Mineralöl in unserer Nahrung

Dora

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Jede zweite Probe belastet

Bei Stichproben hat Plusminus acht Produkte untersuchen lassen. Jede zweite Lebensmittelprobe war mit Mineralöl belastet. Gefunden wurden bis zu 2,6 Milligramm Mineralöl pro Kilogramm Nahrung. Die Kartons, in denen die belasteten Lebensmittel verpackt waren, wurden ebenfalls untersucht. Hier wurden bis zu 70 Milligramm Mineralöl pro Kilogramm gefunden. Das Mineralöl stammt offensichtlich aus Druckfarben auf den Verpackungen und aus Recyclingkarton.
Werden in solch belasteten Kartons Nahrungsmittel verpackt, kann das Mineralöl ausgasen und auf das Produkt übergehen. Das Mineralöl aus Druckfarben wird beim Papier-Recycling nicht vollständig entfernt. Lebensmittel in Recyclingkartons sind oft hoch belastet.

Vor allem von Lebensmitteln mit einer großen Oberfläche werden die Mineralöle leicht aufgenommen. Hierzu zählen beispielsweise Grieß, Reis und Frühstückscerealien.
"Wir müssen versuchen, die Gehalte drastisch zu reduzieren"
Beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kennt man die vom Kantonalen Labor Zürich entwickelte Untersuchungsmethode. Das BfR zeigt sich im Interview mit Plusminus angesichts der Ergebnisse besorgt: "Es ist sicher eine Situation, in der wir handeln müssen." Dem BfR liegen weitere Ergebnisse von bis zu 300 Milligramm Mineralöl pro Kilogramm Lebensmittel vor. Dazu das BfR: "Wir müssen versuchen, die Gehalte drastisch zu reduzieren". Mineralöl könne Langzeitwirkungen beim Menschen haben, sich im Körper anreichern und unter anderem in der Leber und den Herzklappen Entzündungen auslösen. Das sei aus Tierversuchen bekannt.
Um Gesundheitsrisiken zu minimieren, empfiehlt das BfR, Lebensmittelverpackungen langfristig mit mineralölfreien Farben zu bedrucken. Zudem dürften Lebensmittel nicht in Recycling- sondern in Frischfaserkartons verpackt werden. Kurzfristig rät das BfR zum Einsatz von Innenbeuteln für besonders gefährdete Lebensmittel. Allerdings kann nicht jeder Innenbeutel eine Kontamination verhindern; durch manche Stoffe diffundiert das Mineralöl einfach hindurch.
Eine weitere Rolle spielt zudem der Faktor Zeit: Je länger sich ein Nahrungsmittel in einer belasteten Verpackung befindet, desto höher der Übergang von Mineralölanteilen. Verbraucher sollten in Karton verpackte Lebensmittel daher möglichst schnell umfüllen, um eine Belastung gering zu halten. Messungen haben zudem ergeben, dass Kochen den Mineralölanteil in Nahrung zumindest senken kann.
Umstellung auf mineralölfreie Druckfarben
Die Lebensmittelindustrie ist aufgeschreckt, nimmt das Problem ernst. Viele Hersteller arbeiten jetzt fieberhaft an einer Lösung. Unter anderem haben die Discounter Aldi Nord und Netto gegenüber Plusminus eine bereits laufende Umstellung auf neue Verpackungen und mineralölfreie Druckfarben bestätigt. Keiner der von Plusminus angefragten Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie leugnete das Problem. Lidl teilte auf Anfrage mit, ein belastetes Produkt aus dem Sortiment entfernt und den Verkauf eingestellt zu haben.

Bisher hat der Gesetzgeber keine Grenzwerte für Mineralöl im Essen erlassen. Das BfR will eine Reduzierung von Mineralöl in Lebensmitteln "auf ein Maß unterhalb der Nachweisgrenze".

Autoren: Jörg Hilbert/Philipp Hennig



DasErste.de - Plusminus - Minerall in Lebensmitteln (02.11.2010)
 
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