Meine Welt der Gefühle

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20.02.09
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Hallo Ihr Lieben,

Intro für alle die mich kennen:
"Ich hoffe es geht euch gut. Ich hatte sehr viel zu tun die letzte Zeit, und es fiel mir erstaunlich leicht. Zumindest wenn man meine früheren Schwierigkeiten als Maßstab hernimmt. Aber es war harte Arbeit und ich hatte wenig Zeit für mich selbst. Wen es interessiert was ich alles gemacht habe, bitte per PM"

Ich will mir mal den ganzen Kummer von der Seele schreiben und hoffe auf ein paar hilfreiche Antworten oder interessante Vergleiche.


Stellt euch vor ihr habt bei jedem Menschen, jedem Tier und auch bei allen Pflanzen und Gegenständen, Spielsachen usw. also bei jedem Wimpernschlag zwischen dem eure Augen in diese Welt blicken, ein anderes Gefühl. Ein besonderes Gefühl für die Couch die im Wohnzimmer steht, für eure Autos welche in der Spielzeugkiste liegen, für den alten Mann der gerade vorbeispaziert, für den Baum vor dem Haus. Ähnlich wie der Gefühle die bei einem besonderen Song auftauchen mit dem Erinnerungen verbunden sind.

Ein Gefühl welches sich jedes mal anders zusammensetzt. Für den alten Mann vielleicht aus,
Respeckt für einen Menschen der sein Leben gelebt hat, mit all seinen Schwächen und Stärken, mit all seinen guten und schlechten Taten, mit all seiner Liebe die er geschenkt und bekommen hat. Oder von der er vielleicht zu wenig erlebt hat.
Weisheit, welche er in seinem Leben erlangt hat, Lebenserfahrung.
Heimweh, weil er womöglich sein altes Haus vermisst mit dem Garten weil er jetzt im Seniorenheim festsitzt wo man ihn bevormundet.
Wertlosigkeit weil er denkt er wäre zu nichts mehr zu gebrauchen. Weil er die einfachsten Tätigkeiten nicht mehr selbst erledigen kann. Stell dir vor das spührst du, wenn du ihn ansiehst.
Traurigkeit weil ihn seine Enkel und Kinder fast nie besuchen und alle seine Freunde und seine Frau schon längst gestorben sind. Weil er so vieles in seinem Leben nicht zu Ende gebracht hat was er sich aus tiefstem Herzen gewünscht hat.
Mitleid weil er so hilflos aussieht, mit seiner Krankheit und all seinen Gebrechen im hohen Alter. Weil er in der sich ständig verändernden Welt nicht mehr zurecht kommt.
[Da fällt mir "Walter Moer" ein, im Buch "Wilde Reise durch die Nacht"]:"Also - stell dir folgendes vor: ein großes Kaufhaus, eins von diesen modernen Dingern, wie es sie jetzt neuerdings in den Großstädten gibt. Und du bist in diesem Kaufhaus als Auskunft angestellt. Du weißt schon, diese netten Leute an dem Tresen im Erdgeschoß, die man fragen kann, wo es die Herrensocken gibt und so was. Du hast diesen Job schon lange, du kennst dich im Kaufhaus aus wie kein anderer, aber in der letzten Zeit wird das Gebäude umgebaut. Dauernd werden die Abteilungen in andere Stockwerke verlegt, überall Baustellen, Wände werden eingerissen, neue hochgezogen - du fühlst dich in deinem eigenen Laden nicht mehr so richtig zu Hause. Kannst du dir das soweit vorstellen? "Ja, sagte Gustave. Kann ich." Gut! sagte die Alte. Und dann - musst du auf einmal zur Toilette! Du marschierst los, natürlich kennst du den Weg zum Klo, schon tausendmal hast du ihn Leuten erklärt, aber jetzt stehen da überall neue Wände im Weg, ganze Abteilungen sind verlegt, du musst mehrmals die Etage wechseln - und plötzlich stellst du fest: Du weißt nicht mehr, wo die Toilette ist."


Für das Stofftier in deinem Regal setzt sich das seltsame Gefühl vielleicht zusammen aus:
Freude, für die gemeinsamen Stunden die man zusammen verbracht hat, die vielen Spiele und Abenteuer.
Hilflosigkeit weil dieses kleine Geschöpf, mag es auch in unserer Augen leblos sein, sich nicht wehren kann. Jemand der es vielleicht nicht zu schätzen weiß und ihm die Haare ausreißt oder verbrennt, in den Müll wirft weil man keinen Platz mehr dafür hat. Stell dir vor, ein paar tausend kilometer weit entfernt, sitzt ein kleines Mädchen die nichts zum spielen hat, für sie, wäre es das Größte auf der Welt, dieses Stofftier, welches du so abschätzig behandelst, in den Armen zu halten. Sie würde es lieben und nie mehr loslassen.
Traurigkeit weil so viele Erinnerungen dich und dieses kleine Geschöpf verbinden. Dieses kleine Schäfchen oder Bärchen mit dem treuen Blick welches du in den Armen hieltest während du geweint hast, welches dich getröstet hat, welches immer für dich da war.
Schuldgefühl weil du älter wirst und nicht mehr so oft damit spielst, weil du vielleicht viele andere Spielsachen hast, denen du nun deine Aufmerksamkeit schenkst. Weil sich eure gemeinsame Zeit dem Ende neigt.


Es ist schon so dass ich früher hauptsächlich negative Gefühle gespührt habe als ich in die Welt blickte. Warum das so ist, nun, darüber habe ich schon zu viel nachgedacht in meinem Leben. Ich habe für mich erkannt, dass es besseres gibt, was man mit seiner Zeit anfangen kann die einem gegeben ist, als sich den Kopf zu zerbrechen über Dinge die unergründbar sind.


Aber es würde mich interessieren was ihr darüber denkt und ob ihr ähnliche Erinnerungen habt.

Glaubt ihr dass dies die Art ist, wie ein Kind die Welt sieht?
Jedes Kind? Manche mehr, manche weniger?


Oder dass dies die Art ist, wie ein psychisch und seelisch krankes Kind die Welt sieht?

Bringt ihr vielleicht HSP(Hoch sensible Person) damit in Verbindung?
War ich so jemand?



Hat man wenn man erwachsen wird jemals wieder die Gelegenheit an diesen Punkt zurückzukehren und die Welt wieder durch die Augen eines Kindes zu sehen?

Was ist mit mehr passiert? Warum fühle ich heute fast Nichts mehr???
Haben mich die Gefühle überwältigt sodass mein Körper einfach abgeschaltet hat weil es ihm zu viel geworden ist?

(wie wenn man sich schwer verletzt und der Schock einem den Schmerz nimmt, glaubt ihr so etwas gibt es auch bei Gefühlen?)

Könnt ihr euch vorstellen wie das ist? Vielleicht nicht so schlimm wie erblinden, aber ähnlich wie wenn man erblindet. Zuerst jede Minute ein anderes Gefühl, ein tiefes, volles Gefühl, man schwimmt in einem Meer aus Gefühlen, eine dichte Atmosphäre umgibt einen, wie im Wasser - plötzlich wird man aus dem Wasser gezogen und fühlt nichts mehr. Die große Leere. Ich weiß meine Gefühle sind noch da aber ich fühle sie nicht mehr. Ähnlich wie Antidepressiva wo man spührt dass alles unterdrückt wird aber noch da ist.

