Ich (wir) fühlen uns im Stich gelassen !

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Hallo zusammen !

Ich bin eigentlich der Typ, der seine Probleme lieber selber löst. Doch irgendwie komme ich jetzt nicht mehr weiter. Nur schnell zu meiner Person. Ich bin 31 und arbeite als Lokführer. Natürlich im Schichtdienst. Ich und meine Frau leben jetzt seit 9 Jahren mit unseren zwei Kinder zusammen. Unserer gemeinsamer Sohn ist 8 Jahre alt und unsere Tochter (Kind aus einer früheren Beziehung meiner Frau) ist 12 Jahre alt.

Mit unserer Tochter haben wir seit zwei Jahren Probleme. Am Anfang waren es noch die "normalen" Schwierigkeiten, wo wahrscheinlich alle Eltern mitmachen müssen. Aber jetzt ist es mittlerweile so weit gekommen, das meine Frau keine Nerven mehr für unsere Tochter hat (und ich eigentlich auch nicht mehr) und sie der vollen Überzeugung ist, das sie weg muss (z.B. in ein Heim für begrenzte Zeit). Versteht mich / uns bitte nicht falsch. Es geht nicht darum, sie einfach abzuschieben. Es geht darum, unsere Akkus mal wieder aufzuladen. Leider haben wir niemanden aus der Familie oder Freundeskreis, der uns entlasten könnte und unsere Tochter mal ein paar Tage nehmen könnte. Wie konnte es nur soweit kommen? Meine Frau ist einfach nur noch platt und weint des öfteren. Ich tröste sie dann und bis jetzt haben wir uns immer wieder motivieren können,unser bestes zu geben.
Aber jetzt ist die Motivation weg und wir schaffen es nicht mehr, uns dem Problem zu stellen. Harmonie in unserer Famiie gibt es seit Monaten schon nicht mehr. Unsere Tochter kann sich nicht an die einfachsten Regeln halten, sie sucht ständig Streit mit ihren Bruder und umgekehrt. In der Schule hat sie die letzten drei Jahre konstant abgebaut. Sie hat ständig das letzte Wort und muss immer diskutieren. Des weiteren sucht sie auch Streit mit ihren Mitschülern. Wir haben sie schon dreimal erwischt, wie sie von uns Geld geklaut hat (30,100 und 200 Sfr). Sie nutzt jede Gelegenheit aus, unser Vertrauen zu missbrauchen und schlägt auch des öfteren ihren kleinen Bruder. Ausserdem lügt sie, das sich die Balken biegen. Wir dachten, das gehört alles irgendwie zur Pubertät und das würde sich nach einer gewissen Zeit schon wieder bessern. Das dachten wir jetzt schon drei Jahre lang. Meine Frau plagt sich mit Schuldgefühlen und gibt sich selber die Schuld. Das was ich über unsere Tochter geschrieben habe passiert (ausser das Klauen) mittlerweile täglich und wir haben alles probiert. Wir haben es mit aller Strenge sowie auch mit aller Liebe zu ihr versucht, doch keiner Besserung. Und immer wenn wir dachten, es geht langsam vorwärts kam gerade die nächste Katastrophe. Wir haben sie beim Schulphysologen angemeldet, wo sie jetzt mittlerweile seit zwei Jahren jede Woche einmal hingeht. Wir haben engen und häufigen Kontakt mit den Lehrern. Auch ich bin mittlerweile in psyologischer Behandlung seit zwei Monaten. Auch bei Familienberatungsstellen waren wir schon, aber keiner hilft uns. Sie sagen immer, so lange die Unterricht in der Schule nicht behindert, ist alles ok, selbst dann wenn sie gar nichts lernt, weil sie sich am Unterricht schon lange nicht mehr beteiligt. Würden wir eine Bestätigung von den Lehrpersonen haben, das sie massiv den Unterricht stört und die Mitschüler ablenkt, wäre es mit der Plazierung in einen Schulheim einfacher, bzw. wir würden finanzielle Unterstützung erfahren. Aber so wie es jetzt ist, müssten wir, wenn wir wirklich auf eine Platzierung in einen Schulheim bestehen, die Kosten von ca. 10000 Sfr pro Monat selber tragen, was bei unseren Einkommen einfach unmöglich ist. Und so schliesst sich der Kreislauf. Zu Hause wird es immer schlimmer und ich zerbreche an den Gedanken, alles zu verlieren. Die Famiie, die Frau, meine Kinder, meinen Job und schlussendlich meinen Verstand. Dabei war ich einmal so stolz auf das alles.Doch jetzt schäme ich mich nur und fühle mich masslos im Stich gelassen.

Ich erhoffe mir hier einen entscheidenen Tip oder Rat, der mich aus der Sackgasse meines Leben vielleicht wieder rausführen kann, denn lange halte ich nicht mehr durch.

Vielen Dank schon einmal im Voraus
 
Hallo, und guten Morgen!

Ich nehme an, dass Dich eine Moderatorin auch noch hier willkommen heißt, aber da ich Deinen Beitrag gerade lese, heiße ich Dich schonmal herzlich willkommen hier im Forum!

Mir scheint nach dem Lesen Deines Textes zweierlei wichtig:

Es macht keinen Sinn, die Tochter alleine zum Schulpsychologen gehen zu lassen, es macht auch keinen Sinn, dass Du alleine zur Therapie gehst, es macht auch keinen Sinn, die Tochter wegzuschicken.

Sinn würde eine systemische Familientherapie machen. Eine Familientherapeutin könnte ins Haus kommen und erstmal beobachten, was im System Familie schief läuft und dann Hilfen geben, wie Ihr alle es besser machen könnt.

In D. gibt es Familienberatungsstellen, gibt es sowas in der Schweiz nicht? Diese sind hier erstmal kostenlos. So etwas könnte Eure erste Anlaufstelle sein.

Nicht nur Ihr (als Eltern) leidet), sondern ich vermute, dass die Tochter auch leidet.

Viele Grüße und alles Gute!

Datura
 
Hallo BVB1980,

auch von mir ein herzliches :welcome: bei uns im Forum!

Du schreibst vor drei Jahren, d.h. das Mädchen war neun Jahre alt, haben diese Probleme angefangen. Ich denke als reines Pubertätsgeschehen kann man das dann wahrscheinlich gar nicht werten.

Ist denn irgendwas passiert vor dieser Zeit? Seid Ihr umgezogen, Schulwechsel, Krankheit, familiäre Probleme? Gab es denn eine belastende Situation die sie so verändert haben könnte? Wie ist das Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater? Hat oder hatte sie schon irgendwelche Erkrankungen, Allergien, etc.? Wurde sie denn aus ärztlicher Sicht schon einmal kpl. durchgecheckt?

Wie ernährt sich die Kleine denn, isst sie gesund und abwechslungsreich? Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie z.B. die Glutenintoleranz können für psychische Veränderungen sorgen, lest Euch dazu hier mal ein:
Gluten-Intoleranz
Verträgt sie denn alles essen oder habt Ihr manchmal den Eindruck sie reagiert auf manche Nahrungsmittel? Wobei man das leider nicht immer einfach so merken muss.

Ebenso könnte ein Nährstoffmangel diese Symptome auslösen, vielleicht fehlen ihr bestimmte Vitamine und/oder Mineralien die für diese psychische Veränderung verantwortlich sind.

Wie ist das mit Eurem Verhältnis untereinander, könnt Ihr Euch normal mit ihr unterhalten, oder läuft das immer gleich aus dem Ruder?

Ich sehe das ebenso wie Datura, sie leidet mit Sicherheit nicht weniger wie ihr, auch wenn es für Euch bestimmt nicht selten den Anschein hat das ist reine Provokation. Meiner Meinung nach ist es unmöglich, dass ein Kind sich mit neun Jahren plötzlich so verändert ohne, dass es einen massiven Grund dafür gibt.

Ich hoffe ich konnte Euch so schon ein bisschen helfen :rolleyes:.

Liebe Grüße 👋.
Heather
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Oregano, Datura und Heather.

Vielen Dank, das Ihr euch mit meinen Problem befasst habt und dazu eure Meinung geschrieben habt.

Oregano, danke für die Links. Ich werde sie heute genau studieren und hoffe, etwas zu finden, was uns weiter hilft. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir schon mal bei einer Familientherapiestelle vorgesprochen. Diese haben uns wegen Auslastung nur zweimal telefonisch "beraten". Vielleicht sollte ich es noch bei einer anderen Stelle versuchen.

Heather, auch dir danke für deine Inputs. Natürlich hast du recht, das man es nicht ausschliesslich auf die Pubertät schieben kann und auch mit deinen Fragen liegst du nicht ganz falsch. Doch ich dachte, wenn ich das alles im ersten Beitrag von schreibe, wird es ein halber Roman. Aber ich führe gerne des Rest noch auf.

