Ich komme in meinem Leben nicht mehr klar

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18.04.09
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Hallo zusammen, ich schreibe hier nun, weil ich mit meinem derzeitigem Leben nicht mehr klar komme. Ich habe eine etwas andere Kindheit gehabt und ich habe das Gefühl, dass diese ausschlaggebend für mein jetzige Verhalten ist.
Ich bin 18 Jahre alt und gehe noch zur Schule. Seit meiner Kindheit bin ich etliche Male umgezogen. Insgesamt habe ich bis jetzt bereits fünf mal die Schule gewechselt. Mir fiel es seit jeher schwer Freunde zu finden, geschweige denn diese zu behalten. Ich habe das Gefühl, das ich anders bin, anders als alle meine Mitschüler. Ich meide eigentlich so gut wie jeden sozialen Kontakt, ich gehe fast nie auf iergentwelche Parties. Das macht mich natürlich zum Außenseiter aber ich kann nichts dagegen tun. Beziehungen zu anderen Menschen kann ich auch nur schlecht aufbauen. Ich hatte bisher noch nicht einmal eine Freundin. Ich habe einfach angst davor, dass ich verletzt oder enttäuscht werden könnte. Ich denke, dass das mit meiner Mutter zu tun hat. Sie trennte sich von meinem Vater, als ich sechs Jahre alt war.
Von da an begann eigentlich Alles. Wir zogen ans andere Ende von Deutschland. Meinem Vater standen keinerlei Informationen zu verfügen, über unseren Aufenthaltsort oder Sonstiges. Wir zogen immer wieder um, da meine Mutter Angst hatte, unser Vater könnte uns finden. Er betrog sie mit einer anderen Frau, mit der er auch ein Kind bekam. Nach fünf Jahren dann fand uns mein Vater. Meine Mutter konnte das nicht ganz verkraften und wurde in eine Klinik eingeliefert. Meiner etwas älteren Schwester und mir blieb keine andere Wahl, als zu unserem Vater und seiner neuen Familie zu ziehen. Bisher zogen wir 8 mal um und ich wechselte drei mal die Schule. Wir kamen also in diese neue Familie. Seine Freundin hat uns gehasst. Sie hat uns bei jeder Möglichkeit psychisch völlig fertig gemacht. Unseren Vater hat sie auch immer wieder gegen uns ausgespielt. Er interessierte sich außerdem überhaupt nicht für mich. Ich war nichts weiter, als eine ärgerliche Verpflichtung. Sein kleiner Sohn von seiner Freundin war dagegen Alles für ihn. Nach fast vier Jahren dann kontaktierte unsere Mutter uns wieder. Sie lebt momentan in der Schweiz. Dort darf ich sie einmal im Jahr für ein paar Wochen besuchen.
Die Freundin meines Vaters ist derweilen umgezogen. Meine Schwester und ich leben Mit ihm in einer kleinen Wohnung. Durch seinen Beruf ist er zwei Wochen jeden Monat nicht da und die Zeit, in der er da ist, ist er bei seiner Freundin.

Ich hoffe ich habe das alles nicht zu lang gemacht, ansonsten müsst ihr euch nicht durch den Text quälen.

Ich würde mich aber sehr freuen, wenn mir jemand etwas helfen könnte, vielleicht einen Rat geben könnte, wie ich mein Leben am besten ändern bzw. verbessern kann um endlich einigermaßen normal zu leben.

Vielen Dank euch Allen!
 
Hallo hatte,
da hast Du ja schon einiges mitgemacht für Deine jungen Jahre. Und es ist auch kein Wunder, dass Du Probleme hast, Beziehungen zu anderen menschen aufzubauen, da Du ja nie die Möglichkeit hattest, das zu lernen. Von deinen Eltern hast Du keinen Halt erfahren.
Insofern ist es großartig, dass Du versuchst Dir Hilfe zu suchen. Es gibt in jeder größeren Stadt Pro Familia Stellen, die für Dich vielleicht eine erste Anlaufstelle sein können. Oder gibt es an Deiner Schule vielleicht einen Vertrauenslehrer, an den Du Dich wenden kannst?
 
Hallo hatte,

du hast es nicht gerade leicht gehabt in deiner Kindheit und Jugend. Leider kommt es immer wieder vor, dass die Kinder die Leidtragenden sind, wenn die Eltern nicht mehr miteinander klar kommen. Für dich (ich nehme mal an du bist männlich) kommt noch erschwerend hinzu, dass dein Vater dir alles andere war/ist als eine Vaterfigur, männliches Vorbild oder wie auch immer man es nennen mag.

Dass du dich so fühlst wie du dich fühlst ist einer solchen Lage kein Wunder. Dass du die Dinge so klar siehst und Hilfe suchst, ist allerdings ganz große Klasse. :klatschen

Ich würde dir raten dir einen guten Psychotherapeuten zu suchen, mit dem du die Geschichte aufarbeiten und vor allem hinter dir lassen kannst, um deinen eigenen Weg zu finden. Da deine Eltern dir offenbar beide nicht Halt und Ratgeber dafür sein können, wäre ein solcher "Profi" sicher eine gute Stütze für dich.

Weitere Möglichkeiten: Du bist 18, kannst also frei entscheiden, was du tun willst. Hast du schon eine berufliche Perspektive? Dann könnte ein Weg für dich sein, dir eine Ausbildungsstelle zu suchen und auszuziehen, dich ganz auf eigene Füße zu stellen und dein ganz eigenes Leben anzufangen. Aber auch in diesem Fall könnte dir ein Therapeut hilfreich zur Seite stehen und Ansprechpartner sein für die vielen Fragen, die du deinen Eltern evtl. nicht stellen kannst.