Es ist sehr schwierig meiner Freundin gegenüber nichts zu empfinden mit der ich nun ein halbes Jahr zusammen bin. Es gab aber auch andere Phasen der Beziehung, zb. ganz am Anfang da hatte ich ganz ähnliche Gefühle wie als Kind, aber hauptsächlich Angst verlassen zu werden. Und ein seltsames Gefühl wie eingesperrt zu sein in Melancholie. (wie das Ende des Films "AI - Künstliche Intelligenz" da landet der künstliche Junge in einer Art Traumwelt in der er bis in alle Ewigkeit mit seiner Mama in einem Zimmer ist. Alles was er sich gewünscht hat war geliebt zu werden und nicht von seiner Mama getrennt zu werden. Er wünschte sich genau das selbe wie ein echtes Kind, Geborgenheit und geliebt zu werden von seiner Mama. Es ist so traurig dass er mit ihr auf Ewig eingesperrt ist und es das einzige ist was er jemals erleben wird. Dieses Eingesperrt sein in Melancholie ist schrecklich)


Vielleicht will ja jemand mit mir philosophieren über dieses Thema.

Ich freue mich,

Liebe Grüße Jascha
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jascha!

Ich glaube schon das es gewisse Gründe gibt weshalb man die Dinge um sich herum mit eher negativen Gefühlen gemischt betrachtet.
Es gibt immer einen Grund für alles.
:)

Ich glaube nicht das Kinder die Welt so sehen wie du früher, also nicht generell, das eine oder andere bestimmt schon, das kommt ja auch immer auf die Erfahrungen an, die das Kind so macht.

Ich habe mich das auch oft gefragt und ich habe nun ein dreijähriges Kind, das mir seine Welt zeigt.
Ich glaube die staunen eher, und wundern sich und wenn sie eine Bezugsperson haben, der sie zu 1000% vertrauen, nehmen sie Dinge auch einfach an. Also wenn ich zu meinem Kind sage: "Blau ist grün" würde es mir glauben und das so annehmen. Sowas mache ich natürlich nicht, es soll nur versinnbildlichen wie ein Kind vertraut.
Und wenn ein Kind in sicheren Verhältnissen groß wird, vertraut es den Dingen und betrachtet alles eher gelassen mit überwiegend positiven Gefühlen.
Denke ich. Sehe ich so bei meinem Kind.

Ich denke das Kinder, die negative Erfahrungen machen, und das dauernd, gerade am Anfang ihres Lebens, das die das Geschehen mit gemsichten bis negativen Gefühlen betrachten und das, wenn sie nicht herausfinden und verarbeiten weshalb, ihr ganzes Leben lang.
Taubheit ist ein Schutzmechanismus.
Und ein Zeichen für Depression.
Ich kenne all das sehr gut aber ich fand meinen Weg.
Hast du denn ein traumatisches Erlebnis gehabt, bei dem sich hinterher alle Gefühle in Watte gepackt haben?
Etwas was du gefühlsmäßig mit deiner emotionalen Lage in Verbindung bringst?
Darf ich fragen wie alt du bist?


LG Maumel
 
Hallo Maumel,

freut mich dass du hier bist!

Das klingt interessant, ich merke schon, das hier geht für mich in die richtige Richtung. Ich hoffe auf weitere Beiträge!



Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt. Ich weiß keine Antwort auf deine Fragen.
Die Definition eines traumatischen Erlebnises liegt für viele Leute verstärkt auf Missbrauch oder Gewalt. Ich habe weder sexuellen Missbrauch noch starke körperliche Gewalt ertragen müssen. Ich bin sehr froh darüber. Ich habe immer sehr tief mitgefühlt mit Menschen die so etwas erlebt haben. Meistens habe ich es aus den Medien erfahren. Es tat mir immer am eigenen Körper weh und öfters habe ich mir gewünscht ihnen den Schmerz abzunehmen. Ich habe viel seelischen Schmerz aus der Welt aufgenommen und mich damit auseinandergesetzt, schon sehr früh als Kind. Ich habe auch viel seelische Schmerzen in der Familie erfahren und mitgetragen. In der Schule habe ich später mit zehn bis dreizehn Jahren auch viel seelische und körperliche Gewalt erlebt.


