Immunsystem: SIGLECs, Sialinsäuren, SAMPs

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Unser Immunsystem ist ja ein ausgeklügeltes System an Abwehr- und Verteidigungsmöglichkeiten, wenn Erreger versuchen, sich breit zu machen.

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Immunsystem - Wächter der Gesundheit
https://www.symptome.ch/wiki/immunsystem/

Ein kleiner Teil dieses Systems zur Abwehr sind die SIGLECS:

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Die Zellen von Säugetieren wie dem Menschen sind mit charakteristischen Glykoproteinen und Glykolipiden überzogen, also Kettenmolekülen mit Zuckeranteil sowie Protein– bzw. Lipidanteil, an deren Enden häufig Sialinsäuren sitzen. Diese Derivate der Neuraminsäure dienen den Zellen als Zugehörigkeitsausweise, sogenannte SAMPs (self-associated molecular patterns).

Immunzellen, die ein Gefahrensignal wahrgenommen haben und daher — wie im vorigen Beitrag gezeigt — eine Immunreaktion in Gang setzen, stoppen diese Reaktion, wenn sie zusätzlich ein SAMP wahrnehmen, das ihnen zeigt, dass sie es mit einer körpereigenen Zelle zu tun haben und nicht mit einem Pathogen. Zur Wahrnehmung der Sialinsäuren dienen ihnen die Siglecs (Sialic acid-binding immunoglobulin-type lectins): Rezeptoren in der Zellmembran.

Ein wichtiger B-Zell-Siglec ist CD22 = Siglec-2. Auf Monozyten, die zur angeborenen Immunität gehören, finden wir dagegen CD33 = Siglec-3. Die meisten Siglecs funktionieren ähnlich: Sobald sie ein SAMP wahrnehmen (die Friedens*taube), rekrutieren und aktivieren sie eine Phosphatase (Enzymmännchen mit schwarzer Fackel), die anderen Signalmolekülen eine Phosphatgruppe abnehmen und sie dadurch inaktivieren können. So wird die Signalkette, die eine Abwehrreaktion der Immunzelle in Gang setzen sollte, rechtzeitig gestoppt (Verkehrspolizist, der den Zugang zum Chromosom blockiert).

Siglecs müssen imstande sein, beschwichtigende SAMPs wie körpereigene Sialinsäuren von Gefahrensignalen wie den Sialinsäuren bestimmter Bakterien zu unterscheiden. Geht das schief, bleiben entweder notwendige Abwehrreaktionen aus, oder es kommt zu einer Autoimmunreaktion. Dazu später mehr.
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Wie Sialinsäuren und Siglecs Frieden stiften | Friendly Fire

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Die grundsätzliche Funktion von Siglecs, nämlich die Erkennung von säugetierzellypischen Sialinsäuren zwecks Blockade überzogener Immunreaktionen, habe ich im vorigen Beitrag dargestellt. Damit diese Blockade gelingt, muss zum einen die körpereigene Zelle (hier eine Darmschleimhautzelle, links) ihre Sialinsäuren vorzeigen (Peace-Zeichen). Zum anderen muss die Immunzelle (rechts) diese Sialinsäuren erkennen und von anderen Sialinsäuren unterscheiden können, die zum Beispiel zu einem Pathogen gehören. Das Siglec ist also ein Rezeptor, der genau zum Signal passt:

Siglec-Evolution_01_Darmzelle_Immunzelle_650Jedes derartige Erkenungssystem ist von zwei Seiten angreifbar. Zum einen können Pathogene die Sialinsäuren der Körperzellen als Anker verwenden, um an die Zellen anzudocken und dann in sie einzudringen. Ein bekanntes Beispiel sind die Influenza-Viren, die mit den Hämagglutininen auf ihren Hüllen an die Sialinsäure N-Acetylneuraminsäure (Neu5Ac) binden. Aber auch Bakterien können mit dem passenden Rezeptor an die Sialinsäuren von Schleimhautzellen o. ä. andocken:

Siglec-Evolution_02_Darmzelle_Pathogen_650Andere Pathogene bedecken sich mit Sialiinsäuren, um an die Siglecs der Immunzellen zu binden, in diese einzudringen und sich in ihnen zu vermehren. Sie fälschen gewissermaßen die Peace-Zeichen, um sich als Säugetierzellen zu tarnen (molekulare Mimikry):

Siglec-Evolution_03_Pathogen_Immunzelle_650Die Patho*gene und ihre Wirte können auf diese Weise in ein doppeltes evolutionäres Wettrüsten geraten:

Mit Sialinsäuren überzogene Krankheitserreger zwingen die Säugetier-Immunzellen, ihre Siglecs so zu modifizieren, dass sie nicht mehr auf die gefälschten Friedenszeichen hereinfallen. Die Veränderung der Siglecs zieht dann Modifika*tio*nen der molekularen Mimikry der Pathogene nach sich, und so weiter (oberer Teufelskreis im nächsten Bild).

Krankheitserreger mit Siglec-artigen Rezeptoren zwingen die Säugetierzellen dagegen, ihre Sialinsäure-Signatur zu verändern, um nicht mehr infiziert zu werden. Diese Signaturänderung wiederum zwingt die Pathogene, ihre Siglec-artigen Rezeptoren zu modifizieren, um weiter an ihre Wirte andocken zu können (unterer Teufelskreis).

