ja, das kam immer mal zur sprache in dem gesamten zeitraum. eigentlich brauchte ich den zeitraum, um erstmal anzuschauen, was alles in mir schlummert. alles, was in mir ist, das durfte eigentlich in meinem leben nicht sein. nur das, was andere erwartet haben. und deshalb dauerte es wahrscheinlich auch, bis ich mich dem gesamten annäherte. immer wieder erlebe ich es auch, dass mir alles zuviel beim sprechen wird. meistens spüre ich mich dann nicht mehr richtig, sitze da, wie versteinert. eigentlich war der gesamte zeitraum ein sehr mühsames herantasten an alles, was man in sich trägt. habe den eindruck, dass das alles irgendwie, wie verschüttet war.

wegen dem neid der anderen: in meiner familie läuft alles auf einer bestimmten, auf den ersten blick unsichtbaren, ebene. vieles über mimik, gesten, blicke. aber jeder der beteiligten weiß dabei direkt, was der andere erwartet.

ein außenstehender würde das vielleicht erstmal nicht erfassen, was sich da abspielt.

die schwierigkeit ist, dass bei mir da eine angst entsteht, dass es mir jemand kaputt macht. bzw. macht es mich auch wütend, dass andere auf mich neidisch sind, weil ich eigentlich kein beneidenswerter mensch bin.

und ich erwarte es, dass andere sich mit mir mitfreuen, seltsamerweise.

das sind teils wirklich banale sachen. beispielsweise ich mache mir etwas leckeres zu essen und sehe bei den anderen an den blicken, dass sie es nicht gut finden, dass ich daran freude empfinde.

denn mit dem thema freude stehe ich auch auf dem kriegsfuß.

wenn ich mir etwas kaufe und freue mich sehr im laden, dass ich etwas bestimmtes für mich entdeckt habe, dann ensteht im laden bereits eine erhebliche angst.

und dann entstehen gedanklich bestimmte bilder, die mir meine freude kaputt machen. weil ich verbinde andauernd etwas in meinen gedanken.

da enstehen regelrechte gedankenketten.

wenn dann etwas schreckliches als bild auftaucht, dann verschiebe ich das schreckliche auf den gegenstand, auf den ich mich freue. und dann ist er nichts mehr wert, weil ich immer an dieses schreckliche bild denken muss.

ich vermute, ich kann das jetzt nicht wirklich verständlich erklären, aber das ist etwas, was mich andauernd begleitet in meinem leben.

kann es vielleicht auch deshalb nicht erklären, weil manches nicht bewusst ist. auf jedenfall ist da immer die angst, auch die angst, was meine freude mit anderen macht, die sich nicht mitfreuen und neidisch sind.

weil bei denen kann ja ein wütendes verhalten entstehen und das kann ich nicht einschätzen, was der andere dann damit macht.

und ich will nicht schuld daran sein, wenn ich den anderen wütend mache.

dabei brauche ich mich nicht schuldig fühlen.

aber das ist anscheinend als muster in mir drin.

wenn ich nicht das mache, wenn ich mich nicht verhalte, wie es andere erwarten, wie beispielsweise die eltern, dann macht es etwas mit ihnen, aber auch mit mir.

vielleicht ist es etwas altes, kindliches. vielleicht hat ein kindlicher anteil eine starke angst, weil früher war es ja wichtig, dass ich das gemacht habe, was die eltern erwarten, denn wenn nicht, gab es keine aufmerksamkeit mehr. und die ist ja für kinder lebenswichtig.

eigentlich ist es einfach zu verstehen: alle beteiligte in meiner familie haben einen mangel an aufmerksamkeit, halt, sicherheit. ein mangel an liebe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich so zurück blicke, denke ich heute, daß ich in dem Zeitraum erwachsen geworden bin, wo ich nicht mehr versucht habe, schwierige Zustände/Situationen/Problemzeiten anderen als Schuld zuzuschieben und zu hoffen, daß die etwas (in ihrem Verhalten) ändern.

das mache ich andauernd, anderen etwas in die schuhe schieben. aber die anderen machen es auch mit mir.

eigentlich wäre es einfach, wenn man halt einfach nicht mehr mitmacht.

ein eigener mensch wird.

aber wie, wie findet man sich selbst, wie entwickelt man ein eigenes und stabiles selbstbild.

vermutlich nur anhand neuer erfahrungen.

weil ich will ja eigentlich nicht mehr das alte, weil es geht mir damit ja nicht gut, aber ich kann und will mich auch nicht trennen.

das verstehe ich nicht, weshalb ich das nicht schaffe.

weshalb ich in den alten strukturen gefangen bleibe.

ich merke einen sehr starken widerstand.

den kann ich nicht durchbrechen.

das würde sich falsch anfühlen, als würde ich mir selbst schaden.
 