Wir sind umgezogen, da war sie gerade im ersten Kindergartenjahr. Jetzt geht sie in die 6. Klasse und hat bereits Ihren 4. Klassenlehrer. Sie hat also in den sechs Jahren viermal einen neuen Lehrer bekommen, wo ich (wir) auch denken, das es ein Grund sein kann, für die Veränderungen. Desweiteren hat sie in unserer Siedlung mehrheitlich nur Jungs in ihren Alter bzw. eins zwei Jahre ältere Jungs. Natürlich gibt es auch ein paar Mädels in ihren Alter. Aber da sind nie Freundschaften entstanden. Auch sind die Kinder verschiedener Nationalitäten, nur die wenigen sind Schweizer Kids.

Zu ihren leiblichen Vater hat sie keinen Kontakt. seit dem sie zwei Jahre alt ist. Sie weiss, das ich nicht der leibliche Vater bin, dies haben wir ihr gesagt, wo sie sechs Jahre alt war. Ihr Vater kommt auch nicht für den Unterhalt auf, da er nicht auffindbar ist. Meine Frau hat bis zu unserer Hochzeit einen lächerlichen Betrag vom Staat (Alimentenbevorschussung) erhalten. Nach unserer Hochzeit vor zwei Jahren haben Sie diese Leistung gestrichen. Ich komme seit den zweiten Lebensjahr für sie auf und habe sie immer wie meine Tochter behandelt. Thema Hochzeit, da gibt es auch noch etwas, was meiner Tochter und uns zu schaffen macht. Ich, meine Frau und unser gemeinsamer Sohn haben alle die selben Nachnamen, nur sie nicht. In der Schweiz gibt es ein Gesetz was verbietet, das ein Kind den Nachnamen vom Stiefvater annehmen kann. In Deutschland wäre das kein Problem. Dann komme ich noch zum grössten Vorfall, der sich im April diesen Jahres ereignet hat. Meine Tochter hat eine versuchte Vergewaltigung von zwei 14jährigen Jungs mitmachen müssen. Wir haben das alles angezeigt bei der Polizei. Die jungs haben das auch zu gegeben und warten auf ihren Proszess. Das Problem dabei ist, das unsere Tochter so weiter macht, als sei nichts geschehen. Klar denkts du jetzt vielleicht, sie verdrängt es und will nicht darüber sprechen. Wir haben das ihren Physologen mitgeteilt, aber auch er sagt, das es kein Thema ist bei den Sitzungen. Und was mich so sehr dabei belastet. Die Jungs sind unsere Nachbarn und laufen mir täglich über den Weg. Das braucht jedes Mal so eine Anstrengung an Beherrschung. Es muss dich sicher schockieren, was du jetzt gelesen hast. Jetzt weist du in etwas, wie es bei mir und meiner Frau aussieht. Zum Thema Ernährung denke ich, das sie von uns gut versorgt wird weil es für uns selber auch wichtig ist.

Datura, auch dir danke für deine Meinung. Du hast sicher recht. Und wenn es falsch verstanden wurde: Es würde uns am meisten weh machen, wenn wir sie in einen Schulheim unterbringen müssten. Aber wenn du das oben gelesen lasst, sind wir ziemlich fertig und sehen unsere Tochter nur noch als Störfaktor. Auch das bitte nicht falsch verstehen, aber der ganze tägliche Stress wird zu 90% duch sie ausgelöst. Ich weiss, sie ist ein Kind und ich sollte mich schämen, für das was ich schreibe. Aber ich einfach nur verzweifelt und weiss einfach nicht mehr weiter.

Ich nehme eure Ratschläge dankend an und werde die Woche schauen, das ich eine Familienberatungsstelle finde und einen Termin dort machen. Wir wollen doch einfach nur eine glückliche Familie sein. Ist das so viel verlangt?
 
Hallo BVB1980,

das ist wirklich alles sehr kompliziert, habe mir sowas schon fast gedacht.

Eine Familientherapie wäre sicher ein guter Ansatz, ich hoffe Ihr habt nun Glück und findet eine geeignete Anlaufstelle :).

Ich kann mir sehr gut vorstellen die Belastung die Euer Wohnort mit sich bringt ist enorm. Eure Tochter (ich sehe sie auch als Deine Tochter) fühlt sich möglicherweise von Euch im Stich gelassen, nicht beschützt, weil Ihr sie nicht aus der Umgebung rausholt in der sich zu den schon vorhandenen Schwierigkeiten auch noch diese zwei Jungs befinden die sie seelisch, und gut möglich auch körperlich, so massiv bedroht und verletzt haben.
Verstehst Du wie ich meine, sie sieht sich den womöglich täglichen Begegnungen mit ihnen hilflos ausgeliefert. Das sie das nicht zugeben würde ist nachzuvollziehen, sie hat genug Stress und will sich vermutlich nicht auch noch damit beschäftigen.

