Indikationen und Kontraindikationen zur Cortison-Behandlung

mh, Schoggi :keineahnung:. So verallgemeindernd würde ich das auch wieder nicht sagen. Manchmal kann Cortison sehr hilfreich sein.

Grüsse,
Oregano
 
Hallöchen,

auch wenn der Thread schon älter ist, hänge ich mich hier mal an, weil er sowohl meine Meinung als auch Wahrnehmung bestätigt.

Zuerst 5 mg Prednisolon, nun sehr mutige 7,5 statt der verordneten 10:
Kopfschmerzen bis nach vorne in die Nasenwurzel hinein, dezentes Herzflattern und Hibbeligkeit in Armen und Beinen, psychisch bin ich drauf, als ob mir jemand etwas von seiner Trip-Pille abgebröselt hätte, mittelgradig gaga irgendwie, der Entzündungsprozeß in Ellenbogen und Rippenansätzen vorne am Brustbein feiert sich selber und schickt leichte Schmerzen, Stechen und Jucken - Augen und Ohren sind etwas besser.
Der absolute Hit aber ist, daß ich Hunger habe ohne Ende und der Oberbauch bei wenig Magerkost stündlich anzuschwellen scheint.

Der Ansatz oben in bezug auf Schimmelpilze ist höchst interessant und der Kreis schließt sich langsam.

Das größte Problem auch hier: was untersucht wer - und zu welchem Preis.

Seufz.
 
Bei mir wirkt Cortison (atvantan) bei leichtem Ekzem sehr gut. Ich benutze es seehr selten, bin aber froh, das ich es habe.
Ich habe mich aber auch schon gefragt, ob es nicht in den Körper eindringt, weil manchmal Ekzem an einer anderen Stelle ebenfalls verschwindet, die ich nicht behandelt habe. Und wenn das Ekzem weg ist, bin ich besser drauf, was ich bisher auf das bessere Hautgefühl zurückgeführt habe.

Bekämpft jetzt Cortison Pilze oder soll man es dann eher lassen? Bei der juckenden Kopfhaut habe ich auf jeden Fall mit einem Pilz zu tun, da ein antifunghides Haarshampoo dagegen hilft. Somit gehe ich davon aus, dass bei mir bei juckenden Stellen auch Pilze beteiligt sind.
 
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Corticosteroide bei Infektionen – Nützlich oder Schädlich

Die Frage begleitet schon mehrere Generationen von Infektiologen. Es ist an der Zeit, die vorhandenen Daten zu sichten. Diese Arbeit haben sich McGee und Hirschmann aus Seattle gemacht. Ein nützlicher Reviewartikel! Wir wissen ja, dass eine Infektionskrankheit das Resultat einer Auseinandersetzung zwischen dem Keim und dem Wirt darstellt. Oft sind die Symptome nicht direkt durch den Keim ausgelöst, sondern sie sind Ausdruck der Immunabwehr des Wirtes gegen den Keim. Diese Immunwabwehr kann auch überschiessend ausfallen und dem Betroffenen mehr Schaden zufügen. Hier sollten die Steroide – so das Konzept – einsetzen:
Die Immunsuppression durch Cortisol soll die Immunantwort dämpfen. Doch ist dieser theoretische Ansatz in der Praxis auch tatsächlich hilfreich? Dies kann nur mit sauber durchgeführten, randomisierten Studien untersucht werden. Davon gibt es aber für den Einsatz von Steroiden schon einige, und auch einige Widersprüche.
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Infektionen, in welchen Steroide das Resultat verbessern:

a) Senkung der Mortalität

  • Bakterielle Meningitis (v.a. Kinder und Pneumokokken-Meningitis bei Erwachsenen, s. Bericht)
  • Meningitis tuberculosa (übereinstimmende Resultate in 6 von 6 Studien!)
  • Perikarditis tuberculosa (klare Resultate, auch Langzeitfolgen verbessert)
  • Typhus (schwere Formen mit Schock oder Bewusstseinstrübung, nur 1 Studie)
  • Pneumocystis jirovecii Pneumonie (alle Studien nur bei HIV-Infektion)
b) Verbesserung der Symptome oder Reduktion von Langzeitschäden
  • Bakterielle Arthritis (rascher Heilung, bessere Beweglichkeit nach 12 Monaten, nur bei Kindern gezeigt)
  • H. Zoster (Einsatz mit Acyclovir, raschere Abheilung, weniger Schmerzen aber kein Effekt auf postherpetischFre Neuralgie)
  • Mononukleose (weniger Halsschmerzen, Müdigkeit, kein Effekt auf Rekonvalenzenzdauer oder Arbeitsfähigkeit)
  • M. Croup (eindeutige Verkürzung von Hosp.- und Symptom-Dauer wenn früh eingesetzt)
  • Pharyngitis, Peritonsillarabszess
  • Cerebrale Cystizerkose (Einzelläsion, ohne antiparasitäre Therapie, reduziert Epi-Anfälle)
  • Lungentuberkulose (Schwere kavitäre Tb: Studien vor Rifampicin oder nur bei HIV-Patienten. Effekt gering, Bronchial-Tb: raschere Heilung, aber nur bei Kindern untersucht, Tb-Pleuritis: bei guter Drainage kein additiver Effekt von Steroiden).
c) Keine Wirkung oder Schaden durch Steroide
  • Akute Bronchiloitis (RSV)
  • Virale hämorrhagische Fieber
  • Schwere Pneumonie
  • Virale Hepatitis (nur HBV untersucht, Verlauf schlechter).
  • Cerebrale Malaria (Verlängerung des komatösen Zustandes und GI-Blutungen)
Für eine Beurteilung der Evidenzlage zu den einzelnen Indikationen verweisen wir auf die Arbeit selbst.

Quelle: McGee, Arch Int Med, 2008

Auch in der Forschung über Behandlungsmöglichkeiten von Corona-Infektionen ist Cortison (Dexamethason) im Gespräch (Juni 2020)
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Ein Drittel weniger Todesfälle bei beatmeten Patienten

Jetzt haben die Forscher erste Ergebnisse der RECOVERY-Studie zu Dexamethason veröffentlicht – wenn auch noch nicht als Fachpublikation. Demnach zeigt das Cortison-Mittel eine deutliche Wirkung bei schwerkranken Covid-19-Patienten. „Die vorläufigen Ergebnisse sind sehr klar: Dexamethason verringert das Sterberisiko bei den Patienten mit schweren Atemkomplikationen“, berichtet Martin Landray von der University of Oxford.

Unter denjenigen, die künstlich beatmet werden mussten, starben mit Dexamethason ein Drittel weniger als ohne die Behandlung. Von acht beatmeten Patienten würde demnach einer mehr überleben als durch die normale Intensivbehandlung, wie die Forscher berichten. Bei den Personen, die Sauerstoff erhielten, aber noch selbst atmeten, verringerte sich die Sterberate um ein Fünftel.
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Allerdings: Wirksam ist Dexamethason nur bei schweren Verläufen von Covid-19 mit bereits bestehenden Atemproblemen. Bei milden Verläufen oder sogar zur Vorbeugung bringt diese Behandlung nichts: „Es ist wichtig anzumerken, dass wir keine Belege für eine positive Wirkung bei den Patienten fanden, die keinen Sauerstoff erhalten mussten“, betonen Landray und sein Team. Es macht daher keinen Sinn, dieses Mittel auf Verdacht einzunehmen, warnen Mediziner.

Der Grund ist einleuchtend: „Aus biologischer Sicht ist dieser Effekt nicht völlig überraschend, da insbesondere die schwer erkrankten Patienten unter einer überschießenden Immunreaktion leiden“, erklärt die nicht an der Studie beteiligte Infektiologin Maria Vehreschild vom Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt. „Cortison ist ein klassischer Behandlungsansatz, um das Immunsystem zu unterdrücken. Überraschend ist aber die Stärke des nachgewiesenen Effektes.“
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Grüsse,
Oregano
 
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