Was heißt das für dich, dass sich hinterher alle Gefühle in Watte gepackt haben? Was meinst du damit?
 
Hallo Jascha!

Schön von dir zu hören!
Ich nehme an, du bist viel sensibler als die meisten anderen Menschen.
Normalerweise gibt es im Gehirn Barrieren, die den Menschen davor schützen zu viele, zu intensive Gefühle zu erleben, in bestimmten Situationen geht das sehr schnell, wie beim Schock.
Auch muß man, wie du schon sagst, nicht die allgemeingängigen Ursachen für Traumata erlebt haben, um ein Trauma zu haben.
Ich glaube schon das es bei dir so eine Art Prägung ist. Wir lernen von anderen Menschen, wie wir die Welt wahrnehmen.
Die Eltern eben, je nachdem, wie sie in ihrem Leben agieren, reagieren wir als Kind darauf.

Ein Beispiel: Meine Mutter ist immer schon etwas anfällig für psychische Probleme, sie rastet wahnsinnig schnell aus.
Vor diesem Hintergrund wird klar, das man in einer solchen Athmosphäre sehr niedergedrückt wird.
Als Kind hat man Angst einen Ausraster heraufzubeschwören und wenn man nicht weiß was einen erwartet, kann man nicht gelassen leben.
Also lebt man sozusagen in ständiger Furcht und gibt sich selbst als äußerst angepasstes Wesen. Und das hat natürlich seine Folgen. Ich bin z.B. nicht in der Lage meine Meinung in der Öffentlichkeit zu vertreten, also wenn es schwierig wird, meine ich. Lapidar: Jemand reagiert ungehalten oder genervt auf irgendwas, und ich kann dem nicht entgegentreten, entsprechend reagieren.


Es gibt so viele Dinge, die einen Menschen zu dem machen, der er ist.
Ich glaube aber schon, das die Bezugspersonen eines Kindes, den größten Einfluß auf seine Persönlichkeitsbildung haben.

Manchmal passiert etwas, wie ein Unfall o.Ä. und man hat später das Gefühl die eigenen Gefühle sind wie mit Watte umhüllt. Sie kommen nicht an die Oberfläche, sie sind zwar da aber das weiß man, fühlt es aber nicht.
Ich fand damals keine bessere Beschreibung für diesen Zustand.
Ist bei dir ähnlich zur Zeit?

LG Maumel
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Maumel schrieb:
Manchmal passiert etwas, wie ein Unfall o.Ä. und man hat später das Gefühl die eigenen Gefühle sind wie mit Watte umhüllt. Sie kommen nicht an die Oberfläche, sie sind zwar da aber das weiß man, fühlt es aber nicht.
Ich fand damals keine bessere Beschreibung für diesen Zustand.

Emotionen sind Reize, die sehr intensive, sehr persönliche Reize.
Werden sie durch ein Elementarerlebnis überboten so werden diese durch die Strahlkraft des Moments dessen größter Kraft überblendet. Das innere Werteverständnis wie auf den Kopf gestellt.

Je mehr man seine Situation realisiert, desto größer wird dieser Effekt.
Ist sie vollständig realsiert, kommt der Moment, in dem man dann feststellt,
daß während dieser Phase viel liegen blieb. Aufgepaßt,
es entsteht schnell Angst* durch Schuldgefühle gegenüber dem emotionalen Umfeld.
Der zweite Akt, die Kraft des Erlebnisses bewußt positiv nutzen,
um zurück ins normale Leben zurückzukehren.