Was mich interessieren würde, habt Ihr denn schon einmal in Erwägung gezogen von diesem Ort wegzuziehen? Ein neuer Anfang wäre vielleicht eine Chance für Eure ganze Familie. Ich meine nicht, dass Ihr weglaufen sollt, vor allem was dem Mädchen passiert und sie bzw. Euch sonst noch belastet müsst ihr aufarbeiten, Euch damit auseinandersetzen, verarbeiten...! Aber eventuell könntet Ihr das als neues Kartenblatt sehen, neues Spiel - neues Glück ;).

Wie sieht sie den Umstand, dass ihr leiblicher Vater offensichtlich nichts mit ihr zu tun haben will? Auch da könnte ich mir vorstellen das macht ihr Probleme.

Hat sie denn Freundinnen und macht sie Sport bzw. hat sie irgendwelche Hobbies die ihr wichtig sind?


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Hallo Heather

Ich war heute schon fleissig und habe für nächste Woche einen Termin bei der Familienberatung gemacht. Wie sagt man so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt!
Ich hoffe, wir kriegen da die entscheidenen Ratschläge, besser mit der jetzigen Situation um zu gehen.

Über einen Wegzug haben wir auch schon nach gedacht, aber wir zweifeln daran, das es dann besser werden könnte. Wir werden das evt. noch einmal in Erwägung ziehen müssen. Ich warte jetzt einmal ab, was die erste Sitzung nächste Woche bei der Familienberatung bringt.

Das der Kontakt zum leiblichen Vater nicht vorhanden ist, stört sie anscheinend nicht. Sie sagt, das sie nichts von ihm wissen möchte, da er sich ja die letzten Jahre nicht um sie gekümmert hat. Wie es im inneren bei aussieht, weiss ich allerdings nicht.

Hey Heather, vielen Dank fürs zuhören. Tut echt gut, wenn mit jemanden darüber reden bzw. schreiben kann.

Gruss
 
Kaufen könnt Ihr soviel Ihr wollt,
doch sie sucht "aufrechte" Aufmerksamkeit,
Identität, authentisches Zugehörigkeitsgefühl.
 
Hallo BVB1980,

ich drücke Euch ganz fest die Daumen :daumendrueck:, dass Ihr bei der Familienberatung einen guten Draht zueinander finden könnt. Und vielleicht ergeben sich daraus eben die "Infos" die Ihr alle voneinander braucht um diese komplizierte Situation verändern zu können :).

Berichte uns doch wenn Ihr dort wart - okay :rolleyes:?


Liebe Grüße :wave:.

Heather


PS: Ich freue mich wenn ich Euch ein bisschen weiterhelfen kann :eek:).
 
Hallo

So nun schreibe ich dir,.denn ich habe diverse Kinder und Jugendliche in diesem Alter in Heimen aufwachsen sehen!!Ich selber bin in Heimen gross geworden.

Nun rege ich mich gerade etwas auf über den Hinweis auf Ernährung ect!!hört auf damit, sondern macht die Augen auf und schaut hin.

Eine soche rebbellion in meinen Augen ist immer auch ein Zeichen von Hilferufen.Sei es das Lügen,klauen u.s.w.

Viel wichtiger ist es als patchworkfamilie auf solche Dinhge zu achten.

Bekommt die Tochter gleich viel aufmerksamkeit wie der jüngere Sohn?Sind gemeinsame rituale der Mutter/Tochter Vater/Tochter vorhanden?

solche Dinge sind zu beachten ioch rede aus erfahrung denn auch ich war in solch einer Familie und genau solche Taten machte ich damals bin Heute 34! um die nötige aufmerksamkeit der Pflegefamiie auf mich zu lenken und zwar egal ob das positive oder negative auswirkungen hatte,hauptsache auch ich war mal im Mittelpunkt.

Denkt mal drüber nach Gruss Chefes
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,

schlimm, es tut mir leid, dass ihr so schwierige Zeiten durchlebt.

Darf ich fragen: Wo ist der leibliche Vater des Mädchens? Wie ist die Einstellung zum Vater?
 
Bekommt die Tochter gleich viel aufmerksamkeit wie der jüngere Sohn?Sind gemeinsame rituale der Mutter/Tochter Vater/Tochter vorhanden?
Gute Fragen, ich hätte auch noch eine.
Wie sieht es mit körperlicher Zuwendung / Zärtlichkeit aus.
Wie oft nehmt ihr Eure Kinder, speziell die Tochter in den Arm, umarmt sie, zeigt ihr so, dass ihr sie liebt?
 
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