Nutzlich oder Schädlich?

Wolfgang Jensen

Gesperrt
Themenstarter
Beitritt
16.03.06
Beiträge
705
Mir ist aufgefallen, wie intensiv sich einige im Forum mit körperlichen Krankheiten und Therapien auseinandersetzen. Einerseits für mich bewundernswert, andererseits stellt sich mir die Frage:

Ist es für jeden Menschen gut, sich auf der rationalen Ebene (teils obsessiv) mit seinen Krankheiten zu beschäftigen?

Und: kann das, was für den einen gut ist, für den anderen auch bedeuten, im Sumpf seiner Beschwerden zu versinken?

Wolfgang
 
Das ist sicher eine berechtigte Frage. Ich kenne jemanden mit Neurodermitis. Und die intensive Auseinandersetzung mit diesem Problem dürfte nicht gerade geholfen haben, es im Zaun zu halten. Entsprechend habe ich festgestellt, dass in Neurodermitis-Foren recht oft davon gesprochen wird, besser die Krankheit zu akzeptieren, die Symptome mit entsprechenden Salben wie Protopic und Co. zu kurieren und die Ursachensuche zu vergessen.

Ich bin ja grundsätzlich nicht gerade ein Fan eines solchen Vorgehens (verständlicherweise), bin aber in diesem Fall auch nicht betroffen und kann mich nicht 100% in die Betroffenen hineinversetzen. Soweit ich es jedoch kann, verstehe ich eine solche Optik durchaus, vor allem wenn ein Krankheitsbild eng mit dem Gemütszustand zusammenhängt und es somit klüger wäre, sich weniger mit dem Problem selbst zu beschäftigen.

Gruss, Marcel
 
Die Frage ist schon interessant ,denn manche fühlen sich in ihrer Krankheit auch wohl und wollen gar nicht gesund werden .Habe ich selbst erlebt. Das muß man auch akzeptieren .
Aber denen die nach der Ursache suchen und gesund werden wollen (je nachdem ,ob es auch geht ),für den sind die Auseinandersetzungen mit den verschiedensten Problemen echt eine Hilfe. So ist z.B. HPU mit seinen vielen Symptomen ja nicht heilbar ,sondern man steuert sein Leben lang dagegen .Und auch wenn man das weiß ,ist es doch gut ,wenn man nach neuen Wegen für die Ursachen sucht .Kannman dann doch vielleicht verhindern ,dass man noch kränker (welch blöder Ausdruck) wird.
M.
 
Hallo,

ich kann das jetzt nur aus meiner Sicht wiedergeben.....ich sehe das Forum als eine Art von "Selbsthilfegruppe".

Hier bekomme ich das was ich in der wirklichen Welt sehr vermisse: Verständnis !!!

Ärzte haben wenig Zeit um sich mit einem zu befassen, stempeln einen gerne als Spinner ab, wenn sie nichts finden. Und im privaten Bereich kann/will man sich auch nicht so auslassen. Irgendwann sind auch Freunde genervt wenn man nur über seine "Gebrechen" erzählt.

Klar, nicht alles ist für jeden gut und Ferndiagnosen gibt es auch nicht. Da sollte man schon gut sortieren und die passende Info für sich herausziehen.
Ich sehe das Gespräch hier eher als Gedankenanstoß, lese dann etwas über das Thema und/oder spreche mit einem Arzt. (meistens schaut der dann wieder wie ein Auto und denkt dann wohl: "was hat die denn schon wieder für komische Ideen")

Und es ist sehr schön von Menschen zu hören denen es genauso geht wie mir. Früher hatte ich immer gedacht nur mir geht es so schlecht und die anderen machen fröhlich Party. Geteiltes Leid ist eben tatsache nur noch das halbe Leid;););).

Es wird sicherlich hier auch so viel darüber gesprochen, weil die meisten noch auf der Suche sind. Viele wissen garnicht warum es einem so schlecht geht und solange man das nicht weiß kann man auch nichts dafür tun damit es besser wird. Ich kann mich nicht mit einer "Krankheit" abfinden die es laut Ärzte nicht gibt. Wenn die Ärzte sagen man ist gesund und es geht einem aber trotzdem dreckig,....das kann man nicht akzeptieren...und man wird suchen bis man die Lösung hat. Auch wenn vieles nur Versuche sind und nicht wirklich was bringt.
 
