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Das wiederum bestreitet Funktionär Katzek. „Die Bauern bezahlen das Saatgut ganz normal, und sie tun es, weil sie gutes Saatgut wollen“, sagt er. „Unsinn“, versetzt Bauer Klamroth. „Die Schädlinge, gegen die dieser Mais immunisiert ist, kommen doch in Sachsen-Anhalt gar nicht vor“, sagt er. „Die paar Maiszünsler, die wir hier haben, die kriegen wir locker durch Fruchtfolge weg.“
So geht die Debatte nun schon seit Monaten hin und her. Und je länger sie dauert, desto unwahrscheinlicher wird der Durchbruch – allein deshalb, weil die Zeit davonläuft. Die Aussaatperiode für Mais beginnt im April und endet Anfang Mai. Und der Mais, um den es geht, ist eine der wenigen modifizierten Sorten, die bisher überhaupt eine Zulassung besitzen.
Für die beteiligten Saatzüchter wie die amerikanischen Konzerne Monsanto und Pioneer Hi-Bred sowie die deutsche KWS Saat AG ist das ärgerlich. Denn in den anderen Bundesländern kriegen sie erst recht keine Körner in den Boden. In Schleswig-Holstein, Hessen und Bayern – überall gründen Bauern gentechnikfreie Zonen. Die Agroindustrie hatte deshalb auf Sachsen-Anhalt gesetzt, wo die Höfe fünfmal größer sind als etwa in Bayern. Kontamination, also die Bestäubung der Nachbarschaft mit den Pollen genmodifizierter Pflanzen, ist hier eine geringere Gefahr als in Regionen mit kleineren Feldern. Außerdem gelten die Bauern im Osten als aufgeschlossener. Schon zu Zeiten der DDR wurde hier industrielle Landwirtschaft betrieben – frei von Sentimentalitäten.
Einige Bauern in Sachsen-Anhalt bedauern es sogar, dass das Experiment gescheitert ist. Selbst solche, die bei der eigenen Scholle auf Nummer sicher gingen und konventionellen Mais säten, wie etwa Werner Gutzmer. Er bewirtschaftet eine frühere LPG in Pretzsch, und der Bauernverband, dem er vorsteht, vertritt in Sachsen-Anhalt vorwiegend Ex-Produktionsgenossenschafter. „Wir erkennen schon an, dass wissenschaftlicher Fortschritt im Leben der Landwirte eine Rolle spielt“, sagt er, trotzdem habe er seinen Mitgliedern vom Genmais abgeraten. „Mit dem neuen Saatgut spart der Bauer vielleicht Spritzmittel für 20 Euro pro Hektar, aber wenn was rüberfliegt, kriegt er vom Nachbarn eine Klage über 500000 Euro“, rechnet er vor. „Das Risiko ist einfach zu hoch“, sagt er und schimpft auf die Bundesregierung, die Gentechnik erlaube, aber die Bauern für Kontaminationen haften lassen wolle.
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