Manchmal wenden sich Freunde, gar Familienteile ab, weil sie nicht damit umzugehen wissen.
Teilweise wirkt man sehr verletzend, ohne es zu wollen.
So sucht den Kontakt und kommuniziert den Grund Eurer Abstinenz.

https://www.symptome.ch/threads/kom...ch-fliessend-deutsch.69587/page-2#post-480679

liebe Grüße
der Postbote

*Angst, wenn man Ihr nicht bewußt mit der Ehrlichkeit zu sich selbst begegnet, stellt die inneren Weichen auf Depression als Reiseziel.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja es ist ähnlich bei mir. Ich weiß aber nicht genau, ob ich diesen Zustand nicht selbst, absichtlich herbeigeführt habe. Ich habe mir lange zeit gewünscht meine Gefühle abschalten zu können, durch konzentration und meditation, durch fokusieren auf den Augenblick, auf das jetzt. Es hat irgendwie funktioniert, aber nicht so wie ich wollte.

Wir müssen aber erstmal unterscheiden:

Die Gefühle, welche ich als Kind hatte, diese meist traurigen verletzlichen Gefühle mit der ich die Welt gesehen habe, die sind nach und nach langsam weniger geworden als ich älter wurde. So zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren hat mich diese imense Traurigkeit dann spührbar losgelassen. Sie war noch da, aber nur wenn ich mich in sie hineingefühlt habe und mich daran erinnert habe. Aber sie hat nicht mehr mein Leben bestimmt.

Man könnte eigenltich auch sagen diese Traurigkeit ist nicht verschwunden sondern hat sich verlagert. Sie ist übergegangen während der Pubertät in Selbstzweifel und Unzufriedenheit mit meinem Aussehen. Ich hatte wenig Selbstbewusstsein und zog mich immer mehr zurück. Dies ist das Problem mit dem ich die letzten sieben Jahre zu kämpfen hatte. Wenn man den Diagnosen folgt, Depression, posttraumatische Belastungsstörung und Zwangsstörung, Angstzustände. Wenig Freunde - bis keine mehr - wenig Erfahrung mit ausgehen - wenig bis gar keine Erfahrung mit Mädchen. Schulabbruch mit siebzehn als ich merkte es geht nicht mehr, ich muss was ändern. Vorher hatte ich mich lange Zeit durchgeboxt, mit Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin. Auch ständig meine Zwangsstörungen mit noch mehr Selbstzwang zurückgehalten.

Dies war der Kreislauf die negativ-Spirale aus der ich entkommen wollte. Viele male bin ich gescheitert, doch irgendwann vor fast zweieinhalb oder eineinhalb Jahren (ich erinnere mich im moment nicht mehr) habe ich einen allerletzten Versuch unternommen. Ganz bewusst entweder... oder.... Ich entschied mich für das oder... naja das weißt du ja sicher, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Und es hat geklappt. Aber war es wirklich meine Mentalreform welche mir alle Gefühle genommen hat, und tief in mir versteckt hat .... wow... auf das ich sie wieder finden kann.... auf das ich sie wieder neu entdecken kann...
(Du mußt sie jeden Tag aufs neue für Dich selbst einmal mehr entdecken... )
auf das ich sie mit neuen Augen sehen kann, anders erleben und erfahren kann. Mit meiner jetztigen Lebenserfahrung neu beurteilen zu können. Es fühlt sich nämlich an, wie wenn meine Gefühle leere Hüllen geworden sind. Die Zeit, dem nachzutrauern was nicht mehr ist, zurückholen zu wollen was man nicht mehr hat, kann man auch damit verbringen, Neues zu suchen, Neues zu finden, und alles neu zu erleben. Diese leeren Hüllen warten nur darauf gefüllt zu werden mit anderen Gefühlen, neuen Gefühlen.

Kann es denn wirklich möglich sein? Ich weiß schon Erkenntnis hin oder her, ob es nun wirklich eine Tatsache ist, dass mein Bewusstsein einen so schlauen Plan verfolgt. Denn wenn ich daran glaube und meine Gedanken in diese Richtung lenke, bestimmt meine Wahrnehmung meine Realität. Und ich glaube fest daran.
 
