Autophagie, Autophagosomen, Lysosomen: körpereigene Müllabfuhr

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.702
Es ist auch eine Art der Entgiftung, die der Körper selbst bewerkstelligt: Die Autophagie.
...
Verbrauchte Zellbestandteile werden ausgemustert

Bei der Autophagie werden zunächst verbrauchte oder defekte Zellbestandteile wie etwa Mitochondrien (die „Kraftwerke“ der Zelle) von einer doppelschichtigen Membran umschlossen. Solche mit „Zellmüll“ gefüllten Bläschen heißen Autophagosomen. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, den Abfall zu den Lysosomen zu transportieren. Lysosomen sind mit Verdauungsenzymen gefüllte Kügelchen, die im Zellplasma umherschwimmen. Zehn bis 20 Minuten nach seinem Entstehen hat das Autophagosom sein Ziel gefunden und verschmilzt mit dem Lysosom. Nun kann der Müll biochemisch zerlegt und wiederverwertet werden.
...
Ohsumi ging nun daran, jene Gene zu finden, die an der Autophagie selbst beteiligt waren. Er behandelte die Hefezellen mit einer Chemikalie, die genetische Veränderungen (Mutationen) hervorrief und bestimmte Erbanlagen ausschaltete. Danach ließ er die Hefezellen hungern. Infolge des Mangelzustands wird bei intakter Autophagie die Selbstverdauung erhöht und die Vakuolen schwellen an. Die Zelle verdaut nicht benötigte Bestandteile, um auf diese Weise ihr Überleben zu sichern. Ist jedoch ein Gen für Autophagie defekt, dann kann der Prozess nicht anlaufen. Die Vakuolen bleiben leer, trotz Hungerns. Mit diesem Vorgehen gelang es Ohsumi, innerhalb kurzer Zeit 15 Erbanlagen ausfindig zu machen, die mit Autophagie verknüpft waren, wie er 1993 im Fachblatt „FEBS Letters“ berichtete.
...
Autophagie hat zentrale Aufgaben in der Zelle und im Organismus. Bei Hunger und anderem Stress stellt sie Energie und Bausteine für zelluläre „Organe“ bereit. Nach einer Infektion kann sie in die Zelle eingedrungene Bakterien und Viren beseitigen. Und sie dient als Qualitätskontrolle, bei der schadhafte Proteine und Zell-Organe ausgemustert werden. Gestörte Autophagie-Prozesse werden mit Leiden wie Parkinson und Typ-2-Diabetes („Alterszucker“) in Verbindung gebracht.

Komplizierter wird das Bild, wenn man eine Krankheit wie Krebs betrachtet. Hier gibt es auf der einen Seite Indizien dafür, dass die Autophagie das Tumorwachstum unterdrückt und das Entstehen einer Geschwulst verhindern kann. Andererseits fördert sie offenbar das Überleben und weitere Wachstum von Krebszellen.

Immer deutlicher wird, dass Autophagie bei der Absiedlung von Tumorzellen in andere Organe, der Metastasenbildung, eine unrühmliche Rolle spielt.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/...-die-kunst-sich-selbst-zu-essen/14636694.html

... Medizinnobelpreis geht an Japaner Ohsumi
Der Medizinnobelpreis 2016 geht an den Japaner Yoshinori Ohsumi. Der Forscher wurde für seine Verdienste um die Erforschung der sogenannten Autophagie (Selbstverdauung) der Zellen ausgezeichnet, wie das Karolinska Institut am Montag mitteilte ...

...
In einem extremen katabolen Zustand - wie zum Beispiel in einer langanhaltenden Diät mit starkem Kaloriendefizit oder langem Fasten - kann der Körper ab einem Punkt nicht mehr genügend Energie für die Zellfunktion bereitstellen und folglich wird diese eingeschränkt.
Die Zelle geht in einen Schutzmodus, in der sie sehr wenig Energie verbraucht, sodass ihre Funktion „einschläft“, sie aber nicht stirbt und im Falle erneuter Energiebereitstellung wieder funktionsfähig gemacht werden kann. Hält diese Unterversorgung zu lange an, „verhungert“ die Zelle und es kann zum Zelltod kommen. In einer radikalen Diät wird daher nicht nur Fett abgebaut, sondern auch Muskulatur zu der auch der Herzmuskel zählt. Daher sollte man bei einer Gewichtsreduktion kein zu großes Kaloriendefizit eingehen und einen langsamen und gleichmäßigen Fettverlust anstreben.

Das Gegenteil findet statt, wenn man zu viel und zu häufig isst. Bei einem Kalorienüberschuss befindet sich der Körper in einem aufbauenden Milieu. Besonders ein konstant erhöhter Insulin-Spiegel bremst die Autophagie. Insulin ist ein stark anaboles Hormon, das die Speicherung von Nährstoffen in körpereigenen Energiereserven fördert. Darüber wird dem Körper signalisiert, dass ausreichend Energie zugeführt wird und er keine eigenen Energiereserven anzapfen muss. Dementsprechend kommen die abbauenden Prozesse zu kurz und die Zellreinigung wird gehemmt. Der Insulinspiegel wird zum größten Teil über die Zufuhr von Kohlenhydraten (z.B. Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Süßigkeiten) und in geringerem Maße über die Eiweißzufuhr reguliert.

Eiweiß ist im Vergleich zu Kohlenhydraten hingegen essentiell und wird im Körper unter anderem als Baustoff verwendet. Durch die Nahrung zugeführtes Eiweiß und Fett wird verwendet, um die abgebauten Bestandteile durch neue Bausteine zu ersetzen. Bekommt der Körper nicht die Möglichkeit beschädigte Zellbestandteile abzubauen, häufen sich diese Schadstoffe an und die Zelle wird funktionsunfähig oder entartet.

Derzeit ist der Prozess im menschlichen Körper noch nicht vollkommen erforscht, da er hochkomplex ist. Die Anzeichen verdichten sich jedoch immer mehr, dass eine gestörte Autophagie unter anderem Krankheiten wie Krebs, Muskeldysthrophie (Muskelschwund), Arteriosklerose und neurodegenerative Erkrankungen (Parkinson, Chorea Huntington, Alzheimer) hervorrufen kann.
...
Wie kann ich die Autophagie unterstützen?

Autophagie ist eine Art der Selbstheilung unseres Körpers und man kann sie mit verschiedenen Methoden fördern. Zusammengefasst kann man festhalten, dass 3 Faktoren bekannt sind, die den Prozess der Zellreinigung und Erneuerung begünstigen:

* Phasen mit Nährstoffmangel (siehe periodisches Fasten)
* Physischer Stress (Sport: sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining)
* Kalorienrestriktion (ein chronisches, leichtes Kaloriendefizit)

Die aufgeführten Punkte 1 und 2 sind sehr zu empfehlen, wohingegen ein chronisches Kaloriendefizit sehr schnell zu chronischem Nährstoffmangel und damit auch zu Muskel- und Knochenabbau führen kann. Daher sollte man zum Wohle seiner Gesundheit kurze Fastenperioden und Sport in sein Leben integrieren
https://www.intermittent-fasting-diet.de/2013/04/21/mehr-autophagie-durch-periodisches-fasten/

Das leuchtet alles sehr ein, und die zuletzt genannten drei Punkte können ja auch durchgeführt werden, soweit das körperlich möglich ist.

Ist denn schon bekannt, wie man durch genetische Untersuchungen heraus finden kann, ob die Autophagie funktioniert oder ob es eine genetische Veränderung gibt, die sie behindert?

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben