Die Medizin am Tropf der Industrie

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Malve

Die Beziehungen zwischen Medizin und Industrie bleiben weiter im Gespräch:

Aber auch die Patientenversorgung, die ärztliche Fortbildung und das medizinische Personal hängen zunehmend am Tropf der Industrie, zumal die öffentliche Hand hierfür nicht genügend Mittel bereitstellt. Die staatliche Forschungsförderung trägt ohnehin teilweise groteske Züge. Denn unterstützt wird letztlich nur, wer erfolgreiche Kooperationen mit der Industrie eingeht. So können nur jene Ärzte auf öffentliche Gelder hoffen, die in der renommierten internationalen Fachpresse viel publizieren und dadurch große Wirkung erzielen. Dies gelingt aber am ehesten, wenn man sich an großen internationalen klinischen Studien - und damit von der Industrie finanzierten Projekten - beteiligt. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind für die Medizinjournale von besonderem Interesse, weil sie in der Fachwelt große Aufmerksamkeit erhalten. Hieraus folgt aber, dass der Staat gute Beziehungen zur Wirtschaft belohnt, schlechte hingegen bestraft.

Deutlichere Worte findet Erland Erdmann von der Medizinischen Klinik III der Universität Köln. Außer Frage steht für ihn, dass die Industrie sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa die klinische Forschung in erheblichem Maße steuert. So würden etwa neue Medikamente nur zugelassen, wenn sie zuvor in aufwendigen Studien mit großer Teilnehmerzahl und unter Leitung renommierter Ärzte geprüft worden seien. Bevor man als Wissenschaftler die Ergebnisse einer solchen klinischen Studie dann veröffentlichen könne, müsse man den zur Publikation vorgesehenen Bericht in der Regel erst dem Sponsor vorlegen. Marktschädliche Äußerungen könnten dabei dem Rotstift zum Opfer fallen. Gelte es, ein neues Produkt oder auch einen Ladenhüter zu lancieren, versuche die Industrie häufig, entsprechende Bedürfnisse zu wecken. Gutplazierte Äußerungen renommierter Fachleute könnten dabei, von der Presse enthusiastisch aufgegriffen, das öffentliche Interesse leicht in die gewünschte Richtung lenken.
Medizin - Wissen - FAZ.NET - Forschung: Die Medizin am Tropf der Industrie

Liebe Grüsse,
uma
 
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