bin. so erfahre ich manchmal, dass die lärmempfindliche tochter aus dem haus musste, weil es dort so laut ist.
na, ja. da sind dann ja noch viele andere punkte. ich weiss aber nicht, wieviel ich erzählen darf. weil meine freundin spricht im vertrauen mit mir. ich denke, es ist schon mal gut für dich, zu wissen, dass du nicht die einzige mit diesem problem bist.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
hallo!

ich denke das mit den oropax ist keine so gute idee. wenn du diese oft verwendest, ist es völlig klar das du dann geräusche die eigentlich "normal" (w.o. beschrieben z.b. motor) dir dann ohne oropax sehr laut vorkommen müssen.

ich an deiner stelle würde mich ganz bewußt an sehr laute orte begeben, eine großbaustelle oder flughafen, gehe in eine fabrik wo sehr laut produziert wird. verbringe dort längere zeit, lass diesen lärm auf dich eindringen und nimm dies alles bewußt war. danach vielleicht noch einen längeren diskothekenbesuch.

bin mir ziemlich sicher wenn du dies einige male machst, werden die geräusche in deiner wohnung dann nicht mehr bedrohlich auf dich wirken.

ich hatte vor langer zeit eine phase, wo ich nachts überhaupt nicht mehr schlafen konnte, weil ich jedes kleinste geräusch für einbrecher hielt.
bin auch sehr selbstbewußt, es gab keinen anlass für diese irrationalen ängste und trotzdem hatte sich das so verselbstständigt, das ich in der nacht so gut wie kein auge mehr zubekam. überall einbrecher!!

natürlich habe ich mir überlegt das ich mich schützen muß(wie du es mit deinen oropax versucht), wollte ich eine einbruchsicher türe einbauen lassen, mir einen "scharfen" wachhund zulegen, mehrere sicherheitsschlösser anbringen, usw.
aber ich wußte das dies nichts bringen würde( begann darüber nachzudenken wenn ich das alles machen lasse, ob die einbrecher dann nicht über das fenster eindringen könnten-wohne im sechsten stock-was für ein schwachsinn) aber so ist das eben bei irrationalen ängsten. es wäre immer so weiter gegangen, die fantasie kann grenzenlos sein.

am ende "patroullierte" ich die ganze nacht durch meine wohnung und habe ständig geschaut ob sich nicht irgendwo irgendjemand versteckt( mehrmals pro nacht).

ich kann dir sagen ich habe mich ein für alle male selbst geheilt.

ich lies in der nacht meine wohnungstüre komplett offen stehen( wirklich offen), kommts ihr lieben einbrecher, wenn nicht jetzt wann dann - nichts, niemand war da, nicht einmal die nachbarn hat das irgendwie interresiert ( irgendwie auch seltsam, naja die heutige zeit, niemand interresiert sich für den anderen)

nach der zweiten nacht war alles vorbei - alles! schlafe seither ausgezeichnet, erschrecke überhaupt nicht mehr, auch nicht bei außergewöhnlichen geräuschen, wache so gut wie nie dadurch wirklich auf - nehme es vielleicht war - aber schlafe sofort weiter. kurzum diese ängste sind weg und werden auch nicht mehr wiederkommen, so wie es halt normal ist.


ich denke du beginnst dich in einer spirale zu drehen (oropax-wohnungswechsel-beruhigungstabletten-schlaftabletten) die sich immer weiter nach oben drehen wird. tu was dagegen - jetzt!

möglicherweise klingt das alles was ich dir hier schreibe lächerlich, aber oft sind die einfachen dinge die beste lösung.


ich wünsche dir wirklich alles gute und hoffe das du da rauskommst.

liebe grüße
richter
 
Hallo

obwohl ich es wirkliche keinem wünsche, empfinde ich eine Erleichterung das ich nicht ganz alleine damit bin. Mit dem Begriff der Hyperakusis habe ich mich auch schon befasst. Hier werden allerdings immer die mechanischen Belastungen des Ohrs beschwieben. Die sind aber wenn ich mich zwinge es objektiv zu betrachten schon lange vorbei. Vielmehr liegt mein Problem in der Be- oder Überlastung des Hirns, wie prichter es schon beschrieb artet das irgendwie in Zwangshandlungen aus. Rückzug, luaschen, Rückzug, Lauschen.

Und wenn was kommt fühle ich mich wie ein Fuchs in der falle und bekomme Panikzustände.

Ein ganz "witziges" Erlebnis z.B. Es dröhnt im Haus. Herz rast, Puls rast, Schweiss, Stresshormone etc. Dann bemerke ich: Es ist meine Waschmaschine im Schleudergang. Alles ist sofort wieder normal.

Irgenwie muss aus meiner echten Hyperakusis ein Psychoknacks, ein teufelskreis geworden sein und ich hab jetzt kein Plan wie sowas kam. Vielleicht kann ich mich nicht damit abfinden das ich so einen Einsamen idyllischen Ort wie in meiner kindheit nicht wiederfinde. Ich hänge noch so sehr daran, 10 Jahre später. Vielleicht bin ich auch unfähig einen neuen Ort zu akzeptieren.

