Lieber Adrian,
ich habe mich Jahrzehntelang mit allerlei Unverträglichkeiten
rumgeschlagen, die schliesslich als MCS benannt worden sind.
Heftige Reaktionen auf Schimmel, Toner, Lösungsmittel (Drucker-
schwärze!, Teppichkleber, Putzmittel), Duftstoffe (Körperpflege-
mittel, Waschmittel, Parfums im Bus, am Arbeitsplatz, überall),
Treib- und Brennstoffe, Rauch, Abgase.
Ärzte können da nix dagegen machen, die können ja nicht
deiner Tischnachbarin in der Kantine das Parfum verbieten,
die Gratiszeitungen im Bus rausschmeissen und dem Hauswart
das Putzmittel wegnehmen und den Schimmel in der schlecht
gebauten Wohnung sanieren.
Das schlimmste aber ist, dass nicht nur solche lokalen Noxen
weg müssen, sondern auch die Dreckluft oder der Smog, in dem
nicht nur grosse Städte ersaufen. Zwar ist die seit den Achzigern
laufend besser geworden, aber selbst die lockeren Grenzwerte
der EU werden immer noch nicht eingehalten. Nicht Stickoxide
(VW-Skandal), sondern Feinstaub ist die übelste Gefahr. Der trägt
jede Menge Chemie mit sich.
Das einzige, was sicher hilft, ist saubere Luft und radikales
Vermeiden von lokalen Schadstoffen, Askese.
Ich bin schliesslich nach Lappland gezogen, was bestens half,
aber mit Krebs 250km weg vom nächsten Spital ist keine gute
Idee. So lebe ich jetzt in den Voralpen auf 1000m, wo die Luft
deutlich besser ist als im Unterland. Und ich hab ein stricktes
Programm zur Vermeidung von Schadstoffen in der Wohnung
sowie stets eine Aktivkohle-Maske dabei, z.B. um im Supermarkt
unbeschadet am Waschmittelgestell vorbeizukommen.
Naja, das alles ist extrem einschränkend, aber geht ganz gut.
Puistola