Bei all diesen Änderungen darf aber die Passung zwischen der Säugetier-Sialinsäure und dem entsprechenden Immunzellen-Siglec nicht verloren gehen; auch hier üben beide Seiten aufeinander einen Selektionsdruck aus (mittlerer Teufelskreis).
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Aus der Fachliteratur | Friendly Fire | Seite 4

Das ist ja nur ein kleiner Teil im großen Immunsystem, und es ist nicht einfach, das zu verstehen. Wenigstens geht es mir so.

Aber es zeigt, daß das Immunsystem sehr vielschichtig und raffiniert gebaut ist. Es zeigt aber auch, daß es immer wieder Strategien von Erregern gibt, die auch diese Raffinesse unterlaufen können.

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In dem Zusammenhang find ich auch den Artikel interessant.

Es geht darum, dass der Genuss von Fleisch zum Einbau von Fremdeiweissen in den menschlichen Körper führt und Pathogene Erreger – blinden Passagieren gleich – gemeinsam mit tierischen Proteinen in den Körper von Fleisch- und Milchkonsumenten gelangen.

Harmlose Keime wie nützliche Darmbakterien heften sich an die SIGLECs (Sialinsäure-erkennende Lektine) der Darmzellen, ohne diese zu zerstören. Das angeborene Immunsystem bekämpft diese harmlosen Darmbakterien nicht. Gefährliche Keime schädigen die SIGLECs und alarmieren das Immunsystem.

Viele Krankheitserreger haben gelernt, sich unter den SIGLECs ihres Wirtes zu tarnen, das Immunsystem schlägt keinen Alarm, eine latente Infektion besteht, die erst bei Stress zum Ausbruch von Symptomen führt.

Vor etwa 2 Millionen Jahren wurde nahezu die gesamte Menschheit durch den Malaria-Stamm P. reichenowi ausgerottet, sie tarnten sich unter den SIGLECs Nr. 5 und 12. Nur die Menschen überlebten, die über diese Siglecs nicht verfügten, eine Mutation also, das sind wir, die Überlebenden.

Das Problem: Alle anderen Säugetierarten, deren Produkte (Milch und Fleisch) wir heute essen, besitzen aber noch SIGLEC-5 und -12, unser Immunsystem behandelt sie wie körpereigenes Protein, baut es in körpereigenes Gewebe ein und bietet auch den Parasiten der Tiere samt Bakterien und Viren Unterschlupf. Im Stadium der latenten Infektion kommt es zu chronischen Entzündungsprozessen, der Beginn vieler moderner Zivilisationskrankheiten und typischer Alterskrankheiten.
 
Hallo Datura,

der Link führt bei mir nicht zu einem solchen Thema. Kannst Du evtl. noch einen anderen Link einstellen?

Grüsse,
Oregano
 
Noch einmal zu dem Link von ullika in #2:

Inzwischen weiss man ausserdem, dass auch bei vielen anderen chronischen Krankheiten chronische Entzündungsprozesse eine sehr wichtige Rolle spielen, wie z. B. bei Diabetes, bei manchen Krebsarten (z. B. Dickdarmkrebs), bei Alzheimer, Parkinson, Arteriosklerose, Fibromyalgie, Morbus Bechterew, Tinnitus, Asthma, Akne, Psoriasis, Zöliakie, Allergien und bei vielen weiteren mehr.

Konsequenterweise wird in Fachkreisen der Verzehr von Säugetierfleisch unter gleichzeitigem Bewegungsmangel (siehe weiter unten) als einer der wichtigsten Faktoren für die genannte low grade inflammation diskutiert .
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Im Klartext: Der Verzehr tierischen Proteins – nachgewiesen wurde dies für Säugetierfleisch und Milch – birgt immer die Gefahr, dass fremde SIGLECs unbehelligt in den Organismus des Verzehrers gelangen und sogar dort eingebaut werden, was zu den beschriebenen Effekten der latenten Infektion führt.

Ob artgerechte Freilandhaltung, wild oder industrielle Massentierhaltung – die Lebensweise der Tiere spielt für den SIGLEC-Aspekt vermutlich leider keine Rolle.

Durch das Weglassen von Säugetierfleisch und Milch trocknen Sie die beschriebene Infektionsquelle weitgehend aus.

Wenn Sie bislang Säugetierfleisch und Milch in grösseren Mengen verzehrt haben, können Sie die Infektion folgendermassen rasch beheben:

Das 30-Tage-Programm befreit Sie
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Die SIGLEC-freie Ernährung

Pflanzliche Proteine sind hingegen komplett frei von SIGLEC-5 und SIGLEC-12 und somit vom SIGLEC-Aspekt her vollkommen unbedenklich.

Arm an Fremd-SIGLECs sind ausserdem die folgenden tierischen Proteinquellen (Schauer, 2009):

Geflügel: Strauss, Huhn, Pute, Ente, Fasan etc.
Eier
Fisch, Schellfisch, Schalentiere
Reptilien, Amphibien
Insekten, Larven, Würmer
Sport schützt vor Fremd-SICLECs
Abgesehen von einer SICLEC-armen Ernährung, kann auch körperliche Bewegung vor SICLECs schützen – selbst wenn diese verzehrt werden.

Dazu sollte Fleisch nur nach einem anstrengenden Training verzehrt werden. Dann nämlich werden die fraglichen Bestandteile der Fremd-SIGLECs – vereinfacht ausgedrückt – verbrannt, da es sich praktischerweise um sog. Zuckerreste handelt.

Ohne vorangegangene Bewegung jedoch ist der Fleisch- und Milchverzehr – womöglich noch zum Frühstück, wie es in der westlichen Hemisphäre üblich ist – problematisch.
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https://www.zentrum-der-gesundheit....-als-trojanisches-pferd-fur-krankheitserreger

Grüsse,
Oregano
 
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