Leider hat der Artikel mMn einen Fehler, der wohl noch mehreren Leuten aufgestoßen ist und auch vom Autor eingestanden wird, wenn man sich mal die Kommentare durchliest:
Warum sollte es unerwachsen sein, wenn jemand, der vielleicht als Kind misshandelt oder missbraucht wurde und die Eltern immer noch diese Muster leben (emotionaler Missbrauch hört nicht automatisch auf, wenn man erwachsen ist), den Kontakt abbricht? Dass ich mein eigenes Kind solchen Menschen nicht aussetze, ist für mich nur natürlich. Ich finde das sogar viel erwachsener, als mein Mensch, der sich zeitlebens von seinen Eltern negativ beeinflussen lässt.
Welchen Kommentar bzw welche Antwort vom Autor meinst Du, Piratin? In einer Antwort vom 28.6.2016 schreibt er auch:
Die obigen Erfahrungen sind das Ergebnis meiner Bemühungen, mit diesen traumatisierenden Erfahrungen umzugehen. Vor zwanzig Jahren war ich auch ein Verfechter des Kontaktabbruchs, musste aber in der Nachsorge feststellen, dass die meisten Klienten den Kontakt abbrachen oder der betreffende Elternteil verstarb – es ging ihnen aber nicht besser.
Sie hatten Schuldgefühle aber vor allem entdeckten sie meist in sich ähnliche oder vergleichbare Einstellungen und Handlungen wie bei den verhassten Eltern. Darüber habe ich viel nachgedacht und da hat mir tatsächlich Bert Hellinger mit seinen Erkenntnissen viel geholfen. Obwohl äußerlich getrennt, war die innere Ablösung nicht gelungen. Auf eine negative, oft tragische Weise waren sie den Eltern immer noch „treu“, indem sie ähnlich dachten oder sich verhielten.
Und er hat genau diesen Punkt zum Kontaktabbruch in seinem Blog-Artikel ja auch nicht geändert - weil Du meinst, er hätte gesehen, dass das ein Fehler ist. Der steht ja noch genau so in seinem Artikel.

Gerd
 
Hallo Tascha,

vielleicht ist es etwas altes, kindliches. vielleicht hat ein kindlicher anteil eine starke angst, weil früher war es ja wichtig, dass ich das gemacht habe, was die eltern erwarten, denn wenn nicht, gab es keine aufmerksamkeit mehr. und die ist ja für kinder lebenswichtig.

Ja, für Kinder besonders, aber eigentlich für alle Lebewesen, ist Aufmerksamkeit, Zuwendung und Wärme wichtig zum Aufwachsen und Entwickeln.

Wenn also dieses alte Denk- und Verhaltensmuster sich bei Dir so fest und tief eingenistet hat, daß es immer noch das Sagen hat, wäre es vielleicht an der Zeit, es zu verabschieden, weil die heutige Situation ja ganz anders ist: Du hast andere Ressourcen, die Abhängigkeitsverhältnisse haben sich verändert, die Lebensumstände sind anders. Wenn Du es schaffen kannst, auf diese neuen Umstände zurück zu greifen und mit ihnen zu arbeiten ("lösungsorientiert"), könntest Du voran kommen.

Lösungsorientierte Psychotherapie | Institut für Neurolinguistische Psychotherapie und Supervision
https://www.therapeuten.de/therapien/loesungsorientierte_kurztherapie.htm
https://www.loesungsorientierung.com/moderne-psychotherapie/lösungsorientierte-therapie-systemisch/

Grüsse,
Oregano
 
hey oregano,

wenn ich darüber nachdenke, dann ist mir eigentlich bewusst, dass ich das, nach was ich mich sehne, nicht erhalten werde.

und auch wenn mir das mit dem verstand her deutlich ist, halte ich weiterhin daran fest, weil ich keine andere wahl sehe.