Hallo Sternchen ,du hast dir richtig mal alles von der Seele gesprochen ,und genau so wie du schreibst, ist es.
Mir ist es schon oft so gegangen ,wenn ich Profs oder Ärzte angerufen habe ,nur um ein paar Fragen beantwortet zu bekommen (leite eine Selbsthilfegruppe) ,dann zu hören diese Krankheit gibt es nicht.
Dann habe ich immer gesagt ,ich wolle mich nicht streiten ,aber mein Grundsatz ist :wer heilt hat recht ,alles andere interessiert mich nicht .
Dann gaben sie mir meistens recht ,und beantworteten meine Fragen.
M.
 
Wolfgang Jensen schrieb:
Mir ist aufgefallen, wie intensiv sich einige im Forum mit körperlichen Krankheiten und Therapien auseinandersetzen. Einerseits für mich bewundernswert, andererseits stellt sich mir die Frage:

Ist es für jeden Menschen gut, sich auf der rationalen Ebene (teils obsessiv) mit seinen Krankheiten zu beschäftigen?

Und: kann das, was für den einen gut ist, für den anderen auch bedeuten, im Sumpf seiner Beschwerden zu versinken?

Wolfgang

Kluge Fragen weiß der Herr Jensen zu stellen. Vielleicht guckt er heimlich die Sendung mit der Maus?www.my-smileys.de/smileys2/1katze.gif

Gemeinsam Leid zu tragen und gegenseitiges Verständnis ist natürlich wichtig und sicher sehr gut!

Dennoch gilt meines Erachtens, ähnlich wie im psychosozialen Bereich, wo es heißt, es sei sinnvoller, die Lösung in den Mittelpunkt zu rücken, statt das Problem zu fokussieren:
Vielleicht ist die Fokussierung auf Heilung oder Linderung sinnvoller als die Ausrichtung auf die Krankheit?
 
Klar, Herr León, aber klar doch - allerdings guckt die Sendung mit der Maus nur meine Katze - was bedeuten kann, daß wenn ich die Katze angucke, die Inhalte der Sendung auf mich überspringen - wie ihre Flöhe, so ungefähr.

Spaß beiseite, ich bin damit im falschen Film, weiß ich ja. Ob allerdings Bierernst den Durst nach Liebe zu löschen vermag?

Nach meiner Auffassung gibt es im körperlichen Bereich das Prinzip von Ursache und Wirkung - auf dieser rein körperlichen Ebene fokussiert sich ein starkes Interesse. Was im Körperlichen allerdings Ursache ist (eine Leber, eine Hormonstörung etc.), ist aus der Sicht einer Psyche vielleicht eine Wirkung. Treiben wir die Sicht noch eine Etage höher, ist das, was für die Psyche eine Ursache ist, aus Sicht des Geistes auch nur eine Wirkung, die Folge einer bestimmten Einstellung zum Leben. Für einen Therapeuten oder einen leidgeplagten Kranken sind das natürlich nur abstruse Spinnereien. Ist ja gut - ich würde auch lieber Frühlingsgedichte verfassen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude, nicht wahr. Leider funktioniert dieses Prinzip nicht im Doppelpack. Darum kann ich das Leben nur ertragen, weil ich mit A sein Leid teile, und mit B die Freude.

Therapie wird übrigens vom griechischen Thera = Seele abgeleitet. Wenn man nun noch wüßte, was die Seele wirklich ist ...

Wünsche einen entspannten und spannenden Tag

Wolfgang
 
Wolfgang Jensen schrieb:
Nach meiner Auffassung gibt es im körperlichen Bereich das Prinzip von Ursache und Wirkung - auf dieser rein körperlichen Ebene fokussiert sich ein starkes Interesse. Was im Körperlichen allerdings Ursache ist (eine Leber, eine Hormonstörung etc.), ist aus der Sicht einer Psyche vielleicht eine Wirkung. Treiben wir die Sicht noch eine Etage höher, ist das, was für die Psyche eine Ursache ist, aus Sicht des Geistes auch nur eine Wirkung, die Folge einer bestimmten Einstellung zum Leben. Für einen Therapeuten oder einen leidgeplagten Kranken sind das natürlich nur abstruse Spinnereien. Ist ja gut - ich würde auch lieber Frühlingsgedichte verfassen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude, nicht wahr. Leider funktioniert dieses Prinzip nicht im Doppelpack. Darum kann ich das Leben nur ertragen, weil ich mit A sein Leid teile, und mit B die Freude.
Wolfgang

