Gefühle, Gedanken und alles was dazu gehört - ist manchmal einfach zu viel!
28.03.2010
Liebe Mama,
ich weiß gar nicht so recht wie ich anfangen soll, auf jeden Fall möchte ich dir noch einige Dinge sagen, die ich in einem Gespräch nicht ausdrücken könnte oder es nicht fertig bringen könnte aus Angst dir damit weh zu tun.
In der Vergangenheit ist vieles passiert was nicht sehr schön war. Oft haben wir uns gestritten und anschließend nicht darüber gesprochen. Oft haben wir Dinge gesagt oder getan die uns gegenseitig verletzt haben, doch haben wir uns immer iweder vertragen. Doch nun ist der Zeitpunkt gekommen an dem es so nicht mehr weiter gehen kann, zumindest nicht für mich.
Ich kann nicht mehr so tun als wäre alles in Ordnung. Ich kann nicht mehr einfach vergessen...ich muss all die Dinge verarbeiten, bearbeiten können. Dafür brauche ich Zeit und Abstand. Zeit um mich erholen zu können, zeit um verstehen zu können, Zeit zum nachdenken. Diese zeit werde ich mir nehmen und in dieser zeit werde ich alleine weiter gehen, ohne dich.
Ich kann so nicht mehr weiter machen.
Ich kann mir nicht mehr Gedanken um dich machen, statt um mich. Ich möchte mich nicht mehr täglich fragen müssen wie es dir geht, ob du dem Alkohol verfallen bist, ob du deine Tabletten ordnungsgemäß einnimmst, ob du mit deinem Leben zurecht kommst oder im schlimmsten Fall; ob du noch am leben bist.
Ich möchte keine Angst haben müssen wenn ich dich anrufe, Angst vor den Vorwürfen die du mir machst, Angst vor der Tatsache das du wieder trinkst, Angst das du mich anschreist, Angst das du mich beschimpfst. Angst davor für dich stark sein zu müssen, Angst davor die Wut aushalten zu müssen, Angst vor dem Satz:" Ich kann nicht mehr!", Angst vor einer Selbstmordandrohung.
Mama, damit komme ich nicht zurecht. Ich möchte dich nicht verlieren, ich würde nicht damit klar kommen nichts getan zu haben um es zu verhindern, nicht da gewesen zu sein.
Ich habe dir immer versucht zu helfen, so gut ich konnte.
Aber jetzt kann und will ich nicht mehr.
Ich möchte meinen eigenen Weg gehen und den erst ein mal ohne dich.
Wie lange das dauern wird weiß ich nicht, ich denke es braucht seine Zeit.
Außerdem möchte ich das du endlich dein Leben in den griff bekommst; ohne Alkohol und ohne Tabletten.
Ich wünsche mir, dass du irgendwann wieder stark sein kannst. Stark für dich und manchmal auch für mich.
Ich wünsche mir, dass ich dir irgendwann ein mal erzählen kann was mich bewegt, wie es in mir aussieht.
Dass möchte ich dir erzählen können ohne Angst zu haben dich zusätzlich zu belasten.
Ich wünsche mir, dass ich weiß das es dir gut geht und du mit deinem Leben klar kommst.
Ich wünsche mir meine "alte" Mama zurück.
Vielleicht kannst du sie ja irgendwwo in dir finden, vielleicht dann wenn du deine Probleme ver -und bearbeitet hast.
Mama, das wäre schön.
Letzte Nacht habe ich mir Gedanken um dich gemacht und angefangen belangloses aufzuschreiben. Dabei kam folgendes raus:
Mama,
warum machst du das?
Ich kann dich nicht mehr verstehen.
Erst ist alles okay, dann ist alles dahin.
Erst ist alles lustig, dann ist alles ernst.
Erst ist alles ruhig, doch dann schreist du und es ist laut.
Erst sagst du ich wär dein Schatz, dein Ein und Alles, doch dann sagst du ich wär das letzte und du wolltest nichts mehr von mir wissen.
Erst streichelst du mir über den Kopf,
doch dann schglägst du mir ins Gesicht.
Mama,
warum machst du das?
Ich kann dich nicht mehr verstehen.
Verletzen tust du mich, indem du mich wegstößt.
Mein Vertrauen missbrauchst du, indem du mich belügst.
Du möchtest das ich ehrlich bin, dir meine Sorgen verrate?
Im einen Moment bist du stark,
im nächsten liegst du am Boden.
ich kann dir mein Herz nicht ausschütten,
ich habe Angst dir weh zu tun, dich noch mehr zu belasten.
Mama,
was ist nur los mit dir?
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Mama ist mal so und mal anders,
so gefällt sie mir besser.
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Vielleicht sagt dir das geschriebene ja was.
Ich finde es schade das wir eine solch komplizierte Beziehung führen. Uns fehlt so vieles, so viel kleines jedoch sehr bedeutendes. Vertrauen...
Dinge die andere Mütter und Töchter haben, wir jedoch leider nicht. Ich denke wir werden es auch nie finden was uns fehlt, dafür ist zu viel geschehen. Wenn ich daran denke, tut es weh.
Ich weiß nicht was zwischen uns ist, mir reicht es leider nicht aus. Ich wünsche mir so vieles mehr.
Mama,
ich hoffe, wenn wir beide stark genug sind, einen Weg zu finden uns zu verstehen und gut miteinander umzugehen.
Die Di´stanz die ich möchte, wird uns sicher dabei helfen. Vielleicht sehen wir manche Dinge dann ganz anders, mit etwas Abstand.
Mama,
ich möchte das du weißt, dass ich aall das in keiner Weise böse meine.
Ich weiß das du immer dein bestes gegeben hast, soweit wie es dein körperlicher und psychischer Zustand zugelassen hat.
Es hat an materiellen Dingen nie gefehlt, in der Hinsicht ging es mir immer gut. Ich weiß, du hättest selbst dein letztes hemd gegeben, damit es mir gut geht.
Jedoch hat leider das wichtigste gefehlt; Liebe, Zuneigung, Geborgenheit, halt, Vertrauen...
All die Dinge fehlen zwischen uns und ich denke es ist zu spät sie aufzubauen.
Doch trotz allem sind wir Mutter und Tochter, irgendwie eins und doch nichts.
Ich hoffe du schaffst es irgendwann stark zu werden, zu bleiben; ja eigentlich zu leben.
Irgendwann vielleicht auch wieder mit mir!
Deine _________