Jedenfalls glaube ich das es ein guter Ansatz ist darüber nachzudenken, anstelle von "warum ist es immer gerade da so laut wo ich bin"

lieben Dank bisher, freue mich immer wieder etwas mit Eurer Hilfe zun nachdenken zu finden.
:)

PS: ich schau auf jeden Fall das ich nen termin beim Neurologen finde. Damit muss ich aber warten weil ich die versicherung (mann=beamter) wechseln muss und die privaten bei "psychoknacks" enorm komisch werden können. also versuche ich in 2 wochen einen temin zu bekommen.
 
hallo janina!

denke du durschaust schon deine probleme und was da eigentlich mit dir los ist.

würde aber an deiner stelle nicht auf den termin beim neurologen warten um eventuell danach erst aktiv zu werden.
denn, erstens wenn der termin in 2 wochen ist, hast du wahrscheinlich erst in frühestens 4-6 wochen handfeste ergebnisse mit denen man was anfangen kann.

und zum zweiten bin ich sehr skeptisch, daß in deinem fall eine neurologische auffälligkeit herauskommen wird.

da vergeht unnötig viel zeit wenn du dir außschließlich von dem termin beim neurologen etwas erhoffst.


poste mal was du denkst das es genau sein könnte, was deine attacken auslöst. ich meine nicht z.b geräusch-attacke-waschmaschine-alles wieder o.k.
ist schon klar was du damit meinst, aber was geht in deinem kopf genau vor.
fürchtest du dich vor irgend etwas, hast du vorstellungen was oder etwas könnte jetzt gleich passieren?

das herzrasen und die anderen symptome sind wahrscheinlich (ziemlich sicher-bin nur immer vorsichtig mit endgültigen diagnosen) in wahrheit erst die zweite reaktion auf eine lärmquelle, schon lange vorher reagiert dein unterbewusstsein darauf.
und genau da mußt du ansetzen, wenn du aus dem teufelskreis entkommen willst.

deine ohren fungieren quasi als hypersensible "antennen" die von deinem unterbewußtsein ausschließlich auf die wahrnehmung nichtharmonischer oder angenehmer geräusche eingestellt sind. wenn dann so ein geräusch empfangen wird, wird sofort höchstalarm ausgelöst.

ich kann mir nicht vorstellen das die von dir so vermisste idylle der oder gar der einzige grund dafür sein kann.
du wirst ja jetzt nicht in einer horrorumgebung wohnen (nur betonschluchten, alles steril, rund um die uhr getöse und gedröhne).

du schreibst das du verheiratet bist, was denkt dein mann darüber?
vermisst du vielleicht nicht die idylle aus deiner kindheit, sondern eine besondere geborgenheit bzw. sicherheit, die du mit dem ort wo du aufgewachsen bist verbindest?

ich möchte hier nicht spekulieren sondern dir nur aufzeigen was ich damit meine, worüber du nachdenken solltest und dann hier hineinschreibst.
es wird schon mit dem "ort" zusammenhängen, aber das alleine mit der fehlenden idyllischen umgebung zu erklären und als schlüssel für deine probleme anzusehen, halte ich doch eher für unwarscheinlich.

verliere keine zeit daran zu arbeiten, und beginne noch heute das karussell zu bremsen, damit es in absehbarer zeit endgültig zum stillstand kommt .

in diesem sinne wünsche ich dir alles gute und freue mich wieder von dir zu lesen.

liebe grüße
richter
 
Hallo,

bei Geräuschüberempfindlichkeit immer wieder die obligatorische Frage!
Wie sieht der Zahnstatus aus?

Sind Amalgamfüllungen oder andere Metallversorgungen vorhanden?

Ich kann wirklich von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Bevor ich mein Amalgamproblem erkannt hatte wurde ich eigentlich die letzten Jahre immer geräuschempflindlicher. Es kam schleichend, daher wird es einem eigentlich gar nicht gleich so eindeutig bewußt.
Es war auch die Zeit, wo meine Tochter so richtig in der Pubertät war, da wird dann die Musik oft voll aufgedreht. Es war oft ein richtiger Machtkampf mit CD Player leiser oder lauter drehen. Ich war einmal so fertig und genervt, dass ich alle Kabel aus dem Gerät gerissen habe und hinterher über mein Verhalten total entsetzt war. Immer wieder habe ich gemerkt, dass es anderen Müttern nichts ausmacht, die eigentlich ganz cool und locker bleiben und bei mir die Nerven blank liegen.
Dann ist jedes Jahr i bei uns im Ort (es gibt einen schönen kleinenidyllischen Park) ein Fest wo die Jugend eine Rocknacht veranstaltet. Als es dann wieder soweit war, dachte ich in dieser Nacht ich müsste sterben. Bei den tiefen Basstönen hat mein Körper vibriert das Herz hat gerast und ich wusste nicht wie ich die Nacht überstehen soll. Es war einfach ein schreckliches Erlebnis.
Heute weiß ich zu 100 %, dass es an meinem Amalgamproblem lag.
Ich mag zwar noch immer nicht wenn es sehr laut ist, aber meine körperlichen Beschwerden, die ich bei lauteren Geräuschen hatte sind alles verschwunden und es belastet mich nicht mehr.

Informiere dich doch auch mal in der Rubrik Amalgam.

Liebe Grüße
Anne S.
 
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