Also guckt der Herr Jensen die Sendung mit der Maus nicht mal selbst sondern läßt seine Katze gucken!:zunge:

Ja, ich denke, wenn man die unterschiedlichen Beteiligungen an der Gestalt von Problemen betrachtet, ist man näher an deren Lösung. Trotzdem ist dieser Schritt immer noch zu gehen!
"Nicht das Verharren auf der Ebene des Problemes erbringt die Veränderung sondern der Blick auf die Lösung!" (sinngemäß: Steve de Shayzer/ Insoo Kim Berg de.wikipedia.org/wiki/Steve_de_Shazer / www.m-cc.nl/interview_insookimberg)

Gruß von Leòn
 
Genau das versuchte ich darzustellen: der Blick auf das Zentrum einer Krankheit betrifft eine Ursache, aber die kann eben auf allen drei Ebenen (Körper, Psyche und Geist) liegen. Nach meiner Meinung wird eben nur der körperlich krank, der eine entsprechende geistige Ursache "besitzt". Andere werden jetzt sagen, ja, aber von Blähungen kann man auch geisteskrank werden. Gut, las heute mittag in einem anderen Forum über die "Zivilisiationskrankheit", in einer Gemeinschaft nicht furzen zu dürfen. Früher war das andes und besser, meinte der Autor. Okay, vielleicht waren früher die Abgase auch verträglicher.

Herr oder Frau León, bleiben Sie dran - mir fehlt gerade ein deftiger Schlagabtausch, der die Seele reinigt.

Wolfgang, der in Fachkreisen auch "Oma Jensen" genannt wird.
 
Jemand der sehr eingeschränkt ist ,der Schmerzen hat,der wird alles tun ,um sich Linderung zu holen und ein einigermaßen beschwerdefreies Leben zu führen. Dazu benötigt er Hilfe ,die er hier im Forum findet,weil gerade die die es ihm erleichtern sollten entweder keine Zeit haben oder "überfordert" sind .
Wenn sie hier lesen ,was man machen kann ,erleichtert es einen doch auch seelisch. Man ist beruhigter und weiß ,dass es doch irgentwo Hilfe gibt,und wenn es nur so ist ,dass man den anderen sein Leid mal erzählen kann.
M.
 
Hi Maichen - aus Deinem Beitrag kann ich leider nicht erkennen, ob Du wenigstens ein bißchen amüsiert warst. Lachen soll ja auch helfen, sagt man in Kreisen, denen das Lachen noch nicht ganz vergangen ist.

Weißt Du, bei einem entzündeten Zahn ist das Problem relativ einfach beschrieben - man reißt ihn aus, mitsamt der Wurzel. Man weiß, es hilft kein Schwätzchen mit der Nachbarin, auch nicht, wenn man im Internet nach Verbündeten sucht.

Darum frage ich auch nicht andere: wer will etwas anders tun, um die "Wurzel des Übels" zu finden, ich frage mich: was kann ich tun, um meine Stimmung, mein Leben, meine Umgebung zu verbessern. Klar, ich gebe Dir total recht: wenn sich das Leben auf einen entzündeten Zahn, um mit der Anregung von Herrn/Frau León zu sprechen, fokussiert, ist es schwer bis unmöglich, sich mit Witzen aufzuheitern, Kant oder Hesse zu lesen oder sich hingebungsvoll dem Zwitschern der Vögel hinzugeben.

Wer im Sumpf steckt, kommt nur mit schmutzigen Füssen wieder raus. Viele bleiben lieber darin stecken, weil das, was sie dann sehen können, blütenweiß ist. Was ich erfahren durfte ist: ohne den Mut zur Selbstbekenntnis, ohne Aufarbeitung alter und aktueller Konflikte, ist es verdammt mühselig, die Emotion "Oberkante Unterlippe" zu verbrennen.

Herzliche Grüße an Dich von Wolfgang
 
Nun wirst du ja sicher feixen ,aber ich bin ein lustiger Mensch ,auch wenn man das ja nicht so im Net rüberbringen kann.Gehe gern ins Musical usw. und ich kann über mich selbst lachen,wenn mir ein Missgeschick passiert ist.
Das ist nicht jedem gegeben.
Aber nicht immer ist einem zum lachen zumute.Aber über die Sache mit der Maus und deiner Katze mußte ich echt lachen.:klatschen
M.
 