weil es sich, wie eine mauer anfühlt, die ich nicht durchbrechen kann.

fühle mich da wie ein kleines kind, das weint, bis es endlich seine ersehnte flasche mit milch kriegt.

selbst wenn ich eine erwachsene frau bin, es klappt nicht anders.

wahrscheinlich, weil anteile in mir auf dieser kindlichen entwicklungsebene stehen blieben.

aber es hilft natürlich auch nicht, wenn ich mich immer wieder darauf beziehe.

vielleicht klappt es mit kleineren schritten. abnabeln kann man sich ja auch erstmal schrittweise.

aber auch da habe ich nicht wirklich ein empfinden dafür, was geht und was nicht.

das wirkliche abnabeln, mit alleine leben, das klappt auf keinen fall.

weil ich dann eine sehr starke angst entwickele, mit der ich dann ins krankenhaus müßte.

aber ich kann ja auch klein anfangen, zuhause. aber da müßte ich mal erarbeiten, was das für schritte wären.

beispielsweise reagiere ich bereits empfindlich, wenn ich zuhause nicht ausreichend aufmerksamkeit kriege.

fragt sich wirklich, wann ich endlich mal nur gedanklich den anderen sein laßen kann, wie er nun mal ist.

habe den eindruck, dass ich für all die schritte ein eigenes selbst-wert-empfinden aufbauen müßte und das fehlt mir.

kenne mich ja eigentlich als mensch kaum. kenne meine maske, die ich stets mit mir herumschleppe, das brave kind. aber das bin ich nicht nur.

in mir gibt es auch jede menge anderes, ich will nicht immer nur nett sein.

schwierig sich selbst zu finden.

wer bin ich, wenn ich zu dem gemacht wurde, was sich meine eltern ersehnt haben.

lg tascha
 
Auch wenn Du es an Oregano gerichtet hast, Tascha, Du hattest es so ähnlich schon mehrfach geschrieben...
wenn ich darüber nachdenke, dann ist mir eigentlich bewusst, dass ich das, nach was ich mich sehne, nicht erhalten werde.

und auch wenn mir das mit dem verstand her deutlich ist, halte ich weiterhin daran fest, weil ich keine andere wahl sehe.

weil es sich, wie eine mauer anfühlt, die ich nicht durchbrechen kann.
Vielleicht ist das ein mächtiger unbewusster Teufelskreislauf.....da Du es in der Vergangenheit (vermutlich) oft genug so erlebt hast, nämlich dass Deine Bedürfnisse und Wünsche nicht befriedigt und erfüllt wurden, sagt Dir heute noch immer, und immer wieder, eine Innere Stimme "Das wird auch nie werden", "Das wirst Du nie bekommen" - scheinbar aus Erfahrung.

Aber Du hast inzwischen ja Verständnis gefunden, jemand, der wohl weiß und versteht, was in Dir vorgeht, wie Du Dich fühlst.

Und wenn es dabei bisher keine so richtige Lösung gegeben hat, dann müsstest Du, so wie Oregano auch einen Vorschlag macht, Dich vielleicht auf eine neue Suche machen, nach jemand, der mit Dir zusammen aus diesen ersten Ergebnissen weitere Fort-Schritte machen kann.

Ein Therapeut hat einer Bekannten einmal gesagt, Therapie muss und kann nicht unbedingt nur bei einem einzigen Menschen zum Erfolg führen. Man könnte Therapie vielleicht auch wie einen Staffellauf sehen.
Wenn ein Therapeut, eine Therapierichtung nicht mehr weiter kommt, vielleicht "ausgereizt" ist, dann bekommt praktisch der Nächste den Staffelstab.....und es geht weiter.
Und es liegt auf jeden Fall auch nicht an Dir als Patientin! Ich hatte einen Ex-Therapeuten. Und einen Ex-ex-Therapeuten. Und davor hatte ich auch schonmal Gespräche mit einer Therapeutin. Zum Teil sogar ein Jahr lang (nur 13 Termine). Und dann bin ich erst bei der jetzigen Therapeutin "gelandet" - obwohl sie ja zu Anfang am Telefon sagte, dass sie überhaupt keine Zeit für neue Patienten hätte, aber mir geraten hat, mir eine(n) Traumatherapeuten/in zu suchen.....etwas mehr dazu in meinem "Psycho"-Thread :rolleyes:
.
 