Nun muss ich unwillkürlich daran denken, dass ein Baby schreit, wenn es etwas möchte und ein Kleinkind seine Gefühle und die Entsagung seiner Wünsche oft sehr tränenreich zum Ausdruck bringt. Ein Kind also ein starkes Gefühlswesen ist.

Ich denke, so wie wir im Laufe der Zeit geistig dazulernen, so lernen wir unsere Gefühle anders einzuordnen. Teilweise auch aufgrund einer gewissen Desillusionierung durch Erfahrungen, gesellschaftliche Zwänge, Erziehung, Kopieren Anderer, etc.

Ein Erwachsener, der z.B. wegen eines nicht erfüllten Wunsches nach einem Lolli, um es überspitzt auszudrücken, in Tränen ausbricht:D, wäre nicht wirklich ein gefragter Typ, sondern hätte gravierende Entwicklungsmängel.

Die Gefühle eines Kindes behalten wir alle nicht. Das wäre unrealistisch und es ist auch gut so, dass wir es nicht tun. Denn ein Erwachsener muss mit dem Wissen um viele Dinge leben, die für ein Kind unerträglich wären.

Auch wenn man im Grunde seines Herzens ein Stück weit immer dieses Kind bleiben wird, denke ich, dass es normal und notwendig ist, mit der Zeit weniger emotional zu werden.
Insbesondere aber, wenn man wie Du aus einer längeren Phase der starken Emotionalität kommt, die mit einer Aufarbeitung von psych. Problemen mMn. zwangsläufig verbunden ist.

Ich kenne das selbst aus der Zeit meiner Gesprächstherapie, in der ich mich zudem auch mit der von uns damals über Monate aufgenommenen heroinkranken Schwägerin permanent in einer Art Gesprächstherapie befand.
Diese Dauertherapiesituation fand ich so anstrengend, dass ich irgendwann an einem Punkt angekommen war, wo ich von Gefühlen erstmal überhaupt nichts mehr hören wollte.
Da habe ich für mich entschieden, dass das permanente Befassen mit den eigenen Gefühlen auch eine sehr egozentrische Sache ist und meine Gefühle gerade nicht wichtig sind.
Ich kann wohl stolz darauf sein, dass meine Schwägerin sich im Anschluss von meinem Bruder, einem Junkie getrennt hat, und von dem Zeug loskam. Die psych. Anstrengung hat sich also gelohnt.

So denke ich, dass es sich auch für dich gelohnt hat und Du dich aktuell nur in einer Art gefühlsmäßigen Burnoutphase befindest, die ich nachvollziehbar finde und die sich wieder geben wird.
Da kann ich dir nur empfehlen deine Gefühle Mal bewusst eine Zeit lang nicht so wichtig zu nehmen. Deine Psyche macht das momentan wohl unbewusst schon von ganz alleine.
 
