Anne B.
Hier interessante Fragen und Antworten zu Weichmachern von der Homepage des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg:
Quelle: www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de/Phthalate_FAQ.html
"Was sind Weichmacher bzw. Phthalate?"
Weichmacher werden Kunststoffen zugesetzt, um diese geschmeidig und flexibel zu halten. Ohne Weichmacher sind Kunststoffe oft brüchig und hart. Dieser Effekt ist auch zu beobachten, wenn Kunststoffe altern und die Weichmacher ausgegast bzw. ausgewaschen sind.
Für PVC (Polyvinylchlorid) sind die klassischen Weichmacher die Phthalate (DEHP, DINP, DOP, BBzP...).
"Wie viel Weichmacher ist in Kunststoffen enthalten?"
Das kann unterschiedlich sein. Hart-PVC kann frei von Phthalaten sein, in Weich-PVC können die Phthalat-Gehalte über 40% liegen!
"Sind auch in Getränke-Plastikflaschen Weichmacher?"
Getränkeflaschen aus Kunststoff bestehen i.d.R. aus PET. Dort ist zwar Phthalat enthalten, aber chemisch gebunden, so dass der Weichmacher normalerweise nicht ins Getränk übergehen dürfte.
"Sind Weichmacher in Lebensmittelverpackungen enthalten?"
Das ist möglich, aber in den letzten Jahren wurde von Seiten der Industrie mehr und mehr auf weichgemachtes PVC in der Lebensmittelverpackung verzichtet.
"Ich habe gehört, Frischhaltefolien enthalten große Mengen Weichmacher/Phthalate. Stimmt das?"
Teilweise. Früher enthielten die Frischhaltefolien aus PVC (sog. cling-film) Phthalate. Heute werden die Frischhaltefolien (zumindest in Europa) größtenteils mit DEHA (einem Adipat) weich, flexibel und haftend gemacht.
"Woher kommt der Name Phthalate?"
Phthalat kommt von "Naphtha", einer öligen Rohsubstanz, die früher zur Synthese der Phthalat-Weichmacher diente.
"Sind Weichmacher gefährlich?"
Dies ist sehr umstritten. Im Tierversuch erwiesen sich Phthalate, v.a. das DEHP als krebserregend, entwicklungstoxisch und reproduktionstoxisch. Wirkungen wurden v.a. bei den männlichen Nachkommen beobachtet und äußerten sich u.a. in verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien.
Ob, und bei welchen Dosen beim Menschen Effekte auftreten, ist noch nicht geklärt. Neueste Studien an unfruchtbaren Männern deuten darauf hin, dass dies durch erhöhte Phthalat-Belastungen verursacht sein könnte.
"Wie nehmen wir Phthalate auf?"
Wir vermuten, über die Nahrung. Möglich sind auch Kosmetika. Phthalate sind aber überall. Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn sie an PVC-Gegenständen saugen oder nuckeln. DBP, ein Phthalat das auch in Kosmetika enthalten ist, ist auch in magensaft resistenten Pillen/Tabletten enthalten.
"Was enthält alles Phthalate/Weichmacher?"
PVC (z.B. Bodenbeläge, Rohre und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Schuhsohlen, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile), Dispersionen, Lacke/Farben, Emulgatoren, (Lebensmittel)-Verpackungen; Dichtmassen, Kunstleder, Lebensmitteltransportbänder
Zellulose-Kunststoffe, Nagellacke, Klebstoffe (v.a. Polyvinyl-Acetate), Schaumverhüter und Benetzungsmittel in der Textilindustrie, Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants, Pharmazeutische Produkte (time-release Medikamente)
Blutbeutel, Schläuche, Katheder, Beutel für Nährlösungen, Medikamentenverpackungen u.a.
"Warum verzichtet man nicht einfach auf Phthalate, wenn Sie doch so umstritten sind?"
Weltweit werden ca. 5 Millionen Tonnen Phthalate jährlich hergestellt. Soviel zur wirtschaftlichen Bedeutung. Als Weichmacher für PVC sind Phthalate nahezu unverzichtbar. Durch die Weichmacher erhält PVC erst die Produkteigenschaften, die von PVC verlangt werden. PVC Ersatzprodukte sind viel teurer wie z.B. Fußbodenbeläge aus Linoleum oder Kork.
Quelle: www.arbeitsmedizin.uni-erlangen.de/Phthalate_FAQ.html