erst einmal möchte ich ein danke aussprechen. mich berühren eure beiträge, im guten sinne.

ich hatte mich mal eine weile an anderer stelle über meine schwierigkeiten ausgetauscht und ziemlichen gegenwind gekriegt.

aber hier erlebe ich es anders, habe den eindruck, dass es hier mit dem bestimmten abstand betrachtet wird. nicht wertend.

wegen meiner therapie: am besten wäre, wenn ich meine therapie einfach weiter machen kann, mal schauen, welche wege es gibt.

generell war es für mich sehr schwierig einen passenden therapeuten zu finden.

wegen langen wartezeiten, aber auch, weil nicht jeder für mich geeignet war.

und ich auch nicht bei jedem vertrauen aufbauen kann.

es war fast, wie die nadel im heuhaufen zu suchen.

vielleicht gibt es auch krankheitsbilder, die nicht leicht zu behandeln sind und nicht jeder therapeut damit vertraut ist, war zumindest meine erfahrungen.

es war eigentlich für mich, wie ein wunder, dass ich einen therapeuten entdeckt habe, bei dem ich mich ab den ersten minuten verstanden fühlte.
 
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"Erwachsen ist man wenn man heute mehr Probleme gelöscht hat als gestern."

Ich habe da nie weiter drüber nachgedacht wie ich das definieren wurde. Ich denke zumindest das es keine Frage des Umfelds oder Situation. Zum Erwachsen sein gehört auch die Verantwortung für seine Entscheidungen zu tragen.

Gruß
Roger83
 
es war eigentlich für mich, wie ein wunder, dass ich einen therapeuten entdeckt habe, bei dem ich mich ab den ersten minuten verstanden fühlte.
Hallo Tascha,

das ist schön! Und es mag sehr helfen, wenn man sich verstanden fühlt. Nur: ist denn auch durch die Sitzungen mit diesem Therapeuten eine Besserung eingetreten? Hat sich in Deinem Leben durch die Therapie etwas zum Guten verändert? Oder blieb es beim "sich verstanden fühlen"?

Ich frage deshalb, weil ich gerade eine Erfahrung mit einem Arzt (hat nichts mit Psychotherapie zu tun) gemacht habe, wo ich mich in Bezug auf Allergie, Intoleranz, Mastzellenaktivierungssyndrom usw. ganz super gefühlt habe, weil er zu all diesen Themen etwas zu sagen hatte. Ich war so begeistert, daß mir gar nicht aufgefallen ist, daß er im Grunde außer sehr vielen Bluttests nicht wirklich etwas vorschlagen konnte, was diese Reaktionen mildert oder sogar aufhebt. Die Rechnungen kamen sofort, etwas später sein Arztbericht, und in dem fanden sich völlig falsche Angaben, die zeigten, daß er mir nicht wirklich zugehört hatte.
Was ich damit sagen möchte: sich verstanden fühlen, tut immer gut, aber es sollte darüber hinaus auch zum Eindruck führen, daß sich der Arzt-/Therapeutenbesuch gelohnt hat und man damit weiter gekommen ist.

Grüsse,
Oregano
 
Sich verstanden zu fühlen ist wichtig, genauso wie die Frage, ob man eine gemeinsame Ebene zur Kommunikation findet. Um Probleme zu bewältigen, reicht das allerdings in der Regel nicht aus. Das erfordert auch einiges an Arbeit und zwar nicht nur auf der Therapeuten, sondern auch auf der Patientenseite.

Was das erwachsen sein angeht, so habe ich mich auch lange nicht erwachsen gefühlt. Zumindest nicht so erwachsen, wie ich als Kind dachte, dass meine Eltern erwachsen wären. Schließlich hatten die gefühlt immer alles unter Kontrolle! Absolute Kontrolle ist aber, meiner Meinung nach, realistischer Weise nicht erreichbar. Ich komme mit meinem Leben klar und bin zufrieden. Perfekt bin ich nicht, muss ich aber zum Glück auch nicht sein.
 
Tief im Innern fühle mich nicht als erwachsen und gerade das, nicht immer kontrolliert und diszipliniert zu sein und die Welt oft mit Kinderaugen zu betrachten, das bin ich und macht vieles für mich leichter, unbeschwerter und bunter.

Liebe Grüße von Wildaster

 
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