Hallo nicht der papa,

ist für mich nachvollziehbar was du schreibst. Doch diese Suche nach meinen Gefühlen und teilweise nach Antworten und Hilfe, ist keine egoistische Sache. Zu einem teil natürlich schon. Aber hauptsächlich setze ich mich damit auseinander weil ich eine wundervolle Freundin habe, eine Erfüllung und eine Aufwärtung des Lebens in jeder Hinsicht, durch Sie. Sie liebt mich, und ich will sie auch lieben, aber ich weiß nicht was Liebe ist. Als ich sie die ersten paar mal traf, habe ich mich etwas in sie verliebt, ein kleines schönes Gefühl jedes mal wenn ich an sie dachte und jedes mal wenn ich sie sah. Dann sind ihr meine Blicke aufgefallen und sie hat sich in mich und die Art wie ich sie angesehen habe verliebt ohne dass sie wusste was ich für sie empfinde. Obwohl sie fast zehn Jahre älter ist und aus einem ganz anderen Kulturkreis kommt, wo es ein stilles Verbot ist, sich mit einem Europäer einzulassen, trotzdem hat sie mich angesprochen und wollte mich kennenlernen mit dem ganz klaren Ziel mein Herz zu gewinnen. Ich war hin und weg, und ganz am Anfang spührte ich auch euphorisches Glücksgefühl und Freude darüber dass sie auch in mich verliebt ist. So etwas ist mir noch nie passiert und ich habe so lange darauf gewartet. Dann kam die schmerzhafte Phase, wo ich schreckliche Angst hatte wieder verlassen zu werden. Doch dieses mal wurde ich nicht verlassen. Sie hat angefangen mich zu lieben, nicht nur verliebt zu sein. Und meine Welt hat sich auf den Kopf gestellt. Ich wusste nicht mehr wer ich bin, ich war immer festen Glaubens es würde ein tragisches Ende mit mir nehmen, ohne dass jemals der Schmerz offenbart wurde, der mich so lange quälte. Ja meine Formulierung jetzt klingt nach Selbstmitleid. War es damals auch. Nachdem ich so viele Jahre gekämpft hatte und niemand verstanden hat was in mir vorgeht, ist es wohl natürlich dass man zu so einer Selbstmitleideregenden Melancholie kommt und meint man könne sich dadurch stärken. "Ich, der gebrochene Junge, der immer nur gutes tun wollte, und so gequält wird von der Welt, der sein tragisches Ende findet ohne jemals die Liebe erleben zu dürfen" - zum kotzen! Aber für mich ist es verständlich dass ich in so eine Stimmung hinein gekommen bin. In den vielen Jahren wo ich es so oft versucht hatte. Dies war keine absichtliche Selbstbemitleidung, die auch sonst niemand an mir sah. Diese Stimmung war wohl das Resultat so vieler missglückter Versuche, als sich irgendwann der Glaube aufdrängte verflucht zu sein.

Naja diese Gefühlsleere war schon etwas beunruhigend. Nicht mehr traurig zu sein wenn jemand den man liebt stirbt, nicht mehr glücklich zu sein wenn man etwas wundervolles bekommt, kein mitleid mehr zu fühlen mit jemandem der sich auf dem boden windet. Dies ist durchaus beängstigend!
So realitätsfremd zu sein, jede minute die man nichts fühlt zu glauben man wär in einem Traum.

Ich tue damit den Menschen ungewollt weh die ich liebe, die ich irgendwo tief in mir liebe. Außerdem ist das Körpergefühl immer noch da, sexuelle Lust ist immer noch da, weil die scheint mir ein Uhrinstinkt ist. Ich habe Angst meine Freundin falsch zu behandeln, nun da ich fast nichts mehr fühle. Es könnte schon sein dass sie auch noch ein weiterer Auslöser war der mich in diesen Gefühlsschock gebracht hat. Wenn etwas eintrifft dass sein jahrelanges Weltbild auf den Kopf stellt.

Ich bin sehr zuversichtlich dass ich mein Leben teilweise von neuem beginnen kann, dass diese Gefühlsleere ein Geschenk ist, ein Geschenk neu anzufangen, neu zu leben und zu erleben.

Gestern kam sie nach fünf Tagen Abwesenheit wieder zurück. Und nachdem ich hier im Forum angefangen habe darüber zu schreiben, stellte sich schon ein erster kleiner Erfolg ein. Ich hatte nämlich gestern ein sehr schönes Gefühl, sehr schwach, aber es war da, und ich habe so viel empfunden wie schon lange nicht mehr. Vielleicht gerade weil ich es ausgeschrieben hatte und langsam zu einer anderen Ansicht komme was diese Leere in mir betrifft. Weil ich beginne es zu akzeptieren, weil ich mir die Zeit gebe die ich brauche und zuversichtlich bin dass diese Veränderung die meine Gefühle betrifft, etwas Gutes ist.