Mir ging es übrigens früher auch so, dass ich mich immer anders und irgendwie ausgeschlossen fühlte. Das änderte sich, je mehr ich zu mir selber fand und die Dinge tat, die ich wirklich wollte - also auch erst nach der Schule, im Studium. Du triffst auf Gleichgesinnte, und mit der Zeit entwickeln sich doch Bekanntschaften und auch richtig gute Freundschaften. Vielleicht dauert es etwas länger, weil du vorsichtiger bist als andere, dafür kannst du dich aber auf diese Menschen um so mehr verlassen, wenn du sie wirklich einmal brauchst.

Gruß
mezzadiva
 
Hallo Hatte,

ich hatte eine ähnliche traumatische Kindheit. Du musst du dich darauf einstellen, einen langen Weg gehen zu müssen um dich selber "wieder zu bekommen". Jeder Mensch braucht
inner Anker, seien es die Eltern oder andere Personen. Ohne geht es nicht. Nachdem deine Eltern in dieser Hinsicht ausfallen, solltest Du dich auf andere konzentrieren. Du brauchts Bindungen. Denke daran, du bist nicht anders als "die anderen". Die sogenannten
normalen hätten dasselbe Emfinden über sich selbst, hätten sie erleben müssen, was du erlebst hast. Solltest du eine Therapie machen wollen, achte darauf, dass du nicht hingehst um geheilt zu werden, damit du endlich gut genug bist. Gehe aus rein egoistischen Motiven hin.
Gruss
Sebastian
 
Solltest du eine Therapie machen wollen, achte darauf, dass du nicht hingehst um geheilt zu werden, damit du endlich gut genug bist. Gehe aus rein egoistischen Motiven hin.

Hallo Sebastian,
das ist ein toller Satz, und du bringst es auf den Punkt! Es geht darum DU SELBST zu werden, das kann man nicht in einer Umgebung ohne Liebe und Vertrauen.

Gruß
mezzadiva
 
Hallo Mezzadive,

das "man Selbst sein" kann deshalb so schwer sein, weil man sich mit den
Augen anderer Menschen betrachtet, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Meistens sind es wohl die Eltern, die man "in sich rein genommen hat", um
ihrem Bilde zu entsprechen, obwohl man diese nicht mehr braucht. Wohl ein von der Natur vorgesehener Reflex, eigentlich dazu gedacht einen im Leben zu unterstützen, im Sinne von liebevollen Eltern, die einen auf dem Lebensweg begleiten. Ist man erstmal gewohnt, sich negativ zu betrachten, ist man
auch bereit sich die eingebildten negativen Blicke und Ansichten vorzustellen.
Bis man sich für den letzten Dreck hält, und alle anderen für gesegnete Herrenmenschen. Da hilft meiner Erfahrung nach nur eine aktive geistige Selbstführung, und der restlose Verzicht auf Wiedergutmachung.
Gruss
Sebastian
 
Wahre Worte, bastel.
Aber bis man so weit ist, dass man mit der geistigen Selbstführung arbeiten kann, ist es auch schon ein langer Weg. Denn die Voraussetzung dafür ist die Erkenntnis der Wahrheit: Ich bin ok, wie auch immer ich bin. Und für diesen Prozess kann m.E. ein Therapeut wertvolle Dienste leisten. Wenn er zu mir passt. Das finde ich ganz wichtig: Der Therapeut muss zu mir passen, nicht ich muss mich für den Therapeuten passend machen. Wenn da eine Unstimmigkeit auftaucht > sofort jemand anders suchen!

Gruß
mezzadiva
 
Hallo Hatte

Ich finde es erst mal toll das du dich zusamen gerissen hast uns von deinem Problem zu beschreiben und ich muss ehrlich sein ich bin schokiert. Mir liefen beim Text sogar Tränen. Das es schwer für dich ist nach solchen Erlebnissen Freundschaft auf zu bauen ist natürlich klar, ich kann es verstehen. Zuerst solltest du dich und deine große Schwester versuchen gut mit einander Klar zu kommen, so richtig zusammen sein und für einander da zu sein, und wenn das erledigt ist könnt ihr zusammen zu eurem Vater gehen oder zu dem seiner Freundin und ihnen strikt und klar erklären das es so nicht weiter gehen kann, ich weiß es erfordert sehr viel Mut und Kraft, aber wenn ihr euch zuerst einmal versucht auszusprechen, vielleicht hilft es ja auch schon so.

Und wenns nicht klappt, versuche einfach jemanden zu finden mit deiner Schwester, vielleicht 1 oder 2 Personen mit denen ihr euch langsam anfreunden könntet, dann hättet ihr noch einen festeren Halt.
Das du noch keine Freundin hast ist nicht schlimm, die Angst verletzt zu werden ist immer da, die habe sogar ich. Versuche über deinen Schatten zu springen und langsam dir erst an Freundschaften und dann an eine Beziehung heran zu trauen, oder gehe zuerst mit deiner sis so in eine Disco. Mit 18 ist das natürlich auch schon was schwerer da sich vielleicht die Spychischen Wunden schon in euch hinein "gefressen" haben aber es sollte nicht unmöglich sein noch etwas zu ändern.

Hast du es mit kleinen Hobbys versucht? Malen? Zeichen? Viel Sport? Spazieren gehen oder gar Dichten? Du wirst erstaunt sein was ein Hobby aus einem macht. Oder wie gesagt mache Sport und gehe in ein Verein, so kann man am besten Freunde gewinnen, so fern das mit 18 möglich ist mit dem Verein,

Also, das wären meine Tipps an dich. Ich hoffe sie helfen dir ein wenig weiter.
 
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