Auf die Schnelle, der Hund wartet: Läßt Du Dich mal aus der Ferne (bildhaft) umarmen?

Nun kommen vielleicht einige auf die Idee, zwischen Mitgefühl und Gefühl zu unterscheiden.

Wolfgang sapringt jetzt in die Stiefel - ist draußen gerade etwas freundlicher geworden.

Wolfgang
 
Wolfgang Jensen schrieb:
Herr oder Frau León, bleiben Sie dran - mir fehlt gerade ein deftiger Schlagabtausch, der die Seele reinigt.www.my-smileys.de/smileys2/Bob15_2.gif
Wolfgang, der in Fachkreisen auch "Oma Jensen" genannt wird.

Wenn der Herr Jensen, der auf einmal Oma genannt werden möchte, auf einen Schlagabtausch aus ist, ist er bei mir wohl an der falschen Adresse.

www.my-smileys.de/smileys2/frechling.gif

Vor allem, wo wir im Moment - zumindest einigermaßen - und das nur ausnahmsweise -

www.my-smileys.de/smileys2/10_2.gif
einer Meinung zu sein scheinen! www.my-smileys.de/smileys2/10.gif
 
Am liebsten würde ich meine Katze bügeln - die gurrt den ganzen lieben langen Tag, weiß nicht, ob die ein Taubengen geerbt hat - ansonsten bin ich bügelfrei. Werd mich ersatzweise um das Katzenklo kümmern - das hilft immer, wenn ich im Übermutfluß lebe.

Keiner rauft mit mir.

Vorgestern hörte ich im Radio den Begriff "Krebspersönlichkeit". Und war mir nicht sicher, ob der, der das sagte, die Ungeheuerlichkeit dieser Wortschöpfung verstanden hatte.

Kann es wohl sein, daß so, wie jemand die Neigung zum gärtner, Musiker oder Schriftsteller besitzen kann, er ebenso einen Persönlichkeitsanteil besitzt, der ihn für eine bestimmte Krankheit disponiert?

Wolfgang fragt
 
Das arme Tier, jetzt bügelt der Herr Jensen schon www.my-smileys.de/smileys2/frankscared.gif !
 
Und wer weiß, was er mit dem bedauernswerten www.my-smileys.de/smileys2/zoo_dog.gif macht, mit dem er so oft ausgeht!
 
Unter "Aktuelles Wochenthema" habe ich gerade versucht, in den Prozeß von Transzendieren und Transformieren einzusteigen. Und bitte nett darum, das Thema nicht ganz der Lächerlichkeit preiszugeben.

Hier stellt sich meines Erachtens nach doch eine wichtige Frage zur Heilung: "Gibt es einen Zopf, der nicht! suggestiv ist, mit dem wir uns aus dem Sumpf der Krankheit ziehen können?"

Sicher, der Körper gibt uns Hinweise auf seinen Betriebszustand, er agiert entweder dynamisch-aktivwerdend, oder signalisiert: hier funktioniert etwas nicht. Oder ...

Darum stelle ich noch einmal die grundsätzliche Frage, vor die vielleicht jeder Mensch sich irgendwann gestellt sieht:

Ist der Körper eine autonome physikalische Einheit, die man mit physikalischen Ideen kontrollieren kann?

Oder ist der Körper Mittel zum Zweck einer ganz anderen Absicht von Leben, deren Hauptzweck die Reflexion von Geist ist?

Gruß Wolfgang
 
Ich halte diese Trennung von Körper als möglicher physikalischer Einheit und Geist/Seele als eine Art Steuerorgan des Körpers für nicht günstig. - Der Mensch ist nunmal auf dieser Erde mit Körper und Seele, also gehören beide auch zusammen.
Man könnte z.B. auch davon ausgehen, daß Dinge/Stoffe, die von außen in den Körper gelangt sind (Beispiel: Gifte) auch auf der Körperebene wieder nach draußen befördert werden sollten.
Gelangen dagegen geistig-seelische "Gifte" in den Menschen, dann sollte auch auf dieser Ebene dafür gesorgt werden, daß diese entsorgt werden.

Uta
 
Oben