Blei im Blut: wie wird es gemessen?

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Blei gehört zu den starken Giften und kann üble Wirkungen zeitigen. Deshalb ist es wichtig, bei unklaren Symptomen das Blei im Blut zu bestimmen. Dabei ist einiges zu beachten.

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8 Bestimmung von Blei in Blut
8.1 Präanalytische Phase

Mindestens 2 ml Blut sollten vorzugsweise aus der Armvene entnommen werden. Der Arm ist zu diesem Zweck mit Wasser und Seife zu reinigen und nachfolgend mit den üblichen Mitteln zu desinfizieren.

Zur Blutentnahme verwendet man ein Einmalbesteck, das bereits ein Antikoagulans enthält. K- EDTA hat sich vor allen anderen Antikoagulanzien bewährt. Als geeignete Entnahmebestecke haben sich im Rahmen umwelt- und arbeitsmedizinischer Überwachungsuntersuchungen sog. K- EDTA-Monovetten (10 ml) (z. B. Fa. Sarstedt) als geeignet erwiesen. Dieses Entnahmebesteck weist erwiesenermaßen geringe Bleikontaminationen auf (<5μg/l). Auch wird mit diesem Besteck im Gegensatz zu anderen Systemen eine Koagulation der Blutprobe während des Transports und der Lagerung zuverlässig vermieden.
Nach der Entnahme ist die Spritze gründlich umzuschwenken, um das Antikoagulans zu lösen. In diesem Zustand kann die Probe versandt werden. Auch unter ungünstigen klimatischen Verhältnissen wurden bisher auch nach einem Postversand keine objektivierbaren Beeinflussungen des Blutbleispiegels festgestellt.
Die Blutprobe kann entweder unmittelbar nach der Entnahme oder nach dem Postversand für mindestens 1 Woche im Kühlschrank aufbewahrt werden. Eine längere Probenlagerung bis zu 1 Jahr kann in einem Tiefkühlgerät vorgenommen werden. Ein Einfluß der Lagerdauer auf die Meßergebnisse wurde nicht festgestellt.
Nach dem Transport oder der Lagerung werden die Proben zunächst auf Raumtemperatur gebracht. Um ihre homogene Verteilung vor der Aliquotierung und Probenaufbereitung zu erreichen, werden sie anschließend für mindestens 30 min auf einem sog. Roller-Mixer unter Drehen und Kippen behandelt.
8.2 Analytik
Zur Bestimmung des Blutbleispiegels wird heute vorzugsweise die elektrothermale Atomabsorptionsspektrometrie eingesetzt. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe des sog. Standard- Additionsverfahrens. Damit lassen sich sicher Nachweisgrenzen von 10μgPb/l Blut und niedriger erzielen.
Alternativ kann der Bleigehalt des Blutes inversvoltammetrisch bestimmt werden. Dieses Verfahren ist noch empfindlicher und im Bereich der Nachweisgrenze spezifischer als die atomabsorptionsspektrometrische Methode. Es lassen sich Nachweisgrenzen zwischen 2 - 10 μg/l erzielen. Da die Inversvoltammetrie aber eine vollständige Mineralisierung der biologischen Matrix voraussetzt, ist diese Methode aufwendig.

Zur Bestimmung der Aminolävulinsäuredehydratase und der freien Erythrozytenporphyrine in Blut hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft geprüfte und analytisch zuverlässige Analysenverfahren vorgelegt.
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https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/dokumente/pbmono.pdf

In diesem Artikel gibt es viele INformationen über die Wirkung von Blei bei Erwachsenen und Kindern. Eine lohnenswerte Lektüre ...

Grüsse,
Oregano
 
Noch mehr zur Bleibestimmung:

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Die Bleibestimmung im Blut ist der im Urin im Allgemeinen vorzuziehen.
Ausnahme: Bei Bleialkylen (Bleitetraethyl, Bleitetramethyl) ist Urin das bevorzugte Material (siehe Bleialkyle im Urin). Außer bei Bleialkylen werden im 24-Std.-Urin aussagekräftigere Ergebnisse als im Spontanurin erzielt.
Eine Bestimmung im Plasma/Serum ist NICHT aussagekräftig.
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Kennzeichen einer Blei-Intoxikation:
Blei im Blut: > 35 µg/l
Akute Symptome meist ab 700 µg/l, ab ca. 200-400 µg/l sind deutliche Effekte auf den Porphyrinmetabolismus zu erwarten.

Zur Prüfung eines Verdachtes auf eine Bleivergiftung ist daher die gemeinsame Bestimmung der Blei-Konzentration im Blut, der Porphyrine in den Erythrozyten (Zinkprotoporphyrinarrow_up.gif), des Blutbildes sowie der Delta-Aminolävulinsäure (arrow_up.gif) im 24-Std.-Urin notwendig. Ergänzend ist die Bestimmung der Porphyrine im 24-Std.-Urin (charakteristisches Muster) sowie der Aktivität der Delta-Aminolävulinsäure-Dehydratase in den Erythrozyten (arrow_down.gif bis auf ca. 10% der Normalaktivität) zu empfehlen.

Bei erhöhten Werten wird eine Wiederholungsanalyse nach 3 Monaten empfohlen, um einen eventuellen Trend zu erkennen und den Befund abzusichern.
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Blei - Analysen-Spektrum - Labor Lademannbogen

Grüsse,
Oregano
 
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Die Blei-Belastung der Bevölkerung habe seit den 1980er Jahren durch das Verbot bleihaltiger Farben und die Umstellung auf bleifreies Benzin kontinuierlich abgenommen, berichten Victor Suárez und seine Kollegen. Weniger bekannt sei, dass auch mit Blei kontaminierte Drogen und traditionelle Naturheilmittel eine Bleivergiftung verursachen könnten. Etwa 20 Prozent der ayurvedischen Heilmittel enthielten mindestens ein Schwermetall in potenziell toxischer Dosierung; hiervon sei Blei das am häufigsten nachgewiesene Schwermetall.

Die Symptome einer Bleivergiftung seien unspezifisch; initial hätten die Patienten häufig abdominelle Beschwerden („Bleikoliken“) in Verbindung mit Blutbild-Veränderungen. Zielführend sei die gründliche Anamnese zu Beruf, Wohnung, Hobbies, Medikamenten inklusive alternativer Medizin und Drogenkonsum. Bei Verdacht sollte die Indikation zur Bestimmung der BLL (blood lead level) sowie der δ-Aminolävulinsäure im Urin großzügig gestellt werden. ...

Grüsse,
Oregano
 
Setze das einfach mal dazu.
 
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