Man würde es nicht meinen, aber ich schreibe eigentlich nicht gerne darüber.
 
Ich schreibe nicht gerne darüber weil ich es hasse, alles zu zerpflücken, alles auseinander zu nehmen und zu analysieren. Früher habe ich einfach nur Gefühlt, aber irgendwann wollte ich wissen warum ich so fühle, und was ich tun kann um etwas zu ändern. Weil es sehr weh getan hat.

Ich hoffe ich kann bald damit aufhören und einfach nur leben ohne jede Situation und alles in mir zu analysieren. Wahrscheinlich wäre es dieses mal gar nicht nötig gewesen, die Gefühle wären auch ohne dieses Thema zu eröffnen, zurückgekommen, bzw. ich hätte sie neu entdeckt ohne wissen zu müssen dass ich die Chance habe sie neu zu entdecken.


Was haltet ihr vom Begriff HSP - Hoch sensible Person?
 
Hey postbote, das klingt interessant, ist aber sehr schwierig zu verstehen:
Emotionen sind Reize, die sehr intensive, sehr persönliche Reize.
Werden sie durch ein Elementarerlebnis überboten so werden diese durch die Strahlkraft des Moments dessen größter Kraft überblendet. Das innere Werteverständnis wie auf den Kopf gestellt.
Was ist für dich ein Elementarerlebnis?

Je mehr man seine Situation realisiert, desto größer wird dieser Effekt.
Ist sie vollständig realsiert, kommt der Moment, in dem man dann feststellt,
daß während dieser Phase viel liegen blieb. Aufgepaßt,
es entsteht schnell Angst* durch Schuldgefühle gegenüber dem emotionalen Umfeld.
Was bieb während dieser Phase liegen? Was verstehst du unter emotionalem Umfeld?
Der zweite Akt, die Kraft des Erlebnisses bewußt positiv nutzen,
um zurück ins normale Leben zurückzukehren.

Manchmal wenden sich Freunde, gar Familienteile ab, weil sie nicht damit umzugehen wissen.
Teilweise wirkt man sehr verletzend, ohne es zu wollen.
So sucht den Kontakt und kommuniziert den Grund Eurer Abstinenz.
Gefühlsabstinenz, Emfpindungsabstinenz?

Verzeih die vielen Fragen, aber mir fehlt schon ein Grundbaustein um das hier zu verstehen, nämlich was ein Elementarerlebnis in dieser Situation ist.

Danke dir, Liebe Grüße Jascha
 
Lieber Jascha,

unter einem Elementarerlebnis verstehe ich ein Erlebnis, einen Gedanken oder eine Erfahrung, die unweigerlich die Frage Sein oder nicht Sein aufwirft. Meist ist es im Moment des Geschehens einem selbst nicht bewußt. Oft kommt es Jahre später erst im Rahmen solcher Lebenswege, wie dem Deinigen zum Vorschein.

Es blieb liegen die Beantwortung dieser Frage. Dazu gehört eine persönliche Gesamtinventur Deines Lebensweges. Anhand derer gilt es, aus dem was Du hast, Deine Ziele auf Erreichbarkeit zu hinterfragen. Nicht um sie loszulassen, sondern um zurück auf den Weg zu finden, damit diese wieder für Dich erreichbar sind.

Man tut im Glauben eine Menge Dinge. Die Gefühlsabstinenz, Empfindungsabstinenz, dieses Gefühl, nicht mehr man selbst zu sein,
es ist ein innerer Konflikt der Frage Schein oder Sein. Jeden Tag fragt man sich ein Stückchen mehr, wo man heute noch einen Grund herzaubern kann, überhaupt noch Anschluß so finden zu können, das aus Hoffnung eines Tages Glück in Erfüllung wieder in Dich einkehr hält.

Die Steine Jascha, die Steine sind in Dir!


liebe Grüße
der Postbote
 
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